Seit Mitte der 60er Jahre und dem Aufkommen der sog.
Einseitenband-Modulation (SSB) mit ihrem
hohen Wirkungsgrad erlangte der Kurzwellen-Funkbetrieb vom
fahrenden Auto aus eine stetig wachsende Beliebtheit. Die
Stromversorgung aus Blei-Akkumulatoren und die begrenzte
Antennen-Länge setzten der Reichweite solcher
Mobil-Sender enge Grenzen.Die
röhrenbestückten Sende-Empfänger (Transceiver)
benötigten div. Hoch- und Mittelspannungen
(600 V für die HF-Endstufe, 250 V für die Sender- und
Empfängervorstufen u.a., -100 V als Endstufen-Gittervorspannung), die
aus den vom Akku kommenden 12 Volt durch einen (transistorbestückten)
Wandler gewonnen wurden.
Ein Betrieb auf der beliebten 80-m-Wellenlänge (3.5...3.8 Megahertz) erforderte bei einer Stabantenne eine Mindestlänge von Lambda/4 = 20 m, die StVZO erlaubte jedoch nur mechanische Längen bis ca. 3 Meter. Durch eine sogenannte Ladespule (loading coil), die meist in der Mitte saß, erreichte eine solche 3-m-Mobilantenne die geforderte elektrische Länge für das 80-Meter-Band und konnte auch ohne spezielles Anpaßgerät (matching unit) von der Endstufe aus über 60-Ohm-Koaxkabel gespeist werden; trotz der hohen Verluste in einer solchen Ladespule und der geringen HF-(Speise-)Leistung von nur 50-70 Watt PEP (peak envelope power) erreichte meine KW-Dreiband-Mobilstation nicht weniger als 45 Länder im Telefonie-Verkehr. Die modifizierte New Tronics Hustler-Mobilantenne mit center loading coil war freitragend auf dem Kofferraumdeckel eines Fiat 128 montiert und arbeitete (auf 80 + 40m) mechanisch sicher bis etwa 100 km/h. An der Antennenspitze befand sich eine 220-Volt-Glimmlampe, die bei optimaler Anpassung und höchstem Output leuchtete und (in der letzten Ausbaustufe der Mobilstation) von einem separaten Außenspiegel (am Fiat 128) eingesehen werden konnte. Die Weitverkehrs-Verbindungen (DX) auf dem 20-m-Band (14 MHz) wurden aufgrund der speziellen Ausbreitungsbedingungen und der großen, verlustarmen Eigenbau-Ladespule im Stand abgewickelt.
In den Jahren von 1972 (UKW) bzw. 1973 bis 1978 sowie (vereinzelt) bis 1989
(Foto oben: Anfang 1976 mit testweiser Ventilatorkühlung des
SR 160; rechts: Juni 1978 mit zusätzl. Antennen-Wahlschalter
und 11m-Funkgerät) wickelte ich als DK1KI/m[obil] auf Kurzwelle
und UKW (2m) rund 1.600 QSOs (Verbindungen)
ab, meist aus dem fahrenden Auto heraus (hören Sie den Ausschnitt
eines QSOs von 1974 mit DF 1 BL!) und hatte
meinen "Arbeitsplatz" dafür ergonomisch eingerichtet. Der
Sende-/Empfangs-Schalter war auf der Lenksäule, das modularisierte
Elektret-Kondensator-Mikrofon an einer Spezialhalterung ca.
5 cm vor dem Mund. Oben auf dem Armaturenbrett befand sich eine Schreibauflage
(mit Klemm-Brett), so konnte entsprechend protokolliert werden. Über
die im KW-Transceiver eingebaute Diodenbuchse ließen sich alle QSOs
mitschneiden; mehrere 1974 so entstandene Cassetten sind heute, 25
Jahre danach, funktechnische Tondokumente von hohem Wert.
Heute, an der Schwelle zum 3. Jahrtausend, sind solche amateurfunktypischen Kurzwellen-Mobilstationen aus dem Straßenbild verschwunden und ist die "Funk-Welt" damit um eine "Attraktion" ärmer. Rückblickend sei die Feststellung erlaubt, daß der Einseitenband-Mobilfunkverkehr über große Entfernungen hinweg einen ganz spezifischen, fesselnden, unvergleichlichen Reiz entfaltete, der - bis auf wenige Ausnahmen - den Funkamateuren und Betriebsfunkern des ausgehenden 20. Jahrhunderts leider vorenthalten ist.
(c) Dr. W. Näser, DK 1 KI, Stand: 7.4.2002