Dr. Wolfgang Näser:  Formen schriftlicher Kommunikation

Di 16-18, HS 207, Biegenstraße 14


Hinweise und Tips aus der Schreib-Praxis
Wer die deutsche Sprache versteht und studiert, befindet sich auf dem Markte, wo alle Nationen ihre Waren anbieten, er spielt den Dolmetscher, indem er sich selbst bereichert.
J.W. GOETHE an Thomas Carlyle am 20. 7. 1827 [mitgeteilt vom unvergessenen J.P. PONTEN v. 23.7.1974 im Gästebuch des DEUTSCHEN SPRACHATLAS]

Es erscheint mir also dringend erforderlich, dass Deutschsprachige - vor allem öffentliche Repräsentanten der deutschsprachigen Staaten wie Politiker, Wissenschaftler, Künstler, Sportler usw. - sich dezidierter zu ihrer Muttersprache bekennen. Eine Sensibilisierung für das Sprachliche, wozu auch die Achtung der eigenen Muttersprache und der Respekt für andere Sprachen gehört, wäre allgemein nötig. Denn ein gesundes kulturelles Selbstwertgefühl der Deutschsprachigen scheint mir nicht nur ein Schlüssel zu sein für ihre unverkrampfte Identität, sondern gleichermaßen auch für die Anbahnung einer gebührenden Rolle und eines angemessenen Prestiges der deutschen Sprache im Rahmen der interkulturellen Mehrsprachigkeit Europas. Ferner sollte man sich vergegenwärtigen, dass es eine wirklich funktionierende und inhaltlich gestützte Interkulturalität ohne die Achtung vor der eigenen Kultur und Sprache nicht geben kann. Überdies ist es allerhöchste Zeit, das Deutsche von den Fesseln des Klischees zu befreien, die es als unerlernbare schwierige Sprache brandmarken.
Csaba Földes: Was ist die deutsche Sprache wert? Fakten und Potenzen. In: Wirkendes Wort 50 (2000), 275-296

Im praktischen Teil des Fachgebiets "Deutsch als Fremdsprache" wird das Deutsche als moderne, stets gegenwartsbezogene Sprache vermittelt. Zunächst gilt es, die Fähigkeit bzw. Fertigkeit zur Kommunikation zu erwerben: mündlichen Ausdruck mit genügend Alltagswortschatz und -idiomatik. Wer einigermaßen intelligent und flexibel ist, hat es da nicht schwer und kann schon nach wenigen Wochen (Intensiv-Kurs) bzw. Monaten sich so weit auf Deutsch verständigen, daß es reicht, sich im Restaurant etwas zu bestellen oder Dinge des täglichen Bedarfs einzukaufen. Dazu genügen die unmittelbar nötigen Wörter und eine Minimal-Grammatik, um grundlegende syntaktische Beziehungen zweifelsfrei auszudrücken. So reicht im mündlichen Sprachverkehr durchaus ein "Radebrechen" mit unkorrekten Genera (der,die,das), Flexionsendungen, Präpositionen, Wortstellungsmustern.

Was Herkunft, sprachliche Vorbildung, Studiensituation und Berufsziele angeht, bedeutet dies für die an deutschen Universitäten studierenden Ausländer verschiedenste (Vor-)Bedingungen und Anforderungsprofile; um in einem Fachgebiet qualifiziert studieren zu können, braucht es einen stark erweiterten, auch und vor allem universitätsbezogenen Wortschatz, eine korrekte Morphologie, logisch-stimmige Syntax und eine auf intellektuelle Kommunikation bezogene Idiomatik: Werkzeuge, um an Lehrveranstaltungen aktiv teilzunehmen, Referate zu halten, ohne fremde Hilfe schriftliche Arbeiten anzufertigen und möglicherweise auch ein Examen abzulegen.

Unglücklicherweise glauben - und dies kann zur Tragik werden - manche, ihre in der Heimat erworbenen DaF-Kenntnisse reichten aus, um hier an der Universität nicht nur deutsch sprechen, sondern auch schreiben zu können. Diese deutliche Selbstüberschätzung kann auch dazu führen, daß Kritik und Anforderungen seitens des Lehrpersonals auf Mißbilligung stoßen und man glaubt, ungerecht behandelt zu werden. Daß hier vieles zu reparieren ist, möge eine im WS 98/99 eingereichte US-amerikanische Arbeit zum Thema "Weihnachten" verdeutlichen:

Der Feiertag.Weihnachten, ist am wichtigsten für meiner Familie. Unsere Tradition beginnt zwei Wochen bevor Weihnachten, wann meine Mutter hängt vielen Dekoration um das Haus. Einer Woche bevor Weihnachten meine ganze Familie wählt einem Christbaum aus_und dann wir dekorieren es und spielen Weihnachtslied. Für Heiliger Abend meinen Eltern, Schwester, Tante und Großmutter geht in der Katolische Kirche Sacred Heart. Nach der Kirche haben wir ein große Abendessen zu Hause. Manchmals wir gehen um die Umgebung zu die Weihnachtslichte gucken. Am Weihnachten wir aufstehen früh und meine Eltern, Schwester, Tante und ich öffnen unseren Geschenke. Später wir essen ein große Frühstück mit Eier, Pfannkuchen und Obst. In dem Nachmittag gehen wir nach meinen Großeltern's Friedhof. In der Nacht haben wir eine große Partei mit meine Mutter's ganze Familie und Freunde bei Tante Barbaras Haus. Wir haben immer zu viele Essen mit Truthahn, Roastbeef, Schinken, vielen Gemüse, Obst, Brötchen und für Nachtische, vielen Torten, Kuchen und Eis. Nach essen wir tanzen und singen. Mit meine Familie Weihnachten ist immer ein gutes Zeit.

Neben den beträchtlich vielen (markierten) Fehlern (=> Korrektur) zeigt sich die fürs US-Englische typische Wortstellung, die hier mangels Kenntnis bzw. Bewußtheit übernommen wird - weil es so einfach ist und so bequem für mündliche Kommunikation (die radebrechenden TV-Showmaster beweisen es). Daß eine solche "Kompetenz" nicht ausreicht als sprachliche Basis für ein deutsches Fachstudium, dürfte klar sein. Es ist müßig, über Notengebung zu sinnieren; mehr als eine Vier minus, allenfalls Vier, wäre hier in keinem Falle "drin": zu viel ist zu reparieren, harte Arbeit nötig und die Teilnahme an grammatischen Grundkursen zwingend.

Deutsch schreiben: das bedeutet für Aus-, aber auch für Inländer ständige Selbstkontrolle, kritische Reflexion, beharrliches Feilen am Ausdruck, unbeirrtes Suchen nach Verbesserung in Wortschatz, Idiomatik, Stilistik. Schreiben: das ist ein mühsames Geschäft - es bedeutet aber auch Kreativität, ist Chance zur eigenen, persönlichen Verwirklichung in dem, was wir geerbt haben als kostbarsten Besitz und mit dem wir sorgsamst und pfleglichst umgehen sollten.

Meine folgenden - sämtlich aus der Praxis stammenden - Tips und Beispiele wollen denen helfen, die noch grammatische und rhetorische Defizite haben und Rat suchen. Die Ausführungen werden sporadisch ergänzt; wenn Sie, liebe Leser/innen, Kritik, Anregungen und Hinweise haben, sind diese willkommen!

Marburg, im Januar 1999                   Wolfgang Näser

TIPS UND BEISPIELE

  1. Achten Sie in deutschen Sätzen immer auf korrekte Wort-Stellung, die in vielen Fällen von der Ihrer Muttersprache beträchtlich abweichen kann. Die Wortstellung ist auch ein Mittel zur variablen Text-Gestaltung, wie folgende Beispiele veranschaulichen mögen. Gehen wir einmal von zwei Informationen aus:

    (a) Es wird schneien.    (b) Es ist uns bekannt.

    Die Informationen (a,b) lassen sich in bestimmter Weise syntaktisch verknüpfen und auch stilistisch variieren:
     
    (1a) Es ist uns bekannt, daß es schneien wird. 
    (1b) Bekannt ist uns, daß es schneien wird. 
    (1c) Uns ist bekannt, daß es schneien wird. 
    (2) Daß es schneien wird, ist uns bekannt. 
    (3) Es wird schneien, das ist uns bekannt / das wissen wir [schon/längst]. 
    (4) Es ist uns nicht neu, daß es schneien wird.

    Sehr verschieden wirkende Informationen können inhaltlich zusammengehören:
     
    a  Am Montag, dem 22.11.1998, wurde Dvoráks "Requiem" aufgeführt. 
    b  Das Konzert fand in St. Peter und Paul statt. 
    c  Diese Kirche befindet sich in Marburg. 
    d  Der Marburger Konzertchor wurde vom Dvorák-Orchester Prag begleitet. 
    e  Dirigent war Siegfried Heinrich. 
    f  Siegfried Heinrich ist Kirchenmusikdirektor in Bad Hersfeld.

    Die Informationen (a-f) verknüpfen wir so, daß ein zusammenhängendes syntaktisches Gebilde entsteht, und wir haben da verschiedene Möglichkeiten:
     
    (1) a Der Marburger Konzertchor und das Dvorák-Orchester Prag führten unter Siegfried Heinrichs Dirigat *) Dvoráks "Requiem" am Montag, dem 22.11.98, in der Marburger Kirche St. Peter und Paul auf; Heinrich  ist / wirkt als Kirchenmusikdirektor in Bad Hersfeld. 
          b Der MK und das DOP gestalteten unter SHs Stabführung Dvoráks "Requiem" in ... (hierdurch wird die  Klammer führten ... auf vermieden!)
          ------------------------
          *) hier aus stilist. Gründen besser als 'Stabführung'
    (2)  Am Montag, dem (...), erklang in St. Peter und Paul Marburg Dvoráks "Requiem"; der Marburger  Konzertchor und das Prager Dvorák-Orchester musizierten unter dem Bad Hersfelder Kirchenmusikdirektor Siegfried Heinrich.
    (3)  Der Bad Hersfelder Kirchenmusikdirektor Siegfried Heinrich dirigierte am Montag, dem (...) in Marburgs  Kirche St. Peter und Paul Dvoráks "Requiem", das vom Marburger Konzertchor und dem Prager  Dvorák-Orchester dargeboten / gestaltet / zu Gehör gebracht wurde.
    (4)  Marburgs Kirche St. Peter und Paul war am Montag, dem (...) Schauplatz eines glanzvollen Konzertes, in  dem unter Siegfried Heinrichs Dirigat Dvoráks "Requiem" erklang. Der Bad Hersfelder Kirchenmusikdirektor leitete den Marburger Konzertchor und das diesen begleitende Prager Dvorák-Orchester.
    (5)  Dvoráks Requiem erlebte am Montag, dem (...) eine glanzvolle Aufführung in St. Peter und Paul Marburg;  das Prager Dvorák-Orchester begleitete den Marburger Konzertchor, beide musizierten unter dem Bad  Hersfelder Kirchenmusikdirektor Siegfried Heinrich.

    (5) und (6) enthalten als weitere, siebte Aussage ein Urteil, eine Wertung: die Aufführung sei glanzvoll gewesen.

    Dieses sind bestimmt noch nicht alle Möglichkeiten, unsere aus vielen Details entstandene kleine Schilderung zu formulieren; gleichzeitig wird ersichtlich, welche vielfältigen Gestaltungstechniken die deutsche Schriftsprache hier anbietet.
     

  2. Oft wird - besonders durch angloamerikanische Studenten - die Wortstellung auch in folgenden Fällen nicht korrekt angewandt:
     
    (1) Ich war krank, deshalb konnte ich nicht kommen (Nach deshalb Inversion!) 
    (2) Ich konnte nicht kommen, weil ich krank war (weil leitet einen Nebensatz ein,
          in einem solchen NS steht das gebeugte Verb immer am Ende!) 
    (3) Wegen meiner Krankheit konnte ich nicht kommen (die Begründung eröffnet
         den Satz, deshalb folgt  Inversion
         aber: Ich konnte wegen meiner Krankheit nicht kommen.

    Nehmen wir ein anderes Beispiel:
    (a) Ich wollte Fremdsprachen lernen. (b) Ich wählte Marburg [als Studienort].
    Diese beiden Tatbestände können folgendermaßen verknüpft werden:
     
    (1) Ich wollte Fremdsprachen lernen, deshalb wählte ich Marburg. 
    (2) Weil ich Fremdsprachen lernen wollte, wählte ich Marburg. 
    (3) Ich wählte MR, weil ich FS lernen wollte
    (4) Ich wählte MR, denn ich wollte FS lernen. 
    (5) Fremdsprachen wollte ich lernen, und deshalb wählte ich MR. 
    (6) Weshalb / Warum ich MR wählte? Nun, ich wollte dort Fremdsprachen lernen.

     

  3. Ein - auch für Muttersprachler - anscheinend großes Problem ist die sogenannte Kongruenz, d.h. die endungsmäßige Übereinstimmung von Adjektiv-Attributen oder Appositionen mit dem zugehörigen (substantivischen oder adjektivischen) Beziehungswort. In den folgenden 3 Fällen stehen jeweils zwei aufeinander bezogene Informationen (a,b) in selbständigen Hauptsätzen:
    1a S. Heinrich dirigierte eine Sinfonie Mozarts.
    1b
    Mozart ist ein bedeutender Komponist.
    --------------------------------------------------------------------------
    2a W. Wehnert leitet den Marburger Bachchor.  
    2b
    Der MBC ist einer der bekanntesten Chöre Mittelhessens.
    --------------------------------------------------------------------------
    3a Dem Maulbronner Kammerchor wurde der 1. Preis zuerkannt.  
    3b
    Der MK wirkt(e) stets professionell.

    Dem unverändert geltenden Trend zu sprachlicher Kürze und Prägnanz folgend, kombiniere ich jeweils beide Aussagen zu einem Satz; Aussage b wird zur kasuskongruenten Apposition:
    1. S. Heinrich dirigierte eine Sinfonie Mozarts, des bedeutenden Komponisten.
    2. W. Wehnert leitet den Marburger Bachchor, einen der bekanntesten Chöre     Mittelhessens.
    3. Dem Maulbronner Kammerchor, einem stets professionell wirkenden Klangkörper, wurde der 1. Preis zuerkannt.

    Beachten Sie noch folgende Beispiele:
     
    a  Ein Werk Paul Klees, des bedeutenden Malers, wurde gestern versteigert.
    b  Die bedeutende, über eine Stunde lange Sinfonie Gustav Mahlers, erklang
        im Großen Sendesaal.
    c  Wir gingen den langen steinigen Weg bis zum Erfolg. 
    d  Qualifiziertes, bestens motiviertes Personal für unsere neue Filiale gesucht

    Ungeachtet dessen werden immer wieder dieselben Fehler gemacht, offenbar aus Unkenntnis oder mangelndem Sprachbewußtsein heraus, z.B.:
    Der Besuch des syrischen Großmuftis, dem höchsten islamischen Rechtsgelehrten seines Landes (...);
    es ist zu hoffen, daß so etwas nicht zur Norm wird.

  4. Ähnlich verhält es sich mit der Übereinstimmung des Genus zwischen Substantiv + Possessivum. Durch verantwortungslose Nachlässigkeit (man könnte fast sagen: sprachliche Schlamperei) wird hier zunehmend gesündigt, was folgender Presse-Auszug (DIE WELT, 21.1.99) belegt:
    [... ] Die Korrektur des ursprünglichen Antrages hat nach Aussagen der Telekom
    seinen
    Grund vor allem darin, daß der Abschreibungszeitraum von 15 auf 20
    Jahre für Kupferdoppeladern und auf 35 Jahre für Kabelkanalanlagen heraufge-
    setzt wurde. [...]

  5. Vermeiden Sie das Passiv, wenn es als "Leide-Form" nicht in einem entsprechenden (negativen) Kontext steht:
    passivisch: besser:
    Alle Verwandten und Bekannten sind von uns rechtzeitig 
    benachrichtigt worden
    a Wir haben alle V. und B. rechtzeitig unterrichtet.
    b Wir haben allen V. und B rechtzeitig Bescheid gegeben.
    Bevor Sie das Arbeitszimmer verlassen, müssen alle Geräte
    und das Licht ausgeschaltet werden
    Vor Verlassen des AZs schalten Sie bitte alle Geräte und das Licht aus
    Vor überfrierender Nässe auf der B 7 wird gewarnt a Auf der B 7 kann überfrierende Nässe entstehen. 
    b Auf der B 7 kann es zu überfrierender Nässe kommen.
    c Die Polizei warnt vor überfrierender Nässe.
    In der Lutherischen Pfarrkirche wurde Händels MESSIAS 
    [vom Bachchor] aufgeführt
    a Händels MESSIAS erklang in der Lutherischen PK 
    b Der Bachchor führte H.M. in der Lutherischen PK auf 
    c Händels M. war in der LPK zu hören.
    Gerda M. und Werner Sch. wurden als neue Mitglieder 
    in den Verein aufgenommen
    a G. M. und W. Sch. gehören jetzt dem Verein an
    b G. M. und W. Sch. sind jetzt Mitglieder des Vereins
    Herr Meier wurde am 1.10.98 in den Ruhestand versetzt Herr M ist seit dem 1.10.98 im Ruhestand
    Eine 50-Megatonnen-Bombe wurde über der Insel Nowaja
    Semlja gezündet.
    Eine 50-MT-Bombe detonierte über der Insel N. S.
    Für diese Aufgabe können verschiedene Lösungswege 
    verwendet werden
    a Für diese Aufgabe lassen sich v. LW verwenden 
    b Für diese Aufgabe kommen v. LW. in Betracht
    c Diese Aufgabe läßt sich auf verschiedene Weisen lösen.

    aber:
    1. Steffi Graf wurde im Halbfinale geschlagen.
    2. Helmut Kohl wurde nach 16 Jahren als Kanzler abgewählt.
    3. Adolf Eichmann wurde zum Tode verurteilt.
    4. Die Mittel für Forschung und Lehre wurden um dreißig Prozent gekürzt
    5. 5000 Mitarbeiter müssen in diesem Jahre entlassen werden
    6. Im modernen Deutschland werden 30 Prozent aller Ehen geschieden.
    7. Gescheiterte Menschen werden oft alleingelassen.
    8. Die Eiswarnungen wurden bis zuletzt mißachtet.
    9. Wegen zu starken Rückenwindes wurden die 9,7 Sekunden nicht als Weltrekord anerkannt.
    10. Bei dem schweren Unfall wurde die Frontpartie des Wagens stark beschädigt.
    11. Rahmen, Radaufhängung und Seitentüren wurden in Mitleidenschaft gezogen.
    12. Dem Mißbrauch ist jetzt endgültig ein Riegel vorgeschoben worden.
    13. Durch zu hohe Anodenverlustleistung wurde die Röhre vorschnell verschlissen.
    14. Die Tiere wurden in einem engen Käfig untergebracht.
    15. Durch den Sturz aus großer Höhe wurde die Festplatte zerstört.
    16. Sie erkannte zu spät, daß sie von ihren Eltern nie geliebt worden war.
    17. Wenn Kinder mißhandelt werden, hört jedes Verständnis auf.
    18. 50 Schüler werden in dieser Klasse unterrichtet; das kann nicht hingenommen werden.
    19. Die Transporte wurden öfter umgeleitet, dadurch entstand eine unzumutbare Verzögerung.
    20. Mozarts Sinfonie Nr. 29 wurde in diesem Konzert denkbar schlecht interpretiert.
    21. Dieses Gerät darf nicht für urheberrechtswidrige Aufnahmen verwendet werden.


    Ist der Urheber unbekannt, steht nutzen (=verwenden) im Passiv:

    Diese Rechner werden für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation genutzt.
    Die Zwischenpausen wurden zur Entspannung genutzt.

    Dagegen:

    Er will seinen neuen 450-MHz-Rechner vor allem für Bildverarbeitung nutzen.
    Sie nutzte die kurze Pause, um den Waschraum aufzusuchen.
    Es nutzte nichts, wir haben alles Geld verloren.

  6. Ein besonders in der Schriftsprache beliebtes Stilmittel ist die sog. indirekte Rede (engl. reported speech); im Nebensatz (mit oder ohne daß) stehend, drückt sie eine Meinung oder Ansicht aus oder das, was jemand (z.B. in einem Interview) gesagt oder erzählt hat.

    (a) Die Aussage steht im Präsens, bedeutet etwas, das jetzt (gleichzeitig) oder in naher Zukunft (nachzeitig) geschieht:  
    Uta sagt: "Ich kaufe heute nicht ein."

    Dann setzen wir das in "" Stehende zur indirekten Rede um; wer etwas sagt, wird in der iR durch ein Pronomen vertreten:
    Uta sagt, sie kaufe heute nicht ein.

    Die indirekte Rede steht für Gleichzeitigkeit (oder durch das Präsens ausgedrückte nahe Zukunft) immer im Konjunktiv des Präsens, sofern sich dieser vom Indikativ (der Wirklichkeitsform) unterscheidet - auch dann, wenn der Hauptsatz in einem beliebigen anderen Tempus steht:
    Uta sagte, sie kaufe heute nicht ein.
    Uta hatte gestern gesagt, sie kaufe nicht ein, bevor sie hinausging.
    Vielleicht wird sie auch morgen sagen, sie kaufe nicht ein, wenn sie nichts braucht.

    Steht in der indirekten Rede ein anderes Subjekt und unterscheidet sich der Konjunktiv I nicht vom Indikativ, so müssen wir den Konjunktiv des Imperfekts (=der einfachen Vergangenheit, engl. past tense) verwenden:
    DR: Uta sagt / sagte / wird vielleicht morgen sagen: "Du hast eine schöne Jacke an." 
    IR:  Uta sagt / sagte / wird morgen sagen, ich hätte eine schöne Jacke an.


    (b)  Die direkte Aussage steht in einem Tempus der Vergangenheit und bedeutet, daß etwas schon geschehen ist (Vorzeitigkeit):
    Gestern brach in einem Hotel ein Großbrand aus. Es hat keine Verletzten gegeben

    Wir haben das gehört und geben es - sozusagen aus zweiter Hand - wieder:
    Die Zeitung berichtet, gestern sei in einem Hotel ein Großbrand ausgebrochen.
    Es habe keine Verletzten gegeben.

    Wie wir sehen, wird in solchen Fällen der Vorzeitigkeit die indirekte Rede immer in den Konjunktiv Perfekt umgesetzt; unterscheidet sich dieser nicht vom Indikativ, so nehmen wir den Konjunktiv Plusquamperfekt:
    Uta sagt: "Du hast zu viel gearbeitet."  >  Uta sagte, ich hätte zu viel gearbeitet

    Korrekt angewandt, ist die indirekte Rede ein elegantes und zweckmäßiges Gestaltungsmittel, das Sicherheit in der deutschen Stilistik verrät. Auch ganze Aussage- oder Erzählpassagen lassen sich in die indirekte Rede umwandeln, sofern das Ausgesagte oder Erzählte aus einer gewissen Distanz bzw. aus zweiter Hand berichtet werden soll:
     
    DR: Gestern brach in einem fast vollbesetzten Hotel ein Großbrand aus. Die aus verschiedenen Orten  herbeigeeilten Feuerwehren brauchten die ganze Nacht und den nächsten Morgen, bis sie das Feuer unter Kontrolle hatten. Auch jetzt noch existieren einige Schwelbrände. Fast das gesamte Gebäude  ist dem Feuer zum Opfer gefallen; Menschen wurden nicht verletzt, da sich alle Insassen noch rechtzeitig ins Freie retten konnten.
    IR: [DPA berichtete], in einem fast vollbesetzten Hotel sei ein Großbrand ausgebrochen. Die aus verschiedenen Orten herbeigeeilten Feuerwehren hätten fast die ganze Nacht und den nächsten Morgen benötigt, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Auch jetzt existierten noch einige Schwelbrände. Fast das gesamte Gebäude sei dem Feuer zum Opfer gefallen; Menschen seien nicht verletzt worden, da sich alle Insassen rechtzeitig ins Freie hätten retten können.

(c) W. NÄSER, Marburg  
Wird ergänzt. Stand: 29.10.2007 (zuletzt: 10.12.2001)