Übungen zur schriftlichen Kommunikation
Dr. Wolfgang Näser, WS 2000/2001

Beginn: 17.10.2000       => Gruppe 1    => Gruppe 2
Sprechstunde: Montag, 15-17 Uhr, Deutscher Sprachatlas (Hermann-Jacobsohn-Weg 3), Zi. 11 (Tel. 06421-28-23508/09)


Lösungen zum Eingangstest

Teil 1 : Bitte füllen Sie die Lücken mit dem jeweils passenden Wort:       

  1. Guten Tag, Herr Schmidt. Wie geht es Ihnen heute?
  2. Herr Schulz kann seinen Computer nicht starten+).
  3. Maria war gestern beim Hautarzt.
  4. Entschuldigen Sie! Können Sie mir sagen, wie ich zum Bahnhof komme?
  5. Kevin hilft (oder: half) mir°) beim Konfigurieren meines PCs.
  6. Meine Frau hat gesagt, daß sie um 8 Uhr an (vor) der Volkshochschule auf mich wartet.
  7. Ich hätte (oder: möchte) gern eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen.
  8. Kommt hier der Zug aus Hannover an?°°)
  9. Silvia ist froh darüber, daß sie die Prüfung geschafft hat.
  10. Bevor") ich zum Frühstück gegangen bin, habe ich noch eine wichtige Formulierung in den PC getippt.
  11. Gestern wurde der Kanzler zu vielen Themen befragt, er konnte"") aber nicht zu allen eine qualifizierte Auskunft geben.
  12. In den letzten Wochen ist das Wetter immer schlechter geworden (Druckfehler 'wird' getilgt).
  13. Mundarten? Dafür haben sich meine Studenten schon immer interessiert.
  14. Als ich gestern nach Hause kam, standen drei unbekannte Autos auf dem Hof.
  15. Ich reiste an die Nordsee, weil das gut ist für meine Bronchien.
  16. Würde doch endlich dieses Sauwetter zu Ende gehen!
  17. Der Schwerverletzte muß sofort operiert werden.
  18. Worüber hast du dich denn bei der Diskussion so geärgert? *)
  19. Er ist wegen der unbezahlten Rechnung ganz nervös geworden.
  20. Schumacher hat sich durch nichts beirren lassen und ist völlig zu Recht Weltmeister geworden.
    ------------
    °) Die von einer Studentin gegebene Lösung "war bei mir beim Konfigurieren" ist prinzipiell möglich und daher ebenfalls richtig
    °°) Es lebe die Phantasie: "Kommt ... vorbei" ist, wenn auch nicht intendiert, ebenfalls richtig!
    ") "Bis ich ... gegangen bin" wäre ebenfalls korrekt, wenn "habe..." folgt
    "") Vorstellbar ist auch: "... er durfte aber nicht ... geben" (auch Spitzenpolitiker dürfen nicht alles sagen)
    +) Eine andere richtige - Lösung wäre: "... ließ seinen C. nicht starten" (vielleicht, weil er keine Lust dazu hatte).
    *) NB: das hier bessere worüber meint den Gegenstand des Ärgers (z.B. eine Aussage: über seine unverschämten Behauptungen), während warum (das in einigen Testbögen auftauchte) etwas allgemeiner den Grund  (z.B. einen Begleitumstand: weil der Konferenzraum so schäbig und nicht beheizt war) bezeichnet.
    => Eine - nicht angedachte, aber richtige - Lösung wäre auch: Wieso hast du dich ... so geärgert?

Teil 2: Bitte setzen Sie ins Passiv:

  1. Ein unaufmerksamer Motorradfahrer hat den Dackel überfahren.
    Der Dackel ist von einem u. M. überfahren worden
    *)
  2. 1897 erfand Braun die Kathodenstrahlröhre, man benannte sie nach ihm.
    ... ist die K. von Br. erfunden und nach ihm benannt worden
    *)
  3. Der helle Tenor intonierte das "Gloria", dann musizierten es Orchester und Chor.
    Von einem hellen Tenor wurde das G. intoniert und dann von Chor und Orchester musiziert.

    NB: Wenn zwei Nomina funktional zusammengehörig ein gemeinsames Subjekt bilden, können sie ohne den Artikel stehen (Chor und Orchester musizierten; Direktoren und Belegschaft feierten das Jubiläum, Polizei und Feuerwehr eilten zu Hilfe): dies ist auch in der Passiv-Transformation (von + Urheber) zu berücksichtigen.
  4. Nach der Rechtschreibreform trennt man Obacht in O-bacht.
    ... wird Obacht in O-bacht getrennt.
  5. Wann werden die Menschen endlich den Krieg auf Dauer verbannen?
    Wann wird von den Menschen der Krieg ... verbannt
    (werden)? (Präsens Passiv wird anerkannt)
  6. Weißt du, ob man beim neuen Etat die steigende Verschuldung berücksichtigt hat?
    ..., ob beim n. E. die st. V. berücksichtigt worden ist?
    *)
  7. In Diktaturen verfährt man mit Gefangenen nicht so human wie in Demokratien.
    ... wird mit G. nicht so h. verfahren wie in D.

    NB: Das neutrale Subjekt man wird nicht umgewandelt (von + Person), wenn der entsprechende Satz ins unpersönliche Passiv transformiert wird:
  8. Hier kann man für viel Geld alten Plunder erwerben, den der Händler vom Müllplatz geholt und dann wieder aufgeputzt hat.
    ... kann für v. G. alter Pl. erworben werden, der vom Händler auf dem Müllplatz geholt und dann wieder aufgeputzt worden ist.
    NB: Zu beachten ist bei diesem Satz (und dessen Passiv-Transformation) die Vorzeitigkeit: (Tiefenstruktur: Zuerst hat der Händler den alten Plunder (= das wertlose Zeug) [vom Müllplatz] geholt und aufgearbeitet, dann können die [in neuem Glanz erstrahlenden] Gegenstände von den Interessenten [für viel Geld] gekauft werden).
  9. Wie die Medien berichten, hat Milosevic Kostunica als legitimen Nachfolger anerkannt.
    Wie von den Medien berichtet
    (oder gemeldet) wird, ist K. von M. als l. N. anerkannt worden.*)
  10. Sie haben alle Sätze ins Passiv übertragen; dafür danke ich Ihnen.
    Von Ihnen sind alle S. ins P. übertragen worden
    *), dafür wird Ihnen (von meiner Seite) Dank gesagt.
    NB: 'von meiner Seite' halte ich hier für stlilistisch eleganter als das etwas hölzern klingende 'von mir'; Sie können den "Urheber" jedoch auch weglassen (... wird Ihnen Dank gesagt) oder das Ganze im Aktiv belassen.
    -----------------------
    *) Imperfekt Passiv (wurde ... überfahren usw.) wird anerkannt, wenn Sie diesen Wechsel (diese Transformation) konsequent durchgeführt und sonst keine gravierenden Fehler gemacht haben

Teil 3:  Setzen Sie in den Plural**):

  1. Ein Kind hat meist noch wenige Sorgen, ein Erwachsener dagegen viele.
    Kinder haben meist ..., Erwachsene ..
    .
    Anm.: Ein Substantiv mit unbestimmtem Artikel verliert diesen im Plural, wo es (wie beim franz. article partitif des petits pains = Brötchen) eine beliebig große Menge bezeichnet. Vgl. auch die unterstrichenen Plurale in den Sätzen 3, 4, 7, 9 und 11.
  2. Das Visum, das ich beantragt habe, liegt neben dem großen Fotoalbum.
    Die Visa
    (oder Visen), die wir b. haben, liegen neben den großen Fotoalben.
  3. Die Villa des Funktionärs liegt 100 m rechts neben dem Betonhochhaus, in dem ich eine Sozialwohnung gemietet habe.
    Die Villen der Funktionäre liegen 100 m rechts neben den Betonhochhäusern, in denen wir Sozialwohnungen gemietet haben.
  4. In der Mensa gibt es nicht immer ein Essen, das mir schmeckt.
    In den Mensen gibt es nicht immer Essen
    (oder: Mahlzeiten), die uns schmecken.
    Anm.: Essen hat einen Plural (mit Null-Morphem) nur in der Bedeutung "Mahlzeit"
  5. Der Zufahrtsweg zum Parkplatz des Instituts ist heute gesperrt.
    Die Zufahrtswege zu den Parkplätzen der Institute sind heute gesperrt.
  6. In seinem Grußwort  lobte der Minister die Initiative der Abteilung bei der Einführung dieser Innovation.
    In ihren Großworten lobten die Minister die Initiativen der Abteilungen bei der Einführung dieser Innovationen.

    Anm.: Unter Grußwort (Grußadresse) versteht man eine kurze Rede, die eine wichtige Veranstaltung (Konferenz, Kongreß u.a.) eröffnet.
  7. Die Wissenschaft und die Kunst sind gleichermaßen ein wichtiges Gut des Menschen.
    Die Wissenschaften und die Künste sind gleichermaßen wichtige Güter der Menschen.
  8. Ich habe dieses Wort  im Lexikon nachgeschlagen, doch darin keine Auskunft gefunden.
    Wir haben diese Wörter in den Lexika
    (oder: Lexiken) nachgeschlagen, doch darin keine Auskünfte gefunden.
  9. Am Eingang der Bibliothek informiert uns ein Anschlag  über die Öffnungszeit.
    An den Eingängen der Bibliotheken informieren uns Anschläge über die Öffnungszeiten
    .
  10. Im Karteikasten entdeckte ich die Microfiche, die ich schon lange vermißt hatte.
    In den Karteikästen entdeckten wir die Microfiches, die wir schon lange vermißt hatten
    .
  11. Der Leiter / Direktor des Rechenzentrums prüft das Programm, bevor er es seinem Mitarbeiter für einen weiteren Test übergibt.
    Die Leiter / Direktoren der Rechenzentren prüfen die Programme, bevor sie sie ihren Mitarbeitern für weitere Tests übergeben.
    NB: Test hat neuerdings auch den Plural -e.
  12. Wenn du das Kapital nicht aufstockst, geht deine Firma zugrunde.
    Wenn ihr die Kapitalien
    (Kapitale) nicht aufstockt, gehen eure Firmen zugrunde. Bis vor kurzem bildete Kapital den ausschließlichen Plural -ien analog zum ebenfalls neutralen Material (die Pfeifen dieser Orgel bestehen aus verschiedenen Materialien)
    ----------------
    **) Hier gibt es keine Ermessens-Spielräume; Sie müssen alles, was möglich ist, in den Plural setzen (also nicht nur die markierten Wörter).

Teil 4: Definieren***) Sie folgende Begriffe:

     a) Computer     b) Sprache      c) Frieden      d) Glück
     a) elektronischer, programmgesteuerter Rechner
     b) Zwischenmenschliche Verständigung mittels bedeutungstragender Laute, Lautkombinationen
         und Lautfolgen, die in Mundraum und Kehlkopf erzeugt werden.

     c) Zwischenmenschliches Verhältnis, das Krieg und böswillige Zerstörung ausschließt.
     d) Zustand größter Freude und größten Wohlbefindens.
     --------------------------
     ***) Es kommt hier nicht auf die Länge (Quantität), sondern auf die Güte (Qualität) der
             Definitionen an. Meine sind nur Vorschläge; sicher gibt es bessere.

(c) W. Näser 20.10.2000