Deutsch im 20. Jahrhundert * Dr. Wolfgang Näser * Mi 16-18, HS 110 Biegenstraße 14 * Beginn 10.4.2002

Christine Brückner (1921-1996): Meine kleine Stadt (1964)

VORBEMERKUNG: Die Autorin wird am 10. Dezember 1921 in Schmillinghausen bei Arolsen geboren. Nach Abitur und Kriegseinsatz studiert sie und leitet in dem berüchtigten Hungerjahr 1946/47 die Mensa in der Marburger Reitgasse. "Unser Nahziel waren Kartoffelpuffer mit Apfelmus". 1954 erhält sie für ihren ersten Roman, "Ehe die Spuren verwehen", einen Preis, danach arbeitet sie als Schriftstellerin und lebt mit ihrem Mann Otto Heinrich Kühner in Kassel. Zum Beststeller wird 1975 ihre Romantrilogie "Jauche und Levkojen". Von 1980-1984 Vizepräsidentin des deutschen P.E.N, wird sie 1982 mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen ausgezeichnet, erhält nach weiteren Ehrungen 1996 das Große Bundesverdienstkreuz. Die Ehrenbürgerin von Kassel stirbt am 21.12.1996 und liegt mit ihrem Mann in Schmillinghausen begraben. Ich hatte das Glück, beide kennenzulernen und zwei Dichterlesungen tonlich zu dokumentieren: am 27.11.82 im Schloß Rauischholzhausen und am 26.4.85 in der Univ.-Bibliothek Marburg - unvergeßliche Erinnerungen. Auf den Tag genau 17 Jahre später entdecke ich nachstehenden, 1964 publizierten Text in "lesen 9", 1970 beim Bayer. Schulbuchverlag für die 9. Klasse erschienen. Der wunderbare, einfühlsame Text führt mich zurück in meine Geburtsstadt - hier bin ich aufgewachsen, habe ich 1963 das Abitur abgelegt, um kurz darauf - quasi zwangsweise - woanders als Soldat mit gänzlich neuen "Maßstäben und Proportionen" bekannt zu werden. Brückner skizziert das noch recht verträumte Arolsen, in dem man sich wohlfühlen konnte, das sogar ein Goethe-Institut besaß (warum man es geschlossen hat, werde ich nie verstehen) und in dessen Stadtkirche schon damals die herrlichsten Werke geistlicher Literatur erklangen. Die Stätten ihrer Erinnerung haben sich gewandelt: die im heute größeren Landkreis Waldeck-Frankenberg gelegene Stadt im Walde mit ihrem Internationalen Suchdienst ist (dank endlich entdeckter Mineralquellen) heute anerkannter Badeort, hat eine Tinnitus-Klinik, hat seit 1986 international beachtete Barockfestspiele, hat den neu geschaffenen Twistesee und ein modernes Flair. Und sie hat alle umliegenden Orte eingemeindet, so auch die alte Stadt Landau, das ehrwürdige Mengeringhausen mit seinem mittelalterlichen Freischießen (=> Link) und den ihren Heimatort Schmillinghausen. Frau Brückner würde sich wundern.  W.N.

Der Architekt Tessenow hat behauptet, man müsse in einer kleinen Stadt aufgewachsen sein, um einen richtigen Maßstab für die Proportionen des Lebens zu bekommen. Ich bin nach Arolsen gefahren, um zu erkunden, ab dort die Proportionen noch stimmen. Es ist meine Stadt. Die Liebe macht nicht blind, auch nicht die Liebe zu der Stadt, in der man ein Kind war, sie schärft eher den Blick, sucht zu verteidigen und ihrerseits den rechten Maßstab anzulegen.

Eine richtige kleine Stadt. "Typisch kleinstädtisch". Aber es ist merkwürdig: typisch ist etwas immer nur für die Fremden, sieht man näher hin, dann erscheint auf einmal alles besonders. Arolsen führt den hübschen Beinamen: die Stadt im Walde. Dort wo die Bundesstraße 252 an der Peripherie der Stadt entlangführt, liegt auch der Bahnhof, ebenfalls etwas außerhalb, bereits nicht mehr auf städtischem Boden, kein D-Zug hält dort, kein Eilzug, die Strecke ist weitgehend eingleisig. Marburg – Warburg sind die Endpunkte. Marburg liegt in Hessen, Warburg in Westfalen und Arolsen im ehemaligen Fürstentum Waldeck-Pyrmont. Es liegt ein wenig abseits, das ist nicht von ungefähr: man ist eine Residenz, auf vornehmen Abstand, auf Ruhe bedacht, war es zumindest.

Man weiß nichts von einer Stadt, wenn man nicht wenigstens etwas von ihrer Vergangenheit weiß. 1711 wurde der Waldecksche Graf Friedrich Anton Ulrich in den Reichsfürstenstand erhoben. Er war ein barocker Fürst mit barocken Allüren. Nach dem Vorbild von Versailles ließ er sich sein Schloß erbauen und gründete gleichzeitig eine Stadt. Für beides machte Rothweil die Pläne, und die entsprachen natürlich weder der Größe noch den Einkünften des kleinen neuen Fürstentums. Es dauerte nahezu hundert Jahre, bis das Schloß auch innen fertig ausgestattet war, und der Plan der Stadt wurde kaum zu einem Drittel ausgeführt. Die Geldkalamität begann und nahm kein Ende. Eine Stadt für Hofbeamte und Bedienstete und Lieferanten. Man hielt sich etwas darauf zugute "bei Hofe" zu sein, oder wenigstens doch "hoffähig", und vom Ladenschild "fürstlicher Hoflieferant" fiel ein wenig Glanz noch auf den Schlachtergesellen und den Bäckerjungen.

Es ist keine natürlich gewachsene Stadt mit dörflichen Anfängen, sondern eine Miniaturstadt von allem Anfang an, eine künstliche Stadt, ein kleines Kunstwerk. In der Hauptstraße, der ehemaligen Herrengasse, die vom Schloß zur Stadtkirche führt, wechseln in schöner Harmonie Häuser mit fünf Fenstern mit dreifenstrigen ab, jeweils die Haustür unterm Mittelfenster, zweistöckig alle, drüber ein geräumiges Mansardendach nach französischem Muster, die Haustreppe fünf- oder dreistufig.

Die Straßen sind nicht so schmal angelegt wie in anderen kleinen Städten, sie mußten ja repräsentativ sein, Platz geben für die vierspännige Kutsche des Fürsten und den tiefen Hofknicks am Straßenrand. War nicht so ein ehrfürchtiger und schweigender Knicks am Straßenrand eine hübsche Art, sein Landesoberhaupt zu grüßen, oder gar den Zaren von Rußland, den Kaiser? Später ist nie mehr einer gekommen, kein Hitler, kein Adenauer und schon gar kein de Gaulle oder Kennedy, sie würden sicher auch mit Konfetti beworfen und mit Geschrei begrüßt und würden lächelnd danken, wie damals, allerdings im Stehen.

Bevor ich versuche zu beschreiben, was diese Stadt denn nun heute ist und was sie sein will, muß von der jüngsten Geschichte geredet werden. Lassen Sie mich mit einer Anekdote beginnen, dann fällt es mir leichter, darüber zu reden: Im Arolser Schloß wurde 1896 ein Erbprinz geboren, ein schwächliches Kind, das in die Marburger Universitätsklinik gebracht werden mußte, um sich im Brutkasten noch etwas weiter zu entwickeln. Ein Witzblatt brachte damals die Notiz: "Im Fürstentum Waldeck ist ein der Größe des Landes entsprechender Erbprinz geboren." Josias hieß er. Es kann sein, daß mancher sich an den Namen erinnert, aus den dreißiger und vierziger Jahren. Es handelt sich um den Kommandierenden General der SS, der seine Stadt in den Blickpunkt der Welt rücken wollte. Er machte aus Arolsen die "Stadt der SS"; die SS-Standarte Germania lag dort in Garnison. "An dem allgemeinen Aufschwung seit 1933 nahm Arolsen in vollem Maße teil." So zu lesen bei H. Nicolai, der eine Stadtgeschichte von Arolsen geschrieben hat. Erbpzinz Josias kehrte lange nach Kriegsende aus dem Lager zurück, er hat dann, mit anderen, zwangsweise auf dem jüdischen Friedhof arbeiten müssen. Heute lebt er, alt und leidend, auf Schloß Schaumburg an der Lahn. Auf den Gräbern und Wegen des jüdischen Friedhofs wächst wieder Gras, und an den Hecken stehen Schilder: Betreten verboten. Es gibt keine Juden mehr in der Stadt. Ein einziger war zurückgekehrt, er hat ein Geschäft aufgemacht, das lag ja nahe, aber er konnte nichts werden und ist wieder fortgezogen, in eine Großstadt, in der er weniger auffällt. Es hat eine Reihe angesehener jüdischer Familien gegeben, der Fürst brauchte Finanzberater und Geldgeber. Die Geldkalamität haben auch sie nicht beheben können.

Keine Bombe ist in dieser Stadt gefallen, auch kein Schuß. Man hat nur in manchen Kriegsnächten den roten Schein am Himmel gesehen, wenn Kassel brannte. Hunderte von DPs [= Displaced Persons, W.N.] zogen 1945 in Arolsen ein, Vertriebene, Flüchtlinge. Dreitausend Einwohner waren es vor dem Krieg, bald danach waren es sechstausend. Die Stadt hatte 1945 ihre Chance wie andere unzerstörte Kleinstädte und auch dieselben Sorgen; nicht genug Arbeitsplätze, nicht genug Wohnungen, außerdem eine belastende Vergangenheit und insgeheim noch immer den Wunsch, die Tradion der kleinen Residenz zu wahren.

Man meint, man müsse doch etwas noch merken, Spuren sehen, es ist doch ungeheuerlich, was sich hier abgespielt hat auf so kleinem Raum. Hier kann man doch nicht untertauchen wie in einer Großstadt, wo man schließlich das Viertel wechseln kann. Jeder weiß hier doch alles vom anderen. In den vergangenen dreißig Jahren ist jeder einmal "betroffen" gewesen, so oder auch so, weil er mitgemacht hat oder nicht mitgemacht hat. Es gibt Situationen, in denen nicht einer dem andren aufs Kerbholz zeigen kann; er hat damit zu tun, sein eigenes zu verbergen. Man mußte zusammenhalten. Gegen das viele Fremde, das von außen kam. Vielleicht ist eine kleine Stadt doch auch barmherziger, als man denkt, wenn es so schlimm kommt.

Die Schilder "Hoflieferant" sind nun fast alle verschwunden, nur die Hofapotheke gibt es noch, kaum verändert seit jener Zeit, als ich dort mein Töpfchen Sommersprossensalbe holen mußte, nach eigenem Rezept des Apothekers angerührt. Das Hofbrauhaus steht wie eh und je und die Bierwagen werden noch immer von zwei dicken Pferden über das holprige Kopfsteinpflaster der Hauptstraße gezogen, das Hotel Fürst Friedrich am Bahnhof ist renoviert. Die reizenden Kanönchen allerdings, die so lange dem Kirchplatz einen eher friedlichen denn kriegerischen Akzent gaben, stolze Trophäen eines Arolser Regimentes aus einem altmodischen Krieg, die hat man aus Gründen der Diskretion nach Burg Waldeck überm Edersee gebracht. An ihrer Stelle mahnt heute unter der breitkronigen Eiche eine grüne Blechkerze an die nicht heimgekehrten Gefangenen. Man versucht es recht zu machen.

Was hat sich eigentlich verändert? Weite Teile des Schlosses sind dem Publikum freigegeben. Schulklassen und Frauenvereine halten mit Filzpantoffeln den achtzackigen Waldeckschen Stern blank, der die Parkettböden ziert und in roten Salvien, von Buchsbaum umrandet, in den Schloßanlagen leuchtet. Man bewundert echte Tischbeingemälde und Büsten von Christian Rauch, herrliche alte Gobelins mit mythologischen Szenen und geniert sich pflichtschuldigst vorm Ölgemälde, auf dem das breite Bett jenes Waldeckschen Grafen zu sehen ist, der das Vorbild abgab für den Grafen von Gleichen, der seine Eheprobleme auf so einfache Weise löste: er nahm beide Frauen mit in sein Bett. – Im linken Flügel des Schlosses ist das Heimatmuseum untergebracht und vorm rechten Flügel parkt im Ehrenhof ein heller Mercedes, vermutlich gehört er den Prinzen, die von hier aus die ihnen verbliebenen Güter bewirtschaften, ebenso zurückhaltend wie erfolgreich, heißt es. Im Gartensaal finden im Sommer öffentliche Schloßkonzerte statt, man rühmt sich, Elly Ney als Gast gewonnen zu haben, berühmte Quartette kommen gern. Barockmusik im Barocksaal eines noch bewohnten Schlosses. Im vorigen Jahr ist die Landesmutter, denn das war sie noch immer! gestorben, die Fürstin Bathildis, Stifterin so vieler wohltätiger Einrichtungen, sie besuchte die Jubilare, erschien bei ländlichen Schützenfesten, alt, ehrfurchtgebietend und geliebt.

In der Fürstenallee, nicht weit vom Schloß, nichts ist hier ja weit entfernt, liegt das Goethe-Institut. Hier lernt der Priester aus Madagaskar, die Krankenschwester aus Ghana, der Chemiker aus dem Irak in Zweimonatskursen – achtzig Teilnehmer sind vorgesehen – Deutsch nach dem Berlitzsystem. Sie wohnen privat und essen gemeinsam im "Waldecker Hof", manchmal ist einer unter ihnen, der hat viel Geld, der kauft dann einen neuen Wagen in der Stadt. – Im vorigen Jahr reiste ein schwarzer Präsident durch die Bundesrepublik, um, wie er in seiner Rede sagte, bei uns zu lernen, wie man rasch zu Wohlständen kommt. Wohlstände, das ist ein hübscheres Wort als Konjunktur, es scheint mir für meine Stadt zu passen; Wohlstände hätte man auch hier gern. Immer noch lebt man in dem Konflikt, etwas Besonderes sein zu wollen und doch mitzumachen mit den andren.

Es gibt keine bodenständige Industrie. Einige mittlere Gewerbebetriebe, nicht einmal ganz krisenfest. Die einzige Fabrik, ein Kabelwerk, steht bereits nicht mehr auf städtischem Boden. Sie schickt bei Regenwetter zwar ihre Abgase mit dem Wind über die Stadt, aber die Gewerbesteuer fließt leider nicht in die städtische Kasse.

Wer in die Sommerfrische in die "Stadt am Walde" fährt, dessen Jahre sind gezählt und dessen Geld ist auch gezählt. Außer der Waldluft – mildes Reizklima nennt es der Prospekt, aber eigentlich ist es eher etwas rauh – hat man im Luftkurort nichts zu bieten, keine Mineralquellen, keinen See und keinen Fluß, und die Berge sind auch nur sanft gehügelt. Darum ist man vorsichtig mit den Investitionen in den Kurbetrieb, man erwägt mit Bedacht die Einrichtungen eines Kurmittelhauses, vielleicht könnte aus Arolsen ein Kneippbad werden! Vorerst beträgt der Pensionspreis zehn Mark, die Übernachtung in Privatquartieren weniger als drei. Reichtümer sind damit nicht zu gewinuen, nicht einmal Wohlstände.

Aber man wird alt hier, auf die angenehmste Weise. Die schattige Bank in einer der sieben gut gepflegten Alleen bleibt erreichbar, selbst wenn man an zwei Stöcken gehen muß. Die ehemaligen Reitwege sind auch im Rollstuhl befahrbar. Pensionopolis, sagt man bereits. Schon hat ein Amerikaner sich einen Bungalow, geschmückt mit dörflichem Fachwerk, an einen Hang gebaut, in der Absicht, hier seine alten Tage zu verbringen.

Man lebt in ruhigerem Rhythmus, auch heute noch, obwohl es lange her ist, daß Frau von Wiedborg nach einem versehentlichen Feueralarm ärgerlich ihr Fenster zuschlug mit den Worten: "In Arolsen kommt aber auch nichts zustande!"

Es wird gebaut, nach allen Seiten hin, nicht fieberhaft, aber stetig. Einfamilienhäuser mit einer Einliegerwohnung, nach wie vor in solidem Backsteinbau. Beamte, Angestellte, Arbeiter, einer neben dem anderen, wie überall. Die Zeit der Geheimräte und Hofräte ist vorbei. Der Bodenpreis liegt bei zwölf Mark; man hat sogar die Chance, dafür einen richtigen alten Baum, einen Ahorn oder eine Esche, eine Waldecksche Eiche vielleicht nicht, mit zu erwerben, dazu noch einen Blick über die Felder bis hin zu den Wäldern, die der Stadt den hübschen Beinamen gaben.

Arolsen ist eine Geburtsstadt, das hat sie mit vielen Kleinstädten gemeinsam, die Geburtsorte berühmter Männer sind. Da ist nahezu Schild an Schild an den Häusern. Christian Rauch, der Bildhauer des deutschen Klassizismus, ist der größte Sohn der Stadt. Mein Gymnasium trägt heute seinen Namen. In der Stadtkirche stehen marmorn und schön seine Statuen von Glaube, Liebe, Hoffnung. Sein Geburtshaus in der Rauchstraße ist gewiß das kleinste unter den Geburtshäusern der großen Männer. Die Kaulbachs1 stammen von hier. Der romantische Dichter Stieglitz2. Ein Arolser hat das Lied gedichtet "König Wilhelm saß ganz heiter einst zu Ems, dacht gar nicht weiter / an die Händel dieser Welt...": keineswegs ein Dichter, sondern ein Arzt (Wolrad Kreusler2a). August Bier3, Geheimrat Mannel, Rudolf Klapp4 (Klappsches Kriechverfahren), die Vorfahren von Franz Marc5 – viele große Männer in der kurzen Geschichte einer so kleinen Stadt. Aber keiner der großen Söhne liegt auf dem Friedhof begraben. Vielleicht haben sie hier die "Proportionen des Lebens" gelernt, aber als sie ihnen dann zu klein wurden, zogen sie fort. Wer bleibt – das ist auch heute noch so – hat es in der kleinen Stadt leichter, jemand zu sein, als in der Großstadt, sie bildet noch Persönlichkeiten und Originale, man pflegt hier noch etwas zu tun, Gewohnheiten bilden sich aus. Eigentümlichkeiten und Wunderlichkeiten gedeihen hier besser.

Schloß und Bahnhof sind nach wie vor die Pole der Stadt. Vom Kirchplatz fahren die Omnibusse auf die Dörfer. Noch immer gibt es hier alles nur einmal: einen Bahnhof, ein Postamt, ein Schwimmbad, eine Volksschule, einen Kindergarten. Alles ist noch getrennt voneinander, die Häuser stehen noch einzeln in ihren Gärten, noch kennt man sich, man ist zur selben Schule gegangen, zusammen zum Konfirmandenunterricht. Es gibt nur ein Kino, das Programm wechselt jedoch dreimal in der Woche, der Geschichtsverein und das Volksbildungswerk veranstalten Vorträge, Lichtbilderabende, man fährt mit dem Omnibus nach Kassel ins Staatstheater. Man kennt sich, wenn man wer ist! Und jeder, der Wert darauf legt, kann hier jemand sein.

Alles ist vertraut hier. Aber ich fühle mich fremd, man selbst stimmt nicht mehr, die Proportion meiner kleinen Stadt scheint zu stimmen.

1)  Wilhelm von Kaulbach, Maler (1805 – 1874); Friedrich August von Kaulbach, Maler (1850 – 1920)
2)  Heinrich Stieglitz, Schriftsteller (1801 – 1849)
2a) Wolrad Kreusler (1817-1901); Kreisphysikus
3)  August Bier, Chirurg (1861-1949, s. auch oben, Kürschners Dt. Gelehrten-Kalender 1940/41); der von Frau Brückner hernach angeführte Chemiker Robert Wilhelm (nicht: August!) Bunsen (1811-1899) stammte aus Göttingen.
4)  Rudolf Klapp: s. oben (Kürschner 1940/41)
5)  Franz Marc, Maler (1880 – 1916)

Wird ergänzt. Korrekturen, Layout, Zusätze, Links: (c) Dr. Wolfgang Näser, MR, 26.4.2002 ff. * Stand: 5.9.2k7