Textsorte: Gegenstandpunkt

zum Tode von Karol Wojtyla
von Hermann Ploppa, Sterup (eingesandt am 4.4.2005)

VORBEMERKUNG. Gegenstandpunkte sind immer unbequem und provokativ, verfolgen somit die unverblümte Absicht, zur Diskussion anzuregen - besonders in Fällen, wo sich eine solche zu erübrigen scheint, zum Beispiel nach dem Hinscheiden des in aller Welt geachteten und auch in Deutschland als "Medien-Papst" sehr beliebten, aus dem polnischen Krakau stammenden Karol Wojtyla, vor knapp 27 Jahren zum Papst Johannes Paul II. gekürt. Zahlreiche Nachrufe betonen sein geistlich-politisches Engagement zur Befreiung Polens und als starker Befürworter der deutschen Wiedervereinigung. Oftmals von rauschendem Beifall unterbrochen, wird der Heilige Vater vor einer riesigen Menschenmenge und in Gegenwart von Vertretern anderer Religionen und 200 prominenten Staatsgästen am 8. April von Kardinal Ratzinger in einem schlichten Holzsarg beerdigt. In seinen vielen Reisen besuchte er auch geistliche Oberhäupter anderer Weltreligionen, betrat als erster Papst eine Moschee, legte in Yad Vashem einen Kranz nieder und entschuldigte sich für Verfehlungen katholischer Menschen gegen das Judentum. Weltjugendtage ließ er veranstalten und erfüllte bis zum letzten Atemzuge seine Pflicht. Der "Medienpapst", dem 1979 sogleich ein "Vojtyla Disco Dance" gewidmet wurde, der "Reisepapst, Friedensmahner und Glaubenshüter" (dpa 2.4.2005) war auch entschiedener Gegner des US-Überfalls auf den Irak 1). Der Theologe Hans Küng, dem nach einem 1979 publizierten Artikel die Lehrbefugnis entzogen wurde, spricht hingegen von einem Pontifikat verhängnisvoller Widersprüche: Derselbe Mann, der die Menschenrechte nach außen vertrete, verweigere sie im inneren den Bischöfen, Theologen, vor allem den Frauen. Der "große Marienverehrer" 2) predige hehre Frauenideale, werte jedoch die Frauen ab und verweigere ihnen die Ordination. Vergessen scheinen in diesen Tagen die unbeugsame Haltung des Papstes in Sachen Empfängnisverhütung 3), die von ihm 1999 als Reform verfügte Außerkraftsetzung der in Deutschland staatlich anerkannten katholischen Schwangerenberatung, die Suspendierung eines katholischen Geistlichen für ein ökumenisch gefeiertes Abendmahl 4) und das Dogma, nach dem allein die katholische Kirche den rechten Glauben habe; dies alles führte hierzulande nachweislich zu zahlreichen Kirchenaustritten und nicht nur an der Basis, sondern auch innerhalb der kirchlichen Hierarchie zu einem Kommunikationsproblem im Verkehr mit der Kurie, auch wenn viele Jugendliche im Heiligen Vater eine gütige, charismatische Leitfigur sahen und es Persönlichkeiten wie dem Mainzer Kardinal Prof. Dr. Lehmann gelang, in kritischen Fällen wenigstens zu vermitteln.

Der heute in Sterup bei Flensburg lebende, im Jahre 1953 geborene freie Journalist Hermann Ploppa hat in seinen Schriften sich nie nach den jeweiligen "günstigen Winden" gerichtet und will auch in seinem (türkis markierten) Text zu kritischer Diskussion anregen. Als Mittelpunkt der Seite steht dieser zur Diskussion (externe Beiträge sind willkommen!); die Seite hat jedoch inzwischen ein Eigenleben entfaltet, da immer mehr interessante Fakten und Aspekte ans Licht kommen und es auch aus kulturgeschichtlicher Hinsicht höchst dringlich ist, sich mit Geschichte und Zukunft des Papsttums auseinanderzusetzen.
W. Näser, Marburg, am 15.4.2005

Moment mal - wo sind wir eigentlich? 

Wir hören die Totenklage für den verstorbenen Papst Johannes Paul II. 

Wir hörten sie schon tausendfach, bevor der Oberhirte der Katholischen Kirche überhaupt verstorben war. Unermeßlich sei die Trauer. Eine große Weltgemeinde begleite den letzten Weg des Papstes mit innigen Gebeten. 

Moment mal ... 

Diese schöne Erde verlassen zu müssen ist nicht erfreulich. Dieser Aufbruch geschieht ohne Wiederkehr. Das tut immer unendlich weh. Jedenfalls schmerzt es uns weiterlebende Angehörige. 

Aber: warum ist der Tod dieses einen Menschen so viel bedeutender und wertvoller als der Tod der anderen sechs Milliarden Menschen auf dieser Erde? Was macht den Tod von Karol Wojtyla so viel bedeutender als den Tod eines von Bomben zerfetzten Irakers? Oder eines von Tellerminen zerfetzten afghanischen Kindes? 

Hat nicht Karol Wojtyla ein wahrhaftig gesegnetes Lebensalter erreichen dürfen? Er erreichte die obere Grenze des menschlicher Physis möglichen Alters. 

Warum trauern denn die gläubigen Katholiken um ihren Oberhirten? Die kirchliche Dogmatik besagt doch eindeutig, daß Päpste zusammen mit den vielen Heiligen unmittelbar nach dem Versterben in das Paradies aufsteigen. Die normalsterblichen, mit den Sakramenten versehenen Katholiken hingegen müssen nach ihrem Tode erst das Fegefeuer durchlaufen. Dem Papst muß niemand zu seinem transzendentalen Glück verhelfen. 

Ganz Deutschland wird unter einen Trauerflor gelegt. Allerdings müssen wir feststellen: nur etwa dreißig Prozent aller Deutschen sind als Katholiken von diesem mortalen Ereignis betroffen. Von diesen dreißig Prozent ist die überwältigende Mehrheit lediglich noch für die Steuerbehörde katholisch. 

Weltweit sind 700 Millionen Menschen als Katholiken erfaßt. Dem stehen 5,3 Milliarden Nicht-Katholiken gegenüber. Soweit diese 5,3 Milliarden Katholiken den Papst überhaupt kennen, stehen sie ihm, um es neutral zu sagen, distanziert gegenüber. Durch seinen störrischen Alleinvertretungsanspruch hat Papst Wojtyla allerdings eine nicht geringe Abneigung in weiten Kreisen erzeugt. 

Es ist schon erstaunlich, wie in den Medien der Eindruck erweckt werden soll, Papst Johannes Paul II. sei eine allseits anerkannte und geliebte Persönlichkeit. Eine Umfrage ergab unlängst, daß unter den deutschen Katholiken 37 % den buddhistischen Dalai Lama für den weisesten Mann der Erde hielten, aber nur 19 % der Befragten deutschen Katholiken ihr eigenes spirituelles Oberhaupt, Papst Johannes Paul II. Abgesehen davon, daß die Frage nach dem weisesten Mann der Erde alles andere als weise ist – womöglich mußten die Befragten ein Kreuzchen in einem Multiple-Choice-Raster machen, wo als weitere Möglichkeiten neben den oben Genannten vielleicht noch Dieter Bohlen und Guido Knopp zur Verfügung standen - , enthüllt dieses überraschende Ergebnis durchaus, daß der Papst bei seinen deutschen Schafen ein Kommunikationsproblem hatte. 

Der engagiertere Teil der deutschen Katholiken hat sich in den 26 Jahren der Ära Wojtyla in die innere Emigration zurückgezogen. Etwas differenziertere Befragungen als die o.g. ergaben, daß innerhalb der deutschen Katholikenheit die Inhalte der katholischen Glaubenslehre weitgehend unbekannt oder vergessen sind. Der katholische Theologieprofessor Linus Hauser, kein Abweichler wie Küng, wertet die Umfragebefunde wie folgt aus: „Die regelmäßigen Kirchgänger ... sind diejenigen, die sich oft dadurch auszeichnen, dass sie Glaubensvorstellungen unterschiedlicher religiöser Traditionen miteinander synkretistisch kombinieren.“ Wenn schon regelmäßige Kirchgänger sich ein Menue zusammstellen aus unterschiedlichsten Religionen dieser Welt, wie sieht das dann erst bei rein nominellen Katholiken aus? 

26 Jahre unter Papst Wojtyla haben offensichtlich nichts zur Schärfung des Profils der katholischen Heilslehre beitragen können. 

Dem Pontifikat von Johannes Paul II. ging das Pontifikat des lächelnden Papstes Johannes Paul I. voraus. Dieser Papst, mit bürgerlichem Namen Albino Luciani, kam aus einer Arbeiterfamilie. Ihm brauchte kein „Charisma“ angedichtet zu werden. In seiner bescheidenen und herzlichen Art gewann er die Menschen auf Anhieb. Und Johannes Paul I. gab sich nicht mit symbolichen Ersatzhandlungen zufrieden. Er ließ die sinistren Finanzaktivitäten der vatikanischen Behörden und der Banco Ambrosiano durchchecken. Albino Luciani war erkennbar entschlossen, auch kompromittierende Verbindungen zur Mafia, der Loge P2 und zu rechtsextremen Kreisen an die Öffentlichkeit zu zerren und diese verfolgen zu lassen. 

Doch da – welch’ eine Seltsamkeit! – wurde der kerngesunde Papst nach 33 Tagen Pontifikat in seinem Bett tot aufgefunden – mit weit aufgerissenen Augen und Mund, wie nach einer Vergiftung. Der Vatikan unterband eine Autopsie und weitergehende Untersuchungen. Die mafiösen Verstrickungen flogen mithilfe mutiger italienischer Staatsanwälte später bekanntlich trotzdem auf. 

Als neuer Papst wurde Karol Wojtyla aus Polen präsentiert. Auch Wojtyla handelte sofort: als erste Amtshandlung überhaupt besuchte er das Grab von José Maria Escrivá, dem umstrittenen Begründer des rechtsradikalen Laienordens Opus Dei 5). Im Laufe von 26 Jahren Wojtyla-Pontifikat wurde Opus Dei in der Rangordnung der katholischen Orden erheblich angehoben. Gleichzeitig wurde der Jesuitenorden herabgestuft. Escrivá beschimpfte die Jesuiten als verkappte Kommunisten. Escrivá wurde von Wojtyla zunächst selig gesprochen, und vor wenigen Jahren dann sogar zum Heiligen befördert. Escrivá hatte seinen Orden im Schlepptau des faschistischen Diktators Franco gegründet. Opus Dei stellte in Francos Regierung etliche Minister. Der Geheimorden hat heute weltweit 85.000 Mitglieder. Es handelt sich dabei um von Escrivá-Leuten handverlesene Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik, Presse und Militär. 

An hervorragender Stelle werden wir an die unzähligen Reisen des polnischen Papstes erinnert. Der „Eilige Vater“ hat bis auf die Polkappen wohl fast jeden Ort bereist. Dabei führte er eine neue rituelle Geste ein. Hatte er die Gangway des Flugzeugs verlassen, begab er sich auf alle Viere und küßte den Boden des Gastlandes. Diese Übung stammt aus dem Repertoire von Opus Dei und wird als „Bodenkuß“ 6) bezeichnet. Wojtyla soll die Polen zur Abschüttelung des „kommunistischen Joches“ ermutigt haben. Allerdings gelang diese Abschüttelung im gesamten Ostblock – weitgehend ohne pontifikale Hilfe. 

Vermutlich war die erstaunlichste Reisetat dieses Papstes sein Besuch in Kuba. Die Kubaner besuchten seine Freiluftmessen, unterließen es aber, sodann das dortige kommunistische Joch abzuschütteln. Wirklich nachhaltig war die Zerschlagung der Befreiungskirche in lateinamerikanischen Ländern. Diese katholischen Basisgemeinden, die ihre Mitmenschen nicht mit Versprechungen vertrösteten, sondern Hilfe zur Selbsthilfe gaben, wurden vom Papst verdammt. Die Sprengel der Bischöfe wurden derart neu verteilt, daß die zuvor mächtigen Befreiungstheologen neutralisiert waren. 

Es gab keinen Horrordiktator katholischer Prägung, sei es Pinochet, Duarte, Marcos oder Houphouét-Boigny, den Johannes Paul II. nicht gerne empfing und mit seinem Segen ausstattete. Den nicaraguanischen Sozialpriester Ernesto Cardenal 7) dagegen schmähte Wojtyla mit angewiderter Miene und einer Gestik, als wollte er teuflischen Schwefelqualm mit den Händen wegschaufeln. 

Die Folge: Katholiken laufen sowohl in Lateinamerika als auch in Europa scharenweise davon. Katholische Forschung und Lehre sind nach zahlreichen exemplarischen Verdammungen erstarrt und verödet. Die Kohorten sind geschrumpft. Und dabei, wie das bei zunehmender Isolation nicht ausbleiben kann, radikalisiert. Den Ton geben Hardliner wie Kardinal Ratzinger an. Von den Reformansätzen des Zweiten Vatikanischen Konzils ist nichts mehr übriggeblieben. Wojtyla hat viele Opus-Dei-Leute zu Kardinälen gemacht. Denn Opus Dei ist zwar ein Laienorden, hat aber dennoch zwei Prozent Kleriker in seinen Reihen. So hat Wojtyla höchstwahrscheinlich dafür gesorgt, daß sein Nachfolger wieder ein Opus-Dei-Mitglied sein wird. 

Jetzt beginnt nämlich das Auswahlverfahren für die Wahl des neuen Papstes: das Konklave. Wie der Name schon sagt, eine geheime Wahl, deren Diskussionen der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Vermutlich mußte der körperlich schon lange anfällige polnische Papst bis zu seinem qualvollen Tod im Amt bleiben, damit Opus Dei in Ruhe einen ihm ergebenen Nachfolger auskungeln konnte. 

Opus Dei hat in der Kurie, das ist die Regierung der Katholischen Kirche, bereits 52 Ämter besetzt. Jeder siebzente katholische Priester ist weltweit Opus Dei verbunden. In der Hierarchie bekennt sich bislang nur der Bischof von Lima 8) offen zur Mitgliedschaft bei Opus Dei. 19 Kardinäle bekennen sich als definitive Sympathisanten der rechtsextremen Geheimloge. Weitere 30 Kardinäle nehmen offiziell nicht Stellung zu Opus Dei, haben aber intern ihre Verbundenheit bekannt. In Deutschland regiert u.a. der Opus-Dei-Kardinal Meißner im wichtigen Sprengel zu Köln. Von den 120 Kardinälen in der Konklave, die den neuen Papst zu wählen haben, hat Opus Dei also bereits fast die Hälfte der Stimmberechtigten auf ihrer Seite. Geleitet wird die Konklave von Joseph Kardinal Ratzinger, einem offenen Opus-Dei-Anhänger. Ob die restlichen 70 Kardinäle die Organisiertheit und Entschlossenheit besitzen, den Konspirateuren von Opus Dei einen neuen Albino Luciani oder einen Mann von der Redlichkeit eines Papst Johannes XXIII. entgegenzusetzen, darf bezweifelt werden. 

Opus Dei hat bereits seit Längerem einige Kardinäle als mögliche Wojtyla-Nachfolger in Position gebracht. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie im Zusammenhang mit der Papst-Kür folgende Namen hören sollten: Tetamanzi, Castrillón Hoyos, Sodano oder Lopez Trujillo.

Aber wie es sich für eine veritable Geheimloge gehört, könnten auch noch andere Namen aus dem Hut gezaubert werden. 

Habemus Papam – habemus clapam! 9)

Quellennachträge von H. Ploppa:

  1. David A. Yallop: Im Namen Gottes? Der mysteriöse Tod des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I. Tatsachen und Hintergründe. Vollst. überarb. Neuauflage 2001
  2. "Reißwolf, Geißel, Geldkanäle - Entdeckungen im Labyrinth der Opus Dei." Ein Feature von Anna und Peter Hertel. Produktion des Deutschlandfunks (Sendung am 1.10.2002, 19.15 - 20.00 Uhr)

Anmerkungen und Hinweise von W. Näser:

  1. Was US-Präsident George W. Bush nicht davon abhielt, am im Petersdom aufgestellten Katafalk dem toten Papst die letzte Ehre zu erweisen und der zu einer großartigen Demonstration von Völkerverständigung und Friedenswillen geratenden Papst-Beisetzung beizuwohnen - angesichts der ungehindert fortgesetzten Folter in Guantánamo Bay und anderer Menschenrechtsverletzungen der Kriegsmacht USA ein Akt purer Heuchelei.
  2. Sein mit dem Buchstaben M versehener Holzsarg solle signalisieren, daß der Papst sein ganzes Leben der Jungfrau Maria gewidmet habe, hieß es in einer Meldung zur Beisetzung am 8.4.
  3. Während die vor allem weltweit für eine wirksame AIDS-Prävention unerläßlichen Kondome abgelehnt wurden, wurde laut David A. Yallop (s. oben) von dem im Vatikan-Besitz befindlichen Istituto Farmacologico Serono das orale Verhütungsmittel ("una pillola anticoncenzionale") Luteolas produziert. Lt. Zürcher Tagesanzeiger am 22.11.90 habe nach Recherchen von Stern-TV die katholische Kirche "bereits Ende der sechziger Jahre die Aktienmehrheit an dem italienischen Pharma-Unternehmen" besessen, das die Verhütungsmittel Luteolas und Luteonorm produzierte habe - "ausgerechnet seit jenem Jahr 1968, in dem der Papst durch die Enzyklika Humanae vitae den Gebrauch solcher Mittel verdammt hatte. Chef von Serono war damals ein Neffe von Papst Pius XII."
    *Per Dekret ("Ministero della sanita', DECRETO 4 novembre 1998, Sospensione dell'autorizzazione all'immissione in commercio delle specialita' medicinali "Tusmicina", "Stinacol", "Ovaras", "Ageroplas 400", "Luteolas", "Luteonorm" e "Miniluteolas". . .Pag. 46") wurden diese Medikamente schließlich vom Markt genommen.
  4. Mehrmals lädt Johannes Paul II. zum Friedensgebet der Religionen nach Assisi ein, mindestens teilweise im Widerspruch dazu steht seine Ezyklika "Ecclesia de Eucharistia" vom 17.4.2003 (hierzu kritisch Silvia Hell). Der in Nachrufen und von Rom-Pilgern als "Kämpfer für die Ökumene" glorifizierte Papst verhält sich ebenso gnadenlos wie un-ökumenisch im Falle Hasenhüttl. Der suspendierte Hochschullehrer schreibt dazu in seiner Website: "Mit dem mir am 03.06.2004 zugestellten Dekret der vom Hl. Stuhl beauftragten Glaubenskongregation in Rom wird meine Suspendierung, die der Trierer Bischof Dr. Reinhard Marx im vergangenen Jahr ausgesprochen hat, bestätigt. In dem Dekret wird u.a. darauf verwiesen, dass „es nicht möglich ist, einer Person die Kommunion zu reichen, die nicht getauft ist oder die unverkürzte Glaubenswahrheit über das eucharistische Mysterium zurückweist“ ebenso, dass „die Bande der Gemeinschaft in den Sakramenten wirklich bestehen müssen, besonders in der Taufe und in der Priesterweihe“. Im Klartext heisst dies: Allen ökumenischen Bemühungen wird in der Praxis eine klare Absage erteilt; (nicht nur) Christen werden weiterhin mit zweierlei Maß gemessen." Im ZDF-Magazin "Frontal 21" vom 5.4.2005 resümiert Hasenhüttl: "...immer wieder Maßregelungen, autoritär, wenn man nicht genau so dachte, wie es gleichsam in der offiziellen Linie der katholischen Kirche war, wurde man gemaßregelt. Das ist eine Tragödie in der katholischen Kirche, und darum, muß ich schon sagen, ist dieser Papst eigentlich ein großes Unglück für diese katholische Kirche gewesen."
    * Interessanterweise wird anläßlich der Papst-Beisetzung in Rom am 8. April mittags eine Eucharistie an alle ausgeteilt, ohne daß eine Untersuchung stattfindet (so die Kommentatorin der ZDF-Liveübertragung). Parallel zu einer Meldung des "Stern" heißt es in der Website von Radio Vatikan am 13.4.2k5: "Kardinal Joseph Ratzinger hat bei der Messe gestern Frere Roger Schutz, dem evangelischen Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, die Kommunion gereicht. [...] Zu Lebzeiten Johannes Pauls II. erhielt er wiederholt bei Papstmessen im Vatikan die Heilige Kommunion."
    *** Am 19.4. erhält Ratzinger im 4. Wahlgang des Konklave die meisten Stimmen und wird neuer Papst Benedikt XVI. Sofort danach brandet Jubel auf, Unbekannte fallen sich in die Arme, der neue Papst wird weltweit willkommen geheißen. Während sich in Deutschland Freude und Skepsis mischen und die meisten internationalen Blätter Anerkennung und Glückwünsche vermitteln, lassen sich in England die "Sun", die "Times" und andere zu der Geschmacklosigkeit hinreißen, Ratzinger als "Hitlerjungen", "Panzer-Kardinal", "Papa Ratzi" und "Gottes Rottweiler" zu bezeichnen. In einem Leserbrief an die WELT habe ich dies als Kanalratten-Journalismus bezeichnet. W.N.
  5. Hierzu die o.g. Dokumentation "Reißwolf, Geißel, Geldkanäle": "In seinem Ursprungsland Spanien wird das Opus Dei "Santa Mafia - Heilige Mafia" genannt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist es zur mächtigsten katholischen Organisation aufgestiegen. [...] Die Macht des Opus Dei ist kaum durchschaubar. [...]"
    *Zu Opus Dei und Johannes Paul II s. jedoch auch folgende Textpassage: "Bl. Josemaria also placed a strong emphasis on the worth of human freedom as a God-given gift, abhorring both totalitarian regimes in government and any and all efforts to coerce the conscience of individual people. John Paul II has also insisted on the importance of freedom and responsibility, always in the context of prudential action, respecting both the natural law and divine revelation." (John McCloskey: The Pope and Opus Dei. In: Crisis Magazine, March 1995)
    *Radio Vatikan zitiert am 14.4.2k5 die römische Tageszeitung "Il Tempo". Sie gehe von einem "Duell" zwischen den Kardinälen Ratzinger und Angelo Sodano [siehe oben im Ploppa-Text] im Konklave aus. Durch angebliche Rückendeckung des Opus Dei könne Ratzinger derzeit auf 48 Stimmen zählen.
    *Die 1942 in New Jersey geborene Krimi-Autorin Donna Leon erwähnt in ihrem 1998 erschienenen Roman "The Death of Faith" (dt.: "Sanft entschlafen"; Zürich: Diogenes) eine angeblich von Don Paolo Echeveste gegründete Organisation "Opera Pia". Unter diesem in Italien sehr geläufigen Namen existieren dort eine Menge Organisationen bzw. Stiftungen; eine wurde von Franziskanern gegründet, viele befassen sich mit Altenpflege und anderen karitativen bzw. bildungsmäßigen Aufgaben. Bei Donna Leon, die damit auf "Opus Dei" anspielt, enthält sie jedoch einen ebenso militanten wie gewaltsam missionierenden , also gefährlichen Charakter.
  6. Bei Johannes Paul II. eher in der Absicht, dem fremden, ihm Gastfreundschaft gewährenden Boden seine Reverenz zu erweisen, ihn zu segnen und nebenbei für den glücklichen Ausgang der Reise zu danken. In dem 1950 mit Humphrey Bogart in der Hauprolle gedrehten Film "Chain Lightning" (dt.: "Des Teufels Pilot"; Bildschirmausschnittfoto W. Näser) küßt ein amerikanischer Flieger in genau derselben Weise den Boden, nachdem seine von einem Einsatz über Deutschland mit Motor- und Fahrwerksschaden zurückgekehrte "Fliegende Festung" B-17 eine gottseidank glimpfliche Bauchlandung absolviert hat.
  7. Ernesto Cardenal (*1925), 1979-1987 Kulturminister Nicaraguas, erhielt 1980 den Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
  8. hierzu jedoch folgender Textauszug: "Peru: Kirche braucht neue Ideen gegen Sekten. Das Vordringen der Sekten stellt die Kirche in Lateinamerika seit Jahren mehr und mehr auf die Probe. Der Bischof von Lima Ost, Norbert Strotmann, gerade in Rom zur morgigen Bischofsweihe seines Freundes Josef Clemens, klagt gegenüber Radio Vatikan, die Kirche müsse endlich aufwachen und konkrete Schritte unternehmen, sonst halte der Aderlass zugunsten der charismatischen Evangelikalen an: "Wir müssen den Raum neu definieren, wir Bischöfe dürfen uns nicht nur um die Ausbildung des Klerus sorgen, sondern auch die Laien mehr und mehr einbeziehen. Das könne beispielweise geschehen durch ein umfangreiches Ausbildungsangebot, wie er das in seinem Bistum tut." Dort nähmen derzeit 2000 Laien an einem Fernkurs teil. Doch das genügt nicht: "Wir brauchen auch andere wichtige Bereiche, die Politik, die Wirtschaft. Es darf nicht so weitergehen, dass die Evangelikalen einen Zuwachs von 200 Prozent haben." (aus: http://www.churchmail.de/foren/article.php?id=572&group=churchmail.news)
  9. Von (umgangssprachl.) poln. 'Niederlage' (zum Zitat auch Dziennik Polski 24.10.2003 r.). Als 1978 Wojtyla Papst wurde, rief der damalige polnische Parteichef Edward Gierek wohl in düsterer Vorahnung aus: "Habemus klapam = jetzt haben wir das Ende!" Dieter Lanz schreibt in seinem diesbezüglichen Aufsatz von einem "tektonischen Beben", das zehn  Jahre später die kommunistischen Staaten "wie ein Kartenhaus zusammenbrechen" ließ. Der charismatische Johannes Paul II. hat mit seiner unnachgiebigen Haltung und der moralischen Unterstützung von Solidarnosc nicht unwesentlich dazu beigetragen.

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Wird ergänzt. Stand: 22.4.2k5