Aus Emails von Gustl Mayer

Band-in-the-box:. Ich weiß, daß es das gibt. Es gibt schon genügend Vorläufer dieses Systems, womit sich seit Jahrenten die "Möchtegern-Komponisten" bedienen. Das reicht zwar, um Geld zu verdienen, und den dummen Teenies Schrott als Musik zu verkaufen. Aber es reicht nicht, um wirklich Musik zu machen. Wenn da auch geschrieben steht, daß man eine Improvisation a la Django Reinhardt oder John Coltrane imitieren kann, dann halte ich das für ein Gerücht. Dieses Monstrum ist ja nicht wirklich kreativ, sondern es sucht sich aus dem Speicher Motive zusammen, die in das Akkordchema passen, aber das ist nur Stückwerk, Flickerlteppich, und hat mit einer inspirierten Improvisation überhaupt nichts zu tun. Auch die Arrangements sind natürlich nur, wie wir Musiker sagen, Wald- und Wiesen-Arrangements, die normalerweise von keinem guten Musikproduzenten akzeptiert werden. Aber solche Leute wie Dieter Bohlen haben ihr eigenes Studio, und denen redet niemand rein. Eigentlich muß man "Gottseidank" sagen, denn sie können nur Geld verdienen mit seelenlosen, primitiven Geräuschen, die sie als Musik bezeichnen. Die Musik selbst, bleibt ihnen dabei völlig fremd. Was diese Leute machen, ist eigentlich musikalische Umweltverschmutzung. Ich habe vor vielen Jahren, als ich noch Musik-Redakteur beim "Radio" war, einem Liedermacher aus Österreich zu seinem neuen Lied gesagt, daß mir die eine Stelle, wo er auf einen Haupttakteil in der Melodie eine, um einen halben Ton erhöhte Quinte singt (das geht nur bei Dominanten), sehr gut gefällt. Mein "Freund" der Liedermacher konnte damit überhaupt nichts anfangen, denn er hat das alles aus dem Bauch gemacht. O.K., auch in Ordnung. Es handelt sich dabei um das Lied "Der Kaffee ist fertig...." und wurde so ca. vor 20 Jahren sehr oft, besonders morgens, im Radio gespielt. (9.1.2002)

Im TV-Programm Phoenix läuft zur Zeit eine sehr informative Jazzsendung. Leider weiß ich nicht, aus wievielen Folgen sie besteht. Die nächste kommt am Samstag, 19.1. um 20.15 Uhr, das ist dann die Folge 5. Es ist für mich, obwohl ich sehr viel darüber weiß, immer noch ausgesprochen interessant. Ich habe alle Bücher, die ich leihen oder kaufen konnte seinerzeit gelesen, da ich als TV-Redakteur für ca. 58 Folgen "Swing-Raritäten" den Text schreiben mußte, der dann von dem Tagesschausprecher, Jan Hofer, gesprochen wurde. (13.1.2k2)

am 19.4. fahren wir nach Prien am Chiemsee, dort spiele ich mit dem Dirk Raufeisen-Trio. Dirk ist ein junger aber genialer Pianist, mit ihm werde ich auch in Ascona spielen. Im November hatte ich eine CD gemacht, ich glaube ich erzählte Ihnen davon. Eigens dazu kam ein uns bereits bekannter Altsaxophonist aus New York, seine Name ist David Glasser. Ein sehr guter Musiker, ca, 38 Jahre alt. Er spielt zur Zeit mit den besten Musikern in New York, d.h. in U.S.A., denn in New York spielt sich alles ab. Er hat sich zur Angewohnheit gemacht, mir jeden Monat seine schedule zu schicken, so entnahm ich heute, daß er in Burkina Faso spielt, also an der Elfenbeinküste. (5.4.2k2)

Sie müssen jedoch keine Angst haben, daß Sie vielleicht die Klassik vernachlässigen könnten. Man kann beides sehr gut miteinander vereinen. Beide Musikformen bestehen aus den gleichen 12 Tönen und den dazugehörigen Akkorden in Moll und Dur, so gesehen haben beide Formen dieselbe Wurzel. Jazz ist ursprünglich aus der europäischen Kirchen- und Marschmusik entstanden, und das Rondo stand Pate für die Ragtime-Musik, die ja als erster Jazzstil angesehen wird. Natürlich muß man das alles in Verbindung mit dem afrikanischen Multibeat sehen, den die Afroamerikaner mit eingebracht haben und wodurch diese Musik im Laufe der Jahre zu dem wurde, was wir jetzt Jazz nennen. (2.5.2k2)