Wörter und Wendungen, SS 1997, Dr. Wolfgang Näser, Di 16-18 h, HS 207 Biegenstr. 14
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Ende gut, alles gut?
von Gabry VAN DEN BERG
In einer finsteren Kneipe sitzen an einem Tisch 3 Kriminelle zusammen. Es sind Klaus, Heinrich und Wilhelm. Sie haben vor, eine Bank zu überfallen, denn das Geld ist fast alle. Bei allen rinnt das Geld nämlich durch die Finger. Einen Banküberfall haben sie schön öfters begangen, und jetzt überlegen sie sich, wie sie alles diesmal organisieren. Wie immer verabreden sie zuerst, welche Bank sie nehmen. Sie wollen nämlich das große Geld machen, und ihrer Meinung nach können sie dann am besten zur Dresdner Bank gehen. Dahin bringen nämlich sehr viele Leute ihr Geld. Dieser Name hat in ihrer Welt einen guten Klang.
Danach werden die Rollen verteilt. Dann stellt sich heraus, daß sie noch jemanden brauchen, denn eine Person, die wachen muß, fehlt noch. Klaus schlägt vor, Karl mal anzurufen, aber die anderen glauben, daß der schon zum Milchholen zu dumm sei. Dann nennt Heinrich den Namen Mark. Wilhelm ist einverstanden, aber Klaus denkt, daß Mark von Überfällen keinen blassen Dunst hat, weil er normalerweise nur bei Leuten einbricht. Heinrich ist damit nicht einverstanden und will unbedingt, daß Mark, sein bester Freund, mitmacht. Er wird schrecklich böse, und Klaus fängt an zu drohen: "Wenn du nicht sofort ruhig bist, gibt's was auf die Jacke!" Das hat Effekt. Aber noch immer fehlt eine Person. Diesmal wird Wilhelm gefragt und er sagt, daß Johann vielleicht OK sei. Damit sind die beiden nicht einverstanden. Heinrich sagt: "Dem können wir nichts vormachen; der ist schwer auf Draht. Wen er mitmacht, haben wir am Ende kein Geld. Er ist doch nur auf das Geld aus!" Klaus findet, daß Heinrich recht hat, und fügt hinzu: "Der hat Haare auf den Zähnen! Alle nennen ihn doch 'Johann den Schlauen'. Das spricht für sich." Wilhelm gibt zu, daß er tatsächlich nicht der richtige ist.
Dann kommt auf einmal Simon herein und die drei Männer sehen sich an. Sie wissen nämlich, daß auch Simon schon lange keine weiße Weste mehr hat: er ist nämlich ein professioneller Bankräuber. Sie rufen ihn und fragen ihn, wie die Dinge jetzt liegen. Heinrich erzählt, was sie vorhaben. Simon hört zu, und als er "Dresdner Bank" hört, sagt er: "Das gibt's doch gar nicht! Die Bank ist viel zu groß!" Aber dann denkt er ans Geld und sagt, daß er auch mit von der Partie sein will: da kann er nicht fehlen. Dann werden die Rollen verteilt: Simon und Klaus halten Wache, während Wilhelm und Heinrich von den Bankmitarbeitern viel Geld fordern werden. Alles wird bis in die kleinsten Einzelheiten geschildert, und sie verabreden sich, am Freitag, dem 13. Juni, also in einer Woche, um 15.45 Uhr die Bank zu überfallen.
Eine Woche später, am Freitag, dem 13. Juni, treffen sich die Männer vor der Dresdner Bank. Sie haben zwei Taschen dabei. Sie ziehen die Biwakmützen übers Gesicht und stürmen hinein. Simon und Klaus stellen sich vor der Tür auf und Wilhelm und Heinrich fordern das Geld. Sie schreien: "Gib uns das ganze Geld und mach schnell!" Sie haben Pistolen dabei und die Mitarbeiter bekommen wirklich Angst. Sie tun das Geld so schnell wie möglich in die Taschen. Ein Mitarbeiter ist, so findet Heinrich, zu langsam. Er verliert die Geduld, fängt an zu schreien und schießt den Mann nieder. Wilhelm erschrickt und schreit: "Mach, daß du wegkommst! Die Polizei kann jeden Moment ankommen!" Sie reißen den Mitarbeitern die Taschen aus den Händen und rennen davon. Sie hören noch keine Polizeiautos, aber rennen trotzdem weiter. Auf einmal bleibt Klaus stehen. Die anderen sind erstaunt und rennen auch nicht weiter. Sie gehen auf Klaus zu und fragen ihn, warum er stillsteht. Klaus antwortet: "Ich habe jetzt die Nase voll! Ich finde, daß dieser Überfall mein letzter sein muß!" Wilhelm schreit: "Bei dir piept's wohl! Die Polizei wird dich erwischen und dann mußt du Knast schieben!" Darauf sagt Klaus: "Die paar Jahre sitze ich doch glatt auf einer Backe ab!"
"Ein paar Jahre", ruft Simon erstaunt. "Für einen bewaffneten Überfall bekommst du wenigstens 15 Jahre!". Klaus antwortet: "Das ist mir piepegal." Die anderen glauben, daß er spinnt, und rennen davon, denn sie hören schon die Streifenwagen. Die Polizei ist ihnen nämlich schon auf den Fersen. Innerhalb von zwei Minuten wird Klaus verhaftet und zur Polizeiwache gebracht. Dort wird er verhört, und die Polizisten fragen ihm Löcher in den Bauch. Er erzählt aber nichts und sagt: "Mit dieser Masche können Sie micht nicht herumkriegen. Ich erzähle einfach nichts. Sie können warten, bis Sie schwarz werden!" Die Polizisten fragen weiter, aber bekommen tatsächlich keine Antworten.
Inzwischen haben Heinrich, Wilhelm und Simon die Beute verteilt und gut versteckt. Trotzdem haben sie Angst, daß Klaus ihre Namen nennen wird. Heinrich sagt: "Vielleicht haben sie ihn so in die Zange genommen, daß er jetzt alles erzählt hat." Das ist aber nicht passiert, und bis heute sind die drei immer noch auf freiem Fuß.
[WN 300697]