Betr.: Sprachspaltung (?) DDR-BRD / Wortschatz des DDR-Fernsehens
Transkription zweier Sendungen vom 13. und 14. Juni 1980
[1] Hier ist die Spätausgabe der Aktuellen Kamera. Guten Abend, liebe Zuschauer. Zum 500sten Male jährt sich 1983 der Geburtstag Martin Luthers. Aus diesem Anlaß hat sich heute in Berlin ein Komitee konstituiert, dessen Vorsitz auf Bitte der Mitglieder Erich Honecker übernahm. Wissenschaftler, Künstler, Minister und weitere Persönlichkeiten: sie waren aus allen gesellschaftlichen Bereichen vorgeschlagen worden. In einer feierlichen Sitzung würdigte Erich Honecker das Wirken Luthers und seinen großen Einfluß auf die Geschichte:
"In Übereinstimmung mit unserem Verfassungsauftrag, die Werte unserer Nationalkultur und der Weltkultur zu pflegen, erfolgt heute die Gründung des Martin-Luther-Komitees der deutschen Demokratischen Republik. Ich darf Sie dazu recht herzlich begrüßen. Gerade die umfassenden Wandlungen unserer Zeit fordern Parteinahme für das historisch Fortschrittliche, Vernünftige und Menschliche. Martin Luther hat in den Kämpfen von damals großen Einfluß auf die geschichtliche Entwicklung ausgeübt. Er war einer der bedeutendsten Humanisten, deren Streben einer gerechteren Welt galt. Wir dürfen sagen, daß unser Vaterland, die Deutsche Demokratische Republik, dieses kostbare Erbe in sich aufgenommen hat. Unser Staat der Arbeiter und Bauern verwirklicht die ideale der besten Söhne des deutschen Volkes im Sinne seiner Politik zum Wohle der Menschen. Zu den progressiven Traditionen, die wir pflegen und weiterführen, gehören das Wirken und das Vermächtnis all derer, die zum Fortschritt, zur Entwicklung der Weltkultur beigetragen haben, ganz gleich, in welcher sozialen und klassenmäßigen Bindung sie sich befanden. Es entspricht unserem Weltbild, die Geschichte in ihrem objektivem tatsächlichen Verlauf, in ihrer gesamten Dialektik zu erfassen; sie als eine Geschichte von Klassenkämpfen zu verstehen bedeutet keine Einengung, sondern reale Einsicht in den Gang der Dinge. Die sozialistische Deutsche Demokratische Republik, der erste Staat der Arbeiter und Bauern auf deutschem Boden, ist der rechtsmäßige Erbe des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse und der anderen demokratischen Kräfte gegen Kapitalismus und Krieg, des revolutionären Handels der Bauern, der Handwerker, der Geistigen (!), der Intellektuellen und Künstler, der Angehörigen des Bürgertums, kurzum aller, welche die gesellschaftliche Entwicklung vorangebracht haben.Luthers Ermutigung zur schöpferischen, sinnvollen Tätigkeit ist in unserer sozialistischen Gesellschaft, welche die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft hat, zu einem wesentlichen Beweggrund für das gemeinsame Wirken von Christen und Nichtchristen am Aufbau des Sozialismus geworden. Die gemeinsame Würdigung der Persönlichkeit und des Werkes Martin Luthers in unserem Staat widerspiegelt das Zusammenwirken der Bürger unseres Landes, ungeachtet ihrer Weltanschauung und Religion. In der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft arbeiten alle mit, sie liegt im Interesse aller, und ihre Zrgebnissc kommen allen zugute. Eine Politik zum Wohle des Volkes, wie sie in der Deutschen Demokratischen Republik verwirklicht wird, entspricht zugleich einem christlichen Grundanliegen; daher findet sie auch die tatkräftige Unterstützung der christlichen Mitbürger. Das gilt insbesondere für die Anstrengungen zur Sicherung des Friedens, für die Lösung einer Aufgabe, die angesichts der komplizierter gewordenen Weltlage noch an Gewicht gewinnt."
(Sprecherin) Landesbischof Werner Leich gab der Überzeugung Ausdruck, daß sich das Verhältnis von Staat und Kirche in Vorbereitung des Gedenkjahres weiter auspräge. Bei Wahrung der Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Partner werde das Nebeneinander von Marxisten und Christen auf allen Ebenen erneut unterstrichen.
Luthers Wirken am Beginn des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus habe dazu beigetragen, den gesellschaftlichen und kulturellen Fortschritt der Menschheit zu fördern. Diese Feststellung traf der Direktor des Zentralinstituts für Geschichte, Professor Horst Bartel. Das geschichtliche Bild des großen Reformators weiter auszuarbeiten sei eine Aufgabe interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Historikern, Philosophen, Ökonomen, Literatur-, Kunst- und Sprachwiasenschaftlern. Der Präsident der Liga für Völkerfreundschaft, Gerald Götting, hob hervor, die Luther-Ehrung fördere wirksam den Gedanken der Verständigung und Freundschaft der Völker. Die Jubiläumsfeierlichkeiten werden ein neuerlicher Beweis der gemeinsamen Entschlossenheit sein, alles zu tun, was im Sinne der guten humanistischen Überlieferung den Völkern und dem Frieden zum besten dient.
Professor Hans Pischner, Präsident des Kulturbundes, erinnerte an die in den 50 Jahren in der DDR erfolgte Würdigung Luthers als überragende Gestalt der frühbürgerlichen Revolution. DieseTradition soll fortgesetzt werden, wozu die Mitglieder des Kulturbundee einen großen Beitrag leisten.
Soweit unser Bericht von der Konstituierung des Luther-Komitees heute nachmittag in unserer Hauptstadt. Wir machen weiter mit einem Überblick über Meldungen des heutigen Tages.
- Gespräche zwischen DDR und Zypern erfolgreich abgeschlossen. Bei einer erneuten Begegnung in Berlin unterstrichen Erich Hnonecker und Spiros Cyprianu das hohe Niveau der bilateralen Beziehungen, die durch Freundschaft, Solidarität und enge Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen gekennzeichnet sind. Beide Staatsmänner stellten eine weitgehende Übereinstimmung bei der Beurteilung der internationalen Probleme fest. Sie sprachen sich für die Beendigung des Wettrüstens , für praktische Maßnahmen der militärischen Entspannung und für die Verteidigung des Friedens aus. Nach dem Abschluß der Verhandlungen begleitete Erich Honecker seinen zyprischen Gast durch den Palast der Republik. Spyras Cyprianu und seine Gattin zeigten sich beeindruckt von den vielfältigen Möglichkeiten für Freizeit, Kultur und Bildung. Seit seiner Eröffnung, so erfuhren die Gäste, zählte das Haus des Volkes bereits 29 Millionen Besucher.
- Erich Honecker wird Irak besuchen. Die herzlichen Grüße von Präsident Saddam Hussein und eine entsprechende Einladung überbrachte heute der irakische Ölminister Tai Abdul Karim in Berlin. Beide Seiten unterstrichen den Willen zum Ausbau der bilateralen Beziehungen.
- DDR und Ungarn vertiefen Zusammenarbeit. Willi Stoph und der Vorsitzende des ungarischen Planungsamtes, Istvan Husar, würdigten heute das hohe Niveau der gegenseitigen Beziehungen. Sie unterstrichen die große Bedeutung der Vereinbarungen zwischen Erich Honecker und Janos Kadar vom März 1977. Anschließend wurde das Protokoll über die Plankoordinierung bis 1985 unterzeichnet. Der Warenaustausch zwischen der DDR und Ungarn erhöht sich gegenüber dem vorangegangenen Jahrfünft um 20 %.
- Volkskammer-Delegation aus der CSSR zurückgekehrt. Zum Abschluß des Besuches bezeichnete Horst Sinderman den Erfahrungsaustausch mit Abgeordneten, die herzlichen Begegnungen mit Werktätigen als wertvollen Beitrag zur Vertiefung der Freundschaft und Zusammenarbeit.
- FDGB und CGT für Fortsetzung der Entspannung. Das wurde heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zum Abschluß des Frankreich-Besuches einer von Harry Tisch geleiteten FDGB-Delegation (...) bekräftigt.
- MS-UNO-Truppen bleiben auf Zypern. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat das Mandat für sein Truppenkontingent auf der Mittelmeerinsel um weitere 6 Monate verlängert.
- Bundeswehrgeneral Bastian ka1tgestellt. Angaben aus Bonn zufolge wird der Offizier wegen, wie es heißt, dauernder Dienstunfähigkeit vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Vor einigen Monaten war der ehemalige Kommandeur der 12. Panzerdivision der BRD wegen seiner Kritik am KATO-Raketenbeschluß bereits strafversetzt worden.
- USA-Luftwaffe übt Wüstenkrieg. Das bisher größte Manöver der US-Air Force begann heute im Bundesstaat Nevada. Unter Wüatenbedingungen sollen 5000 Kampfeinsätze geflogen werden. Westliche Massenmedien sprechen von einem noch nie dagewesenen Kriegsspiel, bei dem die Eroberung fremder Territorien geprobt werde. Am selben Tage wurde auf dem Versuchsgelände von Nevada die 8. Atombombe der USA in diesem Jahr gezündet.
- Westliche Lügenmeldungen über Afghanistan widerlegt. Die angeblichen schvreren Kämpfe in Kabul sind nach einem Augenzeugenbericht des österreichischen Fernsehkorrespondenten Rainer Wolfram reine Erfindungen westlicher Reporter. In der afghanischen Hauptstadt herrscht Ruhe. Dort gilt es keine bewaffneten Auseinandersetzungen mehr, sagte der Journalist in Wien wörtlich.
- Seit Dienstag hält sich eine von Günter Kleiber geleitete DDR-Delegation in Syrien auf. Von ihrem Besuch der folgende Bericht unseres Nahost-Korrespondenten Karlheinz Schneider: "Heute vormittag im Bebäude der Zentralbank der Syrischen Arabischen Republik in Damaskus. Die beiden Vorsitzenden des gemeinsamen Wirtschaftsausschusses DDR/SAR, Günter Kleiber und Abdel Kara Kadura, unterzeichnen ein Protokoll über die Ergebnisse der zwischen beiden Seiten geführten Gespräche. Das Protokoll dient der weiteren Entwicklung der gegenseitig vorteilhaften wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden befreundeten Staaten. 'Uns verbinden die festen Prinzipien des Kampfes gegen den Imperialismus und Zionismua', so kommentiert die Regierungszeitung Assaura den heute zuendegegangenen mehrtägigen Bsuch Günter Kleibers in der Syrischen Arabiachem Republik. Im Mittelpunkt des Besuchsprogramms standen Gespräche mit den Repräsentanten Syriens über die erfolgreiche Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Staatern, insbesondere auf wirtschaftlichem und industriellem Gebiet. Während seines Aufenthaltes in Damakus war Günter Kleiber auch vom Generalsekretdr der Arabischen Sozialistischen Bath-Partei und Präsidenten der Syrischen Arabischen Republik, Hafes Assad, empfangen worden. Der Gast aus unserer Republik überbrachte Präsident Assad die Grüße des Generalsekretärs des ZK der SED und Staatsratsvorsitzenden, Erich Honecker, die herzlich erwidert wurden. Die Gesprächspartner würdigten das in der Deklaration des politischen beratenden Ausschusses der Staaten des Warschauer Vertrages unterbreitete Konzept für den weiteren Kampf um Frieden, Entspannung und Abrüstung. Beide Politiker unterstrichen die Forderung nach einer umfassenden und dauerhaften Lösung des Nahost-Konflikts; sie verurteilten entschieden die verschärften Terrormaßnahmen der israelischen Okkupanten in den besetzten Gebieten.
- Zur 750-Jahr-Feier der Stadt Mühlberg im Bezirk Cottbus hat Erich Honecker einen Glückwunsch übermittelt. Darin wird die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Stadtverordneten und Bürgern hervorgehoben, die großen Einfluß hat auf die erfolgreiche Entwicklung der Stadt. Das Wirken der örtlichen Volksvertretungen stand auch im Mittelpunkt einer Rürgermeisterkonferenz , die in Magdeburg zusammentrat. Dazu übermittelte uns Bezirkskorrespondent Roland Wolf den folgenden Bericht:
"Gommern im Bezirk Magdeburg, 20 km vor den Toren der Bezirksstadt. Mit 6700 Einwohnern größter Ort im gleichnamigen Gemeindeverland, zu dem neben dieser Kleinstadt noch 7 Dörfer gehören. Ein Ort wie viele in Börde und Altmark.Vor wenigen Wochen wurden die ersten von 180 neuen Wohnungen bezogen, die hier in diesem Jahr entstehen. Rat und Volksvertretung fördern außerdem den Bau von 16 Eigenheimen speziell für die Landwirtschaft. Nebenan wird gleich der Kindergarten für die Jungen und Mädchen der Genossenschaftsbauern mit erweitert; zum großen Teil im Mach-mit-Wettbewerb vrerden planmäßig in diesem Jahr neue Trinkwasserleitungen für über 1.000 Einwohner gebaut. Erfahrungen sozialistischer Kommunalpolitik , die auf der Bürgermeisterkonferenz zur Sprache kamen, denn wie wohl sich die 1,5 Millionen Einwohner des Bezirkes Magdeburg in ihren Heimatorten fühlen, hängt in hohem Kaße von der Arbeit der Bürgermeister in den 648 Städten und Dörfern der Börde und Altmark ab. Sie stärken nicht nur das Vertrauen zwischen Bürgern und Staat, sondern entscheiden zu einem großen Teil auch über die Wirksamkeit unserer Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Gerade hier aber , das machte die Konferenz deutlich, gibt es noch viele Reserven. Deshalb müssen, so unterstrich Bezirksratevorsitzender Kurt Stanke, die ökonomischen und sozialen Ergebnissee der territorialen Rationalisierung besonders in den 86 Gemeindeverbänden bei der Hilfe für die Landwirtschaft spürbar erhöht werden. Noch nicht überall sind sie so wie in Gommern, worüber Bürgermeister Bruno Markwardt berichtete: dort haben zum Beispiel die Genossenschaftsbauern der LPG Menz-Wahlitz veraltete Ställe umgebaut und mit wenig Aufwand 1.300 Rinderplätze geschaffen; weitere 13.500, so beschlossen es die Rürgermeister auf der Konferenz, werden bis zum 10. Parteitag im gesamten Bezirk durch territoriale Zusammenarbeit rekonstruiert. (...)"
[2] Aus einer
Landwirtschaftssendung des DDR-Fernsehens (1.
Programm):
"Im Gespräch" (Vor-Ort-Interview),
14.6.1980, 9 Uhr
"Unser Kollektiv umfaßt 70 Mitglieder des Landwirtschaftsrates, darunter sind allein 50 Leiter aus Pflanzen- und Tierproduktionen - staatlichen wie genossenschaftlichen -, das ist also ein ziemlich großes Kollektiv, eine ganz ordentliche Stamm-Mannschaft, und ich muß sagen, die ersten Beratungen waren außerordentlich lebhaft, es gab sehr viele Hinweise." R[eporter]: "Keiner nimmt ein Blatt vor den Mund, nicht, das sollte so sein ..." - "Genau, das ist eigentlich auch die Atmosphäre, die wir dabei schaffen wollen, und das ist gut so, weil wir das ganz notwendig. brauchen."
(Kommentar:) Eines ist also klar: die höheren Ziele des einen sind ohne die besseren Ergebnisse des anderen Betriebes nicht zu erreichen. Konkret sieht der Plan so aus: Schlachtrind 1.290.000 kg; Milch 6.450.000 kg; bei Schlachtschweinen 1.750.000 kg; Läufer 4.200 Stück; Wolle 1.500 kg; Getreide 15.000 t und Futter insgesamt 62.500 t.
Kurs auf höhere Erträge, wie die 12. Tagung des Zentralkomitees der SED fordert, heißt im Gemeindeverband Letschin auch: das gesamte Dorf pflegt die Rübenflächen. Die älteren Schüler stehen nicht abseits. Die Einwohner der Gemeinden sind dabei, um auf 400 ha der LPG Pflanzenproduktion die Rüben zu vereinzeln und die Felder von Unkraut freizuhalten. Denn noch immer gilt die alte Bauernweisheit "Der Zucker vrird in die Rübe gehackt". Aber es geht nicht nur um den Zucker. Es geht auch um eine reichliche Rübenblatternte, die wertvolle Futtergrundlage für die Betriebe der Tierproduktion. Wie die Schüler haben auch die Tierpfleger einige ha in Pflege genommen.
R: Sorgen für gutes Futter im Territorium ist nur die halbe Miete für die Viehwirtschaft. Wie wir wissen: die Viehwirtschaftsproduzenten drückt natürlich auch, wie geht es weiter mit der Rationalisierung in den Ställen, wie werden die Arbeitsbedingungen erleichtert, um von dort aus auch zu höherer Effektivität der Produktion zu kommen. Ich darf mal fragen: "Im Volkseigenen Gut, wie sieht's aus?" - "Ja, wir haben vor Jahren damit begonnen, entsprechend unserer Rationalisierungskonzeption die Probleme anzufassen. Als erstes haben wir Stallplätze der Schweinemast rekonstruiert und moderne Arbeitsmöglichkeiten für unsere Viehpfleger geschaffen, aber darüber auch moderne Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere. Das hatte zur Folge, daß wir einmal die Arbeitsbedingungen erleichterten und zum anderen auch das Arbeitsmaß erhöhen konnten. Wir steigerten die Arbeitsproduktivität. - R. "Wie sieht's aus in der LPG? Frage gleich mal Ihren Kollegen von nebenan:" - Wir sind auch soweit angegangen, daß wir mit der Rationalisierung erst mal für unsere Genossenschaftsbauern die Produktionsbedingungen grundsätzlich verbessern wollten und zum andern auch mit den verbesserten Bedingungen für unsere Tiere ein höhere Zumast bzw. höheres Aufzuchtergebnis zu erreichen. - R: "Sie sagten, Sie haben eine betriebliche Konzeption dafür, also einen betrieblichen Plan - waren Sie nun mit diesem Plan schon mal bei Ihren Partnern im Kooperationsrat, hat es darüber umfassende Diskussionen gegeben, so daß man sich auch abstimmen kann? Genosse Eller -" - "Nein, das haben wir noch nicht getan; in der Vergangenheit haben wir sicherlich mehr individuell nach eigenen(!) Ermessen unsere Maßnahmen durchgeführt, aber es ist gegenwärtig an der Zeit, jetzt auch im Kooperationsrat darüber ebent(!) abzustimmen und die Beziehungen zu konkretisieren, die Höfe zo organisieren." -- R: "Ich kann mir vorstellen, wenn jeder für sich im eigenen Betrieb rationalisiert, da geht es zwar auch vorwärts, aber sicher nicht so schnell, als wenn man sich untereinander hilft und das höchst Effektive im Territorium oder... auch dort möglich macht." -- "Ja, wir haben im Kooperationsrat, der letzten Zusammenkunft, eine Kommission für Rationalisierung gebildet (...), um insgesamt die Vorhaben zu erfassen und auch gegenseitig abzustimmen. Natürlich haben wir zwar eigene Baubrigaden, aber sind nicht in der Lage, den Umfang der Rationalisierungsvorhaben selbst zu lösen, wir brauchen die Hilfe des Rates des Kreises wir benötigen die Hilfe anderer Baubetriebe wie ZB0 oder LPK." - R: "Herr Schmidt, hier sehen wir schon: ein weites Feld tut sich auf für (...) das beratende Organ, das dem Rat des Kreises zur Verfügung steht. Rationalisierung sollte unbedingt großgeschrieben werden auch in der Arbeit dieses Gremiums." - "Würde ich auch unbedingt sagen. Es ist so, daß wir natürlich auch in der Vergangenheit regelmäßig und (...) planmäßig unsere Betriebe der Tierproduktion (...) bei der Rationalisierung unterstützt haben, konkret: Kapazitäten, Baubrigaden, und anderes gelenkt haben. Aber: nun meinen wir, der Zeitpunkt ist herangereift, daß man den ganzen Kreis sich dabei anschaut, und so gehen wir die nächste Tagung des Rates für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft, die wird jetzt im Juni stattfinden, so an, daß also erste Vorstellungen eines recht umfangreichen Rationalisierungsprogrammes für den Zeitraum 81-85 hier diskutiert werden. - für den ganzen Kreis." - R: "Mit Schwerpunkten, mit Vorrang?" - "Genau." - R: "Mit materieller Sichtung?" - "Genau. Und wir sehen das natürlich so, daß voll in dieses Programm integriert sein muß."
R: "Wir müssen hier mal ein bißchen rüberrücken, hier geht die Arbeit an der Waage weiter, das Trockenfutter muß über die Waage wie das Grünfutter natürlich auch, wenn es hier den Betrieb verläßt." -"Ja, also in dieser territorialen Rationalisierungskonzeption sehn wir natürlich vorrangig die Unterstützung tür die Tierproduzenten, aber auch die Pflanzenproduktion und die Nahrungsgüterwirtachaft ist voll und komplex einzubinden, also das ist eine der nächsten Aufgaben, die als Beratungen und als Voraussetzung dient, damit wir dann in der Folge richtige Beschlüsse fassen können." R: "Und dabei wiederum kann man sich auf gute Erfahrungen auch im Kreis Seelow bereits berufen, übrigens ja auch nicht nur im Kreis Seelow, ich denke da an den Kreis Mühlhausen-Bad Doberan, an andere Kreise, die da auch schon etwas vorgelegt haben." - "Genau so ist das, natürlich klauen wir dort 'ne ganze Reihe Erfahrungen, die es auf anderen Strecken und in der Republik generell da schon gibt."
(Kommentar:) Mit der Verantwortung für das Ganze, mit der Verantwortung der einzelnen zusammenarbeitenden Partner für höhere Erträge haben diese Bilder zu tun. Die Technologie der Zuckerproduktion bringt es mit sich, daß große Mengen sogenannten Scheidekalks und kostbarer Mutterboden anfallen. Ob der Herbst während der Rübenerntc trocken oder naß - im Bruch haftet den Zuckerrüben immer eine Menge Erde an. 40.000 Tonnen, manchmal sogar bis zu 60.000 Tonnen wertvoller Mutterboden sammelt sich dann in der Zuckerfabrik an. Gehört die Erde nicht wieder auf das Feld? Muß Scheidekalk ungenutzt hier liegen? -
R: "Während wir die Sendung vorbereiteten, also während unserer Recherchen, haben wir festgestellt, daß weder Mutterboden noch Scheideschlamm abgefahren wurden. Warum werden denn diese Reserven so zögernd von der Landwirtschaft genutzt, also von den Landwirtschaftsbetrieben, oder war der Eindruck falsch?" - "Na ja, zögernd kann man nicht sagen; er wird abgefahren, aber es beginnt sich eine neue Qualität zu entwickeln, und weil diese Abprodukte wertvolle Düngermittel sind zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Wir haben mit der IPG Pflanzenproduktion Letschin gemeinsam mit der Laminationsgenossenschaft Seelow und der Zuckerfabrik Gespräche geführt, damit Ländereien zur Verfügung gestellt werden, die naß oder zu tief liegen, um sie aufzufüllen, dadurch werden einmal wertvolle Investitionen gespart für den Boden ... um den Boden zu müllerieren (!), und nur durch das Auffahren wird auch die Bodenfruchtbarkeit dabei verbessert, und es werden höhere Erträge erwartet. Den Scheidekalk, der bei uns als Abprodukt anfällt, wird von der Landwirtschaft abgenommen, wird zwischengelagert gleich an den Feldrand (...)."
(Reporterin:) "Das hat also genutzt: sich an einen Tisch zu setzen und solche Probleme zu beraten." - "Ja, ich denke, das ist richtig und wir müssen das gemeinsam beraten, denn der Mutterboden oder [die] Muttererde,wie Sie es bezeichnen, ist natürlich zu wertvoll, um es irgendwo in ein Loch zu kippen. Der Scheidekalk, um das nochmal zu nennen, der hat ja noch dann die Eigenschaften, einmal alles in gelöster Form vorzufinden, (...) es sind da noch Spurenelemente wie Phosphor (...) und so weiter, die die Rübe beim Wachstum aufnimmt und auch tüchtig mithilft , die bodenverbesserten (!) Maßnahmen durchzuführen. Ich denke, wenn wir so, wie wir begonnen haben in dieser LPG Pflanzenproduktion Letschin, gemeinsam uns an einen Tisch zu setzen mit den Partnern und den Nachbar-LPGen, wird für die Zukunft das kein Problem mehr werden, die Abprodukte loszuwerden." -
(Männl. Rep.:) Genosse Ewald, man redet hier oft in der Zuckerfabrik von Abprodukten, das klingt ein bißchen so abfällig , als hätte das so recht keinen Wert, und die Genossenschaften verhalten sich auch öfter dazu so." - "Ja, das kann ich von unserer Genossenschaft nicht sagen, ich möchte sagen, zu den Abprodukten zählen wir den wertvollen Scheidekalk aus der Zuckerfabrik und die Erde, die als Schmutz mit den Zuckerrüben zur Zuckerfabrik gefahren wird." - R: "Doch verhält man sich öfter mit Zögern, das dann hier abzutransportieren." - "Na ja, es gibt da Probleme, bestimmte Schwierigkeiten und Probleme, die mit Transporttechnik und Arbeitszeit in Verbindung zu sehen sind." - R: "Aber man kann sie lösen?"- "Aber wir persönlich haben versucht, das beste draus zu machen und zu beweisen, daß wir unmittelbarer Nachbar der Zuckerfabrik sind. Wir führen jährlich 1.000 bis 1.500 Tonnen Scheidekalk als Abprodukt unseren Flächen zu und haben schon wertvolle flächen wieder urbar gemaeht mit der Erde als Abprodukt, die ja anfällt, im Jahr 1978 zum Beispiel 13 ha Ackerland wieder neu nutzbar gemacht mit diesem Roden." - R: "Wenn ich Sie recht verstehe, gehört das mit zur Konzeption zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, über die Ihr Betrieb verfügt." -- "Ja, das ist bei uns fester Bestandteil der Bodenfruchtbarkeitskonzeption, und wir machen auch jährlich Gebrauch davon, überlegen allerdings, wie wir noch mehr Gebrauch davon machen. Ja. und empfehlenswert wäre, daß mehr Betriebe, unmittelbare Nachbarn der Zuckerfabrik, davon Gebrauch machen , um diesen wertvollen Kalk zu verarbeiten , damit könnte eine wesentliche Lücke bei Industriekalk geschlossen werden, Bodenerneuerung." - R: "Sie erwähnen das hier in Gegenwart des Vorsitzenden des Rates des Kreises, wir haben ihn ja heute hier in unserer Sendung zu Gast als Vorsitzender des RLN, ich glaube da haben wir schon so eine, ein Ding beim Wickel was mit zu lösen ist in der nächsten Zeit." - "Unbedingt, ich muß sagen, unsere Genossenschaftsbauern und Arbeiter in der Landwirtschaft haben sich ja in Vorbereitung auf das, auf den 10. Parteitag viel vorgenommen , und dabei spielt natürlich die rationelle Nutzung des Bodens als das wichtigste Produktionsmittel unserer Landwirtschaft 'ne außerordentlich große Rolle. Bei den ganzen gegenwärtigen Gesprächen und auch unter Berücksichtigung der Tatsache, daß unsere Genossenschaften ja Rationalisierungsprogramme selbst haben in der Pflanzenproduktion, meinen wir doch, daß die Ansprüche, die jetzt gestellt werden aus den Beschlüssen heraus, doch noch einiges mehr an uns an Forderungen stellen." - R: "Sicher stimmen Sie mir zu, wenn man die Betriebe des Kreises Seelow analysiert, so gibt es welche, die haben sehr hohe Leistungen, und welche, die könnten sehr hohe Leistungen gleichfalls haben, weil sie unter den gleichen natürlichen Bedingungen arbeiten - die Differenziertheit ist sicher auch bei Ihnen." - "Ist vorhanden," - R: "Erheblich noch?" - "Ist vorhanden, und wir haben uns deshalb vorgenommen, uns etwas mehr noch Zeit einzuräumen , um in einen (!) zügigen Gespräch zu kommen und tatsächlich die besten Erfahrungen aus allen Betrieben hier auszuschöpfen. Unsere Konzeption für den Rat für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtachaft im Jahr 1980 sieht vor, das Programm zur rationellen Nutzung des Bodens etwa im Monat September/Oktober konkret zu beschließen und auch zu beraten." - R: "Das heißt, die Arbeiten dazu haben jetzt bereits begonnen." - "Die haben jetzt begonnen, und wir greifen auch rein in diese Erfahrung, die es gegenwärtig in allen Betrieben gibt, aber wir meinen, es sind aufgrund der vielen Möglichkeiten, die sich heute uns schon bieten, noch mehr Gedanken und schöpferische Überlegungen notwendig, um all das auszuschöpfen." - R: "Das wären etwa auch Möglichkeiten, die nicht nur bei der landwirtschaft liegen, auch im Kreis Seelow, nicht, nicht? Zuckerfabrihen gehören dazu, vielleicht gibt es auch noch weitere Möglichkeiten, mehr an zum beispiel anorganischer Substanz und so weiter den Genossenschaften zur Verfügung zu stellen, selbst zu erarbeiten?" -- "Ja, wir müssen die, müssen ein Problem der Gülle klären, wir müssen Fragen des Dungs und generell die Dungwirtschaft müssen wir angehen, es gibt 'ne ganze Reihe Fragen, aber ich sehe sogar noch weiter auch für die Gemeinden, auch dort haben wir, na, wenn man das so zusammenfaßt, bestimmte Abprodukte, die auch irgendwie nutzbar gemacht werden." - R: "Organische Stoffe vieler Art?" - "Genau, die auch irgendwie nutzbar gemacht werden könnten, und ich muß auch einen solchen Schritt sehen, daß es doch im Sinne der rationellen Nutzung des Bodens bestimmt einen bestimmten Austausch auch gibt mit Kleinproduzenten, mit den Bau-KSK usw., um tatsächlich eben uns dieses wertvolle und kostbare Produktionsmittel Boden nun völlständig auszunutzen." - R: "Wir haben nun schon manches gehört aus der Arbeit des wiederbelebten neu zusammengesetzten Rates, für das ganze Jahr 1980 schälen sich doch so bestimmte Schwerpunkte heraus, die das Arbeitsprogramm bestimmen." - "Ja, wir haben das alles erst einmal uns aufgeschrieben ...wir wollen wirklich so, wie das unser Politbüro und auch der Ministerrat beschlossen hat, eine Arbeitsweise im Rat für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft pflegen, die auf einer sehr demokratischen und kameradschaftlichen Art und Weise fußt. Insofern stellen wir uns gegenwärtig eine Reihe solche Fragen wie Vorbereitung jetzt der Getreideernte, und dann dab ei mit den Gedanken einen nahtlosen Übergang zu den Herbstarbeiten in festen Griff zu bekommen, Das ist ein Themenkomplex, wo wir die Erfahrung unserer Leiter und Genossenschaftsbauern brauchen, nun und die andern beiden größeren Probleme sind, wie ichs schon nannte, einmal diese territoriale Rationalisierungskonzeption der Tierproduktion und dann das Programm zur rationellen Nutzung des Bodens . Das sind eigentlich die großen Probleme, die gegenwärtig anstehen," - R: "Sie sehen also , vieles steht bereits auf der Tagesordnung, wir wünschen für die strikte Einhaltung all der guten Dinge, die Sie sich vorgenommen haben, natürlich viel Initiative und viel Erfolg." - "Schönen Dank." (Musik)
Transkription (1980), Bearb. und HTML (8/1999) W. NÄSER * Ergänzungen vorbehalten