Angenommen, Sie besitzen das 1995 herausgekommene IBM-Notebook "Thinkpad 755 C" mit TFT-Bildschirm, 20 MB RAM, 80486DX50, 350 MB Festplatte und EPP-Druckerschnittstelle. Sie betreiben das Gerät mit DOS 7.1/W95 und Windows 3.11 und wollen auf Windows 95 upgraden. Dies kann nur mittels eines externen CD-Laufwerks geschehen, das an LPT 1 gekoppelt und über entsprechende Treiber aktiviert wird. Sie besitzen hierzu ein älteres sog. Freeport-System mit eingebautem Mitsumi FX 400 (nominell 4-Speed an IDE). Was dabei passieren kann (aber nicht muß), sei an folgendem konkreten Fall verdeutlicht:
Zum Upgrade auf Windows 95 starten Sie Ihr Notebook mit einem über den EPP-Druckerport (LPT 1) angekoppelten 4-fach-CD-Laufwerk mit Freeport-Interface. Aus Platz- und Kompatibilitätsgründen verwenden Sie das 1995 herausgebrachte (deutsche) Win 95 A auf der Original-CD.
Vom DOS-Prompt aus wechseln Sie zum CD-Laufwerk D: und starten hier SETUP.EXE. Gleich die erste Überraschung: packed file is corrupt. Sie versuchen es noch ein paarmal, dann klappt es; nach dem Routine-Check von C: werden die Setup-Dateien geladen, dann müssen Sie die EULA bestätigen und den Code eingeben, und wenig später werden die Win-95-Daten von der CD auf die Festplatte übertragen.
Obwohl sich die CD in einwandfreiem Zustand befindet, werden öfter Lesefehler gemeldet: verschiedene *.cab (s.o.) lassen sich nicht decodieren und werden optional übergangen. Nach rund 45 Minuten (!) ist diese zerrige Prozedur beendet und bald soll der erste Systemstart von Windows 95 erfolgen. Und jetzt kommt die kalte Dusche: eine Datei kann nicht geladen werden und Sie erhalten die wenig charmante Aufforderung, Windows 95 neu zu installieren. Sie denken nun, die schon mehrfach benutzte Installations-CD könnte schadhaft sein; nach dem Motto 'ein besseres Laufwerk ist immer noch die beste Alternative' legen Sie die Platte in das ebenso schnelle wie sicher lesende ATAPI-CD-Laufwerk Ihres Pentium-Arbeitsrechners und machen von Ihrem Recht Gebrauch, mit einem guten CD-Recorder eine Sicherungskopie zu brennen - auf einen professionellen Rohling in Keramik-Technologie, um ganz sicher zu gehen. Danach die trübe Erfahrung, daß nun gar nichts mehr geht, denn die packed-file-Meldungen (s.o.) werden Legion.
Nach anderthalb Stunden Entnervung und Frustration beschließen Sie,
zum altbewährten Windows 3.11 zurückzukehren. D.h. unter anderem,
die durch Win 95 kontaminierte Directory \windows und
\windows\system zu leeren und von der Sicherungs-CD (ggf. mit Umweg
über einen Zweitrechner und Laplink Pro) neu aufzufüllen. Doch
können Sie danach nur bedingt starten: Windows 95 hat im Zuge der
Installation
um nur einige "Liebenswürdigkeiten" oder besser Willkür-Akte des
in jeder Hinsicht unvollkommenen Win 95 A anzuführen. Um die in Tabellen
2-4 erzielten Parameter zurückzugewinnen, müssen Sie
den Rechner neu starten und Ihr altes Windows 3.11 auf korrekte Funktion hin überprüfen. Wenn Sie Glück haben, ist - nach drei oder vier Stunden - wieder alles beim alten und haben Sie die Gewißheit, nun von der Gates-Folter mit den Schweren Ausnahme- und sonstigen Fehlern verschont zu sein. Richtig betrieben (Sie sollten eine externe PS2-Maus anschließen!), hat das bewährte WfW 3.11 außer dem Nostalgie-Effekt den Vorteil der Platz-Ökonomie (ca. 25-35 MB) und steuert alle Thinkpad-eigenen Audio-Prozeduren, die das TP755C nicht nur zum 'Notizbuch', sondern auch zum Diktiergerät werden lassen.
(c) Dr. Wolfgang Näser 24.9.99