WÖRTER UND WENDUNGEN - SS 1994 - Dr. Wolfgang NÄSER
Text 1: Allgemeine Bemerkungen und Definitionen (Version
1.4, SS '97)
Wie alle anderen Kultursprachen besitzt auch das Deutsche eine Fülle von idiomatischen Wendungen (Phraseologismen), die, teils aus Sondersprachen kommend, im Sprachalltag einen großen Teil der Kommunikation ausmachen [alle Beispiele enstammen eigenem Brainstorming].
Dafür habe ich keine Antenne.
Ich lasse mich von dem nicht auf den Arm nehmen.
Geh mir aus den Augen! Ich kann dich nicht mehr sehen!
Die sind doch nur auf dein Geld aus (=wollen nur dein Geld).
Er hat sich benommen wie die Axt im Walde /wie meine älteste
Hose.
Die paar Jahre sitze ich [doch glatt] auf einer [Po-]Backe ab!
Heute feiern wir [unser] Examen, da ist bei uns der Bär los.
Ich glaube, die wollen mir auch hier ein Bein stellen; ich muß
höllisch aufpassen.
Sie war dumm wie Bohnenstroh /wie die Nacht.
Der Wagen ist unter Brüdern gut und gerne seine 30.000 Mark
wert.
Er versicherte es uns im Brustton der Überzeugung.
Dem müssen wir mal auf's Dach steigen.
Dem können wir nichts vormachen; der ist schwer auf Draht.
Davon hat er keinen blassen Dunst (=keine Ahnung).
Du hast dich aufgeführt /benommen wie ein Elefant
im Porzellanladen.
Als ich das hörte, habe ich zuviel gekriegt (=habe ich beinahe die
Fassung verloren/bin ich fast ausgeflippt).
Die Polizei war ihm schon auf den Fersen.
Ich kann mir so auf die Schnelle jetzt keinen Text aus den Fingern
saugen.
Der Kaffee schmeckte wie eingeschlafene Füße.
Mit deinem ewigen Gejammer gehst du mir wirklich auf den Geist.
Ich glaube, ihr seid [tatsächlich] von allen guten Geistern
verlassen.
Wenn sie ihr Gift verspritzt (=gehässige, böse Bemerkungen
gemacht) hat, dann ist sie zufrieden.
Die hat Haare auf den Zähnen.
Um ein Haar hätten wir ihn gefangen, doch er ist uns entwischt
/ durch die Lappen gegangen.
Das Haus ist nun doch noch unter den Hammer gekommen (=versteigert
worden).
Wenn du mir fünfhundert [Mark] bar auf die Hand gibst, bin ich
zufrieden.
Ich wollte mal sehen, was uns passierte, wenn wir dort auch nur die hohle
Hand hinhielten.
Warum mußt du immer mit der Tür ins Haus fallen?
Das geht mir doch sehr unter die Haut (=bestürzt mich
ungemein).
Sie ist nicht sehr wählerisch mit ihrer Zuneigung; sie hat ein großes
Herz.
Wenn du nicht sofort ruhig bist, gibt's was auf die Jacke.
Was ich am Wochenende oder in meiner Freizeit tue, das geht Sie einen feuchten
Kehricht an.
Das müssen wir uns gut überlegen, das können wir nicht übers
Knie brechen (=übereilt erledigen).
Ich sagte es ihr auf den Kopf zu, daß sie gelogen habe.
Ich soll heute zum Chef kommen; ich glaube, die wollen mir an den
Kragen.
Frag mir keine Löcher in den Bauch!
Mit dieser Masche kannst du mich [diesmal] nicht herumkriegen.
Gut, daß wir pünktlich waren; der Chef stand schon um halb acht
auf der Matte.
Der ist zu dumm zum Milchholen.
Du bist nicht der Nabel der Welt; merk dir das!
Was ich dir jetzt sagen will, brennt mir sehr auf den
Nägeln.
Warum gönnst du uns nicht einmal das Schwarze unterm Nagel?
Du steckst immer deine Nase in Dinge hinein, die dich nichts
angehen.
Davon habe ich [jetzt] die Nase [gestrichen] voll.
Die Kritik hättest du lassen sollen; das war ein Schuß in den
Ofen.
Du bist noch arg grün hinter den Ohren. Werd' erst mal älter,
dann kannst du mitreden.
Ich habe heute einen Kopf wie ein Omnibus.
Mit seinem dummen Gerede bringt der mich noch auf die Palme.
Sie war mit von der Partie; da konnte sie nicht fehlen.
Als ich das hörte, war ich [ganz] platt (umgangssprachlich
auch: geplättet).
Als der Presto-Satz erklang, da ging so richtig die Post ab.
Es wird Zeit, daß wir endlich in die Puschen (=Pantoffel) kommen
(=uns ans Werk machen).
Mußtest du beim Betriebsausflug wirklich so auf den Putz hauen
(=angeben, aufschneiden)?
Ich glaube, der hat ein Rad ab.
Manche denken, der Personalrat sei Sand im Getriebe; aber da sind
sie auf dem Holzweg.
Der ist immer pünktlich; von dem sollten Sie sich eine Scheibe
abschneiden!
Mit dem müssen wir mal Schlitten fahren.
Du hast doch einen Sprung in der Schüssel!
Da kannst du warten, bis du schwarz wirst.
Mensch, guck mal, der gibt eine Runde nach der anderen aus, der hat heute
die Spendierhosen an.
Ich kann dir jetzt nicht helfen, ich bin auf dem Sprung (=in Eile).
Du hast es dir eingebrockt (=bist das Risiko eingegangen), jetzt mußt
du die Suppe auslöffeln.
Mein Gott, guckt der dumm aus der Wäsche!
Die hat wirklich sehr nah am Wasser gebaut (=weint beim geringsten
Anlaß).
Mach doch nicht immer um alles so ein Wesen!
Der hat schon lange keine weiße Weste mehr.
Ich glaube, du mußt ihm mal die Zähne zeigen.
Sie haben ihn so in die Zange genommen, daß er den Vertrag
unterschrieben hat.
Die schräggedruckten Wörter sind sozusagen die Basis-Elemente oder Kerne einer jeden Redewendung: man könnte so auch fragen: Welche Redewendung kennen Sie mit dem Wort Elefant? Oder: ...mit Geist?, mit Haut? Einige dieser phraseologischen Nuclei kommen nur dort vor, existieren (zumindest alltagssprachlich) nicht als selbständige Begriffe (Brustton, Spendierhosen), andere erhalten ihren semantischen "Pfiff" erst durch Attribuierung ('feuchter Kehricht' als vornehme Umschreibung für [Scheiß-]Dreck). Um schnellstmöglich alle entsprechenden Wendungen herauszufinden, sollte unter dem entsprechenden Wort (Lexem) in einem guten Wörterbuch nachgeschlagen werden oder besser im neuen DUDEN-Band 11 "Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten" (Mannheim u.a. 1992). Es gibt also außer den Wendungen, die (als mehrwortige Ausdrücke oder Syntagmen) in beliebige Sätze eingebunden werden können, noch sog. Sprichwörtliche Redensarten (besser: Aussprüche): sie bilden in der Regel selbständige Sätze, haben bisweilen Zitatcharakter und werden fast nur in gesprochener Sprache (teils nur im 'Slang') und meist zum Ausdruck des Erstaunens oder einer anderen Gefühlsregung verwendet:
Abwarten und Tee trinken!
Aller guten Dinge sind drei.
Auch das noch!
Außer Spesen nichts gewesen.
Bange machen gilt nicht!
Bei dir piept's wohl!
Da ist guter Rat teuer.
Da kann man sich doch nur an den Kopf fassen!
Da legst di nieder! (bayr.)
Danke für Obst und Gemüse!
Das gibt's doch gar nicht!
Das hältst du doch im Kopf nicht aus!
Das hat die Welt noch nicht gesehen!
Das haut den stärksten Eskimo vom Schlitten!
Das ist das Ende der Fahnenstange.
Das ist [nun] das Ende vom Lied (=das ist dabei herausgekommen)
Das ist doch die Höhe!
Das ist ein starkes Stück!
Das ist ein Wetter zum Eierlegen /zum Heldenzeugen.
Das ist gebongt (=in Ordnung; vgl. DUDEN-Univ.-Wb. 276)
Das ist gehupft wie gesprungen /Jacke wie Hose (=einerlei)
Das ist [wirklich] zum Mäusemelken!
Das kannst du dir abschminken.
Das macht den Kohl auch nicht fett!
Das paßt wie die Faust auf's Auge.
Das schlägt dem Faß den Boden aus!
Das war Glück im Unglück.
Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt.
D e r Film läuft nicht.
Der guckt wie ein Auto, nur nicht so schnell.
Dich sticht wohl der Hafer!
Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen.
Du bist doch nicht ganz dicht!
Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen!
Du hast Ideen wie ein krankes Pferd /wie ein altes Scheunentor.
Du hast wohl eine Meise [unter'm Pony]!
Du hast wohl einen kleinen Mann im Ohr!
Du kriegst die Motten!
Ehre, wem Ehre gebührt.
Ein Mann, ein Wort.
Ende gut - alles gut.
Es gibt viel zu tun - packen wir's an (/ lassen wir's sein)
Folgen Sie mir unauffällig.
Geh mir aus der Sonne!
Gut, der Mann!
Hast du Töne?!
Hau ab mit Lobgesang!
Herr Ober, bitte ein Besteck zum Kitzeln! [nach einem faden "Witz"]
Holzauge, sei wachsam!
Husch, husch, die Waldfee (=jetzt beeil dich gefälligst ein
bißchen)
Ich glaub', mich tritt ein Pferd /knutscht ein Elch /streift ein Bus.
Ich glaub', mich laust der Affe.
Ich glaub', ich steh' im Walde.
Ich glaube, bei dir ist der Wohlstand ausgebrochen!
Ich habe die Nase [gestrichen] voll [davon]!
Ich höre wohl nicht recht!
Ich verstehe nur Bahnhof!
Ich werd' verrückt!
Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Je öller (=älter), je döller.
Jetzt brat' mir einer einen Storch!
Jetzt geht es an's Eingemachte.
Jetzt geht mir aber der Hut hoch!
Jetzt ist alles zu spät.
Jetzt kommst du... (=jetzt bist du an der Reihe, was dazu zu sagen)
Jetzt schlägt's dreizehn!
Klein, aber fein.
Langer Rede kurzer Sinn: ...
Leichter gesagt als getan.
Loch an Loch - und hält doch!
Mach's Fenster auf, laß Luft herein, der nächste wird dir dankbar
sein.
Mach's halblang (=übertreib nicht so)!
Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.
Mensch Meier!
Morgens Fango, abends Tango [galt bis vor kurzen für ärztlich
verschriebene Kuren, gehört
bald der Vergangenheit an
(Sparmaßnahmen!)]
Muß Liebe schön sein!
Na, denn Prost!
Neckermann macht's möglich [Werbespruch]
Nichts ist unmöglich - Toyota [Werbespruch]
Nimm dein Bett und wandle /und gehe heim!
Nimm ihm, sonst nimmt ihm Nachbar [scherzhaft "radebrechend"]
Noch ist nicht aller Tage Abend.
Noch ist Polen nicht verloren.
Nun woll'n wir uns mal ins Vergnügen stürzen!
Ohne mich!
Quatsch keine Opern /red kein Blech!
Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln!
Schluß, aus, [finito,] Feierabend!
Sei kein Frosch!
Selten so gelacht [ironisch]
Sieh mal [einer] an!
Sind Sie noch zu retten?
...und wer küßt mich?
Verflixt in die Kiste /verflixt und zugenäht!
Was nicht ist, kann noch werden.
Wetten daß? [nach einer TV-Sendung]
Wie kriegen wir die Kuh vom Eis?
Wo die Liebe hinfällt ...
Zum Ausdruck bestimmter Sachverhalte, Aufforderungen etc. gibt es oft viele Varianten (wie im folgenden für "entferne dich"):
*Mach 'n Abgang!
Hau ab mit Lobgesang!
Mach, daß du wegkommst!
*Mach die Fliege /die Flatter!
Nimm dein Bett und wandle /und gehe heim!
*Schieß in den Wind!
*Subtrahiere (=zieh ab)!
*Verpiß dich!
*Zieh Leine!
*Zisch ab!
[die mit * markierten Aussprüche gelten als unfein /vulgär]
Je umgangssprachlicher und familiärer die Aussage, desto häufiger wird verglichen [einige der folgenden Beispiele sind schon älteren Datums]:
Der ist dümmer als [es] die Polizei
erlaubt.
Guck mal, der geht wie auf Eiern.
Der sitzt auf dem Moped wie ein Affe auf dem Schleifstein.
Er kam um die Kurve [gefahren] wie ein geölter Blitz.
Die ist dumm wie die Nacht.
Die geht vor[wärts] (=verfolgt ihre Ziele) wie ein
Dampfhammer.
Der hat Nerven wie Drahtseile.
Die siehst heute aus wie deine eigene Großmutter.
Er stand da (=angesichts eines Problems) wie der Ochs' vor'm
Scheunentor.
Du brauchst dich hier nicht aufzuführen wie der wilde Watz.
Der Minister hat sich hier benommen wie der Elefant im
Porzellanladen.
Der fährt heute mal wieder wie eine gesengte Sau.
Du machst ein Gesicht wie eine Katze, wenn's donnert.
Wenn du nicht aufpaßt wie ein Luchs, dann wirst du hier über's
Ohr gehauen (=betrogen, getäuscht).
Der hat sich zurechtgemacht (=angezogen, ausstaffiert) wie Graf Koks von
der Gasanstalt.
Der ist frech wie Oskar.
Du hast dich benommen wie meine älteste Hose.
Der hat Ahnung von Mathematik wie ein Esel vom Tanzen.
oder es wird scherzhaft übertrieben:
Ich habe einen Mordshunger; ich könnte [direkt] Menschen anfallen.
Die Grenze wischen REDENSART und SPRICHWORT ist fließend; letzteres enthält in der Regel entweder eine (allgemeingültige) Feststellung oder eine Lebensweisheit; Sprichwörter sind - im Gegensatz zu den sog. APHORISMEN - das Ergebnis volks tümlicher Satzkomposition; viele enthalten Alliterationen, Reime oder Parallelismen, was auf oral tradierte Volks- bzw. Rechtssprache hindeutet.
Aller Anfang ist schwer.
Alte Böcke sind leicht am Zaum zu halten.
Alter schützt vor Torheit nicht.
Am Abend werden die Faulen fleißig.
Auch der Herbst hat noch schöne Tage.
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Aus Schaden wird man klug.
Den Letzten beißen die Hunde.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Der eine liebt die Mutter, der andere die Tochter.
Der Klügere gibt nach.
Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.
Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.
Der Ton macht die Musik.
Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.
Dummheit frißt, Intelligenz säuft.
Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.
Ehrlich währt am längsten.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.
Ein guter Esel wird beizeiten grau.
Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
Einigkeit macht stark (l'union fait la force).
Einmal ist keinmal.
Ein voller Bauch studiert nicht gern (plenus venter non studet
libenter).
Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Früh gefreit (=geheiratet) hat selten gereut.
Gegensätze ziehen sich an.
Gehe nicht zu deinem Fürst, wenn du nicht gerufen wirst.
Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Getretener Quark wird breit, nicht stark.
Gleich und gleich gesellt sich gern.
Glück im Spiel - Pech in der Liebe.
Gut Ding will Weile haben.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Hunde, die bellen, beißen nicht.
Hunger ist der beste Koch.
Im Wein liegt Wahrheit.
In der Kürze liegt die Würze.
In der Nacht sind alle Katzen grau.
In der Not frißt der Teufel Fliegen.
Kleine Kinder, kleine Sorgen; große Kinder, große Sorgen.
Kleinvieh macht auch Mist.
Kommt Zeit, kommt Rat.
Lange Haare, kurzer Verstand.
Lügen haben kurze Beine.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Man sollte niemals niemals sagen.
Morgenstund hat Gold im Mund.
Nach Regen kommt Sonnenschein.
Nachts sind alle Katzen grau.
Not macht erfinderisch.
Ohne Fleiß kein Preis.
Papier ist geduldig.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Sauer macht lustig.
Schadenfreude ist die schönste Freude.
Spare in der Zeit, dann hast du's in der Not.
Stille Wasser gründen tief.
Undank ist der Welt Lohn.
Unrecht Gut gedeiht nicht.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Viele Hunde sind des Hasen Tod.
Viele Köche verderben den Brei.
Viele Wege führen nach Rom.
Vier Augen sehen mehr als zwei.
Vögel, die zu früh singen, frißt am Abend die Katze.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu.
Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Was lange währt, wird endlich gut.
Wenn man nicht hat, was man liebt, muß man lieben, was man hat.
Wer an der Krippe sitzt, segnet sich zuerst.
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Wer angibt (=aufschneidet, prahlt), hat mehr vom Leben.
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht [und wenn er auch die Wahrheit
spricht].
Wer hoch sitzt, kann tief fallen.
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Wer liebt, muß leiden.
Wer nicht hören will, muß fühlen.
Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muß nehmen, was
übrigbleibt.
Wer schreit, hat unrecht.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.
Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße
unbedeckt.
Wer wagt, gewinnt.
Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
Wie gewonnen, so zerronnen.
Wie man sich bettet, so liegt man.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Wo viel Licht ist, ist viel Schatten.
Sprichwörter waren aufgrund ihres belehrenden Inhalts früher ein fester Bestandteil der Kindererziehung:
Gabel, Messer, Schere, Licht: taugt für kleine Kinder
nicht.
Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.
Spiele nicht mit [dem] Schießgewehr, denn es könnt' geladen sein.
Später entstanden eher sarkastische Sprichwörter, die auf aktuelle Mißstände aufmerksam machten nach dem Muster:
Wenn [/weil] du arm bist, mußt du früher sterben.
Wie andere Kultursprachen neigt auch das Deutsche dazu, mit Wörtern und Wendungen zu spielen; das betrifft im lexikalischen Bereich die volkstümlichen Metaphorisierungen von Begriffen wie etwa ZIGARETTE (-> Glimmstengel, Sargnagel, Lungentorpedo) und im phraseologischen die "Kunst" des Weglassens oder Tarnens wie beim bekannten Ausspruch aus "Götz von Berlichingen":
Du kannst mich mal
Du kannst mich mal kreuzweise [zu ergänzen: am Arsch lecken].
Du kannst mich mal gern haben /mich am Abend besuchen /mir
im Mondschein begegnen
Ausgesprochene Nonsens-Sprichwörter und -redensarten werden gebildet
(1) durch Kontamination bzw. Verdrehung:
Das schlägt dem Faß den Boden ins
Gesicht!
Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum.
Eine Stumme im Bett ist besser als eine Taube auf dem Dach
(macho-haft!)
Homer ist, wenn man trotzdem lacht [aus dem Couplet "Schlag nach bei
Shakespeare"]
Hummer ißt der beste Koch.
Morgenstund ist aller Laster Anfang / Müßiggang ist Goldes wert.
Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu.
Spiele nicht mit Schießgewehr, denn es fühlt wie du den
Schmerz.
(2) durch Verfremdung:
Im Schweiße seiner Füße [statt: seines
Angesichts] ...
Es fiel ihm wie Schuppen aus den Haaren [statt: von den Augen]
(3) durch syntaktische Modifikation:
Unrecht Gut gedeiht, nicht?
(4) durch Umformulierung bzw. Neuschöpfung sogenannter Binsen- und sonstiger Weisheiten:
Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr
[korrekt: sie].
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein: es muß auch Wurst
und Schinken sein.
Der Student geht so lange zur Mensa, bis er bricht (=sich
übergibt, kotzt)
Eine Kuh macht muh - viele Kühe machen Mühe.
Ein Mann, ein Wort - eine Frau, ein Wörterbuch.
Ein schöner Rücken kann auch entzücken; ein schöner
Bauch tut's auch.
Hätte der Hase keinen Haufen gemacht, so hätte er den Igel
gefangen.
Jeden Tag besoffen [sein] ist (=bedeutet) auch regelmäßig
gelebt.
Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich's Wetter oder es bleibt,
wie es ist.
Lieber ganz [Wortspiel
ganz/Gans] und gar als Ente und
roh.
Lieber sechs Stunden Schule [oder: Uni] als gar kein (en) Schlaf.
Lieber reich und gesund als arm und krank.
Lügen haben hübsche Beine.
Morgenstund hat Gold im Mund; wer länger schläft, bleibt auch
gesund.
Regnet's im Mai, ist der April vorbei.
Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die
Wurstfabrik.
Wer anderen eine Grube gräbt, der ist ein Erdarbeiter.
Wer den Schaden hat, braucht für den *Schrott nicht zu sorgen.
Wer den Schaden hat, *spottet jeder Beschreibung.
Wer nicht freit (=heiratet) zur rechten Zeit, der muß nehmen, was
übrig bleibt.
Warum in die Ferne schweifen? Sieh, die Gute liegt so nah!
Was du nicht willst, das man dir tu, das tu auch nicht - was willst du denn?
Weitere Beispiele finden Sie in meiner Sammlung von Sponti-Sprichwörtern sowie in Jan WOHLGEMUTHs Referat und Beispielliste.
Wird ergänzt. Kommentare, Ergänzungen / Fragen
an mich bitte per
e-mail.
(c) W. Näser 26051997