Dr. Wolfgang Näser: Wörter und Wendungen in aktuellen deutschen Zeitungstexten * SS 1998
Text 5:
Computer-Panne legte Verwaltung lahm
Großrechner fiel aus Zulassungsbehörde,
Bezirks- und Finanzämter betroffen Antrags-Rückstau
erwartet
Von GONNE GARLING
Eine Computerpanne im Landesamt für Informationstechnik
(LIT) hat gestern große Teile der Hamburger Verwaltung
lahmgelegt. Wegen eines Rechner-Fehlers, in dessen Speicher
hochsensible Daten gesichert werden, ging gestern bei vielen
Behörden nichts mehr. In ganz Hamburg war es gestern unmöglich,
Fahrzeuge zuzulassen, vorläufige Personal- oder
Kinderausweise ausstellen zu lassen. Die Höhe von
Sozialhilfesätzen konnte nicht festgelegt werden, in den
Finanzämtern konnten interne Informationen über Steuerzahlungen
nicht bearbeitet werden.
Der Computer-Notstand begann um 8.10 Uhr. "Es ist ein technischer Defekt im Speichersystem aufgetreten", erklärt Hans-Dieter Meinecke, Leiter des Rechenzentrums im LIT. Bei dem betroffenen System handele es sich um einen "im Normalfall äußerst sicheren Plattenspeicher" der US-Firma Storage Tech. Gespeichert werden dort persönliche Daten auf die Bezirksämter, das Finanzamt, die Sozialbehörden und die Zulassungstelle zugreifen müssen, wenn es darum geht, Papiere auszustellen oder Anträge zu bewilligen. Acht Kanäle sorgen dafür, daß auch beim Ausfall mehrerer Leitungen Informationen weitergegeben werden können normalerweise. "Aber jetzt ist ein zentrales Mikroprogramm ausgefallen, da versagte das System", sagt Meinecke. Glaubte man im Landesamt für Informationstechnik zunächst noch, das Problem schnell in den Griff zu bekommen, entpuppten sich Rettungsversuche der hauseigenen Spezialisten schnell als vergeblich. Im LIT wurde daraufhin ein Krisenstab gebildet, Experten der Herstellerfirma in den USA und Frankfurt kontaktiert.
In Hamburgs Verwaltung zog unterdessen das Chaos ein: Besonders hart traf die neuerliche Panne eines Behörden-Rechners die Zulassungsstelle. Hunderte von Auto- und Motorradfahrern mußten unverrichteter Dinge wieder gehen. An- und Abmeldungen waren gestern nicht möglich. "Die Frustration bei vielen Fahrern war entsprechend hoch", sagte Geschäftsführer Friedrich-Karl Scharping. "Wir bedauern das außerordentlich, können aber nichts machen." Am Nachmittag informierte die Zulassungsstelle per Radiodurchsagen die Bevölkerung.
Nicht viel anders das Bild bei den Bezirksämtern. "Das reinste Chaos", beklagte sich Edda Schreiber vom Einwohnermeldeamt in Eimsbüttel. "Kinderausweise und vorläufige Personalausweise gibt es heute gar nicht, alle sonstigen Anträge werden per Hand ausgefüllt." Die Folge: "Alles geht drunter und drüber." So können alle Anträge erst dann bearbeitet werden, wenn der Zentralcomputer wieder einwandfrei läuft. Der dann entstandene "Rückstau" dürfte den Behördenmitarbeiten Überstunden bescheren und die Wartezeiten für die Hamburger auf einen neuen Paß weiter verlängern.
Probleme gab es auch bei den Finanz- und Sozialämtern. Kurzum: "Immer dann, wenn in irgeneiner Form das Meldewesen betroffen ist, hakt es", so Hans-Dieter Meinecke.
Erst gegen 16.30 Uhr konnte der Krisenstab im Landesamt wieder "System läuft" melden. Meinecke: "Wir gehen davon aus, daß ab morgen früh wieder alle Daten zur Verfügung stehen. Bis in die Nacht wurden gestern noch weitere Tests gefahren. Eine genaue Fehleranalyse soll nun klären, weshalb ein Totalausfall erfolgen konnte. "Wir müssen verhindern, daß so etwas noch einmal passiert."
© DIE WELT, 19.5.1998
Aufgaben: vgl. Texte 1-4; zumindest die unterstrichenen
Wörter und Wendungen sollten genau nachgeschlagen und in
einer
entsprechenden Liste dokumentiert werden. Ferner lohnt sich in diesem Fall
eine Diskussion über den
Inhalt.
[Re-Editing + Fehlerkorrektur: W. Näser 19.5.98]