Fortsetzung des Morgenmagazin-Interviews

v. 28.5.99/8:06 ff. mit Klaus Below in Belgrad

PS: "Ist denkbar, daß Milosevic nach der Anklageerhebung die Verhandlungen anderen überläßt?
"Denkbar ist vieles. Die Spekulationen in den letzten 24 Stunden, seitdem die Anklage öffentlich erhoben worden und hier auch die durch Medien gegangen ist: verschiedene Situationen oder, sagen wir, verschiedene Planspiele sind durchdiskutiert worden, die natürlich auch Personen betreffen. Nur die Personen, die eventuell in Frage gekommen wären, z.B. Milutinovic, die sind ja auch mit auf der Anklageliste, und im Grunde ist man zur Zeit hier völlig ratlos und auch ein wenig kopflos, wenn ich das richtig interpretiere."
PS: "Nun soll der russische Unterhändler Wiktor Tschernomyrdin heute nach Belgrad fliegen. Was kann bei solchen Verhandlungen dann überhaupt noch herauskommen?"
"Darüber rätselt man auch; z.B. kursiert seit gestern nacht das Gerücht, daß Tschernomyrdin nicht allein kommen will, sondern mit Bundeskanzler Gerhard Schröder. Was daran wahr ist und was nicht, wissen wir alle nicht. Richtig ist wahrscheinlich nur, daß Tschernomyrdin nur dann kommt, wenn er sicher sein kann, daß es in den Verhandlungen zur Lösung der Kosovo-Krise auch einen Schritt vorangeht - und wie ja in den Verhandlungen mit Ahtisaari gesagt worden ist, [...] soll es ja ein paar Schritte vorwärts gegangen sein."
PS: Die NATO-Staaten beharren auf der Erfüllung ihrer fünf Bedingungen; gibt es auch jugoslawischer Seite irgendwelche Anzeichen für Zugeständnisse?"
"Diese Zugeständnisse gibt es insofern, als sie bekannt sind; denn vor einer Woche, als wir miteinander sprachen, gab es ja schon die Zustimmung des Sprechers des Außenministeriums Vajanovic, der gesagt hat 'Wir stimmen dem 5-Punkte-Plan der G-8-Staaten, der am 6. Mai in Bonn verhandelt worden ist unter Vorsitz von Joschka Fischer, dem stimmen wir prinzipiell zu. Nur muß in Details noch konkretisiert werden. [...] Das ist die altbekannte Position, wie sie hier nach wie vor beibehalten wird. Die Frage der Implementierungstruppen ist gar nicht mehr so im Vordergrund. Es ist die Frage nur noch, wie sie zusammengesetzt sein woll und unter welcher Flagge sie segelt, und natürlich - so wird hier immer wieder betont - das geht nur unter dem Mandat des Sicherheitsrates der Veinten Nationen."

Transkription: Wolfgang NÄSER/MR 28.5.99 am