Dr. Wolfgang Näser: UE Wörter und Wendungen, Di 16-18 h, HS 207 Biegenstr. 14
Text 1
Roman Herzog: Der Präsident, der sich einmischt / Für den Anfang ein paar Teufelchen
Lustvoll macht das Staatsoberhaupt seine Drohung wahr, daß er kein politisches Nichts sei, und die richtigen Kracher kommen vielleicht erst noch
Von Evelyn Roll [Süddeutsche Zeitung, 26.4.1997; Auszug]
Berlin, 25. April – Der Bundespräsident will eine Rede halten. Und daß es nicht einfach irgendeine Rede sein wird, muß man wohl aus der nervösen Gespanntheit schließen, die sich in den letzten Tagen vom Schloß Bellevue aus in die Hauptstadt verbreitet hat. Da wurden Hintergrundtelephonate mit dem Staatssekretär schriftlich avisiert, wieder fallengelassen und als Hintergrundtreffen zu einem späteren Termin neu angesetzt. Enge Mitarbeiter des Bundespräsidenten wußten etwas von einem "Ruck“, den das Land sich nun endlich geben müsse und davon, daß der Bundespräsident am Samstag im noch gar nicht eröffneten Hotel Adlon versuchen werde, dazu möglicherweise etwas beizutragen. Wahrscheinlich werde sogar, sagten andere, diese "Berliner Rede“ das wichtigste innenpolitische Ding seit einem Jahr.
Und die klaren Worte, die Roman Herzog schon am Donnerstag in Nürnberg gesprochen hat? Von Politikern, die "die virtuelle Problem- und Verhandlungsszenerie verlassen und endlich wieder zur Realität der Menschen, zu ihren Problemen und deren Bewältigung zurückkehren“ sollen? Das war möglicherweise nur einer der schärfsten Gedankenbausteine aus dieser Rede, dessen Wirkung vorsichtshalber und mit der Möglichkeit zur mildernden Erweiterung und Interpretation schon einmal getestet werden sollte.
Zusammengenommen klingt alles verdächtig nach Bericht zur Lage der Nation und nach einem Bürgerpräsidenten Roman Herzog, der nun doch vor allem anderen ein politischer Präsident sein möchte.
Die Fahne beruhigt
Am Samstagabend werden wir mehr darüber wissen. Es ist allerdings ein etwas seltsamer Ort und ein sehr seltsames Datum für die Auslösung des großen, landesweiten Rucks. Eingeladen ins Adlon haben die "Berlin Partner“, das sind verschiedene Institutionen, die sich zur Beförderung des Hauptstadt-Marketings zusammengeschlossen haben. Gefeiert wird – mit Rede und Abendessen – "Berlins Geburtstag“, genauer der 77. Geburtstag von Groß-Berlin. Der Bundespräsident wird in den folgenden Jahren die weiteren Kandidaten für diese Großgeburtstagsrede bestimmen, die "Tradition werden soll“.
Und das ist wieder so einer der Sätze, die man sich möglicherweise nur in Berlin ausdenken kann. "Ich bin immer ganz beruhigt, wenn ich sehe, daß die Fahne auf dem Schloß weht. Dann weiß ich, daß Sie da sind.“ Solche Briefe schreiben die Berliner ihrem Bundespräsidenten. Roman Herzog ist gerade hier ein besonders begehrter Redner und Gast. Die Stadt ist in ihrer unsicheren Suche nach verläßlichen Zukunftssignalen und Ritualen wie geschaffen für einen Bürgerpräsidenten zum Herzeigen und Anfassen. Auf die Frage, wie häufig er inzwischen in Berlin und wie oft noch in Bonn sei, hat er schon einmal geantwortet: "Das geht nach der Düsseldorfer Tabelle“. Und dann hat er an den wenigen nicht vollkommen ratlosen Gesichtern in der Runde schon mal die Juristen und die Scheidungsopfer erkannt, weil nur diese schon wußten, daß mit der Düsseldorfer Tabelle der Unterhalt nach Scheidung festlegt ist: Vier Siebtel zu drei Siebtel.
Inzwischen sind die Herzogs aber viel häufiger in der Haupstadt.
Christiane Herzog hat unter großer Anteilnahme der Medien das Schloß eingerichtet, kauft in der Moabiter Markthalle ein und ist in Berlin überall dabei, wo es wohltätig wird, vor allem, wenn es für Mukoviszidose-Patienten ist. Beide Herzogs sind Kunden bei Berlins populärstem Frisör, Udo Walz. Das ist der, der immer Harald Juhnke ins Krankenhaus bringt, wenn es wieder so weit ist. Es gibt Einladungen und Sommerfeste im Schloßgarten für ganz normale Bürger. Außerdem hat Herzog Bellevue in einen "Think Tank“ verwandelt. Gespräche mit den Fraktionen, Salons mit Bürgerrechtlern, Wirtschaftsführern, Künstlern und Wissenschaftlern, Ordensverleihungen, Beraterrunden, Kolloquien, "Herzog-Abende“ und Einladungen, bei denen Walter Jens und Loriot aus dem Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen lesen, das alles findet hier statt.
Der Bundespräsident residiert da zwischen seinen Reisen und Terminen als Vorsitzender einer Art [von] Dauercolloquium, eines Studium Generale mit allen hellen und mächtigen Köpfen des Landes. Und wenn man ihn fragt, ob denn die Gäste all dieser Gesprächsrunden oder er mehr davon profitieren, dann lacht er und sagt: "Ich natürlich. Das ist wie in einem Seminar. Da hat auch am Ende der Professor das meiste gelernt.“ Die Staatsbesucher kommen inzwischen auch fast alle nach Berlin. Und meistens steht am anderen Tag etwas mit Bild in der Zeitung. Die Berliner mögen das sehr.
Roman Herzogs erste Berlin-Erfahrung ist nicht ganz so angenehm gewesen. Er spricht auch nicht gerne darüber.
Lustig war noch, daß ihn an der FU alle für einen Kommilitonen gehalten haben, als er 1965 mit nur 31 Jahren den Lehrstuhl für Staatsrecht übernahm. Dann begann die Studentenrevolte und mit ihr kamen Drittel-Parität und Filibuster-Taktiken in die Gremien, Gewalt, Demos, gesprengte Vorlesungen und anderer zeitraubender Kram, dazu Discount-Professoren mit Klassenhaß gegen einen gestandenen Ordinarius. 1969 zog sich Herzog enttäuscht nach Speyer zurück, an eine Hochschule, die den Vorteil hatte, gar keine richtigen Studenten zu haben. So jedenfalls erzählen es Kollegen und Freunde.
Immerhin hat diese Vorgeschichte ausgereicht, damit allerlei hineinpsychologisiert worden ist in Herzogs "Berlin, ich bin wieder hier“ und in die Tränen, mit denen er bei seiner Rede unmittelbar nach der Wahl zum neue Bundespräsidenten im Berliner Reichstag zu kämpfen hatte. Wenn man Roman Herzog am Ende eines langen Tages von diesen mutmaßlichen Berlin-Kränkungen erzählt, nimmt er die Brille ab, reibt sich die Stirn, legt schließlich den ganzen Kopf schwer in die linke Hand und sagt dann mit blitzenden Augen doch nur, er sei ja gar nicht wegen der Kränkung aus Berlin weggegangen, sondern wegen des Rufs aus Speyer. Roman Herzog ist vorsichtig geworden.
Irritierendes zum Auftakt
Im Gespräch mit ihm spürt man nahezu physisch, wie in diesem Kopf die Spottlust, die Begabung für Witz und Formulierungen und eine großzügige Selbstsicherheit immerzu mit der engen Vorsicht und Klugheit kämpfen, die aus dem Schaden der ersten Reden und Interviews gewachsen sein mag. Wie schnell das dann alles gegangen ist. Wie irritiert und verstört das Land durch Herzogs erste Rede war, in der zum Beispiel die Ausländer in Deutschland gar nicht erwähnt wurden, dafür aber das seltsame und interpretierbare Wort "unverkrampft“ vorkam.
Schon 100 Tage und einige deutliche Reden später sind die Kommentare wohlwollender. Nach einem Jahr gibt es in allen Zeitungen nur anerkennende Artikel. Und zur Halbzeit ist Roman Herzog der beliebteste Deutsche, vor Henry Maske und Michael Schumacher und zusammen mit Uschi Glas, die bei den Frauen die Nummer eins ist.
Man kann natürlich Lästerer und Ernstzunehmende finden, die sagen, die Popularität eines Bundespräsidenten komme möglicherweise schon allein durch das Amt, da könnte man jeden hinstellen. Herzog selber glaubt, daß man nicht bemessen kann, wieviel Anteil das Amt und wieviel der jeweilige Präsident hat. Wichtig ist ihm, daß er in Umfragen auch bei den Nicht-Wählern ein sehr hohes Ansehen genießt. Da ist die Chance und die Pflicht eines Amtes, das Herzog gerne eine Integrationsagentur, einen Katalysator der Staatsintegration nennt. "Was mich allerdings gewundert hat ist, wie schnell die Menschen mir das geglaubt haben“, das sagt er auch.
Der Staatsrechtler Roman Herzog war schon Experte für das Amt des Bundespräsidenten, als, außer ihm vielleicht, noch nicht sehr viele daran dachten, er könne das einmal werden. Gegen Ende der ersten Amtszeit Richard von Weizsäckers, das gibt Herzog zu, "da habe ich schon gedacht, das trifft mich, jetzt passe ich in die Landschaft“. Aber noch in der Nacht vom 3. Oktober 1989 habe er auf den Stufen des Reichstags zu seiner Frau gesagt: "Entwarnung. Jetzt muß einer aus dem Osten ran.“
[...]
Sogar die Kollegen und Parteifreunde, die einem, wenn man den Notizblock beiseite legte, noch vor drei Jahren gerne erzählten, daß Roman Herzog wahrscheinlich zu schnell, zu flüchtig und zu selbstgefällig für dieses Amt sei, sagen heute, daß von ihren Vorbehalten aber auch rein gar nichts mehr übrig sei. So toll mache der das. Für das reibungslose Zusammenspiel mit der Partei ist in Roman Herzogs Team Staatsekretär Wilhelm Staudacher zuständig, ein gewiefter Innenpolitiker, der jedes Windchen und Lüftchen in Bonn mitbekommt und sehr feine Antennen in die Partei hat. Mit Helmut Kohl ist Herzog freundschaftlich verbunden. Sie kennen sich gut und lange. In gewisser Hinsicht, sind sie sich auch ähnlich, nicht nur optisch. Sie können miteinander frotzeln und flachsen, auch übereinander, wird in Bonn erzählt. Kohl natürlich ein bißchen mehr über Herzog als umgekehrt.
Kohl hat Roman Herzog schließlich in die Politik geholt. Und der vergißt das, anders als Weizsäcker, nicht. Und der Kanzler freut sich natürlich vor allem, wie schnell Herzog es geschafft hat, nicht mehr "der Nachfolger“ zu sein und daß über Weizsäcker niemand mehr spricht. Nur im Ausland wird Roman Herzog überhaupt noch mit dem großen Vorgänger konfrontiert. Wenn er eine zarte, irische Eiche in den Staatsgarten der irischen Ministerpräsidentin setzt, steht nebenan schon groß, prächtig und blühend der Lindenbaum, den Weizsäcker einst gepflanzt hat. Und wenn die Kameras ausgeschaltet sind und ein freundlicher Mensch dem deutschen Bundespräsident den Spaten aus der Hand nehmen will, sagt der: "Dankeschön, nein, wenn ich etwas anfange, mache ich es auch zu Ende.“
Er sagt das auf Deutsch, und er wird ein wenig rot vor Anstrengung, wie er da in Anzug und Mantel weiterschaufelt. Und die Englandkorrespondenten flüstern ihren aus Deutschland angereisten Kollegen zu, was für einen fabelhaften Eindruck doch das brillante Englisch seines Vorgängers gemacht habe. Dabei hat so eine Szene ja durchaus etwas Anrührendes. Da ist wie bei Kohl der frappierende Gegensatz zwischen dem ausgestellten Bewußtsein der eigenen Bedeutung und einer ungelenken physischen Tapsigkeit, zwischen den großen Themen und Partnern und dem provinziellen Habitus. Diese gewichtigen deutschen Männer, die glühende Europäer sind, aber keine Sprachen sprechen, oder nur sehr ungern.
Nach der Japan-Reise handelten ganze ARD-Berichte nur davon, wie schlecht angezogen und mißmutig die Japaner den Bundespräsidenten im Vergleich zu Weizsäcker angeblich fanden. Daß es auf dieser Reise zu Mißverständnissen kommen könnte, hatte sich schon in Berlin bei der Vorbereitung im Deutsch-Japanischen-Zentrum angedeutet. Da will einer der hochrangigen Wirtschaftsexperten dem Bundespräsidenten versichern, wie unerschrocken sich Japan sogar im Osten Deutschlands engagieren werde, und sagt: "Schließlich sind die in Japan hochverehrten Herren Bach, Luther, Goethe und Schiller doch auch alle in den neuen Bundesländern tätig gewesen“.
Und jetzt ist ja sogar Roman Herzog in den neuen Bundesländern tätig. Und wie. "Ich werde die neuen Länder durchpflügen“, hat er einer ehemaligen SED-Bezirkszeitung zu Beginn seiner Amtszeit gesagt. Und Wort gehalten hat er auch. Außerdem finden die Ostdeutschen unseren Präsidenten überhaupt nicht schlecht angezogen, eher so, wie sie sich selbst auch anziehen, wenn sie sich fein machen. Geschniegelte Betrüger und Handy-Männer in Seidenanzügen mit Weste, Designerbrille und Messerhaarschnitt haben die meisten Ostler inzwischen ja auch wirklich genug gesehen.
Nicht zu kränken?
Wenn Roman Herzog nach Eisenhüttenstadt kommt, erleben die Menschen die Spitze des neuen Staates auf eine Art, wie sie ihre frühere Staatsspitze nie erleben konnten. Der sieht ganz normal aus und geht ganz normal auf sie zu und fragt. Und dann geschieht etwas, was sie hier schon lange nicht mehr erlebt haben, der Mann hört wirklich zu. Er bittet manchmal sogar um Verständnis, daß er nichts sagen, sondern wirklich nur hören möchte, "was in Deutschland nicht immer verstanden wird. Da soll ein Präsident immer reden.“
Und wenn so einer dann einmal nicht kommt, wie zur Leipziger Buchmesse, als der Bundeswehrhubschrauber wegen Eis und Schnee nicht starten konnte, sind die Menschen wirklich enttäuscht. Noch einen Tag später bekommt Erich Loest einen Riesenapplaus, wenn er zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zwei Millimeter anzeigt uns sagt: "Kann nicht in den Osten kommen wegen soviel Schnee.“ Und noch stärker wird der Applaus, als der Schriftsteller vorschlägt, in das Team des Bundespräsidenten doch bitte wenigstens einen praktischen Menschen aus dem Osten aufzunehmen, der noch weiß, daß man möglicherweise ja auch einmal Bahn fahren kann.
Roman Herzog ist durch Kritik nicht zu kränken. Seine Mitarbeiter verehren ihn gerade dafür, daß er so viel gelten läßt. Er sei mit sich selbst im Reinen, darum geht ihm nur ganz wenig wirklich unter die Haut. Da ist offenbar eine Teflonschicht aus Selbstgewißheit und Wurstigkeit zusätzlich eingefettet mit überdurchschnittlicher Auffassungsgabe, Intelligenz und Spottlust.
[...]
Roman Herzog hat sich nur eine Amtszeit gegeben. Da nimmt man möglicherweise einen mörderischen Terminkalender und auch gewisse Verpuffungseffekte in Kauf. Und vielleicht wird ja auch schon an diesem Samstagabend im Adlon zu Berlin, deutlich, was Herzog im März gemeint hat, als er einen zweiten Auftritt vor dem deutschen Juristentag mit den Worten ankündigte: "Gegen Ende meiner Amtszeit kann ich vielleicht noch mal richtig die Sau rauslassen.“
Anfassen n.: ein Präsident zum -- ein volkstümlicher
P.
anrührend: das Gefühl ansprechend, sentimental
Ansehen n.: Ruf (einen guten -- haben)
ausgestellt: hier zur Schau gestellt, (selbstbewußt)
betont
auslösen: in Gang setzen, bringen
Beförderung f.: hier Förderung, Unterstützung,
Begünstigung (altertüml.-literar. Gebrauch)
bemessen: ausloten, feststellen, entscheiden, relativieren
Designer-Brille f.: nach neuesten Mode-Trend von einem sog.
Designer (Formgestalter)
entworfene Br.
Ding n.: hier Ereignis, Begebenheit; das ist (vielleicht) ein
-- (Ausruf des Erstaunens)
Discount-Professoren m.pl.: sozusagen en gros oder als
Billig-Ware in sog. Überleitungs-
Verfahren anfangs der 70er Jahre ohne
Habilitation 'produzierte', in der Regel nach
H2 (C2) bezahlte Professoren; in Marburg , Kassel,
Gießen und Frankfurt auch als
Hessen-Professoren bezeichnet; blockier(t)en
jahrzehntelang die Stellen für den
nachfolgenden, besser qualifizierten
akademischen Nachwuchs
Drittel-Parität f.: demokratische Interessenwahrnehmung und
Entscheidungsfindung
in universitären Gremien durch drei gleichberechtigte
Gruppen (Professoren,
Mitarbeiter, Studierende)
Düsseldorfer Tabelle f.: einkommensorientierte, jurist.
bindende Aufstellung der vom
jeweiligen Versorger an Studierende u.a.
Einkommenslose zu zahlenden Beträge
durchpflügen: durchkämmen, systematisch und gründlich
erkunden
s. einmischen in: s. hineindrängen in, gegen den
Widerstand anderer teilnehmen (wollen) an
Entwarnung f.: -- wird immer dann gegeben, wenn die Gefahr
eines Bombenangriffs oder
einer ähnlichen Katastrophe nicht mehr
besteht / gegeben ist
Experte: Fachmann [Expertin = Fachfrau]
fabelhaft: hervorragend, ausgezeichnet
die Fahne beruhigt: bezieht sich hier auf den Satz "daß die
Fahne auf dem Schloß weht"
Filibuster n.: im amerikan. Senat von Minderheiten geübte Praktik,
durch Marathonreden die
Verabschiedung von Gesetzen zu verhindern
flachsen: [über/mit jdm.] Unsinn reden, sich auf jds. Kosten
amüsieren
frappierend (frappant): verblüffend, erstaunlich,
überraschend
frotzeln: spöttische Bemerkungen machen [über]
geschniegelt [und gebügelt]: 'piekfein', vornehm,
stilvoll angezogen
gestanden: mit solidem Fachwissen versehen und beruflich bewährt;
das ist ein --er Mann
gewieft: gerissen, verschlagen, raffiniert, mit allen Wassern
gewaschen
Habitus m.: Gesamt-Erscheinungsbild einer Person nach
Aussehen und Verhalten
Halbzeit f.: eigentl. zeitl. Hälfte eines sportlichen Wettkampfs
(Fuß-, Handballspiel); hier:
Hälfte einer Regierungs-,
Amtszeit
Handy-Männer: dem neuesten Trend folgend mit
Mobiltelefonen ausgerüstete Manager-
Typen (Yuppies)
hell: klug, gewitzt; er ist ein --er Kopf, ein --es
Köpfchen/Kerlchen
Herzeigen n.: Vorzeigen, -führen, Präsentieren; das ist
keine Frau zum --
hineinpsychologisieren: mittels psychologischer Denkweise
hineininterpretieren
Hintergrundtelefonate n.pl.: diskrete, inoffizielle, dem
Zugriff der Öffentlichkeit
entzogene (nichtöffentliche)
T.; vgl. Hintergrundinformation
hochrangig: bedeutend, kompetent (=fähig), wichtig, erstklassig
Integrationsagentur f.: sozusagen eine Stelle, Einrichtung, die sich
damit beschäftigt, verschiedene
soziale Schichten und deren
Auffassungen, Meinungen unter einen Hut zu bringen
Katalysator m.: Stoff, der, selbst an ihnen unbeteiligt, chemische
Reaktionen herbeiführt
Köpfe m.pl.: hier metonymisch (pars pro toto) für
Menschen
Kolloquium n.: wissenschaftliche Diskussionsveranstaltung
konfrontieren: hier beurteilend vergleichen
Kracher: (an Silvester u.a. besonderen Tagen gezündete)
Feuerwerkskörper
Lehrstuhl m.: Ordentliche Professur (für ...)
lustvoll: von angenehmen Gefühlen begleitet [bewußt
auf sexuelles Empfinden anspielend]
Marketing n.: Absatzförderung, auch
Geschäftsleben
Messerhaarschnitt m.: = Messerformschnitt, bei dem das
nasse Haar mit dem Rasiermesser kurz geschnitten wird
Mukoviszidose f. (=Pankreasfibrose): Funktionsstörung der
schleim- und schweißproduzierenden Drüsen
mutmaßlich: möglich, wahrscheinlich (der --- Mörder
des Mädchens stand heute vor Gericht)
Ostler m.pl.: saloppe Bezeichnung für Bewohner der neuen
Bundesländer (Brandenburg, Mecklen-
burg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen)
physisch: körperlich [wahrnehmbar]
populär: beliebt
profitieren von: e. Nutzen ziehen aus
provinziell: von geringem geistig-kulturellen Niveau
Rede f.: eine -- halten
residieren: wohnen, leben
Ritual n.: Kulthandlung, Zeremoniell
Ruf m.: offizielle Aufforderung an einen Professor,
einen Lehrstuhl an einer auswärtigen Uni zu besetzen
Runde f.: hier Gesprächskreis, Meinungsaustausch am
runden Tisch; vgl. Tafelrunde
s. einen Ruck geben: s. aufschwingen, durchringen zu etw.
Salon m.: hier Kreis von Personen, die sich zum
Meinungsaustausch treffen
(eine Vorlesung) sprengen: durch das Eingreifen fach-fremder "Roll-Kommandos"
akademi-
sche Lehrveranstaltungen stören, gewaltsam beenden
(gegen 1969/70 oft praktiziert)
Sau f.: die -- rauslassen: sich hemmungslos gehen
lassen
Staatsbesucher m.: Politiker, die zu einem offiziellen Staatsbesuch
eintreffen
Staatsrechtler: Inhaber einer Professur, eines Lehrstuhls
für Staatsrecht
Studium generale n.: fächerübergreifendes
(interdisziplinäres) Studium zum Zweck höherer
Allgemeinbildung
Studentenrevolte f.: 1967/8 beginnende Auflehnung gegen überkommene
bürgerliche Werte
und akademische Prinzipien (Leitfiguren: Cohn-Bendit,
Dutschke, Teufel, Langhans u.a.)
Szenerie f.: Schauplatz
Tapsigkeit f.: Ungeschicktheit, Plumpheit
Think Tank m.: Zusammenballung von intellektuellem Potential
('Denkern')
Unterhalt m.: zwangsweise Zahlungen an außereheliche
Kinder, geschiedene Ehegatten usw.
unverkrampft: ungezwungen, gelöst, frei
verläßlich: sicher
Verpuffung f.: mit dumpfem Knall auftretende, schwache
Explosion
Wurstigkeit f.: Gleichgültigkeit
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