Wolfgang NÄSER, Marburg, 22.11.2002 ff. => Schloß-Blicke
Das Gerät wurde am 7. Oktober 2002 für 179 Euro gekauft; bis zum 1.12.2k2, dem Beginn des Erfahrungsberichts, kamen rund 900 Belichtungen zustande; die verwertbaren wurden sämtlich mit entsprechenden Programmen bearbeitet und dann als optimized *.jpg (250-400 kB) abgespeichert. Für weitergehende Versuche (s. unten) wurde die schmale Objektiv-Umrandung mit einem für Linsenvorsätze geigneten Paßring überzogen. Beabsichtigt ist eine Verwendung vorwiegend im technisch-wissenschaftlichen und didaktischen Bereich; Erfahrungen sollen hier dokumentiert werden. Vergleichsweise wird die semiprofessionelle Minolta DImage 7i (5.0 Megapixel) herangezogen.
Das fotografische System der 2,31-Megapixel-Kamera besteht aus einem 5-Elemente-Normalobjektiv (F: 2,8 / 6,8 mm) und einer motorischen Autofocus-Einstellung (20 cm bis unendlich); der Verschluß reicht von 1,4 - 320 ms bei einer Empfindlichkeit von ISO=100 - das ermöglicht gerade noch Abendaufnahmen wie Bild 2 links). Die HP 318 besitzt einen internen Zwischenspeicher von 8 MB, auf dem in der mittleren Qualitätstufe (**) ca. 15 Bilder abgelegt werden können. Mit einer Flash-Card Typ I von 64 MB lassen sich in der höchsten Auflösung immerhin 69 Bilder abspeichern. Mit einem optischen Sucher (leichter Parallaxenfehler) oder einem kleinen Farb-LCD-Bildschirm (1,8" / 61.600 Pixel) läßt sich das Objekt aufs Korn nehmen; der LCD-Schirm wirkt auch als Wiedergabe- und Kommando-Datendisplay. Wird öfter geblitzt oder per LCD auf Bildvorschau geschaltet, sind die vier eingelegten Alkalimangan-Mignonzellen schon nach ca. 1,5 Stunden aufgebraucht; sicherheitshalber sollte ein Batteriepack mitgeführt werden, dessen Spannung (6 VDC) der Kamera via Kabel zugeleitet wird (ACHTUNG: Minus an Masse); besser ist, die internen Kamera-Batterien durch die neuen Varta-Nickelhydrid-Akkus von je 1900 mAh zu ersetzen. Mit dem beigefügten USB-Kabel lassen sich die Aufnahmen vom internen Speicher oder der Flash-Card via HP-Software auf einen Rechner laden. Die Software enthält auch einen Viewer (ACDSee 3.1), der geringfügiges Bearbeiten zuläßt.
Die Bildqualität ist erstaunlich gut, zwischen der mittleren (**, ca. 500 kB *.jpg) und höchsten (***, ca. 1 MB *.jpg) Auflösung (je 1792 x 1200 Pixel) bestehen nur geringe Unterschiede - in diesem Format kaum sogar zur Minolta, so daß man auf dem 15,7"-Bildschirm des mit 64 MB Grafik ausgerüsteten Notebooks schon ganz genau hinsehen muß, um die Kameras auseinanderhalten zu können. Der eingebaute Blitz (max. 2,5 m Reichweite) arbeitet wahlweise automatisch oder fest gekoppelt, läßt sich auch zwangsweise ganz ausschalten. In letzterem Falle wirkt eine quasi undokumentierte Funktion: die Kamera wird sehr lichtempfindlich, so daß auch in größeren Räumen (z.B. Cuxhaven-Döse, Kirche St. Petri mit der Marburger Woehl-Orgel im Hintergrund, Bild Mitte rechts 15.10.2k2) noch gut ausgeleuchtete Bilder auch ohne Blitz möglich werden; ruhiges, gerades Halten ist bei dieser relativ langen Belichtungszeit Voraussetzung (die bis ISO 800 reichende, damit wesentlich empfindlichere Minolta erfaßt dagegen auch in Innenräumen und ohne Blitz unruhigere Objekte). Mit solchen Leistungsdaten läßt sich die HP 318 zum einen als ideale Dokumentations-Kamera verwenden, etwa zur Beweissicherung im kriminologischen Sektor oder für allgemein wissenschaftliche Zwecke; zum anderen als "skizzierende" Kamera zur Motiv-Sicherung oder (unter Einbezug der unten beschriebenen Zusatz-Linsen) gar zur Erstellung kreativer Fotos von hohem künstlerischem Wert. Bilder von TV-Bildschirmen sind mit der HP 318 mehr oder weniger Glücksache, während sich der ultraschnelle Verschluß der DImage 7i besser mit der TV-Bildwiederholfrequenz verträgt.
MODULARES
VORSATZLINSEN-SYSTEM
Ein, wie sich immer mehr zeigte, sehr wesentlicher Pluspunkt dieser kleinen,
bescheidenen Kamera besteht darin, daß - ohne Objektivwechsel, also
mechanischen Eingriff in das Gerät - mit vorgeschalteten einfachen
Linsen-Systemen (modularen Zusätzen) sogar Tele- und
Makroaufnahmen möglich werden. Korrekt läßt sich dann
das Objekt nur über die Bildvorschau mit dem kleinen LCD-Monitor
erfassen und
im Bildrahmen plazieren. Das hier beschriebene, behelfsmäßige
Verfahren basiert auf eigenen Überlegungen und will dem kommerziellen
Zubehör von HP keine Konkurrenz machen; andererseits zeigten jüngste
Vergleiche, daß im Rahmen der Extrem-Fotografie das hier
vorgestellte modulare Linsen-System den Möglichkeiten einer
semiprofessionellen Kamera (hier: Minolta Dimage 7i, 5 Megapixel)
deutlich überlegen ist.
Mit einem vorgesetzten Monokular (8 x 21 mm; Länge mit
Adapter-Ring 8,8 cm, =>
Schloß-Blicke, Bild 2
rechts) konnten aus einem 2,5 km entfernten Standort (Bild 1 links)
die in der Morgensonne glänzenden Türme der Marburger Elisabethkirche
(Bild 3 links) eindrucksvoll groß ins Bild gebracht werden (Bild
4 links aus derselben Position mit einem Eigenbau-Tele (ca. 15x, =>
Schloß-Blicke, Bild 4
rechts, das auch den Marburger Spiegelslust-Turm heranholte =>
Bild 1 rechts oben); die verwendeten Vorsatz-Systeme basieren jeweils
auf einem 2-Linsen-Okular und einem Dachkant-Prisma (aus Kompakt-Fernglas,
wie hier
gezeigt und beschrieben)*). Der gesamte vom Sucher ausgefüllte Bildrahmen
läßt sich hierbei nur dann nutzen, wenn die Okular-Endlinse
des
Tele-Vorsatzes (=>
Schloß-Blicke, Bild 1b)
bei einem Durchmesser von min. 1 cm dem Kamera-Objektiv so nah wie möglich
ist (es fast berührt), außerdem muß an dieser optischen
Schnittstelle ein scharfes Abbild des Objektes vorliegen; die im
Linsen-Vorsatz nötige Prä-Fokussierung kann entweder mit
dem bloßen Auge stattfinden oder über den LCD-Monitor kontrolliert
werden, dessen Kleinheit (1,8") sich hier als Handicap erweist. Inwieweit
dies mit einem vergrößernden Aufsatz (etwa nach Art eines
Dia-Betrachters) zu kompensieren wäre, ist noch zu untersuchen. Ideal
für professionelles Arbeiten wäre ein Composite-Video-Ausgang für
einen externen Bildvorschau-Monitor, bei dessen Anschluß das
interne Display (zum Stromsparen) erlöschen würde
Als
Makro-Vorsätze eignen sich Objektive kleinerer Prismengläser
oder andere vergrößernde Linsen und liefern, wie das Bild
rechts oben zeigt, ebenfalls präsentable Ergebnisse; ein gestaffelt
montiertes Zweilinsen-System erhöht den Makroeffekt bei
entsprechend geringerem Abstand (wie den rechts abgebildeten
Tonbandgeräte-Löschkopf); möglich sind bis ins Extreme gehende
Nah- (ab 1 cm) und Weitaufnahmen, sofern sich in geduldigem
Experimentieren geeignete Linsen(kombinationen) hierzu finden lassen. Da
es sich bei einer solchen Adaptation stets um einen Behelf handelt, reduziert
sich jeweils die Lichtstärke (keine Telefotos im Halbdunkel
möglich) und können, - je nach Ausmaß des Tele- oder Makroeffekts
und der Güte des Vorsatz-Systems - sog. Kissen-Verzerrungen
auftreten; entweder sind in diesen Fällen Ausschnitte zu wählen
oder die Verzerrungen (und evtl. Farb-Verfälschungen) mit speziellen
Programmen (Photo Impact 7, Fix Foto u.a.) zu korrigieren.
Auch andere
Linsen (incl. Filter) lassen sich als Vorsätze verwenden, so z.B.eine
leicht verkleinernde, vergütete aus der Zoom-Optik einer zerlegten
Super-8-Kamera. Mit ihr entstand (im "Low-Quality"-Modus) das unten rechts
stehende Foto eines Bullman-Notebooks mit einem ebenfalls per HP 318 geschossenen
Bild auf dem Schirm.
Weitwinkel-Vorsätze sind mit amateurhaften Mitteln sehr schwer zu
realisieren und erfordern in jedem Falle interne Randkorrekturen; ein anderes
Problem ist die "Kompatibilität" der optischen "Schnittstelle" mit dem
Kamera-Objektiv (bisher kein Vollbild erzielbar). Näheres im Erfolgsfall
hier.
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*) Ein solches Dachkant-Prismenglas besteht
in der Regel aus zwei Monokularen, die jeweils ein Okular, 1
Umkehr-Prisma und ein Objektiv enthalten. Der Abstand zwischen
Prisma und Objektiv ist variabel: hier wird scharf eingestellt (fokussiert);
bis zu welchem nächsten Abstand dies möglich ist, läßt
sich durch Versatz der Objektivlinse (zum Prisma hin) einregeln.
Wird ergänzt * (c) WN 22.11.2k2 ff. * Stand: 30.10.2k6 (vorher: 28.4.2k3)