(HTML-)Texte ausgewählter deutscher Urkunden des 13. - 15. Jahrhunderts

Die hier abgedruckte Auswahl originaler Urkunden aus dem 13. bis 15. Jahrundert soll einen Eindruck vermitteln von der sprachlichen Vielfalt dieser Texte, die es angeraten erscheinen läßt, sie auch in die sprachhistorische Didaktik einzubeziehen, zumal wir hier keine (literarische) Fiktion vor uns haben, sondern in einer sehr direkten und anschaulichen Weise mit tatsächlichen Begebenheiten konfrontiert und mit historischer Information aus erster Hand versorgt werden. Untenstehende Text-Anthologie wird in Abständen ergänzt. WN 250796


1. 1251 Mai 15, Stadt Bern (oberdeutsch)

Allen den die disen brief sehent / vnd hoerent chivnden wir .. der Schvltheize / vnd die Burger von Berne / vnd alle vnser eitgnoze von . Bivrgendon . dc wir einre svone vberein sin chomen mit vnsern vrivnden von . Lvzzerron . vmb den chrieg der enzwischen vns vnd in was. Also swaz schaden beidenthalb geschehen ist . der ist abe gelazen. Darzvo han wir in gelobet mit eiden . dc wir vnz ze Phingesten danne vber vivnf iar wider in niht sin war dur vnsern rehten herren ane var . swer in / in der selben iarzale kein gewalt tvot . so svn wir vivnfzech man han ein manot in ir stat an ir schaden ir lib vnd ir gvote ze schirmenne. Wil aber iemen von . Berne . ald vnser eitgnoze von Bivrgendon . dirre svone niht han dc svn wir in sagen siben tage vor / der selbe sol in kein schaden tvon ee er siben tage von vnser stat gewesen ist. Swaz gvotes er in vnsern gerihte het des sol sich der Rat vnd die Rihterre vnderwinden . also dc ez in sin gewalt mit nvzze noch mit gewer niemer chome ee er den schaden geb(e)zzerre / wir svn nieman von . Lvzzerron . phenden er si bivrge ald gelte. Swer ieman von . Lvzzerron . ansprichet vmb totgerehte des sol er in ze rede stozzen vnd wil er sich des entreden selb dritte ze den heiligen / de sol er von in nemen. Disiv svone wart gesezzet in dem iare von vnsers herren geburt M° . CC° . L° . I°. ze Mittem Meien. (Siegel)

(aus: Friedrich WILHELM, Corpus der altdeutschen Originalurkunden Bd. I, S. 27; HTML-Transkript WN 020796)


2. 1321 Mai 20, Kloster Corvey bei Höxter (niederdeutsch, Auszug)

Wi Ropraght / van ghodes ghenaden Abbet Frederic prauest / Wylhelm prior vnde dat ghemeyne Conuent / des Styghtes to Corueye / bekennen vnde don / kunt / allen die dessen bref sien vnde horen lesen dat wi hebbet ghelouet vnde louen in dessen ghyghenwarden breue / dat wi de Sone die vnse Sonlude de wj Ropraght / de vorbenomede Abbet / ghenomet hebben oder benomen / maket vnde kundyghen in minne oder in regchte / twischen vns vnde vnsern vorbenomeden Styghte van er partye Vnde eyn edelen man greuen henryke van waltek vnde sin eruen van der anderen partye / Stede /vaste vnde vnuorbrokelic holden des gheue wi to eynen orkunde / Vnde to eyner Stedygheyt dessen bref beseghelet mit vnses abbet Ropraghtes vnde des vobenomeden Stygchtes ingheseghelen / Desse bref is ghegheuen / des gude(n)daghes vor Sante vrbanes daghe in den iare also man tellet van godes ghebort dusent drihu(n)dert vnde eyne(n)twintygh iar

(StA Marburg 6841/0209, Transkription: W. Näser)


3. 1330 März 10, Kloster Fulda (mitteldeutsch; /ue/=u mit übergeschriebenem e; /ie/=i mit übergeschr. e)

Wir Heinrich von gotes genadin Junger Greue von Hennenberg bekennen offinliche an dieseme Briue / daz wir deme Prouiste vomme nuewen berge bie Fulde / vnde von siner weyn hern Johanse / von buttelir schuldec sin vnde gelde sullen virzec phund guter heller / zuenzic vffe Sancte michels tag der nue kumet / vnde / zuenzic vffe Sancte walpurge tag / der da nach nehest kuemet fur daz viehe / daz zu Schafhusin wart genuemen dar . vber zue orkunde hengin wir vnser insigel an diesen brif Der brif ist gegebin Jn deme Jare do man zalte nach gotes geburd Tusent iar druhundert iar vnde drizzic iar an deme Sunabende vor Sancte Gregoriis tage [Siegel]

(StA Marburg 6907/0618, Transkription: W. Näser)


4. 1342 September 22, Frankfurt/Kl. Fulda (obd.)

Wir Ludowig von gotes gnaden Romischer keiser ze allen ziten mer(er) des Richs Veriehen offenlichen mit diesem brief. Das wir dem Erwirdigen Heinrich Abbt ze Fuld vnserm lieben Fursten von besund(er)n gnaden erlaubt und gegünnet haben / das er sein Dorff ze Dyedorff mit Graben / mürn / vnd mit andern sachen / vesten / büwen / vnd warnen müg / als ein stat / wann er od(er) sein Nachchomen das wellen / Vnd geben den lüden da selb(e)n einen wochenmarckt vf einen tag in der wochen den vns(er) vorgenant(er) Furst nach siner bescheidenheit dar zü benennet. Auch tün wir in die gnade . das si iriu reht in vnsern vnd des Riches steten nemen vnd süchen mugen / Ze vrchunt diczzs briefs v(er)sigelt mit vns(er)m Cheyserlichen Insigell. D(er) geben ist ze franchenf(ur)t am sunntag nach Mathei Nach kristes geburd Druczehenhund(er)t iar. dar nach in dem zwei vnd Vierczigistem iar. In de(m) aht vnd zweinczigistem iar vnsers Riches vnd in dem funfzehendem des keys(er)tumes.

(StA Marburg 6880 / 0055; Transkription: Hella Peters-Dankers und Wolfgang Näser)