Dr. W. Näser: UE Wörter und Wendungen in aktuellen deutschen
Medientexten (für ausländische Studierende)
Mi 16-18, Biegenstr. 14, HG 207
Paraphrasen zu Hey hey Bully! (in: rtv 15/2k8, 4)
Aufgabe war es, in dem kurzen Interview-Text die relativ vielen Fremdwörter möglichst durch deutsche Ausdrücke zu ersetzen; hier zunächst mein Versuch:
Nach "Lissy und der Wilde Kaiser" verfilmt Bully Herbig die beliebte Zeichentrick-Serie "Wickie und die starken Männer". Im Salon eines Münchner Lusxushotels wird Bully hierzu von zwei rtv-Leuten befragt. Bully sucht geeignete Nebendarsteller; für die Auswahl gibt es eine besondere Fernseh-Serie. Der Film werde keine Parodie sein und er spiele auch nicht mit. Ein Abenteuerfilm solle es werden, doch könne er auch komische Elemente enthalten. Wie zum Beispiel "Indiana Jones" oder der "Fluch der Karibik". Diese Film-Gattung biete jede Menge Unterhaltung. Wenn man von ihm selbstverständlich eine Parodie erwarte, finde er das fantasielos und schade. Er liebe das Kino und sehe sich gern Filme an, aber nicht dauernd nur Komödien. Sein Abenteuerfilm solle Unterhaltung bieten für die ganze Familie.
Die "starken Männer" müßten der Vorlage entsprechen, auch
beispielsweise in ihren Gesichtszügen. Und sie müßten
spielen können, mit ihnen müßte dafür fleißig
geübt werden. Und ein "Gorm", der ständig oben sitze auf dem
Schiffsmast, der müsse schwindelfrei sein.
[das an alte, verstaubte Pädagogen-Herrlichkeit erinnernde '(dafür)
fleißig geübt' zeigt die Schwierigkeit, für das schon
nicht mehr als solches empfundete Fremdwort trainiert eine deutsche
Entsprechung zu finden; besser klingt 'sie müßten darauf)
vorbereitet werden']
Bully lacht, als man sein Vorhaben als "Zusammentreffen von Giganten" bezeichnet; dürfe er sich das als Aufmacher wünschen? Eine Rolle sei für ihn noch nicht vorgesehen. Die mehrteilige Sendung solle das Leben hinter den Kulissen zeigen: wie er die Leute aussuche, sich die Drehorte ansehe, mit den Szenen-Bildnern rede und wo gedreht werde. Alle Vorarbeiten und Probeaufnahmen würden betreut. Die Darsteller-Auswahl sei ein wesentlicher Bestandteil des Filmemachens, doch gehöre dazu nicht zwingend eine Jury mit einem Dieter Bohlen. Seine Auswahl treffe er dort, wo sie hingehöre. So etwas habe mit Theater und Film zu tun; sogenannte Popstars seien früher hier nicht einbezogen worden.
Wer eine Rolle bekomme, das entscheide er zusammen mit dem Produzenten; die Zuschauer der Sendungen hätten darauf keinen Einfluß. Allein wichtig sei die Auswahl, so könne er diejenigen finden, die genau zu einer Rolle passen, also die richtigen sechs "starken Männer".
In einer "Star-Info" erfahren wir, daß Bully am 29. April 1968 in München zur Welt kam. Als Alleskönner sei er zugleich Schauspieler, Produzent, Unternehmer, Regisseur und Autor. Angefangen habe er in Radiosendungen und danach bei kleineren Fernsehsendern. Ab 1997 sendete Pro 7 die "Bullyparade". Schon 2000 habe er zum ersten Male Regie geführt in "Erkan und Stefan" ; sein "Schuh des Manitou" von 2001, das "(T)Raumschiff Surprise" von 2004 und der "Lissy"-Film von 2007 beruhten alle auf Spielszenen der "Bullyparade". "Wickie" solle im Jahre 2009 in die Kinos kommen.
Wir treffen Bully in einem Hotel in der Innenstadt
von München. Dabei sind auch der Pressemann von "Pro-7" und Bullys
Managerin. Es geht um Bullys neuen Kinofilm, für den er passende
Personen sucht.
Deswegen trifft er eine Auswahl. Der Film wird keine Parodie. Und
Bully selbst spielt gar nicht mit. Na das wird wohl ein schönes
Gespräch:
- Sie wollen einen Abenteuerfilm drehen, aber wenn Bully "Wickie" dreht,
erwartet man eigentlich eine Kömodie...
Bully Herbig: Das eine schließt das andere ja nicht aus.es gibt bei
fast jedem Abenteuerfilm auch etwas zu lachen.
- Bei "Indiana Jones" zum Beispiel...
B.H : Ja, genau. Oder beim "Fluch der Karibik". Ich kann nur sagen, dass
diese Richtung jede Menge Unterhaltung bietet. Offensichtlich erwartet
man von Bully automatisch eine Parodie, was ich sehr fantasielos und schade
finde. Ich liebe das Kino und schaue auch nicht den ganzen Tag Kömodien
an. Wir haben hier schöne Möglichkeiten, einen wunderbaren
Abenteuerfilm zu machen. Echte Familienunterhaltung.
-Wie stellen Sie sich die Figuren der "starken Männer" vor?
B.H : Schauen Sie sich die Vorlage an. Man kann das Thema nicht neu erfinden.
Es ist wichtig, dass die äußere Erscheinung zu den Rollen
passt. Sie müssen spielen können, sie müssen trainiert
werden. Ein "Gorm", der ständig oben auf dem Schiffsmast sitzt, muss
schwindelfrei sein.
[Natia ersetzt hier die Forderung nach physiognomischer Entsprechung
durch eine besser einleuchtende, allen verständliche Wendung]
- Übrigens schwindelfrei: der Anspruch ist sehr hoch...
B.H : Ja, das stimmt. Aber das höre ich schon seit sieben Jahren. Seit
"Der Schuh des Manitu" höre ich, dass der Anspruch hoch ist.
[Natia ersetzt die hier als Metapher (aus der Sportberichterstattung) verwandte
Meßlatte durch das besser verständliche Wort
Anspruch]
- Bully dreht Wickie! Für viele ein Treff der Giganten (Großartige
Figuren treffen aufeinander)...
B.H : Boah, schreiben Sie das so? (lacht) Darf ich mir das als
Überschrift wünschen?
- Was für eine Rolle spielen Sie denn jetzt im Film?
B.H : Interessante Frage. es ist noch überhaupt keine Rolle für
mich vorgesehen.
- Im Fernsehen wird die Auswahl der Schauspieler
übertragen. Wie wird das ablaufen?
B.H : Eigentlich wird in dieser sechsteiligen Serie hinter den Kulissen
gezeigt, wie man einen Film vorbereitet. Die Leute werden sehen,
wie ich die Schauplätze auswähle, was ich mit Szenenbildnern
besprechen muss und in welchen Studios gedreht wird. Die Auswahl ist
ein Bestandteil des Filmemachens. Ein wesentlicher Bestandteil.
- Eine solche Auswahl heißt für viele: da ist die Jury,
da ist ein Bohlen...
B.H : Davon müssen Sie sich verabschieden. Nein: Wir machen die Auswahl
da, wo sie hingehört. Sie kommt schließlich vom Theater und vom
Film. Es ist relativ neu, dass man in Unterhaltungsprogrammen auftretende
Sänger so auswählt.
[Natias nicht ganz zutreffenden Vorschlag "die berühmten Sänger"
ergänze ich hier präzisierend]
-Wer entscheidet darüber, wer eine Rolle bekommt?
B.H : Das entscheide ich in Absprache mit den Produzenten. Zuschauer
werden an der Auswahl nicht beteiligt, weil das bei einem Kino-Film
keinen Sinn macht. Die Auswahl hingegen macht absolut Sinn. So habe ich die
größte Möglichkeit, den Schauspieler zu finden, der optimal
zur Rolle passt. Das Ziel ist die perfekte Besetzung für die sechs "starken
Männer" !
Eigen-Paraphrase und Korrekturen: (c) Wolfgang Näser, Marburg, 21./23.4.2008