Probleme beim Verwalten und CD-Sichern großer Dateimengen

Wolfgang Näser, Marburg (10.8.2k ff.)

Auch die besten Voraussetzungen (192 MB RAM, HD-Kapazität 45 GB, zuverlässiger Brenner u.a.) können nicht ausschließen, daß es Probleme gibt bei der CD-Sicherung größerer OE-Projekte mit fünfstelligen Dateimengen (z.B. 59 k Files). Verantwortlich sind allermeist Mängel in Software-Konfiguration und Dateiverwaltung. Hier einige Beobachtungen aus einem konkreten Notfall mit folgendem Equipment:

Betriebssystem (Win98) und Anwendungen auf (relativ langsamer Platte) C:\ (Erst-Installation vor OE-Betrieb); Audio-Daten auf D:\, OE-Retrieval-Daten (> 400 k Files) auf E,F,G; Swap-Daten auf (schneller Platte) H:\. Schon beim Ein-Platten-Betrieb mit C:\ ab und zu Startprobleme mit Win98 und Schreib-Fehler mit Programmen ECDC3 und ECDC4. 9./10.8.2k: häufige Probleme beim CD-Brennen, zuletzt nur noch Ausfälle und schließlich Win98 nicht mehr startbar.

(10.8.2k) Win98SE auf (schnellste Platte) h:\ re-installiert, OE 1.2 und Easy CD Creator 3.5 und 4 neu eingerichtet. Zunächst noch Probleme mit den Brenn-Programmen; konnten (11.8.2k) behoben werden.

Die hier und anderswo (=> bsarbtip.htm, cd-burn.htm) erwähnten Probleme und Phänomene lassen nur den einen Schluß zu: ein OE-Retrieval-PC, der es täglich mit 5- oder 6stelligen Dateimengen zu tun hat, verlangt besondere Features und Betriebstechniken. Diese möchte ich, zusammen mit einigen Empfehlungen, nachstehend zusammenfassen.

  1. Hardware: ein für Mass Downloading (OE-Retrieval) konzipierter PC ist qualitätsmäßig durchaus mit einem als Dauer-Läufer konzipierten Server zu vergleichen. Er sollte folgende hochwertige Komponenten enthalten:
    • Robustes, selbsttragendes, gut wärmeentlüftetes Gehäuse (Midi- oder Maxi-Tower)
    • eine robuste, unter-taktete CPU (min. P II /300 MHz mit f=233 MHz) bzw. High-Speed-CPU (P III/700 mit f=600 MHz), durch Softwarebefehl oder Hardware (Schalter) heruntertaktbar (mittels Kleinrelais an Motherboard-Jumperkontakten)
    • überdimensioniertes, robustes Schaltnetzteil mit leisem Lüfter
    • min. 128 MB SD-RAM (optimal: 384 MB; keine Gemischt-Bestückung in den Bänken!)
    • robuste Festplatten ohne wesentl. Erwärmung bei Dauerbetrieb:
      a) schnelle Steuerplatte 10 GB (Laufwerk 1: 5 MB, OS und alle Anwendungen; LW 2: 5 MB, Swap-Dateien)
      b) schnelle und äußerst robuste Daten-Platte > 10 GB (min. 2 log. Laufwerke FAT 32, Cluster 4 kB; bevorzugen Sie Festplatten, die nicht zwangsgekühlt  werden müssen oder bauen Sie Zusatzlüfter ein, die alle Festplatten kühl halten)
    • Lese-Laufwerk CD-RW, 52x, DAE-fähig bis Schreiben 12x, IDE oder SCSI
    • Schreib-Laufwerk (Brenner) CD-RW, 8x4x32, SCSI
    • Disketten-Laufwerk LS 120 (IDE)
    • Video-Adapter 4 MB /XGA
    • Sound-Karte 16-Bit
  2. Betrieb:
    • Die das Betriebssystem und die Anwendersoftware enthaltende Partition ("Steuerplatte") muß defragmentiert sein (regelmäßig prüfen).
    • Laufen im Gerät mehrere Festplatten, darf das Booten nicht zu lange dauern; alle Programme müssen verzögerungsfrei anlaufen. Für alle Swap-Files (win386.swp, *.tmp) ist ein (log.) Laufwerk auf der schnellsten Platte zu optieren.
    • Sichern Sie ausschließlich mit ihrem zuverlässigsten Brennprogramm auf hochqualitative Rohlinge.
    • Setzen Sie alle Power-Management-Optionen (Bildschirmschoner, Festplattenabschaltung) auf AUS.
    • Das Einlesen der Dateien muß kontinuierlich schnell erfolgen. Fallen sehr viele Dateien an und ist nicht klar, ob Programm und Brenner diese in einem Arbeitsgang sichern können, so schalten Sie entweder einen Testlauf vor und /oder sichern Sie in mehreren Schritten.
  3. Fehlerbehebung, Wartung:
    • Grundsätzlich sollten Sie den Rechner mit seinen Default-Setupwerten betreiben (checken Sie das).
    • Bricht dennoch der Brennvorgang ab ("Schwerer Ausnahmefehler 0E") oder gibt es andere Probleme (buffer underrun), so handelt es sich in der Regel um einen allgemeinen, systembedingten (und daher auch in anderen Fällen zu erwartenden!) Defekt. Es kommt jetzt darauf an, Ruhe zu bewahren, vorschnelle Schlußfolgerungen zu meiden und Maßnahmen zu treffen, die solche Fehler auf  Dauer ausschließen.
    • Booten Sie neu bis zur DOS-Ebene. Da Grund zur Annahme besteht, daß das System nicht korrekt heruntergefahren wurde, checken Sie das Swap-Laufwerk. Löschen Sie win386.swp, alle *.tmp und sonstigen Daten, die sich hier angesammelt haben. Prüfen Sie mit <dir>, ob das Laufwerk schnell anspricht; das gilt auch für den anschließenden Win98-Start, der verzögerungsfrei anlaufen muß.
    • Enthält das LW unnötige, nicht ortsveränderbare versteckte System-Dateien, muß es neu formatiert werden. Dasselbe gilt für Laufwerke, die (möglicherweise hunderttausende von) Retrieval-Daten enthalten und auf denen sich nach "Empfang" und Verarbeitung mehrerer großer Projekte tausende zum Java-Management gehörige Spezial-Files (auch solche mit extrem langen Dateinamen) angesammelt haben können, die nicht immer einfach zu lokalisieren und zu löschen sind. Diese Dateien bremsen oder behindern jedoch eine CD-Sicherung bis zu einem Punkt, wo Datencluster in dieser Umgebung entweder umgangen werden oder es durch Stocken im Daten-Fluß zum buffer underrun kommt, der Ihre hochwertige Sicherungs-CD zum Teeuntersetzer verkommen läßt.
      => Befindet sich ein kompliziertes Projekt, das Sie noch sichern müssen, auf einem "verseuchten" Laufwerk und ist ein anderes noch frei oder wenig besetzt, spielen Sie alle Daten auf dieses Laufwerk um und sichern Sie von dort!
    • Prüfen Sie im Brenn-Programm alle Optionen.
      • Stimmt die Brenn-Geschwindigkeit? Oder überfordern Sie damit Ihre Konfiguration?
      • Werden Ihre Temp-Daten auf einem ausreichend großen und schnellen Laufwerk abgelegt (oder hat Ihr Brenn-Programm aufgrund neuer Optierung zwischenzeitlich diese Einstellung verändert?)
    • Verlangsamt sich noch immer das Einlesen der Dateien, so
      • nehmen Sie eine weniger aufwendige Version Ihres Brenn-Programms (Easy Creator de luxe 3.5 statt 4.0) oder
      • installieren Sie entsprechende Updates (3.5 auf 3.5c, 4.0 auf 4.02c); gemeinsam genutzte *.dll (z.B. MFC42) müssen die neueste Version haben.
    • Machen Sie nach dem Updating einen neuen Brenn-Versuch; verwenden Sie zweckmäßigerweise einen etwas billigeren Rohling; Sie können auch eine bereits angefangene (=mit geschlossener Session beschriebene) Platte einlegen; wird deren bisheriger Inhalt zügig eingelesen (importiert), so ist das schon ein Teil-Erfolg. Sodann müssen die von Ihnen angeklickten Pfade bzw. Dateien gleichmäßig ins CD Layout eingefügt (OK?) und alle Dateien (auch wenn es sich um 5stellige Summen handelt) schnell eingelesen werden (sollte nicht länger als 10-15 Minuten dauern). Dann die vorletzte Phase: Preparing to write the track / Writing block xxx to the disc. Bytes remaining: entspricht die Anfangs-Summe derjenigen aller von Ihnen optierten Daten? Ist die Geschwindigkeit OK? (2x ist hier Default-Wert ohne vorherigen Brenner-Test und sicherer als der Maximalwert 4x). Verläuft auch die Endphase (Writing the TOC) gut, so haben Sie gewonnen (jetzt können Sie einen Versuch mit 4-Speed starten).
    • Gibt es noch immer Probleme, booten Sie neu und fahren Sie einen Brenn-Testlauf. Bricht dieser ab, provoziert er einen Schweren Ausnahmefehler (9D) oder Zwangs-Reboot, so ist das System noch immer nicht in der Lage, größere Datenmengen zu verarbeiten. Sie sollten jetzt
      • unnötige Programme (z.B. Real Player G7 Basic) und/oder Module (Fonts, Animationen) aus der Start-Konfiguration entfernen
      • die Swap-Dateien in einem anderen Laufwerk ansiedeln
      • das bescheidenste und zugleich zuverlässigste Brenn-Programm verwenden (z.B. Adaptec Easy CD Creator 3), sofern es mit Ihrem Brenner kompatibel ist (d.h. die nötigen Treiber enthält).
      • ggf. im System-Setup die CPU-Geschwindigkeit auf den niedrigsten Wert (z.B. 233 statt 333 MHz) und die RAM-Speed auf "Slow" reduzieren.
        Dann: Re-Boot, erneuter Test-Lauf.
    • Klappt es diesmal mit Test und Brennen, so notieren Sie sich alle Einstellungen; wenn nicht,
      • entfernen Sie alle Brenn-Programme (mit allen Komponenten) aus dem System, defragmentieren Sie das betroffene Plattenlaufwerk, booten Sie neu, setzen Sie im Setup die Default-Werte
      • re-installieren Sie diejenige Brenn-Software, mit der Sie die besten Erfahrungen gesammelt haben (wählen Sie ggf. eine abgespeckte oder ältere Version. s.o.) oder:
      • Re-installieren Sie ggf. auch das Betriebssystem:
        * Win95, wenn Sie nur 32 MB (EDO-)RAM haben und nur "brennen" wollen,
        * Win98 /SE, wenn Sie min. 64 MB (SD-)RAM haben und anspruchsvolle Anwendungen fahren
    • Treten noch immer Fehler auf, so ist ein Teil Ihrer Hardware defekt. In Frage kommen:
      • die Festplatte (zu langsam bzw. teilweise schadhaft)
      • das Memory (einzelne Module; Gemischt-Bestückung)
      • der Brenner (richtig erkannt/deklariert? alle Anschlüsse OK; wenn SCSI, ggf. richtig abgeschlossen?)
      • die Video-Karte (Memory-Fehler)
  4. Fazit: In den allermeisten Fällen handelt es sich um Konfigurations- oder Softwarefehler. Bewahren Sie immer Ruhe, bedenken Sie nüchtern alle zu unternehmenden Schritte und legen Sie dann eine Pause ein, wenn Sie sich möglicherweise "verrannt" haben. Gehen Sie davon aus, daß mit dem nötigen Know-how, der geforderten Professionalität (die jeder erwerben kann) und etwas Glück fast alle Probleme zu lösen sind.

Wird ergänzt. Stand: 13.9.2000