Dr. Wolfgang Näser: UE "Varianten des Deutschen - eine Einführung
für Ausländer"
WS 2002/2003 * Di 16-18, HG 207
Textsorte: Satire
Steuer-Song
Eine Parodie auf Gerhard Schröder von
Elmar Brandt (30), vorgestellt am 11.11.2k2, 21 Uhr
in "Report"
Quelle: Internet; Zitat nur zu internen didaktischen
Zwecken!
"Der Stimmenimitator Elmar Brandt hat mit seinem 'Steuersong' einen Riesenhit
gelandet"
(Die
Welt, 14.11.2002)
1. Es ist einfach der Hammer, Leute: Kaum braucht man von Euch mal n´ bißchen Kies für Vatter Staat - schon ist man beliebt wie Fußpilz! Dabei will ich nur Euer Bestes - Euer Geld! |
Reflexion 1 |
2. Hundesteuer, Tabaksteuer, KFZ und Ökosteuer - habt ihr echt geglaubt, mehr kommt nicht? Mit Umsatz- und Getränkesteuer mach´ich zwar das Bierchen teuer, doch das ist mir immer noch zu wenig! Denn nun habt Ihr mich gewählt und jetzt habt Ihr den Salat - ich bin noch mal´n paar Jahre Euer Kanzler! |
Adresse 1 |
3. Was Du heute kannst versprechen, darfst Du morgen wieder brechen, und drum hol´ich mir jetzt jeden einzl´nen Geldschein, Euer Pulver, Eure Kohle, Euer Sparschwein! |
Adresse 1a (Reim) |
4. Ich erhöh´ Euch die Steuern; gewählt is gewählt, ihr könnt mich jetzt nicht mehr feuern, das is ja das Geile an der Demokratie. Ich greif´ Euch tief in die Tasche; jeder von euch Spackos bunkert irgendwo noch Asche, und die hol´ich mir, die find ich schon - egal wo sie liegt |
Refrain |
5. Ich zieh´Euch aus - yeah! Ihr Flaschen, ihr werdet Euch noch wundern, denn ich weiß zu überraschen! Keine Steuer, die es für mich nicht gibt! |
Refrain 2 |
6. Man könnte doch zum Beispiel mal über ne
Schlechtwettersteuer nachdenken - das gäb satt Schotter!..oder ne Haarfärbesteuer....och nö, besser nich... |
Reflexion 2 |
7. Erdoberflächen-Nutzungssteuer, Atemaufschlag, Luft wird teuer, und ich bin noch lang nicht fertig! Ein Zahntarif für´s Essen kauen, Biosteuern auf´s Verdauen, nix gibt´s mehr für lau - das geht nicht! Ich mach´ geile Politik - Qualität hat ihren Preis wer die Gerd Show sehen will, der muß auch zahlen! |
Adresse 2 |
8. Wie ein Einkommenspirat drehe ich am Steuerrad; wenn Du klamm bis´, kauf´doch öfter mal bei Lidl, oder Penny Markt oder Aldi.....oder mal gar nichts! |
Adresse 2a (Prosa) |
9. Ich erhöh´ Euch die Steuern - gewählt is gewählt, ihr könnt mich jetzt nicht mehr feuern, das is das Geile an ´ner Demokratie. Ich greif´ Euch tief in die Tasche; jeder von euch Spackos bunkert irgendwo noch Asche, und die hol´ich mir, die find ich schon, egal, wo sie liegt. |
Refrain (Wdh.) |
10. Ich zieh´Euch aus - yeah! Ihr Flaschen ihr werdet Euch noch wundern, denn ich weiß zu überraschen! Keine Steuer, die es für mich nicht gibt! |
Refrain 2 (Wdh.) |
11. Steuern sparn ist ganz einfach. Ich zum Beispiel hab nen
Schofför. Da kann ich mir das Steuern spar´n! Im übrigen - Kennt ihr den Unterschied zwischen mir und 'nem Hummer? Der Hummer wird beim Abkochen rot - hahaha! |
Adresse 3 |
12. Achtung Achtung! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Bald ist wieder große Krötenwanderung. Die Kröten wandern von Eurer direkt in meine Tasche, hahaha... aber die Arbeitslosen - die könnten doch auch mal was abdrücken... gibt doch so viele von denen.... |
Adresse 4 |
Aufgabe: Wir erarbeiten gemeinsam die für diesen satirischen
Text typischen Wörter (z.B. "der Hammer") und Wendungen (z.B. "beliebt
wie Fußpilz")
Ergebnis: Der Text enthält viele Beispiele aus dem sog.
Substandard des Deutschen, so der Hammer 'das Überraschende,
Tolle, Interessante'; echt 'wirklich, tatsächlich'; Kies,
Pulver, Kohle, Asche, Schotter,
Kröten für 'Geld'; feuern 'entlassen', das
Geile 'das Interessante, Wichtige, Entscheidende', Spackos:
neues "Kult-Wort", hierzu die oben angeführte Web-Site und
http://www.abspacken.de/spackult.php - oder, wie es dort zum "Abspacken"
heißt: " Alles zugleich sinnlose, hirnlose, auffällige, für
viele Leute ziemlich peinliche Zeugs, was man tun und reden kann, gehört
zum "abspacken". Beispiel: Die Form von Anmachen, bei der man unglaublich
viel Spaß und viel zu Lachen hat, aber dazu neigt die Frauen, die keinen
Spaß verstehen, zu vergraulen ist eine Form von "abspacken". Hier
vielleicht auch gemeint für 'Klein- oder Normalbürger aller Art;
bunkern 'lagern, verwahren, aufheben, beiseitelegen', yeah
(US-engl. für verstärkende Interjektion 'ja'), Ihr Flaschen
'Unfähigen', satt 'jede Menge, sehr viel, genug', für
lau 'umsonst, ohne Berechnung', klamm 'knapp bei Kasse, pleite',
abkochen 'betrügen, übers Ohr hauen, über den Tisch
ziehen', abdrücken 'zahlen', jetzt habt ihr den Salat
'nun ist das Unheil da, nun habt ihr die Bescherung' und interessante
Wortspiele: Einkommenspirat; Steuerrad = im negativen Sinne
analog zu Glücksrad; Steuern 'die Betätigung des
Lenkrads' sparen, Abkochen einmal konkret (beim Hummer), dann Slang
'betrügen', Krötenwanderung 'unerwünschter
Geldtransfer'.
Zum Aufbau: wie obige Tabelle zeigt, läßt sich der Song
in 12 Teile gliedern; Reflexionen, Adressen und Refrain
wechseln ebenso ab wie Reim und Prosa und damit auch das
Metrum und lassen den Text als "durchkomponiert" erscheinen.
Links:
Re-Edition Links, Korrekturen, Interpretation: W. Näser 12./14.11.2k2