Dr. Wolfgang Näser: UE "Wörter und Wendungen in der aktuellen
deutschen Mediensprache" (m. Besuch einer Tageszeitung)
WS 2002/2003 * Mi 16-18, HG 110
Text 8:
ARD-"Wetterschau" v. 8.1.2k3 (9:50 Uhr), mit Interview zum Frankfurter
"Kältebus" für Obdachlose
M = Moderatorin P = Interviewpartner
M [Jingle] Guten Morgen. Herzlich willkommen zur Wetterschau. [...] ...und es bleibt rund um die Uhr frostig - vor allem für Obdachlose ein großes Problem; deshalb gibt es den sogenannten Kältebus. Was dahintersteckt, erfahren Sie jetzt von meinem Studiogast. [Jingle]
M Bei mir ist jetzt Rolf Meyer vom Frankfurter Verein für Soziale Heimstätten*). Was ist das, ein Kältebus?
P Der Kältebus ist ein Bus, der nachts in Frankfurt unterwegs ist, obdachlose Menschen aufsucht, um ihnen den Transport in eine sichere Einrichtung anzubieten.
M Mmm, und wird das angenommen, das Angebot?
P Das Angebot wird angenommen; wir transportieren jede Nacht Menschen, wir erreichen aber auch eine Vielzahl von Menschen, die nicht mit uns mitfahren wollen, die aber durch uns einen Kontakt zum Hilfesystem haben.
M Wir haben ja grad 'n paar Bilder eingeblendet: das ist der Bus - wie viele Menschen werden dann pro Nacht in ein Schlafquartier gebracht?
P Das ist unterschiedlich; das können in einer Nacht vier Personen sein, das können auch fünfzehn Personen sein.
M Mmm, und alternativ: wenn man nicht mitfahren möchte - wir sehen's grade im Bild -, kann man sich auch einfach nur 'n heißes Getränk geben lassen?
P Richtig; oder wir geben einen Schlafsack oder eine Decke auf [sic!], wenn ...das gebraucht wird.
M Das heißt: Sie sorgen dafür, daß diese Menschen nachts nicht frieren müssen, egal ob sie mitkommen oder nicht.
P Wir kümmern uns um sie, daß es ihnen halbwegs gut geht.
M Ja, das ist jetzt das Angebot in Frankfurt am Main - gibt es dieses Angebot auch in anderen Städten?
P Es gibt vergleichbare Angebote in anderen Städten, wobei das Frankfurter Angebot das älteste ist, es gibt es seit 1987, also 15 Jahre.
M Und in anderen Städten, die haben das dann übernommen?
P Es gab am Anfang großes Interesse, wie wir das in Frankfurt machen, aber ich denke, daß auch bürgerschaftliches Engagement in anderen Städten dafür sorgt, daß man nachts auch nach obdachlosen Menschen guckt.
M Ja, da gibt's zum Beispiel einen Verein, dessen Konto haben wir jetzt gleich eingeblendet, da können Sie spenden - wieso..woher weiß ich jetzt, daß das seriös ist, und was macht dieser Verein?
P Das ist die Aktion "Gemeinsam gegen Kälte", die wurde von dem Künstler Thomas Beckmann ins Leben gerufen, einem Musiker, der in Düsseldorf angefangen hat, sich um obdachlose Menschen, die er dort gesehen hat, zu kümmern, und ihnen Schlafsäcke gegeben hat, der gemerkt hat, dafür braucht er Geld, der als Schirmherrn den Bundespräsidenten gewinnen konnte, das ist jetzt Johannes Rau. Man kann sich dadrauf verlassen, und diese Aktion findet mittlerweile bundesweit statt; er hat im vergangenen Jahr dreißig Konzerte zusammen mit seiner Frau gegeben, um Spendenmittel einzuwerben.
M Von diesen Spenden werden dann Decken gekauft, um den Obdachlosen gerade bei Temperaturen wie diesen zu helfen?
P Genau, es werden Schlafsäcke und Decken gekauft, und es werden auch Projekte unterstützt, die sich um Obdachlose in Städten kümmern, zum Beispiel auch der Kältebus hier in Frankfurt am Main.
M Wunderbar. Ihnen vielen Dank, Herr Meyer, und Ihnen einen
schönen Tag. Tschüß, bis morgen. [Jingle]
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*) Große Seestraße 43, 60586 Frankfurt; Tel.: 069/79 40 53 00
/ Fax: 069/79 40 53 01; e-Mail: zentrale@frankfurter-verein.de;
wolfgang.trunk@frankfurter-verein.de
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