AEG-Telefunken "Magnetophon" KL 65 KS

Baujahr: ca. 1956

Koffer-Heimtonbandgerät mit 9,5 und 4,75 cm/s und Zweispuraufzeichnung; max. Spulengröße 13 cm; Einmotoren-Laufwerk mit asynchronem Innenläufer und flachriemengetriebener Capstanschwungscheibe, Aufwickeltellerantrieb vom Capstan über Rutschriemen; Bandzugsteuerung durch Fühlhebelbremsen; elektromagnetisch unterstützer Bandandruck; Start/Stop-Fernschaltung, eingebauter Kontroll-Lautsprecher. Daten bei 9,5 cm/s: Frequenzbereich ca. 60 - 11.000 Hz, Dynamik ca. 45 dB, Gleichlaufschwankungen ca. 0,3 %
Röhren: EF 86 (Mikrofon- und Wiedergabevorstufe); ECC 83 (A/W-Zwischenverstärker); ECC 81 (Gegentakt-Löschgenerator); EL 95 (Niederfrequenz-Endstufe); EM 71a (Magisches Auge zur Aussteuerungskontrolle)

Eigene Modifikationen (1961-1968):

  1. "Ultra"-Tonkopf mit 3 Mikron Spaltbreite (und Änderungen der Entzerrung für A/W)
  2. Lautsprecherendröhre: jetzt 6 AQ 5 W (EL 90), später EL 84
  3. Motor abschaltbar
  4. zusätzl., mischbare Mikrofonvorstufe mit EF 86 (EF 806 S)
  5. 16-fach-Kathodenentzerrungs-Umschalter für A/W
  6. Tonblende, später Höhen- /Tiefenregelung für NF-Endstufe
  7. Umbau auf 9,5 und 19 cm/s durch Verdopplung des Motorwellen-Durchmessers (1966)
  8. Capstanschwungscheibe mit beleuchtbarem Stroboskop
  9. aufsteckbarer Führungsarm für Endlos-Bandschleife
  10. kommerzielle Röhren (VALVO, Rote Reihe) i.d. Vorstufen
  11. Lampen-Signalausgang für Aufn./Halt/Wiedergabe
  12. zusätzl. Filter-Zwischenstufe (ECC 81) zur Verwendung des KL65KS als Modulations-Vorverstärker (1968)  
  13. Tausch der zweiten Mikrophonvorstufe EF 806 S gegen die als Dynamikkompressor betriebene EBF 80 (ebenfalls zur Modulationsverbesserung, 1968)


Zum Gebrauch des KL 65 und den bis Anfang '65 vorgenommen Änderungen berichtete ich am 29.3.1965 der Redaktion des Telefunken-"Sprecher" (Göttinger Chaussee 76, 3 Hannover):

"Sehr geehrte Herren!

Ich bin nun seit genau sechs Jahren im Besitz eines Telefunken "Magnetophon KL 65 KS" der Fabrik-Nr. 517531, das ich damals gebraucht erwarb. Ich war damals Schüler und 15 Jahre alt. Seit dieser Zeit stellte ich mir nach und nach eine kleine Aufnahme- und Wiedergabeanlage zusammen: ich kaufte mir fast das gesamte Telefunken-Zubehör für Tonbandgeräte, wie z.B. Kleinhörer Stetoset, Mikrophon D 19 BK/HI, Zweikanal-Vierzehnfachmixer, Telefonadapter, eine ganze Reihe verschiedener Anschlußkabel und Adapterstücke und vieles mehr. Später baute ich mir eine Tonsäule mit 5 Lautsprechern (jeder mit Frequenzweiche), einen NF-Verstärker mit Klangregelnetzwerk und baute so meine Anlage allmählich aus. Tonbandaufnahmen sind nun zu einem unentbehrlichen, wunderbaren Hobby für mich geworden, obwohl ich mich beruflich für das Studium der Philologie (Deutsch, Englisch) und den Lehrberuf an einem Gymnasium entschieden habe.

Seit diesen sechs Jahren wurde ich von dem Tonbandgerät KL 65 noch nie enttäuscht. Im Grunde hatte ich im mechanischen und elektrischen Teil nie eine Reparatur vorzunehmen, obwohl das Gerät fast täglich im Durchschnitt mindestens zwei Stunden lief. Ich machte damit eine Reihe Kirchenaufnahmen, das Gerät diente treu zu schulischen Zwecken, spendete Freude bei Klassenfesten (es lief hier bis zu 8 Stunden hintereinander) - kurzum, es erwies sich stets als elektrisch und mechanisch ungeheuer robust, und im Vergleich mit anderen und zum Teil größeren Tonbandgeräten, mit denen ich arbeitete, gab ich immer wieder der Mechanik meines Gerätes den Vorzug. Es erfüllte mich mit Genugtuung, daß die späteren Telefunken-Tonbandgeräte die mechanischen Vorzüge des KL 65, wie seine Feinfühlautomatik, übernahmen. So hatte ich nie das Gefühl, daß mein Gerät veraltete.

Als ich in meinem Hobby schon einige Fortschritte gemacht hatte, entschloß ich mich Ende 1962, mein Gerät zu modernisieren, und das tat ich auch, immer wenn ich Zeit hatte. Zunächst rüstete ich es mit einem 3-Mikron-Ultratonkopf aus, dann baute ich die Entzerrung auf den neuesten Stand um, baute später einen Wahlschalter für 11 verschiedene Entzerrungsmöglichkeiten bei Aufnahme und Wiedergabe ein; dazu kamen noch eine zweite Mikrofonstufe mit der Röhre EF 86 zur Mischung zweier verschiedener Mikrophone bei Aufnahme (diese Stufe wird bei Wiedergabe zur Vermeidung einer Brummeinstreuung über die Kathode hochgelegt), die Endstufe wurde auf 6 AQ 5 W aus meinem Röhrenbestand umgerüstet, der Ausgangstrafo durch einen Isophon EL 62/20 ersetzt. Ferner wurden eine große Tuchel-Mikrophonbuchse für den zweiten Mikrophoneingang, zwei verschieden entzerrte Abhör-Normbuchsen und ein Schuko-Eingang für das Netz eingebaut. Schließlich vertauschte ich die ECC 83 (Aufnahme-/Wiedergabeverstärker) gegen eine ECC 808 und baute einen sogenannten "Steuerausgang" ein, der den Anschluß von drei 6-Volt-Signallampen gestattet (5pol. Stereo-Normbuchse), die bei den verschiedenen Betriebsarten des Gerätes (Aufnahme/Halt/Wiedergabe) entsprechend verschiedenfarbig aufleuchten. Dieser Ausgang wird von der 6V / 3A - Heizwicklung des Netztransformators gespeist und über die im Schaltsatz freien Kontakte Ap, Wk und Ao betrieben (siehe Schaltplan).

Wie Sie aus dem beigefügten Farbfoto sicher ersehen können, war es recht schwierig, alle Bedienungseinheiten vorn einzubauen. Ich ersetzte die elfenbeinfarbene Frontplatte über dem Lautsprecher und die daran befestigten beiden Klappdeckel durch 3 farblos lackierte Holzplatten, in die die Bedienungseinheiten eingebaut wurden. Sie erkennen vorn links die eingebaute 110-Volt-Kontrollglimmlampe für den Motor, den Kippschalter für den Kofferlautsprecher und die Tonblende (siehe Schaltbild). In der Mitte sehen Sie links den Entzerrungs-Wahlschalter, den Motor-Kippschalter und den Abschalter für die eingebaute Endstufe 6 AQ 5W / EL 90. Vorn rechts erkennen Sie die eingebaute 220-Volt-Anodenkontrollampe (zugleich Betriebskontrolle des Gerätes), dahinter den Reglerknopf für die zweite, zusätzliche Mikrophonstufe EF 86 II (siehe Schaltbild), die sich darunter befindet, sowie die Jautz-Nippelfassung für die Kontrollampe der Tricktaste (6 Volt, leuchtet blau auf) und ein Aggregat mit zwei Drucktasten: links die Empfindlichkeitsumschaltung für die zweite Mikro-Stufe (siehe Schaltbild), diese Taste wirkt bei Wiedergabe als Umschalter NARTB/CCIR (siehe Schaltbild: SEU). Die rechte Taste ist die Tricktaste, sie schaltet gleichzeitig die kleine blaue "Trick-Kontrolle". Nicht sehen können Sie die Eingänge auf der rechten Seite des Gerätes: zwei Normeingänge für die beiden Mikrophonkanäle, die große Tuchel-Eingangsbuchse für die EF 86 II, eine Erdungsbuchse sowie die beiden für verschiedene Zwecke entzerrten Abhörbuchsen (Mithören, Ela-Anschluß, Überspielen usw.). Ferner befinden sich auf der linken Seite unsichtbar für Sie der Schuko-Netzeingang für Kaltgerätestecker sowie Ausgangsbuchsen für Anschluß eines Außenlautsprechers (4 Ohm und 16 Ohm) sowie der "Steuerausgang". So, nun hätte ich beinahe noch vergessen, daß ich einen Stabilisator OB 2 (für den Elko 4 µF/350 V) eingebaut habe. [...]"

(c) Dr. Wolfgang NÄSER 06/99 * Stand: 4.5.2003