Verleihung des Verdienstordens des Landes Hessen an Herrn Professor Siegfried Heinrich
Bad Hersfeld, 29. November 2014  

Erwiderung

Sehr geehrter Herr Staatssekretär,
sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrter Herr Bürgermeister,
verehrte Damen und Herren,

für die Verleihung des Verdienstordens des Landes Hessen danke ich dem Hessischen Ministerpräsidenten und Ihnen, sehr geehrter Herr Staatssekretär. Ich freue mich, dass Sie nach Bad Hersfeld gekommen sind, um mir, gleichsam stellvertretend für alle ehrenamtlichen Chorsänger, die Auszeichnung zu überreichen. Natürlich gilt sie auch allen Vorstandsmitgliedern der Konzertchöre in Frankfurt, Marburg, Bad Hersfeld sowie dem Vorstand der Musischen Bildungsstätte Johann-Sebastian-Bach-Haus Bad Hersfeld. Aber auch unseren Förderern, dem Land, dem Kreis und der Stadt Bad Hersfeld sowie den Sponsoren, besonders der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, ist damit Dank gesagt.

Mein besonderer Dank gilt all jenen, die die Opernfestspiele und Festspielkonzerte seit 1961 angeregt und mitgetragen haben. Allerdings ohne die Hersfelder Stiftsruine, einem Aufführungsort von einzigartiger Ausstrahlung, würde dieses Kulturwerk nicht entstanden sein. Ein zweites wesentliches Moment ist, dass mehrere Chöre zusammenwirken und ein solches kulturelles Zentrum erst ermöglichen. Ich darf stellvertretend den Vorsitzenden,  Herrn Alf Rothe sowie Frau von Trott zu Solz für Hersfeld,  Frau von Derschau für Frankfurt, Frau Naumann und Herrn Dr. Zimmermann für Marburg und Frau Wilke für Kassel und den Vorsitzenden des Kuratoriums, Herrn Professor  Malettke und Herrn Professor Smolders, herzlich danken.

Besonders sei einer Frau gedankt, die seit 1960 unermüdlich die Arbeit unterstützte und heute sicher gern hier gewesen wäre. Es ist Frau Gertrud Scheumann, der wir die Übersetzungen der italienischen Texte von Verdis Opern ins Deutsche verdanken. Herr Dr. Betz, ehemals Ministerialrat im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, hob hervor, dass er selten so wertvolle überzeugende Opernübersetzungen gehört hat. Frau Scheumann ist im Alter von 93 Jahren vor einer Woche verstorben.

Es stimmt mich dankbar, dass aus den Reihen unserer Chorsänger in Marburg, Frankfurt, Bad Hersfeld und Kassel seit 1961 über 100 Teilnehmer Musik als Hauptberuf gewählt haben. Neben ihrer schweren beruflichen Arbeit verdient die Opferbereitschaft unserer Vorsitzenden besonderen Dank. Der Präsident des Deutschen Musikrats, Herr Professor Krüger, hat am 10. August 2014 zum Festakt in der Hersfelder Stiftsruine wiederum herausgehoben, dass die Förderung junger Künstler bei den Bad Hersfelder Opernfestspielen außergewöhnlich intensiv ist. Viele von ihnen haben bei der Oper und bei Konzerten in Bad Hersfeld ihre Laufbahn begonnen und singen heute in Bayreuth oder Salzburg.

Unser Anliegen war und ist, mit Musik der Aussöhnung und der Verständigung  zwischen Ost und West mit geistlicher und weltlicher Literatur zu dienen und Grenzen zu überwinden, auch zwischen jungen und alten Menschen. Seit vielen Jahren kooperieren wir mit Chören und Orchestern aus Tschechien, Ungarn, Polen und neuerdings auch mit der Ukraine und Georgien. Mein besonderer Dank gilt deshalb unseren internationalen Partnern. Ich darf  hier stellvertretend für das  Orchester Virtuosi Brunenses die Herren Mitás und Varga nennen.

Mit Hilfe dieses ehrenamtlichen Engagements konnten  weitere Projekte im musikalischen Bereich und der kulturellen Bildung entstehen. So wirkten in der Aida-Aufführung in der Hersfelder Stiftsruine im Sommer 2014 neben 50 deutschen Choristen auch 50 Schüler und Studenten aus Polen mit, ein neben der künstlerischen Arbeit auf interkulturellem Dialog angelegtes Vorhaben von europäischer Dimension, das dank der Unterstützung durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk stattfinden konnte.

Unsere Wertschätzung gilt all jenen, mit denen wir seit vielen Jahren im Rahmen der Festspiel- und Saisonkonzerte zusammenarbeiten. Besonders hervorheben möchte ich die Internationalen Bach-Tage Hessen und Thüringen, bei denen 2014 durch freundliche Hilfe des Herrn Staatsministers Michael Roth der Kiewer Knabenchor zum dritten Mal in Folge in Hessen und Thüringen konzertierte. Das Programm der Internationalen Bach-Tage in Hessen und Thüringen, angeregt vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst Wiesbaden, sollte die Kluft, die die Teilung Deutschlands bewirkt hatte, überbrücken helfen. Hierfür haben sich – und ich kann nur wenige Namen stellvertretend nennen – die Herren Göbel, Schäfer und Dr. Russow  verdient gemacht.

Darin liegt die Originalität unseres künstlerischen Wirkens, dass wir unsere Arbeit zu einem Dreh- und Angelpunkt eines europäischen Netzwerks gemacht haben. Dies spiegelt sich auch in unserem heutigen Programm wider, indem wir einerseits mit Künstlern verschiedener Länder zusammenarbeiten und andererseits Komponisten aus dem europäischen Raum ausgewählt haben. So wirkte Heinrich Schütz auch in Italien oder Dänemark, wo er neuen Kompositionstechniken begegnete, etwa der Mehrchörigkeit, die er dann nach Deutschland mitbrachte und weiter vermittelte.

Ein weiteres Ziel des Arbeitskreises war, ideale Probenvoraussetzungen zu schaffen und einen Konzertsaal in Bad Hersfeld zu errichten. Dankenswerterweise konnten wir mit Hilfe des Landes Hessen, des Kreises und der Stadt Bad Hersfeld das Johann-Sebastian-Bach-Haus mit einem akustisch hervorragenden Saal, der über 300 Sitzplätze verfügt, erbauen. Dieser Saal und die Musische Bildungsstätte mit 150 Übernachtungsmöglichkeiten wird deutschlandweit von Musikschulen, Gymnasien und Kantoreien genutzt. So ist das Bach-Haus zu einem Zentrum kultureller Begegnung für junge und alte Menschen geworden. Auch für das Johann-Sebastian-Bach-Haus gilt: es wird durch den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer in Kooperation mit der Musischen Bildungsstätte ohne kommunale oder überregionale Subventionen getragen.

Stellvertretend darf ich den Herren Vorsitzenden Rainer Lehn (Musische Bildungsstätte) und Helmut Schweitzer (Hersfelder Festspielchor) für ihren vielfältigen Einsatz danken. Die Zusammenarbeit zwischen Laien und Profis, zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist auch ein Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander. Dank des selbstlosen Einsatzes von Lehrkräften können wir alljährlich die Oper für Kinder anbieten. Besonders begeisterte und begabte  Jugendliche haben zudem die Chance, im Sommer bei der Oper in der Stiftsruine als Chorsänger oder Statisten oder im Kinderchor des Bach-Hauses mitzuwirken. In Familienkonzerten spielen Kinder verschiedenen Alters auf ihren Instrumenten vor und animieren damit junge Hörer, auch ein Instrument zu erlernen.

Ein Beispiel für jahrelange wertvolle Mitarbeit als Stimmbildnerin und Gestalterin unserer Programme ist Frau Fey. Sie ersetzt damit eine hauptamtliche Kraft, die wir nicht zu bezahlen in der Lage wären. Mein Dank gilt selbstverständlich auch jenen, die auf der Verwaltungsebene und  für den Kartenverkauf Verantwortung tragen und die sich um gute Kontakte zu unserem Publikum bemühen. Zeichen äußerer Anerkennung sind Einladungen zu Festspielen, etwa der Helsinki-Festspiele sowie zur Einweihung der Alten Oper Frankfurt (M) und der Semper-Oper Dresden.

Der Presse sind wir dankbar für alle Unterstützung. So schrieb die Tokioer Zeitung Asahi Shimbun: „Umgeben von dem Gemäuer der mittelalterlichen  Stiftsruine hörten wir unter freiem Himmel Musik, in der Himmel und Hölle, Liebe und Leid einander durchdringen – ich werde dieses Erlebnis ein Leben lang nicht vergessen.“ Ich meine, dass wir in diesen mehr als 50 Jahren eine Opern- und Konzertkultur entwickelt haben, die es zu erhalten und auf hohem künstlerischen Niveau weiterzuführen gilt – allen Zwängen zum Trotz. Und wir hoffen dank der Unterstützung durch das Land Hessen und der Stadt Bad Hersfeld nach 2015, – zu diesem Zeitpunkt läuft unser vom Land Hessen konzipierter und mit der Stadt Bad Hersfeld geschlossener Vertrag aus - , auf Rahmenbedingungen, die unserer weiteren Entwicklung förderlich sind.

Mein letztes Dankeswort gilt der Person, die von Anfang, also von 1960 an als Cembalistin, Organistin und Leiterin des Kinderchores mitgewirkt hat und in allen schwierigen Situationen eine Stütze ist: meiner Frau.

Ein verkürztes Zitat von Martin Luther über die Musik lautet:

„Ich liebe die Musik,
Weil sie ein Geschenk Gottes ist.
Weil sie die Seelen fröhlich macht,
Weil sie unschuldige Freude weckt.“

Dieses Wort Luthers möge sich auch am heutigen Abend verwirklichen. Ich danke Ihnen.