Mundartprobe 19: Schlesisch

=> auch:

  1. Schlesien als Sprachregion (begonnen 23.8.2k1) und Hörproben:
  2. str  Kunzendorf b. Neurode / Glatz (Niederschlesien, 204 / O' 66,3)
  3. str  Ober Hermsdorf / Neiße (Oberschlesien, 202 / R' 69,1)

Hauptkennzeichen: hd. /u:/ > /u/ (gut > gutt, Hut > Hutt); Partikel 'ock' ('auch') in Aufforderungssätzen (kommock, setz ock dich, nimm ock); /-en/ in Substantiven und Partizipien > /-a/ (Rippa, Schinka; åagebunda, uffgenomma); Entrundung (Schüssel > Schissel; Rübe > Riebe); /ai/ > /e:/ (Stein > Steen; Wellfleesch usw.); nich > ni; /o:/ > /u:/


Probe 1: Kuhnern Krs. Neumarkt  (DSA-Tonbandarchiv); Transkription: W. Näser 1984

... im siibn oër frii ging's immer los. Da mußte's Wasser kocha, das Schwein wurde 'rausgehoelt, mi'n Schtricke å's Hingerbéen åagebunda, und dann krig 's mit der Ax ééns vor a Kupp ... Es ... feel gleich im, un der Fleischer schtååchs. Das kunnt' er ganz alleene macha. Dann wurde es Blutt uffgenomma, und es Schwein komm ei a Troug; det wurd's abgebriht und abgeschoòbt. Dann hatt' mer ne Lìtter, da wurd's 'rausgeschtellt ... o de Litter gehanga, dann wurd's noch emål geschoòbt und all da wurde dann der Bauch ufgeschnitta und da komms ... di Därme 'raus und es Eingeweide und ...na ... komm's ei a Kessel zu'wewurscht ... Da wurd es Fleisch gekocht. Um zahne wurd a so weiter a goi da ... wår's Wellfleesch fertich, und då såtz' br ens also um a Tiisch 'rim mit der Nobberschaft zusamma, und wurde da großes Wöllfleeschassa gemacht ... Der Konn fahlte nich un ò`ch di Zigann fahlta ni un da wåa immer eine frèèlije Runde im a Tiische 'rim. Nååchèèr wurde åber di ... Wellwurscht gekoch...gekost. Då gåb's bloß Lààberwurscht und ... Bluttwurscht.

Das ... Fleesch wurde dann eigesalzt und komm ei de Peekeltunnee. Im Summer wor 'sch ja immer recht schårf, das Peekelfleesch, aber wée schmackt immer ganz gutt. Und di Rippa wurde da gereuchert und der Schinka ... un das wurde dann als Reucherfleesch gegàssa.

Wii mr hån dr heeme ei Kuhnern Sauerkraut gemacht. Salwr hått' ich kée Sauer...Kraut ågebòòt...gebaut, awr meine Schwägerin, di håt immr a pår Morga Kraut ågebaut, da holt mr ins immer zwée Zentnr, zwén ... oder zwée bis drei Zentner wurde immr eigesauert. A Zentner wårn immer veleicht fuffza bis ssechza Heetla. Då holt mr uns di Maschine und da wurde ... durchgedreht, di Maadl mußta durchdrehn und die Männer di tuëna das Kraut ei a Schissln und Schaffel an tuëde es ei a Kaller schåffa, da schtunda zwée gruße Tunna, da wurd's eigeschtåmb. Då koom immr eine Schicht Kraut und dann komm immr en Schicht Salz und da wurde ... so lange géschtåmb, bis...es Wåsser 'rauskòòm. Wenn der Tunné vull wår, wurde en große Deckl druffgeleet und dann kòom eich großes Schteen drouf. Da ... nåch vier Wocha, da war das Sauerkraut schun ferdich. Das schmackt immer a so gutt, åuch ruh hommer'sch gegassa.

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Anm.: Das schlesische /r/ neigt zu retroflexer Aussprache, ähnlich dem Englischen bzw. Amerikanischen.

siehe auch: Ludwig Manfred Lommel: Eine Fahrkarte zu Anspitzers (Transkription W. Näser 6/2k7)

wird ergänzt; (c) W. Näser 20081996 * Stand: 14.6.2k7