Dr. Wolfgang Näser: UE "Wörter und Wendungen in der aktuellen deutschen Mediensprache" (m. Besuch einer Tageszeitung)
WS 2002/2003 * Mi 16-18, HG 110

Text 6: ARD-Nachrichten vom 3.12.2k2, 13 Uhr (eingeblendet)

S = Sprecher; B = Bericht

S  ...gleichzeitig kündigte er zum Auftakt der Haushaltsberatungen im Bundestag weitere Einschnitte in die sozialen Sicherungssysteme an. Unionsfraktionsvize Merz forderte die Bundesregierung zu einem Kurswechsel auf. Zugleich warf er Eichel eine verfehlte Haushaltspolitik vor. Hier Auszüge aus der Debatte:

B  [Eichel] "1999, als ich das Amt antrat, waren für Zinsen zu zahlen 21,4 % unserer Steuern. Wir sind im nächsten Jahr bei 19 %. Diese 2,4 %, meine Damen und Herren: das ist genau der Konsolidierungsgewinn der letzten vier Jahre, mühselig erarbeitet, aber von uns erarbeitet und nicht von Ihnen, meine Damen und Herren." [Beifall; danach Merz] "Kein Land auf dieser Welt käme auf die Idee, am Rande einer Rezession eine solche Debatte zu führen, wie Sie sie hier führen; Herr Bundeskanzler, beenden Sie dieses Schauspiel morgen am Tag, damit es endlich in diesem Land wieder aufwärtsgehen kann."

S   Mit scharfer Kritik hat die SPD auf die Entscheidung der Union für einen Untersuchungsausschuß zum Thema Wahlbetrug reagiert. Ihr Fraktionschef Müntefehring sprach im Südwestrundfunk von einem "Diffamierungs-Ausschuß". Zunächst wolle die SPD ein solches Gremium verfassungsrechtlich prüfen lassen. Der designierte Obmann der CDU/CSU in einem Ausschuß, Altmaier, verteidigte dagegen die Unionslinie. Zugleich forderte er die Bundesregierung zur Zusammenarbeit bei der Prüfung der Vorwürfe auf.

B   Mehr als 6.000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes haben heute in Hannover für mehr Lohn und Gehalt demonstriert. Auf Transparenten forderten sie eine Erhöhung von deutlich mehr als 3 %. Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di werteten die hohe Teilnehmerzahl als Zeichen für den großen Unmut der bundesweit 3 Millionen Arbeiter und Angestellten im Öffentlichen Dienst. Die Demonstration bildete den Auftakt von Gewerkschaftsaktionen vor der nächsten Tarifrunde am 11. Dezember.

S  Das Kabinett hat am Morgen die Bundeswehr-Einsätze in Mazedonien und Afghanistan verlängert. Die Soldaten in Mazedonien werden dort ein weiteres halbes Jahr stationiert; die Truppe wird aber um zwei Drittel auf 70 Mann reduziert, das Kontingent in Kabul von knapp 1.300 auf 2.500 Soldaten aufgestockt. Das Mandat für die ISAF-Schutztruppe soll um ein weiteres Jahr ausgedehnt werden. Für beide Entscheidungen gilt die Zustimmung des Bundestages als sicher.

S  Ein irakisches Schiff soll heute die kuwaitische Küstenwache beschossen haben. Das Innenministerium in Kuwait teilte mit, der Zwischenfall habe sich in der Nähe der Insel Warwa im Norden des Golfs ereignet. Die beiden kuwaitischen Schnellboote auf Patrouillenfahrt seien zwar nicht getroffen worden, jedoch zusammengestoßen. Dabei sei ein Besatzungsmitglied verletzt worden.

B  Die UN-Waffeninspektoren in Bagdad haben am Morgen erstmals einen Palast des irakischen Präsidenten Hussein durchsucht. Sie wurden nach Augenzeugenberichten nach etwa zehn Minuten eingelassen. Die USA vermuten, daß die Präsidentenpaläste als Waffenverstecke dienen. Bislang hat der Irak die Forderung nach unbeschränktem Zugang zu allen Gebäuden des Landes erfüllt. Die Regierung in Bagdad kündigte an, die von der UN geforderte Liste ihrer Waffenprogramme am Samstag vorzulegen - einen Tag vor Ablauf der Frist.

S  Die EU-Kommission will Risikoschiffe möglichst schnell aus allen Häfen der Europäischen Union verbannen. Nach Angaben der Brüsseler Behörde sollen die Namen von mehr als 60 besonders unsicheren Frachtern und Passagierschiffen, die die Sicherheitsstandards der EU nicht erfüllen, auf einer Schwarzen Liste genannt werden. Außerdem soll der Transport von Schweröl in Tankern mit nur einer Außenwand verboten werden.

B  Vor Galizien*) hat ein französisches Spezial-Uboot mit der Untersuchung des gesunkenen Öltankers "Prestige" begonnen. Bei einem ersten Tauchgang wurde nach offiziellen Angaben kein neues Leck gefunden. Die mit Spezialkameras und Scheinwerfern ausgestattete "Nautile" hatte zunächst den Rumpf des Wracks inspiziert. An Bord der vor zwei Wochen auseinandergebrochenen "Prestige" sollen sich noch mehr als 50.000 Tonnen Schweröl befinden.

B  In Südgriechenland ist in der Nacht ein Zug entgleist und in eine Schlucht gestürzt. 17 Menschen wurden verletzt, 3 davon schwer. In den beiden Waggons waren 28 Personen unterwegs. Unglücksursache war nach Angaben der griechischen Eisenbahn ein Erdrutsch. Geröllbrocken auf den Schienen brachten den Zug zum Entgleisen.

S  Das Wetter: heute meist stark bewölkt oder trüb, im Süden etwas Regen oder Schnee. Höchstwerte 3 bis 9 Grad.

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*) Galizien heißt auch eine heute polnische Region. Zu ihrer polnischen Geschichte s. hier, zur deutsch-österreichischen hier.

Transkription und Links: (c) Dr. W. Näser, MR, 3.12.2k2