Formen schriftlicher Kommunikation, WS 1999/2000

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Text 3: Auseinandersetzung mit Leben und Tod. Mozart-Requiem in der Elisabethkirche

von Katja HOFMANN (Oberhessische Presse Marburg, 15.11.99)

Marburg. Etwa 700 Zuhörer erlebten am Samstag eine gute Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in der ausverkauften Elisabethkirche.

Unter der Leitung von Jochen Kaiser gelang der Kantorei der Elisabethkirche und der Landeskapelle Eisenach am Vorabend des Volkstrauertags eine eindringliche Auseinandersetzung mit Leben und Tod. Das Orchester des Thüringer Landestheaters aus Marburgs Partnerstadt Eisenach war nach einem Konzert im Sommer vergangenen Jahres bereits zum zweiten Mal in der Elisabethkirche zu hören.

Mit Mozarts bekannter g-Moll-Sinfonie wurde das Konzert eröffnet. Kaiser setzte auf Tempo und eine sehr lebendige Gestaltung der bekannten Themen. Im Mittelpunkt des Abends stand Mozarts letztes Werk, sein bekanntes Requiem. Ausdrucksstark bat der Chor um Erbarmen im Kyrie.

Zornig und kraftvoll zeigte das Dies irae deutlich die starke Seite der Kantorei der Elisabethkirche, die dichte Verknüpfung von Text und Musik. In der Höhe hatte der Sopran ein paar Probleme und hätte noch ein bißchen Verstärkung gebraucht. Nicht ganz unschuldig daran war aber auch das Orchester, das den Chor zum Teil übertönte.

Zur gelungenen Aufführung trugen die Solisten bei, die sowohl einzeln als auch als Quartett beeindruckende Leistungen boten. Kristina Grahl gefiel im Lux aeterna am Ende mit der durchsichtig gestalteten und fast schwebend wirkenden Linie der Melodie. Sie harmonierte mit ihrer klaren Höhe außerdem sehr gut mit dem warmen Alt von Anja Kühn.

Der Tenor Dieter Wagner wirkte in der Höhe manchmal etwas zu forciert, fügte sich aber ebenso gut in den Gesamtklang des Solistenensembles. Herausragend war vor allem der Baß Andreas Bindschuh mit der Sequenz Tuba mirum. Ihm hätte man an dieser Stelle ebenso perfekte Hörner gewünscht.

ZORN, SCHRECKEN UND HÖLLE
Intensität in der musikalischen Gestaltung bewies das Orchester in den Sequenzen, in denen es um Zorn, Schrecken und Hölle geht. Kraftvolle und zugleich dynamisch differenzierte Klänge forderte Kaiser von Orchester und Chor. Dabei gelangen ihm bewegende und plastische Umsetzungen des Werkes von Mozart, über das wohl in der Gegenwart am meisten spekuliert wird. Für die Intensität dieser Aufführung und musikalische Ausdruckskraft bedankte sich das Publikum am Ende mit lang anhaltendem Applaus.

Im Rahmen der intensiven musikalischen Arbeit an der Elisabethkirche findet am 4. Dezember bereits das nächste Konzert unter der Leitung von Jochen Kaiser statt. Aufgeführt wird die Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz.

HTML-Transkript [in der bis 2005 alternativ gültigen traditionellen Orthographie]: W. NÄSER 15.11.99

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(c) W. NÄSER 15.11.99