Materialien zu einer Anfrage des Bayr. Rundfunks im Januar 2001
"Habe die Ehre", grüßt der weltbekannte Schauspieler Hans MOSER als Dienstmann ein vornehmes Paar, dessen schweren Schrankkoffer er aus dem Hotelzimmer schleppen soll, was nach vielem Palaver und Getue am Ende mißlingt.
Im bayr.-österreichischen Raum im 19, Jahrhundert aufgekommen, stammt die chevalereske Redewendung wohl aus dem Franz. ("J'ai l'honnmeur de vous présenter mes compliments sincères"); im 20. Jahrhundert wurde sie bes. in Österreich zur Leerformel ("Küß die Hand, gnädige Frau, habe die Ehre, Herr Baron"), wurde rituell-gewohnheitsmäßig auch denen entgegengebracht, die man am liebsten mit dem Götz-Zitat bedacht hätte. Ähnlich wie das drastische "Do leckst mi am Arsch" dient das ehemals so galante "Habe die Ehre" seit dem 20. Jahrhundert auch zum Ausdruck einer meist unangenehmen Überraschung und taucht sogar in Berlin der 20er Jahre auf: im 1966 gedrehten Spielfilm "Ganovenen-Ehre" ist Gert Fröbe als "Importen-Paule" Chef des "Sparvereins Biene", in dessen von "Olga der Pariserin" geführten "Massagessalon Venus" etwas Unliebsames passiert, was die Einberufung des Ehrengerichts erfordert. Mit mehrmaligem "Habe die Ehre" macht Importen-Paule seinem Ärger Luft; die Wortwahl mag wohl beeinflußt sein vom "Wiener-Max", dem Vereins-"Schriftführer".
Habe die Ehre: vielleicht bekommt diese etwas abgenutzte, doch liebenswerte Redensart bei uns im deutschen Raum wieder eine Chance, der eigentlichen Bedeutung und Würde gemäß verwendet zu werden.
Änderungen vorbehalten.
(c) Dr. Wolfgang Näser, Marburg 31.1.2001