Wörter und Wendungen, SS 1997, Dr. Wolfgang Näser, Di 16-18 h, HS 207 Biegenstr. 14

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Die Familie Ananas

von Paul O'MAHONY

Adalbert Ananas spürte die Sonnenstrahlen auf seiner Stirn und ließ seine Augenlider langsam aufgehen. Endlich Samstag, dachte er, und das Wetter war zum Eierlegen. Er schüttelte die linke Hand seiner Frau, die neben ihm im Bett lag, und sagte:

"Holzauge, sei wachsam! Guck mal, Angela, so einen Tag hat die Welt noch nie gesehen. Wir müssen unbedingt ins Grüne fahren."

"Du hast doch einen Sprung in der Schüssel", erwiderte sie. "Schau mal auf die Uhr, du kommst zu spät zur Arbeit." Doof bleibt doof, dachte Adalbert, da helfen keine Pillen.

"Es ist doch Samstag, Schatz. Nun woll'n wir uns mal ins Vergnügen stürzen!" "Leichter gesagt als getan, Berti. Wer mäht den Rasen? Wer füttert den Hund?"

"Ach, frag mir keine Löcher in den Bauch. Der Rasen wird auch morgen da sein, und den Hund, äh, ja den Hund können wir vergiften."

"Selten so gelacht, Berti! Und außerdem, jemand muß sich um die Kinder kümmern."

"Warum gönnst du mir nicht einmal das Schwarze unterm Nagel? Das ist wirklich zum Mäusemelken. Ich hab schon die ganze Woche geschwitzt und jetzt will ich mal endlich mit meiner fabelhaften Frau diesen schönen Sommertag verbringen."

"Mit dieser Masche kannst du mich nicht herumkriegen. Aber mir fällt ein, daß die Kinder heute einen Ausflug machen. Du bist nicht der Nabel der Welt; merk dir das! Aber einen Tag weg von der Stadt könnt' ich auch gebrauchen. Also, der Klügere gibt nach."

"Was? Wirklich? Ich glaub', mich knutscht ein Elch. Komm, stehen wir auf. Es wird Zeit, daß wir endlich in die Puschen kommen."

Einigkeit macht stark, und das glückliche Ehepaar bereitete alles vor wie ein geölter Blitz. Und bevor noch einer Piep sagen konnte, saßen sie im Auto. Angela machte es sich im Beifahrersitz bequem und sagte:

"Fahr gefälligst nicht wie eine gesengte Sau. Normalerweise hab' ich Nerven wie Drahtseile; aber weißt du noch, das letzte Mal, als du auf dem Sprung warst, da sah ich aus wie meine eigene Großmutter."

"Du bist doch nicht ganz dicht. Jedesmal, wenn du hinterm Steuer gesessen hast, habe ich zuviel gekriegt. Aber Ehre, wen Ehre gebührt, wir sind immer frühzeitig angekommen."

"Ach, red' doch kein Blech! Von mir solltest du dir eine Scheibe abschneiden. ich bin immer pünktlich, weil ich immer rechtzeitig aufstehe. Morgenstund hat Gold im Mund. Merk dir das."

"Wer länger schläft, bleibt auch gesund. Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen. Schau mich nicht so an. Du machst ein Gesicht wie eine Katze, wenn's donnert und ..."

Und das Auto schlängelte sich friedlich durch die Landschaft, bis die furchtlosen Abenteurer ihr Ziel erreichten. Adalbert und Angela stiegen aus und streckten ihre Glieder unter der Nachmittagssonne.

"Jetzt brat' mir einer einen Storch", sagte Adalbert. "So 'n Tag haut den stärksten Eskimo vom Schlitten, was?"

"Dich sticht wohl der Hafer, Berti. Trag mal die Tasche. Wir gehen zur Weide am Ufer. Hörst du mich überhaupt? Mein Gott, guckst du dumm aus der Wäsche!"

"Wie bitte, Schatz? Ach ja, ja. Ich komme. Erinnerst du dich noch an letzten Sommer? Du hast dich benommen wie die Axt im Walde. Du hast sogar versucht, mich in den Fluß zu schubsen. Aber ich hab dich gefangen und mit Genuß ins Wasser geworfen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten, nicht wahr Schatz?"

"Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, Berti. Du bist auf dem Holzweg, wenn du glaubst, daß du nicht dafür büßen wirst."

Sie kamen ans Ufer und zogen ihre Badeanzüge an, machten sich breit im langen Gras und genossen die Hitze. Schadenfreude ist die schönste Freude, dachte Angela, als sie Gänseblümchen in Adalberts offenen Mund stopfte. Wer liebt, muß leiden, dachte Adalbert, und nahm es ihr nicht übel.

"Das ist doch die Höhe", sagte er mit vollem Mund, aber grinste dabei. "O Gott, du bist ja glücklicher als die Polizei erlaubt", erwiderte Angela, "Mach dich nützlich und gib mir den Picknickkorb. ich hab 'nen Mordshunger; ich könnte Menschen anfallen."

Er gab ihr den Korb, sagte aber gleich dazu:

"Ich will aber gar nichts. Dein Apfelkuchen schmeckt wie eingeschlafene Füße." "Das war ein Schuß in den Ofen, Adalbert Ananas du ..."

Sie schimpften, aßen, tranken, lagen und lachten bis zum Sonnenuntergang. Dann gingen sie müde zurück zum Auto und stiegen ein. Aber was ist los? das Auto geht nicht. Einer von beiden hatte vergessen zu tanken.

"Ich glaub', mich tritt ein Pferd, Schatz. Das Benzin ist alle."

"Ich höre wohl nicht recht. Jetzt geht mir aber der Hut hoch! Was machen wir ...?"

Na, denn Prost!