Deutsch im 20. Jahrhundert * Dr. Wolfgang Näser * Mi 16-18, HS 110 Biegenstraße 14 * Beginn 10.4.2002
Geißler, Ewald (1880-1946): aus "Vom deutschen Stil".
In: Der Große Duden. Stilwörterbuch der deutschen Sprache,
Leipzig 1934, 15 f.
VORBEMERKUNG: Dr. phil. Ewald Geissler wird im Dezember 1905 an der Univ. Halle vom Kurator und vom Minister als Lektor für Vortragskunst bestätigt; ab SS 1909 erste interdisziplinäre Tätigkeit in Kooperation mit dem Germanisten und Metriker Franz Saran, u.a. gemeinsame Duchführung von Lehrveranstaltungen zur Deutschen Verslehre. Nach G. sollen das lebendige Sprechen, Lautgebärde und Selbstoffenbarung im Mittelpunkt eines Vortrags stehen, der abzielt auf eine nachhaltige Beherrschung der Hörer: "Das Endziel aber, dem der Redner über alle Widerstände hinweg zudrängt, ist, daß die Hörer so werden, wie er sie haben will. So denken, so fühlen, so wollen, so handeln. Alles Reden strebt zum Überreden. Das Überreden aber ist um so vollständiger, je weniger es durch spätere Einwirkungen wieder aufgehoben werden kann, je tiefer es in jenen Kern der Seele greift, der das Dauernde bleibt im Wechsel." Geißler, Rhetorik II, S.18). G. geht es um den "Zauber der Einzelpersönlichkeit mit ihren unwägbaren Kräfteausstrahlungen" (ebd. S.25). G. wirkt später in Erlangen als Prof. für Sprechkunde (s. Auszug a. KÜRSCHNER 1935 links). Zweifellos der damaligen Politik verpflichtet, bietet der folgende Text dennoch Diskussionsstoff gerade in unserer schnellebigen Zeit, in der die Sprache vielerorts zum Wegwerfartikel verkommt und nicht nur die Jugend "schnell fertig ist" mit dem Wort. W.N.
Der Text wurden prophylaktisch getilgt. Bedanken können Sie sich dafür beim sogenannten Heinrich-Böll-Fotoarchiv (Samay Böll), Köln. W.N., 12.8.2k5