25. Hochalemannisch

Bis heute in allen Schichten verwendet und auch vielfach literarisiert. Schweizerdeutsch in Standard-Kommunikationssituationen (bis hin zu universitären Vorträgen, ETH Zürich), daneben lokale Varietäten; z.T. erhebliche Unterschiede (siehe Proben).
Kennwörter: Chuchi|chascht|li 'Küchenschränkchen'; Chäs|chüech|li 'Käseküchlein', foif 'fünf', Zitig 'Zeitung'
Kennsatz: Häsch dini Ovo scho ghaa? 'Hast du deine Ovo[maltine] schon getrunken?' (Reklame in Zürich)

Einige Kennzeichen: konsequente Lautverschiebung; hd. /k/ > /kch/; Monophthongierungen: hd. /ai/ > /î/, /au/ > /u/, /oi/ > /ü/; -s/-st > -sch/-sch(t), z.B. Häsch (=hast du; wie im Elsässischen) dini Ovo scho ghaa (gehabt)?; -en > e (Schwa), z.B. inzwüsche, gfahre usw.; /e/ > /ö/: Mensch > Mönsch; Diphthongierung: /u/ > /uo/ bzw. /ue/; , /i/ > /ie/; -ung > ig (Zeitung > Zitig); Nasalausfall in chasch 'kannst', foif  'fünf/, eifach usw. => KELLER, R.E.: German Dialects p. 32 ff.


Probe 1: Berndeutsch (Bärndütsch; cf. Keller, German Dialects, p. 87-103; Probe pp. 105-111);

1.1 Lied "Yr Ysebahn" (Text und Musik: Mani Matter); zur einleitenden Conférence zwei alternative Transkriptionen: meine eigene v. 1/2000 und die - sicherlich bessere - des Schweizers Stephan Hammer (In: St. M., Mani Matter und die Liedermacher. Zur Theorie und Geschichte des Autorenliedes. Freiburg/Schweiz (Diss.) 2001, S. 146):
Gueten abe myni dame und herre, dir syt offebar alli entschlosse, en abe lang bärndütschi lieder azlose1. das trifft sich guet, denn i bi sälber o entschlosse, en abe lang settegi2 lieder z'singe. das heisst: singe isch villicht ächli3 vil gseit, aber we zuefällig öpper4 da inne musikalisch sötti5 sy, mir mache de zwüsche ine einisch e viertelstund pouse. jetzt für diä, wo kes6 programm übercho7 hei8 - und das wärde die meischte sy, denn mer hend gar keni verchouft - für die wett i jetzt ufhöre so sprüch mache, und eifach mys nächschte lied asäge9:

Yr Ysebahn

yr ysebahn sitze die einten eso  (Metrum: -'--'--'--')
dass si alles was chunnt scho zum vorus gseh cho  (--'--'--'--')
und dr rügge zuechehre dr richtig von wo  (--'--'--'--')
dr zug chunnt (-'')

die andre die sitzen im bank vis-à-vis
dass si lang no chöi gseh wo dr zug scho isch gsy
und dr rügge zuechehre dr richtig wohi
dr zug fahrt

jitz stellet nech vor, jede bhouptet eifach
so win är's gseht, syg's richtig, und scho hei si krach
si gäben enander mit schirmen uf ds dach
dr zug fahrt

und o wenn dr kundüktör jitze no chunnt
so geit er däm sachverhalt nid uf e grund
är seit nume, was für nen ortschaft jitz chunnt
's isch rorschach

1 anzuhören  2 solche  3 ein (klein) wenig  4 jemand  5 sollte  6 kein(es)  7 bekommen, erhalten  8 hat  9 ansagen

1.2 Wenker-Sätze (ca. 1926/27) aus Ligerz /BE (Bogen 44775, Lehrer Anton Michel Flückiger, 43 Jahre; Archiv Dt. Sprachatlas Marburg)

  1. Im Winter flüüge die trochene Bletter i dr Luoft umme.
  2. Es hört grad uuf schneie, de wirds Wätter wieder besser.
  3. Tue Choole i Oofe, dass d'Mielch gli afot choche.
  4. Dr guet alt Maa isch mit em Ross duor ds Isch broche un i ds chalt Wasser gheit.
  5. Är isch vor vier oder sächs Wuoche gstorbe.
  6. Ds Füür isch z'schtarch gsie, d'Chueche si unger ganz schwarz verbrönnt gsie.
  7. Är iesst d'Eier gäng ohni Salz un Pfäffer.
  8. D'Füess tüemer fescht weh, i glaube, i ha si duuore gloffe.
  9. I bie bie dr Frau gsi un han er es gseäit, un sie het gseit, sie well's o ierer Tochter sääge.
  10. I will's o nümme mache.
  11. Ie haue dr grad mit em Chelli um d'Oore, duo Aff.
  12. Wo geisch du hie, söi mer mit dr cho?
  13. Es si schlächti Zitte.
  14. Mis liebe Ching, blib do unger stoh, di bööse Gäns bisse di z'tod.
  15. Du hesch hütt em meischte glehrt un bisch artig gsi, du darfsch früecher hei go als di andere.
  16. Du bisch no nid gross gnue, um ne Fläsche Wi us z'trinke, du muesch zerscht no wachse un grösser wärde.
  17. Gang, bisch so guet un säg dir Schweschter, si söll d'Chleider für eui Mueter fertig näie un mit dr Bürschte putze.
  18. Hättisch du ne gkennt, de wär's anders cho, un es schtieng besser mit dr.
  19. Wer hätt mer mi Chorb mit Fleisch gschtoole?
  20. Är hett so to, wie wenn sie iehn zum Drösche bschellt (sic!) hätte, si hei's aber sälber gmacht.
  21. Wäm her er di neui Gschicht erzellt?
  22. Me muess lutt brüele, süsch verschteit är is nid.
  23. Mir si müed un hei Durscht.
  24. Wo mer nächti zrugg cho si, si di angere scho im Bett gsi un hei fescht gschloofe.
  25. Dr Schnee isch letschti Nacht bliebe ligge, aber hütt de Morge isch er gschmulze.
  26. Hinger üsem Huus schtange drei schöni Öpfelbäumli mit rote Öpfel.
  27. Chöit er nid no nes Augeblickli uf üüs warte, de chöme mer mit euch.
  28. Dr dörfet nid söttigi Chindereie triebe.
  29. Üsi Bärge si nid grad hööch, eui si viel höcher.
  30. Wievieu Pfung Wurscht un wiviu Brot weit er?
  31. I verschtange n-ech nid, dir müesst chlei lutter reede.
  32. Heit der keis Bitzli wissi Seifi für mie uf mim Tisch gfunge?
  33. Si Brueder wott siech zwei schöni neui Hüüser i euem Garte boue.
  34. Das Wort isch iehm vo Härze cho.
  35. Dasch rächt gsi von nech.
  36. Was sitze do für Vöögeli obe uf em Müürli?
  37. D'Buure hei füf Schtiere un nün Chüe un zwölf Schöfli vor ds Dorf brocht, si hei si wëlle verchaufe.
  38. D'Lütt si hüt alli dusse uf em Fäld u mäje.
  39. Gang numme, dr brun Hung tuet dr nüt.
  40. I bi mit de Lütt do hinger über d'Matte i ds Chorn gfahre.

Hand =hang (Gutturalisierung wie z.B. im Rheinfränkischen!); Pflaumen =Fruume; Sonntag =Sundig; Montag =Märndig; Dienstag =Zischtig; Mittwoch =Midwuche; Donnerstag =Donschtig; Sonnabend =Samschtig; fünfzehn =füfzäh; Kartoffel =Härdöpfel

Probe 2: Luzerndeutsch, Emil Steinberger, "Im Verkehrhaus" [gekürzt]

Chum jetz, Hansli, chum, was, jo das hemmer s'letscht Mol scho agluegt, chum jetzt, he jo, mier gönd wieder einisch is Verchehrshus, natürlich, chum jetzt, chum. Was? Was das isch? Das wirsch wohl wösse, eh jo, 's isch jo no agschribe, eh jo, Swissär schtoht jo droffe. Was Flu... Flugzüg, jojo, natürlich, das isch es Flugzüg, das g'sehsch sofort, oder, hm? Was? Was do die rote do sind under em Flügel unde? Aha, das wo do so abelamped? Jo das brucht's äbe. Oder do muesch, verschtohsch, öppis muess er scho ha, he. Was? Dü... Düüse! Ah jojo, das isch es Düseflugzüg, natürlich, das gsehsch sofort; wie die funktioniered? Aha, jo oder die Düse die sind vore sind die offe und hinde settets au offe sii, hmm..., jetz muesch d'r vorschtelle, nid die Luft die chond vo doo und goht nochethäre goht die i die Düse ine und det inne hets eso, sind eso... eh, Rotore ... nei net Motore! Das sind Rotore! Do muesch ufpasse net wohr und denn nimmts die Luft wo do chond und jagds hinde use, de chond natürlich grad wieder neui, und die au wieder und denn isch, das isch eis hiin und häär und plötzlich haut er's ab, he... Nei, das chasch nümme hebe. Nei, nei, wenn er emol ab isch, chasch ne nümme hebe, drom isch e Pilot drinne, jojo, dä muess de luege dass er is richtige Gleis inechund, he. Nei, wenn er emol dobe isch, chond er nümme obenabe. Jo chasch dänke, dä chund nümme obenabe, nei, nei, du muesch dir vorschtelle, ned dä chund so in'es Tempo ine dass, das macht fffft ... goht so schnell, wenns soo schnell isch chas nid glichzitig obenabe hebe oder, neinei, und de isch au d'Luft oder, d'Luft, die tuet ufe hebe, ich ha dir jo das au scho zeigt. Ha doch es Brodpapier ufegha und denn vo unde liecht eso blose ... so und denn bliibt doch das Brodpapier schön eso i de Luft obe. Das isch ungefähr 's Prinzip vom Flugzüg. Nur die gönd eifach no meh vorwärts, ned wohr ... da gohd halt scho id' Physik ine. Luft chasch du alänge ... Eh, mach emol eso, probier doch emol, gschpürsch nüd? Jojo, han i scho dänkt, hesch au no chlini Finger. Hejo, und nochethäre chund e Bärg und bim Bärg goht jo d'Luft au duruf und de nimmts de Flüger wieder ufe und denn, denn nochethär chunds Meer, und bim Meer wends sowieso nid abe und ... so gohts immer witer bis emol abe müend will, will d'Lüt usschtiige. Jojo, die flüged überall hi ... wenn ich dir jetz well ufzelle wo d'Swissär überall hi flügt, ... Paris mache mier au. Wie die Paris gfindet? Jo, die gfindet Paris scho, die sind gschuelet. Ah, i de Nacht meinsch du - wenns dunkel isch, hmm ... wenns dunkel isch gsesch nümme viel; die flüged zerscht es par mol am Tag und de gfindeds sie's au wenn's dunkel isch. Und Paris isch jo hell belüchted und de muesch eigentlich nur no abe hebe. Wies Flugzüg durab goht? Für das isch e zwöite Pilot dinne, dä muess luege dass es durab goht... do isch emol de Pilot drinne, de isch de zwöit Pilot drinne, de sind drei ... oder das sind scho feuf - und die brämsed alli. Und de d'Flügel brucht er vor allem zum brämse, nur die hends ... hends denn die liecht so abgeschrägt ... das isch wie bim VW wos hende abe goht. Nei, 's Flugzüg hed de Motor ned hinde...

Probe 3: Tafers, Kt. Freiburg, Wenkersätze (ca. 1926/27, Bogen 45710, Lehrer A. Rieda; Archiv Dt. Sprachatlas Marburg)

  1. Im Winter flüge die trockene Bletter i de Luft uma.
  2. A hört de glii uf z'schnie, nai gittes de umi besser Wätter.
  3. Tue Choole i Ofe, dass d'Möuch band aafeet choche.
  4. Da guet aut Maa isch mit um Ross uf um Isch iiproche un i ds chaut Wasser g'chiit.
  5. Är isch vur vier oder sächs Wuche gstorbe.
  6. Ds Füür isch z'starchs gsii, de Chueche isch ja unena ganz schwarza.
  7. Är isst d'Eier ging ohni Sauz u Pfäffer.
  8. D'Füess (Pfüess) tüe-mer wee, i gluube i bi düür.
  9. I bi bi de Frou gsii u ha-ras gsiit u si hetmer gsiit, sie wellis de dum Mütli o säge.
  10. I wots nüme mache.
  11. I schlee dr de glii de Löffu um  d'Ohre, du Aff!
  12. Wo giischt du hii, sümer mitcho?
  13. As si schlächti Zite.
  14. Seppli bliib du hie unne, die hassige Gois büsse di schüscht z'tot.
  15. Du hesch hüt am meischte gleert u büsch luubs gsii, du chasch füier hüm aus die andere.
  16. Du bisch no nit grossa gnue fur a Fläscha Wii us z'trihe, du muscht zerscht no a bitz wachse.
  17. Sig so guet u gang säg dir Schweschter, si selli de Muetersch Chliider fertig neeie u bürschte.
  18. Hettesch du ne bchennt, as wee andersch cho.
  19. Wär het mer mi Chorb mit um Fliisch gnoo?
  20. Är het ta wisene zum Trösche bstöut hetti. Aber si hiis säuber gmacht.
  21. Wem het er di nui Gschücht verze-ut?
  22. Ma mues hört brüele, schöscht verstiit är nis niit.
  23. Me si müed u hii Turscht.
  24. Nächti wa mer hüm cho si si di andere scho im Bett gsii u hii gschafe (sic!).
  25. Leschti Nacht isch no Schnee gsii, aber hüt de Morge isch er gschmolzna gsii.
  26. Hinder üsum Huus stanne drü schöni Öpfubüümli mit rote Öpfeli.
  27. Chiit der nit no as Ugeblickli uf nis warte, nai gange mer o.
  28. Jer dörfet ni settigs Chinnelizüg mache.
  29. Euer Bärge si vöu höier a-us üser.
  30. Wievöu Wurscht u Brot wiiter?
  31. I verstannen uch niit, ier müesst as bitzeli stercher rede.
  32. Hiit er kis Stückli wiisi Süfa uf mim Tüsch gfunne?
  33. Si Brueder wot zwü schöni nüi Hüüser in öium Garte bue.
  34. Das Wort isch mu fa Härze cho.
  35. Da isch schö gsi vanene.
  36. Was sitzena da fur Vögeleni uf um Müürli obe?
  37. Puure hii füf Stiere u nün Chüe u zwöuf Schäfleni vor ds Dorf bracht (pracht) fur schi z'verchuufe.
  38. Hüt si d'Lüt alli dusse uf de Matta u meie.
  39. Gang nume, de brun Hunn macht du nüt.
  40. I bi mit de Lüt da hinden uber d'Matta ids Choer gfahre.

Auffällig: L-Vokalisierung (kalt =chaut; 12 =zwöuf), l>n (bald =band) sowie an- und auslautend /s/ > /sch/ wie im Höchstalemann. (Eis =Isch; sonst =schüscht; sie(Akk.) =schi); Flexion im Prädikatsadjektiv (u büsch luubs gsii)

Probe 4: Schaffha(e)userdeutsch*), Lied über Schaffhausen (Text und Musik: Dieter Wiesmann; didaktisch aufbereitet, ins Hochdt. übertragen und besprochen beim Internationalen Ferienkurs 1981 der Philipps-Universität v. Wolfgang Näser)
Anm.: /st/ ist wie hochdt. /sch-t/ zu lesen, /ie/ und /ue/ diphthongisch als /i-e/, /u-e/.
*) Zuordnung lt. Stefan Fehr (13.11.2000) und Stefan Murbach (29.12.2001). Hierauf werde, so letzterer, in Schaffhausen großen Wert gelegt, wo das Lied sehr populär sei.

1. Ganz duss verstusse (zusserscht usse1a)
und äänen am Rhyn
da liit e chliises Stuckch Welt,
e chli verträumt und verschlafe luegts drii,
da munzig chliinii Stuckch Welt,
und mängen empfind's
scho fascht als Provinz.
Ganz abseits draußen
und jenseits am Rhein
da liegt ein kleines Stück Welt,
ein wenig verträumt und verschlafen schaut's drein,
dieses winzig kleine Stück Welt,
und mancher empfindt's
schon fast als Provinz.
2a. (Refrain) Blos e chliini Stadt
mit bürgerliche Wänd1a),
blos e chliini Stadt,
wo ein de ander khennt,
und wenn au uf'm Globus
nienetwo die Name stoot,
ischt er doch ein Ort,
wo sich's guet lääbe loot.
Bloß eine kleine Stadt
mit bürgerlichen Wänden1a,
bloß eine kleine Stadt,
wo einer den andern kennt,
und wenn auch auf dem Globus
nirgendwo der Name steht,
ist es doch ein Ort,
wo sich's gut leben läßt.
3. Zuegä, du häsch statt Wolkechratzer Schyterbyge 1b),
3a. Zuegä, statt High Society blos Dameryge 2);
Goots im Städtli oosnamswys 3) fidel und luschtig zue,
sind's bim Nööcherluege 4) sicher Italiäner ...
Zugegeben, du hast statt Wolkenkratzern Holzstöße,
Zugegeben, statt der High Society nur Damenriegen;
Und geht's im Städtchen mal fidel und lustig zu,
sind's genau genommen sicher Italiener ...
2b: Blos e chliini Stadt ...
4. Äs1a Städtli isch zwor
für jungi lüüt z'chli,
si reiset usse i'd Welt,
doch wyt ewäg1a vo dem Fleckchen am Rhyn,
do gspürets öppis wo fählt1a,
und das syg dann schynts 5)
di chliini Provinz.
Das1a Städtchen ist zwar
für junge Leute zu klein,
sie reisen hinaus in die Welt,
doch weit weg von dem Fleckchen am Rhein,
da spüren sie etwas, das fehlt1a,
und das ist dann offenbar
die kleine Provinz.
2c: Blos e chlini Stadt ...
... bisch du doch ein Ort, ...
Bloß eine kleine Stadt ...
... bist du doch ein Ort, ...
3b. Zugä, ... / 2d. Blos e chliini Stadt / ...
Pfuus 6) guet, chliini Stadt.
Zugegeben, ... / Bloß eine kleine Stadt / ...
Schlaf gut, kleine Stadt.

1a) Sehr willkommene Korrekturen von Stefan Murbach (s. oben); 1b) Stöße, Haufen von Holzscheiten; 2) Damen-Turnriegen; 3) ausnahmsweise; 4) bei näherem Hinsehen; 5) wie es scheint; 6) pfuuse = eigentl. 'Dampf ablassen, zischen'; popul. 'schlafen'

Probe 5: Sarnen, Kt. Obwalden, Wenkersätze (Bogen 45840, Gewährsmann: Dr. Hugo Müller/Sarnen; Archiv Dt. Sprachatlas, Marburg)

  1. Im Winter fläigid diä trochnä Bletter i d'r Luft umä.
  2. Es herd grad uif z'schnîä, dernah wird de d's Wätter wider besser.
  3. Tuä Cholä i Ofä, dass d'Milch bald afâd sîdä (siädä).
  4. Dä guat alt Ma ischt mid'm Ros durs îs brochä und is chalt Wasser ghid.
  5. Aer ischt vor viär oder sächs Wuchä gstorbä.
  6. D's Fîr isch z'starch gsi, d'Chuächä sind ja unnä ganz schwarz brent.
  7. Aer isst d' Eier immer ohni Salz und Pfäffer.
  8. D' Fiäss tiämm'r gherig weh, i glaiba, i has' duräglaifä.
  9. I bi bi d'r Fraiw gsi und hannäräs gsäid und si hed gsäid, si well's ai ihrer Tochter sägä.
  10. I will's ai nimmä nu äinischt machä.
  11. I schlâd'r grad mid'm Chochleffel um d'Ohrä, dui Aff.
  12. Wo gâscht hi, sollemer midd'r cho?
  13. Aes sind schlächti Zîtä.
  14. Mî liäbs Chind, blib hiä unnä stâ, diä bêsä Gäns bîssid dich suscht z'Tôd.
  15. Dui hescht hit am meischtä glehrd und bischt bravs gsi, darfscht friäner (sic!) häi gah as diä andärä.
  16. Dui bischt nu nid gross gnuag, um ä Fläschä Wî uisz'trinkä, dui muascht zerscht nu ä chlî wachsä und grêsser wärdä.
  17. Gang und bis so guad und säg dîner Schweschter, si sell d'Kleider fir iwi Muäter fertig biäzä und mit d'r Birschte suiber machä.
  18. Hättäschtä dui kend, sä wärs anders uisä cho und äs wurd etz besser umi stâ.
  19. Wär hed mer mi Chorb mit Fleisch gstohlä?
  20. Aer hed tâ, as wiä-s-îns zum Dreschä bsteld hättä; si hend's aber sëlber gmacht.
  21. Wäm hed är diä nîw Gschicht verzeld?
  22. Mä muäs luit lärmä, suscht verstâd er is nid.
  23. Miär sind miäd und hend Durscht.
  24. Wo m'r geschter Abed zrugg cho sind, da sind diä andrä scho im Bett glägä und hend fest gschlafä.
  25. D'r Schne ischt diä Nacht bi îs liggä blibä, aber hit em Morgä ischt er gschmolzä.
  26. Hinder îsem Huis stând dri schêni Epfelbäimli mid schênä Epfäli.
  27. Chennid jär nid nu ä Schwick uf is beiti, miär gând de mid îch.
  28. Jär dérfid nid derä Chinderîä trîbä.
  29. Isi Bärg sind nid grad hêch, îw sind hêcher.
  30. Wiävil Pfund Wirscht (sic!) und wiävil Brod wend-er ha?
  31. I verstâ-n-îch nid, jär miänd ä chlî lîterer redä.
  32. Hend-er käis Bizli wîssi Säipfä fir mi uf mîm Tisch gfundä?
  33. Sî Briäder will si zwei schêni nîwi Hîser in îwem Gartä buiwä.
  34. D's Word isch-em vo Härzä cho.
  35. Das ischt rächt gsi von-em (betont: vo îm).
  36. Was sizid da fir Vegäli dert ufem Mîrli obä?
  37. D'Buirä hend fîf Ochsä, und nîn Chiä und zwelf Bänzä (od. Schäfli) vors Dorf brâcht gha, diä hend sî  wellä verchaifä.
  38. D'Lît sind hit all ufem Fäld und mäjid (= und tiänd mäjä).
  39. Gang numä, d'r bruin Hund tuäd-der nid.
  40. I bi mid d'r Lîtä dert hinnä uber d'Wîsä is Chorn gfarä.

Schwieriger Fall: im Originalbogen (Maschinenschrift) viele handschriftliche Korrekturen; auffällig: auslautend (-en) und im Diphthong Schwa > /ä/ (Wochen =Wuchä usw.; Kuchen pl. =Chuächä, lieb =liäb); /u:/ > /ui/ (Du =dui; suuber'sauber' =suiber u.a.); ihr = jär (wie in Probe 3,28); l>n (wollt =wend); Flexion im Prädikatsadjektiv (bravs gsi)

Ergänzungen und Korrekturen vorbehalten; Kommentare erwünscht.
Redaktion und HTML-Transkript W. Näser, © 20.8.1996 / 30.12.2001
Foto aus DSA-Bibliothek: W. Näser 40/2003