Lebensweisheiten aus Waldeck (mitgeteilt von Alfred EMDE aus Mengeringhausen, 1985)

 1. Gutt gefroihstücket speuert me diän ganzen Daag, gutt geschlachtet det
    ganze Johr und gutt gefrijjet det ganze Liäwen.
 2. Däi huddeligen Wagen haltet amme längesten.
 3. Et lätt nit, awwer et hält, siägte de Duiwel, als häi siener Schwäiger-
    motter diän Äs mit 'ner Rämmekeede tau'enägget hadde.
 4. Wäi Pech hawwen sall, däi skitt sik in'ne Bückse un wenn se imme Schappe
    hänget.
 5. Wann'en Unglücke passäiern sall, dann fällt ne Katte vame Stouhle un
    briäket sik diän Stiärt.
 6. Frijjen un Heumaken is jümmer ne ungewisse Sake.
 7. Häi stäiht wi'en Osse vüerm niggen Schuirendoore.
 8. Dat Kuiken is widder emol kläuker als 'et Hauhn.
 9. Wäi Glücke hiätt, diäme kalwet de Osse.
10. Witt dou mäjjen, most dou auk säjjen.
11. Wann'nen Schoop plärrt, dann versuimet et 'nen Muuel vull.
12. Däi Vüggele, däi te froih piepet, däi langet de Katte.
13. Wann de Katte nit ter häime, danzet de Muise up'em Diske.
14. 'Nem allen Iäsel is schwoor danzen te lehren.
15. Olle Vösse hat iäre Nuppen.
16. Biätter 'nen Luiling inner Hand als ne Duowe uppem Daake.
17. Wäi et äist inne Mülle kümmet, mahlet et äiste.
18. Kingere un Besuoppene seejet de Wohrhäit.

Vokabular [wird ergänzt]

Äs			Hintern, Arsch
baas			gut, tüchtig (dat is'n - Kiärl)
baastern		ziellos herumlaufen
Bäier			Eber
Bansen			Platz in der Scheune zum Lagern der Frucht,
			des Strohs und Heus
et batt nix		es hilft nichts
Bicke			Bach (auch ein -, der an Arolsen vorbeifließt)
Blaagen			Kinder (auch so im Ruhrgebiet genannt)
blinsterig		undeutlich
Bölzer			Kater
Docke			Mutterschwein
et bloolappet sik	am bedeckten Himmel erscheinen die ersten
			'blauen Lappen' (Wolken)
bören			heben, tragen
bollerig		hastig und grob
Botälje			Flasche (frz. bouteille)
Büll n.			Beule
dünndag			heute (aus 'düsen Dag')
Duowe			Taube
etterig			bissig, schlimm
Fastelowend		Fastnacht
Fickel			junges Schwein, Ferkel
Ganterk			Gänserich (hd. -ich > westf. -ik)
Gemelk			Kuheuter
Gesterbrot		bes. Brotart, die 2x im Ofen war
Gösselkes		kleine, junge Gänse
Graipe			Mitsgabel (graipen 'greifen')
grüem			Bräutigam (enl. groom)
Hauhn			Henne, Huhn
dat Hauhn is bräudisk	das Huhn brütet
Höpper			Frosch
dat Iätten is ferrig	das Essen ist fertig
Kiepe			Tasche
Kingere			Kinder
Kramenze(l)n		Ameisen
Kronoggen		Waldbeeren
küiern			reden, sprechen, erzählen
kujonäieren		quälen, ärgern
et lätt nit		'es läßt nicht', es sieht nicht aus
luern			warten, 'lauern'
Luiling			Spatz
Mistekabel		Mistkäfer
mülmen			stauben (Mülm 'Staub')
Pastouer		Pfarrer, Pastor
Pedde			Kröte
Piewittik		Kiebitz
Plett			Schultertuch der Frau (cf e. plaid)
Popoltere(n)		Schmetterlinge
Quaddel			kleine, z.B. durch Insektenstich ver-
			ursachte Geschwulst
Römpel			Weste
Schapp			(Kleider-)Schrank
Schnufteplett		Taschentuch, Schnupftuch
schroh, schräff		mager
Schütteboden		Platz zum Lagern des ausgedroschenen
			Getreides
Schuirendoor		Scheunentor
Stiärt			Sterz, Hintern
stippen			eintauchen (z.B. Brot in Milch)
Strump			Strumpf
tebuten			draußen
tüntelig		langsam
('nen) Ünderken		(ein) Nickerchen
undern			mit den Schafen zur Rast gehen
versuimen		versäumen, verpassen
Wippstiärt		Bachstelze, 'Ackermännchen'
Zalaar			Petroleum (nur noch von älteren Leuten
			gebraucht)
Ziräinen		Flieder

[die Redensarten und Wörter wurden mir im April 1985 von Alfred
EMDE im Rahmen meiner waldeckischen Feldforschung mitgeteilt]
(c) Wolfgang Näser 1985 / 18081996