Auszüge vom NATO-Briefing zum Apache-Einsatz, Phoenix-Kanal (TV), 30.4.99
Transkription der [weiblichen!] Simultan-Übersetzung und Korrekturen: W. NÄSER

"Die Risikominimierung für die Nato-Piloten hat eindeutig Vorrang" (=> DIE WELT, 3.5.99)

Abgesehen davon, daß kein Krieg zu rechtfertigen ist, lassen die NATO-Luftschläge für viele Beobachter solche Tugenden vermissen, die als Mut, Tapferkeit und Ritterlichkeit für lange Zeit das Image des Soldaten und des sog. Kriegshandwerks positiv besetzt haben. Vor allem der ungeheure Aufwand stößt bei jenen, die noch immer Kriege für unausweichlich (und sich selbst für Fachleute) halten, auf Unverständnis. Im Vergleich zu dem im 1970 gedrehten englischen Spielfilm "Luftschlacht über England" gezeigten Tieffliegerangriff, bei dem deutsche Me 109 E aus weniger als 20 Metern Höhe allein mit ihren Bord-MGs nahezu alle gegnerischen Flugzeuge (und nicht deren Besatzungen) am Boden zerstörten, gehört wirklich nichts dazu, aus fünf Kilometern Höhe eine lasergesteuerte 1-Million-Dollar-Rakete abzufeuern, um einen winzigen LKW zu pulverisieren, über dessen Besatzung  - Militär oder Zivil? - nichts auszumachen ist. Noch weniger "glorreich" - und militärisch überzeugend - ist es, wenn eine dieser Laser-Raketen "aus Versehen" ein Wohnhaus trifft und dieses mitsamt den zivilen Bewohnern zerfetzt (wer zahlt eigentlich die Schäden?).

In geradezu entsetzlicher Weise demaskiert sich diese "Strategie" im Falle des kleinen Dorfes Korisa bei Prizren im Kosovo, das in der Nacht zum 14. Mai 99 von amerikanischen F-16 bombardiert wurde. Nach serbischen Angaben starben dabei 79 Menschen, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und verstümmelt. Am 15.5. zeigte man Bilder, von der Bordkamera aus 5000 Metern Höhe aufgenommen. Vier zerplatzende Flecke sah der Pilot - im Glauben, er handle nach korrekten Vorgaben. Vier Lichtblitze, in denen unschuldige Menschen sterben. Kollateralschaden. Ein Militärlager, meint die NATO; die Albaner habe man nur als Schutzschilde dorthin beordert. Solche Zivilschäden könnten nicht ausgeschlossen werden. Man werde konsequent weiterbomben, bis Milosevic alle Bedingungen erfülle.

In einem so einzig auf Material- und Technologieüberlegenheit gestützten, ansonsten jedoch ebenso verschwenderisch wie unsensibel geführten, betont als "sauber" und "chirurgisch" deklarierten "Computer"-Krieg werden die Angreifer zu gefühlskalten, systemverliebten Tötungsingenieuren, allein darauf bedacht, im täglichen Presse-Briefing per Dia-Schau oder Bordkamera-Filmchen die neu zerstörten "Targets" zu präsentieren. Das Morden wird zur statistischen Angelegenheit; hautnahe Konfrontation mit dem Gegner - und vor allem den angerichteten Schäden - bleibt so lange erspart, bis - als der Weisheit letzter Schluß - Bodentruppen einzusetzen wären: und davor hütet man sich, will, ohne eigene Menschenverluste, den - anonymen und daher von Mitleid ausgeschlossenen - Gegner flächendeckend von oben auslöschen: wie damals schon über Deutschland oder Vietnam.

In den Presse-Briefings zum Kosovo-Krieg begegnet uns eine Sprache, die in ihrer Nüchternheit an akademische Vorlesungen erinnert, bei näherem Hinsehen (und dazu dient unser Transkript) jedoch auch erschreckt. Im so lange an die schreckliche Vergangenheit gemahnten Deutschland, in dessen Medien bis vor kurzem Soldaten praktisch wie Aussätzige behandelt (und daher versteckt) wurden, wird es selbstverständlich, ein als gerecht (J. SOLANA 1.5.99) etikettiertes Töten und Vernichten wie den täglichen Wetterbericht zu präsentieren.

Dem NATO-Briefing vom 30.4.99 entstammt untenstehender Text; wie er von den (fachsprachlich überforderten!) deutschen Simultan-Dolmetscherinnen "verarbeitet" wurde (jede Übersetzung, auch und gerade ein paraphrasierendes Simultan-Dolmetschen wie hier, geschieht auf der Basis persönlicher Erfahrung und Anschauung), mögen Sie selbst beurteilen.

Marburg, den 15.5.99      Dr. WOLFGANG NÄSER


"At 10 a.m., Col. Mike Hackerson from the Army's deputy chief of staff for Operations, will provide a short information briefing on the AH-64A Apache, its capabilities and doctrinal employment. Following this briefing, the Army will have an Apache on static display outside the Mall Entrance [...]."
(Quelle: http://www.defenselink.mil/news/Apr1999/p04301999_p105-99.html)

[...] hier haben wir das Flugkörper-System; das Abfeuerungssystem ist präzisionsgesteuert und kann 8 Kilometer oder viereinhalb Meilen weit Ziele in Angriff nehmen. Wir haben 16 dieser Hellfire-Missiles an Bord; in dieser Konfiguration werden Sie sehen, daß wir nur 8, 4 auf jeder Seite, bestückt haben; hier haben wir 2,75-Inch-Raketen eingebaut; in dieser Konfiguration hat der Hubschrauber 38 dieser Flugkörper, und sie können über 8.000 Meter feuern, das ist eine Bereichs-Waffe ... (an area fire weapon), aber wir haben auch eine Maschinerie ( a ballistic computer in the aircraft), die hier den Boden noch mit abdecken kann, und wir haben hier die Möglichkeit, für den Piloten einen Zielpunkt zu definieren, so daß er genau weiß, in welchem Gebiet dieser Flugkörper niedergehen wird. Das dritte Waffensystem, hier unten dargestellt, ist eine 30-mm-Single-Baron Cannon, wie wir sie nennen, hier unter dem Hubschrauber angebracht, mit sehr explosiver Munition, mit einer Reichweite von 4.000 Metern.

Zusammen mit den Waffensystemen ist dieser Hubschrauber sehr einsatzfähig, er ist ausgerüstet mit einem Radar-Warnsystem, welches dem Piloten sagt, wann sie vom Radar erfaßt worden sind, und, selbst wenn eine Rakete gegen sie abgefeuert wurde: in einem solchen Fall haben wir einen Stör-Sender für das [gegnerische] Radar und bei Infrarot-Flugkörpern einen Infrarot-Störsender, der auch Störungen bewirken wird gegen Infrarot-gelenkte Flugkörper.

Wir haben hier ein kleines Chap-System, das eine Patrone entsendet und eigentlich eine Wolke bildet, so daß die Raketen abgelenkt werden; ich kann Ihnen zeigen, daß das hier [zeigt auf das Kanzelfenster] Plexiglas ist, ein besonderes Plexiglas, sehr dünn, aber die Piloten haben hier noch gepanzerte Sitze, einen ballistischen Schild, und wichtige Teile des Hubschraubers sind noch verstärkt, so daß Kleinwaffen nicht durchdringen können. Der Pilot sitzt hinten, der Copilot und Schütze sitzt vorne, das sind beides Kräfte, die in der Lage sind, den Hubschrauber zu steuern. Der vorne Sitzende betreibt das System (was ich Ihnen gleich beschreiben werde, das sind die Bordkanonen), das ist hier hauptsächlich in der Nacht einzusetzen, denn wir können in einem sehr schwer zu bearbeitenden Feld [!] diese Hubschrauber einsetzen.

Wir haben hier Nachtsichtsysteme, wir haben Infrarot, das ist ... die erste Generation dieser Art Ausrüstung. In der Nacht befindet sich das Pilotenauge hier vorne, das ist das Nachtsicht-System, und er sieht auf seinem Bildschirm ... eine kleine Darstellung, er braucht nur dahin zu schauen und braucht sonst nichts anzuschauen, er hat alle Informationen vor Augen, und auch die Steuerungsinformationen zu diesem Steuerungssystem. Wie sie aus Ihren früheren Chemie- und Physikerfahrungen wissen, hat ein Prozessor, der auf fast Null Grad Kelvin heruntergekühlt wird, [die Fähigkeit], daß Sie hier Temperaturen in Zehnteln von Graden feststellen können, Sie sehen also wie eine Tageslicht-Kamera das Bild, aber Sie können unterschiedliche Wärmegrade feststellen und, wann immer Sie Menschenansammlungen haben, dann sind die eben wärmer als die Umgebung, und diese Temperaturunterschiede können Sie feststellen.

Hier haben wir ein Tagessichtgerät, wir haben direkte Sichtoptik, mit der Sie Teleskopeffekte haben wie von einem 200er-Teleskop, wir haben ein Laser-Suchgerät, so daß Sie die ganzen Gebiete ausleuchten können, und einen Zielbestimmer mit hoher Genauigkeit, so daß Sie einen gewissen Code aussenden können, und Sie wissen genau, daß die Hellfire-Missile den Code aufspürt - ich kann einfach mal sagen, das ist wie ein Blitz, der Flugkörper sieht seinen eigenen Blitz, das ist wie so ein Laser-Pointer, ein Zeigestab mit Laserstrahl, und man sieht dann ganz genau, wo's hingeht.

Wir haben diesen Hubschrauber so entwickelt, daß er auch bei NATO-Einsätzen ideal ist. Wir können mit dem Boden kommunizieren, wir haben Fox-Radio- und Funkverbindung und Hochfrequenzsendeanlagen, die mit Luftwaffe und Navy kompatibel sind, wir können also mit der Luftwaffe, mit der Marine und anderen NATO-Flugzeugen kommunizieren. Ich zeige Ihnen jetzt das zweite, und dann zeige ich Ihnen damit, wie es beim Co-Piloten aussieht. Das ist der Schütze, der kann dieses Flugzeug hier steuern, und das kann man auch zusammenklappen, wann immer Raketen abgefeuert werden sollen.

Hier sehen Sie das Augenteil, das Sicht-Teil, wo man sich nach vorn lehnen kann und direkten Blick hat, oder man bedient sich des Bildschirmes, hat dann die gleiche Information, alle Steuerungselemente für die Waffensysteme sind links und rechts hier, einmal rechts für den Laser, links für die Waffen, man kann alle Systeme steuern, ohne die Hände von diesem Zentralteil wegnehmen zu müssen. Er hat hier alle Systeme in einer Redundanz, man kann von dieser Stelle aus auch den Hubschrauber fliegen, das gilt für beide Piloten; die Helme von Pilot und Copilot werden mit dem Flugzeug, mit dem Hubschrauber kontaktiert, wir passen auch die Waffen auf die Augen der Piloten an. In Friedenszeiten fliegt man etwas höher und in Kriegszeiten etwas niedriger, deshalb mußte man das alles anpassen; wo immer der Pilot hinschaut, er kann diese Waffen abfeuern.

Das ist die Schutzvorkehrung in einer Kampfsituation. Dieses wurde im Kalten Krieg gebaut, als man noch glaubte, hochwertige Ziele beschießen zu müssen wie Waffenstellungen, Panzerartillerie und dergleichen. Wir haben diese Hubschrauber so gebaut, daß z.B. sowjetische Panzer beschossen werden können, bis zu 95 Panzer pro Einsatz, und wir haben hier Divisions- und Korpskommandeure im Einsatz, das sind die 3 Stufen: Aktion, Reaktion und Gegenaktion: bei offensiven Einsätzen beginnt man mit der Aktion; der Feind reagiert, entweder durch weitere Kampfeinsätze mit Panzern oder Artillerie und Flugabwehr, und wir benutzen die Flugkörper in der Nacht, um hier Panzer- oder Artillerieziele unter Beschuß zu nehmen, die dann auffahren, wenn der Feind reagieren möchte. Wenn wir nicht in der Offensive sind, sondern in der Defensive, ist das das genaueste Gerät, das ein Divisions- oder Korpskommandeur hat, um zu reagieren, und wir haben hier unglaublich viele Möglichkeiten, wir können mit dem Boden Kontakt halten und auch da panzerbrechend vorgehen und gegen Bedrohungen dieses Fluggerät einsetzen.

FRAGE: Wie sieht es mit den feindlichen Kräften (adversary forces) aus - heißt das wirklich, daß Sie diese Hubschrauber nicht im Zusammenhang mit Bodentruppen einsetzen?

Nein, man kann immer noch diese qualitativ hochwertigen Ziele beschießen, wir fliegen auch im Verband mit den Flugzeugen, so daß wir eine Synergie erreichen können mit der Präzision unserer Laser-Steuerung aus verschiedenen Höhen - die Hubschrauber können etwas tíefer gehen -, und somit sind wir flexibler, und das kann ich Ihnen auch gleich noch etwas im Detail darstellen.

Die Bataillone, von denen ich gesprochen habe, bestehen aus 320 Soldaten. - Das war Fort Bragg /North Carolina, wo ich das Oberkommando hatte, und ich war Leiter einer kleinen Einheit; wir haben hier ein Hauptquartier mit quasi einem Restaurant, einer Werkstatt und einer Tankstelle, und wir haben hier die Kampfhubschrauber, die die ganze Einheit [Üb.: Kraft] darstellten, und die Delta-Kompanie liefert den Nachschub. Wir haben auch im Nachschub noch 200 zusätzliche Kräfte, die die Wartung, die Sonder-Wartung, die hier erforderlich ist, durchführen wie z.B. auch die neue Bestückung mit Ersatzteilen usw.; insgesamt braucht man etwa 500 Kräfte, wenn Sie solche Hubschrauber stationieren.

[neue Dolmetscherin] Ich möchte Ihnen jetzt hier eine besondere Mission näher beschreiben. Zunächst mal hier ... eine Operationszelle auf Divisions- und Korpsebene. Diese Zelle ist normalerweise in dem Hauptquartier des Korps, der Division, und dann sind es die Stabsleiter, die senior aviation commanders und die Artilleriekommandeure, die den Einsatz planen. Dann geht das weiter: welche Zielsetzungen denn wirklich in Augenschein genommen werden sollen (what targets will be engaged), und das bedeutet, daß man hier die entsprechenden Nachrichten braucht, um Näheres über die Ziele zu erfahren und dann auszusuchen, welche Waffensysteme bzw. welche Munition man einsetzt, um einen erfolgreichen Einsatz zu haben. Ich habe gesagt, daß also die Korps- und Divisionschefs hier über den Einsatz beraten; hier sind die Anforderungen, die es gibt, zunächst einmal die grafische Darstellung: hier haben wir also ein Angriffsbataillon irgendwo in diesem Bereich, hier geht es weiter mit den Strecken; diese Strecken sind koordiniert mit einem Passagepunkt an dieser Stelle, was wir als Grenze bezeichnen wollen, und hin zu einem Punkt, wo abgefeuert wird hin an einen Punkt im Operationsgebiet, wo wir das Ziel ins Visier nehmen, und zwar hochwertige Ziele. Das ist hier ein Angriff, der sich auf die entsprechenden Ziele konzentriert, wobei wir jedoch gewisse Flexibilität haben hier in der Annäherung. Sie sehen auch hier, daß wir Artillerieannäherungsmöglichkeiten haben und uns besonders dann anders einstellen, wenn wir Flugabwehraktionen zu erwarten haben. Wichtig ist natürlich die Koordination mit der Artillerie und mit den anderen Einheiten, um sicherzustellen, daß wir nicht in unser eigenes Feuer hineingeraten. D.h. die Nachrichtenzentralen müssen uns hier aktuelle Daten geben, und zwar all die Daten bezüglich der Zielorte, aber auch bezüglich der Fluglinien anderer im Einsatz befindlicher Flugzeuge; es gibt auch eine Überwachung (monitoring) der Ziele, um zu überwachen, ob sich das Ziel möglicherweise verändert hat, verlagert worden ist; des weiteren fließt ein, welche Zahl von Zielen insgesamt ins Visier zu nehemn sind - ich habe vorher gesagt, daß wir 16 solcher Hellfire-Raketen pro Apache-Hubschrauber haben, und wir müssen auch mit der Air Force sehen, daß alle Maßnahmen koordiniert sind, und wir müssen in Berücksichtigung ziehen, welche Luftabwehrmaßnahmen der Feind getroffen hat. D.h. wir brauchen hier ein umfassendes Bild der Situation vor Ort und, besonders was die Flugabwehr anbelangt, haben wir Störeinrichtungen, so daß feindliche Raketen uns nicht treffen können.

(Any time you go there deep into enemy territory ...) Wenn Sie sich so weit in feindliches Gebiet hineinwagen, brauchen Sie auch entsprechende Maßnahmen, um eventuell gefallene und abgestürzte Soldaten retten zu können. D.h. diese Planung wird auch vorgenommen und derartige Übungen werden auch durchgeführt, damit man solche abgestürzten Soldaten auffinden und wieder rausholen kann. Wir müssen hier auch die Flughöhenkoordination abgleichen mit unseren eigenen Radaranlagen; die Sichtbedingungen sind sehr wichtig für unsere Einsätze, wir konzentrieren uns darauf, daß Sicherheit die wichtigste Rolle zu spielen hat, und am Beginn der Aktion ist sicherlich einer der wichtigsten Punkte, daß wir uns in dem Moment zu bewegen beginnen, wenn wir wissen, daß wir den Feind überraschen können und nicht daß der Feind sich gerade wieder bewegt hat. Ich habe schon vorher gesagt, daß ein hohes Risiko mit diesen Missionen verbunden ist: wir wissen das, wir haben unsere Leute darauf trainiert, all die Jahre haben wir diese Einsätze geübt, wobei wir uns als Feind die hochaggressiven und -sensiblen Anlagen der Russen vorgestellt haben. Deshalb sind wir auch in der Lage, diese Operationen zu planen und erfolgreich auszuführen; auch wenn wir uns tief in feindliches Gebiet bewegen müssen.

Das hier ist der Startpunkt der Route - das ist der Passagepunkt (bzw. ein Koordinationspunkt), dort, wo wir über die Grenze gehen, das ist der Abschußpunkt; in dem Moment bewegen wir uns auf niedriger Flughöhe, um uns getarnt herannähern zu können. Das ist hier die Möglichkeit, in einer Richtung hineinzufliegen, in einer anderen Richtung herauszufliegen, damit haben Sie die Möglichkeit zweier Routen ... Das sind serbische Truppen im Kosovo.

FRAGE: Machen die den Apaches das Leben schwer? - Wir brauchen ordentliche nachrichtendienstliche Aktivitäten, damit die serbischen Truppen den Apaches nichts anhaben können, und wir haben entsprechende Präzision bezüglich der Information; unsere Apaches sind auch so präzise, daß sie die Ziele letztendlich genau treffen können.

FRAGE: Sie sagen, daß 500 Leute immer jeweils um einen Apache notwendig sind, insgesamt haben Sie 5.000 Leute, und weiteres Unterstützungspersonal ist notwendig. Können Sie etwas sagen zu dem, was insgesamt mit den Apaches in Albanien passiert? - Wir haben hier eine Division, 16.000 Soldaten, und das sind hier Strukturen, die mehr auf Frühwarnmöglichkeiten gehen; hier vorne werden Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, also weit weg von der Front, und in einer Region wie Albanien, wo sehr wenig an Material zur Instandhaltung vorhanden ist, müssen wir diese Basen in einem Ort einrichten, wo wir auch eine entsprechende Materialversorgung sicherstellen können - nicht nur für die Apaches.

FRAGE: Macht das die Mission, die Einsätze schwieriger? Gibt es ein höheres Risiko? - (It makes me feel more comfortable ...) Ich denke, es ist sehr gut, wenn ich die ganzen Panzer und die ganzen Bradleys hier um mich habe, dann habe ich doch noch mal weiter das Gefühl, daß es abgesichert ist. Aber insgesamt können die Apaches als solche auch nur allein hier stationiert werden. Die sind hier stationiert - in dem entsprechenden Bereich von Tirana. ... Was passiert, wenn die Apaches weiter in den Kosovo reingebracht werden? (This piece of the fight that takes place here is where this looks like a ...) Sie sehen: hier könnten Kämpfe stattfinden, das sieht aus wie eine gerade Route, und wir suchen die Routen immer aus, so daß wir am leichtesten hinfliegen können, und das bedeutet, wir müssen das Terrain in Berücksichtigung ziehen.

Wir haben vorher schon einmal etwas gesagt zur Luftabwehr der Serben. Und die MLRS greift hier, d.h. selbst wenn es auf dieser Grafik hier nicht auftaucht, haben wir immer noch dieses MLRS, was ein mobiler Raketenwerfer ist.

FRAGE: Sie sagen, daß Sie zehnmal so viel Streitkräfte hier stationiert haben als Sie normalerweise beim Apache-Bataillon haben würden - ... was gesagt worden ist, ist, daß die Truppen da sind, die das replizieren, was an Vorleistungen notwendig ist, um diese Einsätze zu fliegen.

FRAGE: Wir wissen, daß es ein Longbow-System auf dem Apache-Hubschrauber gibt. Warum haben Sie da das A-System und nicht das Longbow-System? Hat das nicht eine Auswirkung auf die Flexibilität der Einsätze? - ... was Sie beschrieben haben, sind Einsätze tief im Land mit vorbestimmten Zielen, wo Sie genau geplante Routen haben, d.h. daß Sie da nicht erst mal im Land noch irgendwelche Ziele aufspüren - das ist sicherlich noch ein anderer Einsatz, Ziele aufzuspüren, das ist ein anderes System. Aber einer der Schlüsselpunkte hier ist, daß Sie ein Einsatzgebiet haben, wo es sehr viele Binnenvertriebene gibt, und wir müssen natürlich auch lasergesteuerte (laser guided) Waffen einsetzen und dafür sorgen, daß diese Waffen auch auf die Ziele treffen können. Aber oftmals ist es so, daß wir nicht abfeuern können, weil das Risiko besteht, daß Zivilisten in der Gegend sind. - Sie sprechen von diesem A-Modell. Das A-Modell ist im Einsatz, das D-Modell ist eine Option, aber noch nicht einsatzfähig. Die Unterschiede liegen in der digitalen Ausrüstung und weiteren technischen Dingen wie einer Feuerleit-Radareinrichtung sowie einem System, das hier die Integration digitaler Daten und eine Integration mit anderen Einrichtungen im Cockpit ermöglicht. Das ist wirklich .. der Schritt und der Blick in die Zukunft.

FRAGE: Sie haben gesagt, daß Sie entsprechende Manöver und Übungen zuvor abgehalten haben, und Sie haben über die V3C gesprochen. - Ja, aber das sind ganz andere Einsätze, wir haben die Möglichkeit, daß, wenn Soldaten hinter feindlichen Linien fallen, daß wir diese wieder rausholen; es sind ganz bestimmte technische Systeme, die AB3C, die uns hier Unterstützung gewährt.

FRAGE: Sie haben hier von einer Führungszelle gesprochen. Ist es möglich, entsprechende Bilder auch von den Zielgebieten zu haben, und wie wird das Ganze technisch unterstützt? - Ja, mit diesem System kriegen wir sämtliche Informationen herein, und, als ich vorher bei meiner anderen Aufgabe war, hatte ich drei große Monitore, die mir ein Gesamtbild gaben: das Artilleriebild, die Luftabwehrbilder (und zwar von den ORV gesehen) ... all das, was ich zusammen beobachten konnte mit den Artilleriekommandeuren und den anderen, und insgesamt hatten wir dann Funkkontakt mit den entsprechenden Einheiten, und dadurch konnten wir dann ganz schnell neue Routen anwählen im Fall, daß das notwendig/möglich war. ...

FRAGE: Wie lange braucht ein Apache, um 16 von den (Hellfire-)Raketen abzufeuern? - Er braucht ungefähr 30 Sekunden pro Rakete: es ist so, daß über einen Laser-Code die entsprechende Auslösung zum Beschuß freigegeben wird, und im Grunde muß man nur den Laserpunkt auf das nächste Ziel ausrichten, dann kann man sofort weiterschießen.

FRAGE: Heißt das, daß man das Ganze über eine codierte Weise fährt? - Es sind also 16 unterschiedliche Codes, man kann zwei oder einen Code haben oder eben auch sechzehn: je nach dem, ob man diese Raketen noch mal weiter separieren will.

FRAGE: Sie sagten, daß es sich hier um hochriskante Einsätze handelt und daß Sie 16.000 Mann stationiert haben. Wie, glauben Sie, wird es denn weitergehen, wenn Sie nicht noch weitere Truppen haben? Sie sagen, daß da Ziele sich möglicherweise auch verlagern können; wie wollen Sie denn sicherstellen, daß Sie das Ganze so weiterfahren können und daß Sie mit diesen Truppenstärken tatsächlich den neuen Schwierigkeiten begegnen können? - Nun, das Risiko beginnt hier, genau in diesem Bereich, und ... hier gibt es keine 16.000 Mann, aber über diesen Bereich sprechen wir. Und das Risiko ist deshalb so groß, weil hier auch ganz normale schultergestützte Waffen zur Abwehr eingesetzt werden könnten, und das ist gefährlich für die Apache-Hubschrauber. Und deshalb braucht der Pilot entsprechend auch ein [opisch geführtes] Gunner-System.

 [3. Übersetzerin] ... dieser Flugkörper muß eben weiterfliegen, und die Motoren sind gut abgeschirmt, und wir haben viel Arbeit investiert, um diesen Hubschrauber gut zu gestalten, Sie können sehr niedrig sitzen und sind somit ganz wenig angreifbar, und dann gibt es noch einen Schutzschild zwischen den beiden Piloten, aber Sie brauchen schon starkes Feuer, um einen solchen Hubschrauber abzuschießen.

FRAGE: Warum ist es notwendig, einen 3-Sterne-General für solch eine Operation einzusetzen? - In diesem Falle wird das von den Kern-Hauptquartieren gesteuert. Der 3-Sterne-General ist normalerweise in Kontakt mit seiner Zelle ... gut, wenn er vor Ort ist, normalerweise wäre das sein Stabschef, der diese Operation leitet; auf 2-Sterne-Ebene wird das normalerweise getan, das wäre ich dann ... als Brigadekommandeur.

FRAGE: Abgesehen davon, daß Sie Radar unterfliegen können: gibt es noch andere Tarnkappen-Fähigkeiten? - (Actually it's a very quiet and cool aircraft; the picture we have really doesn't show - we actually have a cooling system on the back of the engines which cools it and also makes it very hard for the infrared system ...) Das ist sehr ruhiges, stilles und kühles System und ein kühler Hubschrauber, der wird nochmal runtergekühlt, so daß die Infrarot-Systeme ihn kaum aufspüren können; wir haben aus Vietnam sehr viel gelernt, haben das alles umgesetzt, und BOEING hat viel getan, um diese Systeme zusammenzubringen, und wir haben hier die Risiken minimiert - und deshalb kann man so alt werden, wie ich schon geworden bin.

FRAGE: Viele Fachleute haben schon gesagt, daß das etwas ist für den Bodenkrieg ... sind das Waffen für die Bodeneinsätze? - (It's a maneuver force) ... wir interagieren mit Bodentruppen; unsere Mission ist, normalerweise andere Kampftruppen zu unterstützen durch Feuer von oben ... der Befehlshaber hat dadurch  bessere Schlagkraft, kann andere Synergien nutzen und flexibler vorgehen, bezüglich der Risiken, die in der Region vom Kosovo einzugehen sind.

FRAGE: Gebiet, Terrain, Waffen: wie werden die Leute gebrieft (eingewiesen)? - Das ist eine Standardmission; die Ziele sind nicht so diversifiziert, aber wir müssen sehen, ob der Feind seine Truppen zusammenziehen muß, ob er sich bewegt, ... wenn er das tut, dann geht er das Risiko ein, von unseren Hubschraubern angegriffen zu werden.

FRAGE: Wie sieht es mit der Reichweite aus? - Die ist eher standardmäßig, Sie sehen das von der Wiederbetankung her, es wird ja da immer gefragt, wie weit und wie lange ein solcher Hubschrauber fliegen kann, man kann ja auch die Betankungsstation sehr nah an die Grenze bringen, das kann man sehr schnell einrichten, und die Reichweite kann erhöht werden. Wenn Sie sich erinnern an Desert Storm: da sind die Apaches in "Cobra"-Höhe aufgestiegen und wurden dann aus der Luft betankt. Ganz interessant, haben Sie hier sogar noch eine Einheit aufspüren können und dann auf einmal dachten die Panzerschützen, sie seien von der Luftwaffe aufgespürt worden, und versuchten, Flugabwehrfeuer abzugeben, aber eigentlich waren das die Apache-Hubschrauber.

FRAGE: Angesichts der jetzigen Situation im Kosovo: welche Sonderrisiken werden Bestandteil des Briefings der Piloten sein? - Teil der Sonderrisiken wird es sein, daß es viele Einzelkämpfer auf dem Schlachtfeld gibt mit schultergestützten Waffen: die sind schwer aufzuspüren, und sie werden da in Direktkontakt kommen, das wird etwas desorganisierter sein als bei einer normalen Panzerkolonne, die man in einem anderen Kriegsschauplatz hätte. Das könnte eher ein Nahkampf werden.

FRAGE: Können Sie ein wenig über die Einheiten in dem Bereich sprechen - Sie waren jetzt in den letzten vier Jahren dreimal in Bosnien, dann gab's diese noch in Desert Storm und sie haben 250 Fahrzeuge zerstört (jedenfalls nach Ihrer Homepage): was machen sie? - Ja, das hilft uns, denn wir sind da in einem sehr ähnlichen Umfeld geflogen, sie sind intensiv ausgebildet worden, sind in Hohenfels/Deutschland gerade fertig ausgebildet worden in Nacht-Operationen und sind schätzungsweise die beste Apache-Einheit unserer ganzen Armee, die solche Missionen fliegen kann.

FRAGE: Sie haben ganz normale Video-Technik, und Sie erlauben es ihren Leuten, da ganz normale Videos zu machen und die dann zurückzubringen: gibt es da nicht noch eine andere Ebene der nachrichtendienstlichen Aufklärung? - Es gibt einen Videorecorder, der dort läuft im Hubschrauber; was der tun sollte: einen Film aufzunehmen vom Schlachtfeld, dann wieder zurückzufliegen, sich das nochmal anzuschauen in Frieden und Ruhe [!] und dann erneut loszufliegen, um die Ziele auszumachen und die Raketen abzufeuern. Wir können diese Aufnahmen zu Analysen einsetzen, und diese Systeme eignen sich sehr gut - ich weiß jetzt im Moment nicht, ob Phototelesys auch im Kampfeinsatz verwendet wird. Der abgestürzte Hubschrauber wird repariert - ich weiß jetzt nicht, wie lange es dauert, bis er wieder funktionsfähig wird.

FRAGE: In einer normalen Operation - welche Rolle spielen die Wolken und wie wichtig ist, daß im Moment die Wetterlage besser ist? - Danke für die Frage. ... Was wir jetzt konfiguriert haben mit 24 Hubschraubern, soll die eigene Aufklärung machen und die eigenen Angriffe fliegen; kleine Kampfhubschrauber fliegen vor - zumindest damals, als wir noch die Cobra einsetzten (jetzt sehen Sie auch, wie alt ich bin), und jetzt mit den Apaches, mit dem Global Positioning System (GPS) wissen wir immer, wo wir sind, wir haben jetzt die Aufgabe übernommen, aus dem gleichen Hubschrauber sowohl die Aufklärung zu machen als auch die Angriffe zu fliegen. Sie können auch in anderen Bereichen agieren und damit haben die Befehlshaber wesentlich mehr Flexibilität und Kapazität, um Dinge zu tun, als das sonst eingeschränkt der Fall wäre. Die sollen nichts anderes tun als das, was ich ausgeführt habe.

FRAGE: Sind Sie auch in der Lage, nach vorne zu verteidigen und können Sie dann wieder zurückgezogen werden? - Nein, wir wollen das nicht so sehen, aber es gibt einen Vorlauf von 30 bis 40 Minuten, bis wir wirklich diese Operation machen können, das ist das Fliegen im Warteflug, und wir sind jetzt nicht so unter Zeitdruck und auch nicht unter Druck wegen Treibstoffmangels, der eintreten könnte; normalerweise können Sie zwei Stunden fliegen; in einem verdunkelten Cockpit mit nur einem Auge, das quasi aktiviert ist.

FRAGE: Die Scout-Funktionen, von denen Sie sprachen, das wären 9 der Hubschrauber und dann die anderen noch, die nachgerüstet werden; wie sieht das aus im Zusammenhang mit den Raketenabwürfen - wie kann diese Rolle, die Sie hier vorsehen im Zusammenhang mit vereinzelten Zielen; wie verändert das das Bild, das Sie uns vorhin gezeigt haben von dem Angriff gegen den Rücken - denn das ist ja natürlich auch wichtig. Diese 9 Scouts, wo sind die im Verhältnis mit den anderen, um diese einzelnen Ziele auszumachen? - Normalerweise würden die im Konzert *)[!] mit den anderen arbeiten, auch mit den vorne aufklärenden, mit schwereren Flugzeugen mit 16 Raketen, so würden die etwas zurückbleiben, so daß erst ein Hubschrauber vorfliegt und dann die anderen abschießen können; bei diesem Aufklärer ist eher eine Frage, wen man da einsetzt. Die Crew ist in allen Funktionen ausgebildet, man muß es einfach definieren, wer die Aufklärungsflüge fliegt und wer dann die Angriffe fliegt.
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*) = im Zusammenwirken, in Zusammenarbeit (vgl. oben Synergie)

FRAGE: Wie weit können Sie fliegen, ohne neu zu betanken, und meinen Sie wirklich, daß die Einsätze der Hubschrauber dann optimal sind, wenn sie im Einklang mit den Bodentruppen sind? - Das ist tatsächlich der optimale Einsatz, aber diese Hubschrauber können sehr, sehr viel tun, und wir haben dafür gesorgt, daß die mit der Luftwaffe als auch mit der Marine kompatibel sind. Was jetzt Zeit und Entfernung betrifft, so können sie 200 Meilen pro Stunde fliegen, aber das ist nicht sehr aerodynamisch gebaut, manche könnten auch sagen, das ist häßlich; wir sagen lieber, das ist eine tödliche Maschine, und sie kann 200 Meilen pro Stunde [MPH] fliegen, normalerweise nehmen wir nur 120 MPH, 90 Knoten, 100-110 MPH unter 100 Fuß Höhe ohne Licht.

FRAGE: Können Sie noch ein wenig sagen, wie Sie zusammenarbeiten mit der Luftwaffe? Würden Sie ein Ziel ausmachen, was hinterher angegriffen wird? - Das haben wir in der Vergangenheit gemacht und das hat bei Desert Storm funktioniert, wir konnten die lasergesteuerte Munition abfeuern von einer Luftwaffenplattform, und wir haben gesagt, wir haben ein ganz bestimmtes Ziel im Auge, die Führungsstruktur hat dieses ausgemacht, und wir können die dann auf einer ganz beliebigen Frequenz ausmachen, sozusagen ich sehe den Code, Roger, und mit dieser neuen Zeilensequenz können wir diese Ziele ausmachen, kommunizieren und die Rakete auf den designierten Punkt losschicken [...]

HTML-Transkript: Dr. Wolfgang NÄSER, 1./2.5.1999