Wörter und Redensarten, Liste 1

VORBEMERKUNG: Die nachstehenden Wörter und Redensarten stellte ich 1989 zusammen und, in der Anfangsphase meiner Homepage, zunächst als eingescannten ASCII-Text ins Netz - leider, wie sich erst spät herausstellte, mit entsprechenden Umsetzungsfehlern (wofür ich meine Leser/innen um Nachsicht bitte). Aus diesem Grunde und, weil es besser und übersichtlicher aussieht, habe ich heute den Text neu gesetzt sowie einiges korrigiert und ergänzt; allerdings bleiben noch immer viele RAen ohne erklärenden Zusatz und verweisen auf´Kurt Krüger-Lorenzens Standardwerk Deutsche Redensarten und was dahintersteckt (abgek. KrL; Neuaufl.: 2001 = Heyne-Sachbuch 764)
Marburg, den 28. September 2006     W. NÄSER

  1. das *A und O 'von griech. Alpha + Omega, Anfang und Ende'
  2. jdn *abblitzen lassen: bei alten Gewehren blitzte das Pulver häufig ab, ohne daß der eigentliche Schuß losging
  3. jdm eine *Abfuhr erteilen: hatte bei einem studentischen Zweikampf einer der sog. Paukanten so schlimme Säbel- oder Degenhiebe erhalten, daß er vom Sekundanten abgeführt werden mußte, so sprach man von einer Abfuhr. KrL 12
    Heinz Erhardt (1909-1979) dichtete zu dieser RA einen Vierzeiler "Chor der Müllabfuhr":
    Auf, auf und auf! 
    Laßt uns von Tonne zu Tonne eilen, 
    Wir wollen dem Müll 
    Eine Abfuhr erteilen
  4. *abgebrüht sein: angeblich von mhd. briuten 'entjungfern'; Bed.: durch Erfahrung(en) unempfindlich geworden
    -> unbeschriebenes Blatt (es handelt sich in beiden Füllen um sog. Metaphern, also bildlich gebrauchte Sprachausdrücke)
  5. *abgefeimt: ein --er Schurke. ahd feim bedeutet 'Schaum'; abgefeimt also 'abgeschäumt, von Schaum und Schmutz gesäubert, rein, echt'; später Bedeutungswandel i.S. von -> Abschaum. ähnlich -> albern (von ala-wari 'ganz wahrhaftig'), -> Dirne (thiorna 'Jungfrau'), -> Knecht (kneht 'Anwärter auf den Ritterstand') -> WAHRIG 1986, 124R
  6. eine *abgekartete Sache: von lat. charta 'Vertrag, Urkunde, Brief' (daher auch Brief-, Postkarte, Landkarte!); also eine genau abgesprochene, mündlich vereinbarte Sache (nach gültigen Rechtsnormen gibt es auch mündliche Verträge)
  7. jdm etw. *anhängen: im mittelalterlichen Recht wurde dem Rechtsbrecher ein anschauliches Zeichen seines Vergehens um den Hals gehängt: "dem Dieb der gestohlene Gegenstand, Trinkern eine Flasche, zänkischen Weibern ein Besen und Buhlerinnen Steine von obszöner Gestalt." KrL 15 f. Das Zurschaustellen von (oft zum Tode verurteilten) Deliquenten mittels umgehängter Schilder wird noch heute in der VR China praktiziert (WN 29092k6)
  8. jdm unter die *Arme greifen: beim ritterlichen Zweikampf (dem Turnier) springt der Knappe bzw. Sekundant so dem Verletzten bei KrL 16 f.; die RA wurde nach dem 2. Weltkrieg auch Gegenstand eines Witzes: "Warum haben die Flüchtlinge keine Haare (mehr) unter den Armen? Weil ihnen so oft unter die Arme gegriffen wurde."
  9. sich einen *Ast lachen: gemeint ist der (in diesem Sinne als "Fortsatz" verstandene) Buckel eines Menschen. KrL 17
  10. *aufgedonnert sein: kommt angeblich von nd. dunner, it. donna 'Dame', also eigentl. 'wie eine Dame gekleidet' sein KrL 19; a. WAHRIG 1986, 195L, wurde wie vieles andere volksetymologisch von der ebenso überraschenden wie gewaltigen Wirkung eines Gewitters abgeleitet (vgl. Donnerkeil, zum Donner nochmal, hess. Gewirrer häi).
  11. etw *ausbaden: wie von Hans SACHS bekannt, mußten mehrere Personen damals dasselbe Bad benutzen; der letzte mußte das schmutzige Wasser ausgießen und das Bad säubern, also ausbaden. KrL 24 f.
  12. er ist ein *Ausbund von Tugend: die Kaufleute banden früher ein besonders gutes Warenmuster außen auf die Packung KrL 25 f.
  13. *ausmerzen: lt. Kluge-Mitzka, EtWb "überzählige Schafe im Frühjahr (März) aussondern; Weida 1484: in vogtländischen rechnungen auf den Martinstag (11.11.) bezogen: 'ausmerten'; lt. WAHRIG 1986,213L (urspr.) aus der Zucht aussondern; (allg.) ausscheiden, streichen, tilgen [...] < lat. merx 'Ware'; vielleicht zu merken, engl. to mark out
  14. jd. *ausstechen: beim ritterlichen Turnier aus dem Sattel stechen
  15. jdm einen *Bären aufbinden: eig. v. bar 'Last, Abgabe'; BüR ist lt. WAHRIG 1986,230 a. 'eisernes Fallgewicht an Schmiedehämmern und Rammen'; e. Bären anbinden kommt lt. KrL 26 f. daher, daß Jagdgesellen dem Wirt einen lebendigen Büren als Pfand für eine Zechschuld an die Theke gebunden haben sollen.
  16. damit hast du ihm einen *Bärendienst erwiesen: nach einer Fabel vom Einsiedler und seinem gezühmten Büren wurde der E. im Schlaf ständig von Fliegen und Mücken geplagt. Der Bär wollte die Störenfriede erschlagen und tötete mit seiner schweren Pranke zugleich seinen Herrn. KrL 28
  17. das hat ihn völlig aus der *Bahn geworfen: wer beim ritterlichen Turnier aus der Bahn geworfen wurde, hatte den Kampf verloren.
  18. du solltest das nicht auf die lange *Bank schieben: nach Einführung des Römischen Rechts wurden in Deutschland auch schriftliche Akten eingeführt, zu deren Aufbewahrung lange, bankähnliche Truhen dienten.
  19. *bankrott machen: < ital. banca rotta. Wurde der Geldwechsler zahlungsunfühig, zerschlugen ihm die Gläubiger seine Bank (auf der er die Geldsorten ausgelegt hatte) KrL 29
  20. *va banque spielen: im Baccarat setzt ein Spieler die ganze Summe, die der Bankhalter im Spiel hat, gegen die Bank KrL 267, RA 26
  21. jdm um den *Bart gehen: nach altgerman. Vorstellung war (und bei den Taliban ist noch heute!) der Bart wichtigster Teil des Männergesichts. Wer diesem Zeichen der männlichen Würde schmeichelte, wollte damit die Person ehren. KrL 29
  22. die streiten sich wieder um das *Kaisers Bart: angeblich eigentlich um den Geißhaar-Bart! HORAZ hat sich angebl. üb. die Streitfrage belustigt, ob man Ziegenhaare auch als Wolle bezeichnen dürfe. De lana caprina rixari 'um Ziegenwolle streiten' wurde (wie vieles andere, so z.B. blümerant <-bleu mourant oder Hängematte <- Hamaca) volksetymologisch umgedeutet.
  23. in *Bausch und Bogen (verurteilen) [rundweg, absolut] GRIMM DWB 1 (1854): "bei grenzen heiszt bausch die auswärts, boge die einwärts gehende flüche"; also: im ganzen, nicht ins einzelne gehend; aus Bausch entwickelte sich das neulat. Kanzleiwort pauschalis; vgl. Pauschbetrag, Pauschalreise
  24. *belämmert: von ndl. belemmeren 'verhindern, hemmen' (von lahm) vgl. 'gelähmt von Entsetzen'
  25. in die *Binsen gehen [verloren, kaputt gehen]: "in der fig. Bedeutung wahrscheinl. nach der vor dem Hund in die Binsen flüchtenden Wildente" WAHRIG 1986, 274R
  26. *Binsenweisheit: selbstverständliche, unbestrittene Behauptung; allgemein bekannte Wahrheit.
    Deutungen: 1. Terenz und Plautus sprechen bereits von "Knoten an einer Binse suchen" (wo in Wirklichkeit keine sind): nodum in scirpo quaerere.
    2. (nach Christoph Martin WIELAND, 18.Jhd.; KÜPPER 1982) bezogen auf den sagenhaften König Midas, dem Apoll zur Strafe Eselsohren angezaubert hatte), sein Barbier entdeckte diese unter der Krone; zum Schweigen verpflichtet, vertraute er - laut WAHRIG 1986,274R - das Geheimnis den Binsen am Flußufer an, die es natürlich sofort in alle Winde flüsterten. KÜPPER wiederum meint, er habe ein Loch in den Boden gegraben und sein Wissen in den Boden hineingeflüstert; später seien dort Binsen emporgewachsen und hätten die Kunde weitergeraunt.
  27. da bleibt einem der *Bissen im Halse stecken: -> ma.liches Gottesurteil (wie in vielen anderen Fällen Basis volkstümlicher Redensarten!): der Beschuldigte mußte ein Stück trockenen Brotes oder harten Käses ohne Flüssigkeit hinunterschlucken. Gelang dies ohne Schwierigkeiten, war er frei.
  28. das *Blatt hat sich gewendet: nach einer ersten Deutung bezieht sich die RA, die schon 1534 in der Vorrede von Sebastian FRANCKs "Weltbuch" auftaucht, auf das Kartenspiel; andererseits drehen sich zu Johannes, also am 24. Juni, die Blütter (bes. der Silberpappel), um den Regen besser durchzulassen KrL 37
  29. kein *Blatt vor dem Mund nehmen [freiweg sagen]: angeblich nahm man im 16. Jhd. zur Abdämpfung der Stimme häufig ein Laub- oder Papierblatt vor den Mund, um eine peinliche Wahrheit nicht so laut hören zu lassen KrL 36
  30. *blauer Montag: eig. spez. Ausdruck der Wollfärber: die mit einem sich an der Luft schnell indigoartig-blaufärbende Wolle wurde den ganzen Sonntag über im Bad gelassen, um sie montags an der Luft trocknen zu lassen; so konnten die Gesellen an diesem Tage ausruhen.
  31. jm etwas durch die *Blume sagen [die Wahrheit schonend s.]
  32. *Blümchenkaffee: Kaffeetassen aus Meißen waren oft auf dem Grunde mit einem Blumenmuster geschmückt. Konnte man bei dünnem, wäßrigen Kaffee die Blumen erkennen, sprach man von Bl. KrL 40
  33. mir wird *blümerant: um 1650 von frz. bleu mourant 'matt-, sterbendblau', einer Modefarbe [a. WAHRIG 1986,283M]. Hatte man sich an ihr bis zum Unbehagen sattgesehen, verallgemeinerte man diesen Tatbestand später mit volksetymologischer Umdeutung, so daß blümerant Ausdruck wurde für 'elende Gemütsverfassung'
  34. (einen) *Bock haben auf 'Lust haben auf'; in der Jugendsprache seit den 70er Jahren; bereits bei WAHRIG 1986,285M; Motivation (erotisch?) unklar.
    -> null Bock 'keine Lust'
  35. einen *Bock schießen: beim Preisschießen bekam der schlechteste Schütze oft einen Bock geschenkt
  36. jn ins *Bockshorn jagen 'unsicher machen, in die Enge treiben'; nach WAHRIG 1986,285R Herkunft umstritten; könnte als Wortspiel jedoch darauf anspielen, daß das sich verjüngende Bockshorn zum Ende hin immer enger wird und schließlich zum Gefängnis für etwas Kleines, das hineinfällt. Bockshorn könnte auch eine Art von Instrument sein. WN121289pm DSA
  37. *Bocksbeutel: die Weinflasche ist dem Hodensack (Beutel) eines Bockes nachgebildet; a.bei WAHRIG 1986,285R
  38. für jn in die *Bresche springen [jdm. in Not beistehen]: frz. bruche ist die vom Belagerer in die Festungsmauer geschlagene Lücke; die von den Belagerten gehalten, verteidigt werden mußte. War einer der Verteidiger gefallen, mußte ein anderer seinen gefährlichen Platz einnehmen, also in die Bresche springen. KrL 48
  39. ein *Brett vor dem Kopf haben: hier das Joch des Zugochsen gemeint, der als bes. dumm galt. KrL 48
  40. jdm *Brief und Siegel geben für etw: früher wurden Urkunden nach lat. [documentum] breve 'Brief' genannt; zum Brief gehörte das Siegel des Ausstellers, ohne den das Schriftstück wertlos war. auch KrL 48
  41. in die *Brüche gehen: von Bruch 'Sumpf', vgl. den Oderbruch bei Berlin; also 'in den Sumpf geraten, umkommen'. Im Ma. war bruch = Strafe. KrL 49. Man könnte, rein etymologisch, auch Deutung von engl. breeches 'Kniehosen' annehmen i.S.v. 'in die Hose(n) gehen'
  42. saufen wie ein *Bürstenbinder: von bursa 'gemeinsame Kasse' bei mittelalterlichen Studentenverbindungen; deren Mitglieder hießen bursen, später Burschen; das Verb burschen, spüter bürsten für 'trinken'; GRIMM DWB 2(1860) erwähnt dazu lat. purgare 'gleichsam die kehle oder das glas ausputzen (552)
  43. bei jm auf den *Busch klopfen/schlagen 'jdn auszuhorchen versuchen': v. Busch 'Büschel, Federbusch', der am Hut getragen wurde; Busch ist auch verwandt mit -> Bausch und -> Böschung. WAHRIG 1986, 309R
  44. auf dem *Damm sein: sich vor Sturmfluten geschützt fühlen KrL 61
  45. *Dampf haben vor etw.: gaunersprachl. Dampf 'unangenehmes Gefühl' KrL 61; in Anbetracht von idg. *dhem 'stieben, rauchen' u. engl. damp 'Feuchtigkeit' sowie der dt. RA mir raucht der Kopf könnte auch das Bild des benebelten oder verschwitzten Kopfes angenommen werden WN 131289am DSA
  46. jm den/die *Daumen drücken/halten [Glück wänschen]: der D. steht hier möglicherweise als pars pro toto für die ganze Hand, die hier zum Zeichen der Sympathie gedrückt wird WN 121289pm DSA
  47. jm einen *Denkzettel geben [die Quittung für erlittenes Unrecht]: zum einen die Vorladung, amtl. Benachrichtigung (nach hansischem Recht): s. hierzu CHIROGRAPH(UM): Kerbbrief, -zettel, Spaltbrief, -zettel: Urkunde, die in doppelter Ausfertigung auf ein Stück Pergament geschrieben wurde, worauf man irgendein Wort (z.B. Chirographum) zwischen die Urkunden längs schrieb und das Pergament durch dieses Wort hindurch zerschnitt. Jede der Parteien erhielt eine Ausfertigung; bei Anfechtung wurde die Echtheit durch Zusammenlegen bewiesen. HABERKERN-WALLACH 1,102; in Lateinschulen Sündenregister  der Schüler KrL 68; RA ist ebenso figurativ wie
  48. 'er schreibt eine gute Handschrift' = erteilt kräftige, sehr schmerzhafte Ohrfeigen
  49. *Dreck am Stecken haben [viel a.d. Kerbholz haben]
  50. keinen *Deut wert sein: der Deut war früher die kleinste holländ. Münze; < mnd. doyt, anord. dveiti 'geringe Münze', ursprüngl. 'abgehauenes Stück', zu anord. dveita 'abhauen' WAHRIG 1986,341L, KrL 68
  51. aller guten *Dinge sind drei; von altgerm. thing 'Gericht', wurde bereits in urkk. des 14. Jhds. zur 'Sache' (entsprechend lat. causa). Wer auch beim dritten Male der Ladung zum Gericht nicht nachkam, wurde in Abwesenheit verurteilt.
  52. Bedingung: hier 'Ursache eines Ereignisses', ursprünglich Ursache für das Zusamnmentreten des Things
    -> Dienstag: der Tag des Kriegsgottes Ziu mit dem Beinamen Thingsus 'Schützer des Things' (WAHRIG 1986,346L)
    -> dingen < ahd. dingön 'vor Gericht verhandeln'
    -> jdn *dingfest machen, eig. 'für die Gerichtsverhandlung festnehmen'
    -> verteidigen (von taga-dinc 'für einen Tag anberaumte Gerichtsverhandlung')
  53. ein *Ding drehen: D. ist hier die vor Gericht zu verhandelnde Sache
  54. ein *Ding mit Pfiff: Pf. hier 'Kniff, Trick, eigentlicher Reiz einer Sache, das, was etwas erst vollkommen macht: diese Schleife gibt dem Kleid erst den richtigen --'; in dieser Bed. zurückgehend auf den Lockpfiff des Vogelstellers WAHRIG 1986,985R
  55. das geht nicht mit rechten *Dingen zu: eig. 'geschieht nicht auf rechtmäßige Weise, nach rechtsgültigen Normen'
    -> vor allen *Dingen 'in der Hauptsache'
  56. jm blauen *Dunst vormachen 'jdm etw vormachen': nach altem Brauch lassen Zauberer vor ihren Experimenten oft blauen Dunst aufsteigen, damit die Zuschauer nicht so genau auf die Finger sehen und hinter das Geheimnis des Tricks kommen KrL 74 f.
  57. das *Ei des Kolumbus: beim Festmahl des Kardinals Mendoza für den Admiral Kolumbus nahm dieser ein Ei und fragte, wer von den Anwesenden dieses auf die Spitze stellen könne. Als alle verneinten, nahm er das Ei und schlug ein Ende platt, woraufhin es stand KrL 76S
    Heinz Erhardt sieht das Ganze anders:
    Als Klum- ... als Kolumbus von seiner Amerikafahrt
    Nach Spanien heimkam mit Gold und mit Bart,
    Und hochgeehrt und umjubelt schritt
    Durch die Hauptstadt des Landes, ich glaube Madrid,
    Entdeckte er plötzlich da drüben rechts
    Eine hübsche Person femininen Geschlechts.
    Bei ihrem Anblick - was war schon dabei -
    Entschlüpfte ihm was, und zwar das Wort Ei,
    Jetzt sind die Forscher sich darüber klar,
    Daß das das Ei des Kolumbus war.
  58. es ist (die) höchste *Eisenbahn [höchste Eile,Zeit]: nach einem Stück des Berlinischen Volksschriftstellers Adolf Glassbrenner KrL 78
  59. das dicke *Ende: für Gewehrkolben, mit dem im Nahkampf zugeschlagen wird; bei Raufereien wird der Stock umgedreht, weil das dickere Ende schlagkräftiger ist KrL 78
  60. das *Ende vom Lied [der schlimme Ausgang e. Sache]: Schluß von Volksliedern, bes. aber von sog. Moritaten (Küchenlieder) ist häufig sehr tragisch
  61. das ist eine *Ente (Zeitungsente): von der Deutung her besonders interessant: schon bei LUTHER heißt es "so kömpts doch endlich dahin, das an stat des evangelii und seiner auslegung widerumb von blaw enten gepredigt wird" (zit bei GRIMM 3(1862),509; KrL 79 geht davon aus, daß die Ente als unzuverlässige Brüterin bekannt sei, was ihr wahrscheinlich einen schlechten Ruf eingebracht habe (unzuverlässiges Brüten/unzuverlässige Nachricht); von den 'blauen Enten' i.S. der unzuverlässigen Nachrichten her ist abgeleitet 'jdm etw blaues vormachen', syn. dazu 'jdm blauen dunst machen' (GRIMM, ebd.); erst später, im 19. Jhd., kam eine franz. Zeitung auf mit dem Titel Le Canard enchainée 'Die gefesselte Ente'; es ist nicht klar, wie dieser Titel motiviert ist, doch führt man den Ausdruck Zeitungs-ENTE heute fast nur noch auf diesen Titel zurück. WN 131289am DSA
  62. nicht lange *fackeln: von altdt. facken (=ficken) 'hin und her bewegen'; hieraus pejor. fackeln (zändeln von zänden; kränkeln, blödeln, werkeln, ketteln usw.) -> KrL 81
  63. den *Faden verlieren 'nicht mehr weiter wissen'/ Leitfaden: Ariadne, Tochter des Königs MINOS von Kreta, gab ihrem Geliebten Theseus ein Garnknäuel, damit er aus dem Labyrinth wieder hinausfände. Als er in dieses hineingeführt wurde, entrollte sich das Garn KrL 81
  64. der rote *Faden (engl. red tape 'rotes Band'): in GOETHE, Wahlverwandtschaften 2,2 angebl. Besonderheit in Ausstattung der brit. Marine: sämtl. Taue seien mit rotem Faden durchsponnen, den man nicht herauswinden könne, ohne das Ganze zu zerstören. Der rote Faden kennzeichne die Taue als Eigentum der Krone KrL 82
  65. das hängt an einem seidenen *Faden: die Schicksalsgöttinnen spinnen nach german. Vorstellung den Lebensfaden des Menschen: von seiner Stärke hängt dessen Lebensdauer ab KrL 82
  66. nach Strich und *Faden: beides sind alte Maßeinheiten: der STRICH eine "längeneinheit, nach dem zehentmasz der zehnte teil eines zolles [...]" bzw. bes. in der Marine, 1/12 eines Zolles GRIMM DWb 19(1957),1521; bezieht sich auf CAMPE 4(1810) sowie ältere Belege aus dem 18. Jhd.; FADEN (engl. fathom) bedeutet urspr. "soviel als ein mann mit ausgestreckten armen umfangen kann" GRIMM DWb 3(1862); Sinn der RA vielleicht: im großen und kleinen Maßstab gesehen * Nach KrL kommt die RA aus dem Webereiwesen und bezeichnet die sich kreuzenden Fadenrichtungen
  67. was ist bloß in dich ge*fahren? Nach älterer Vorstellung kann der Teufel in einen Menschen fahren und dessen Geist verwirren; daher auch '[von etw] besessen sein' KrL 84
  68. *Farbe bekennen 's. Meinung, An- bzw. Absicht offenlegen': vom Kartenspiel. -> KrL 86
  69. *fechten 'betteln': wandernde Handwerksburschen, die das Fechten gelernt hatten, zogen durch die Lande und zeigten ihre Kunst für Geld und Almosen als "Fechtbrüder" KrL 86
  70. etw aus dem *ff verstehen: die Pandekten, ein wesentl. Teil des justinianischen CORPUS IURIS, wurden unter der Signatur D für Digesten geführt, die Kürzung D war durchstrichen und sah daher einem FF sehr ähnlich. Wer den Inhalt der Pandekten meisterte, der verstand seine Sache also aus dem FF. ff. Sauce oder ähnliches auf der Speisekarte bedeutet allerdings etw. Anderes, nämlich 'sehr fein'; die Buchstabenverdoppelung steigert hier ebenso wie ff 'fortissimo' zu f 'forte'#
  71. sich mit fremden *Federn schmücken: in der Fabel des Phädrus "Die Krähe und der Pfau" schmückt sich die Krähe mit Pfauenfedern KrL 86
  72. nicht viel *Federlesen(s) machen um etw: vornehmen Herrschaften angeflogene Federn vom Gewand lesen, um sich dadurch beliebt zu machen KrL 86 f.
  73. das ist ein (richtiger) *Federfuchser: 'kleinlicher, am Buchstaben hängender mensch; Schreiber(ling)'; -fuchser von fucken, facken 'unruhig hin und herbewegen', hier 'ärgern, peinigen, martern, quälen'. Also 'Federquäler'. WAHRIG 1986,460R u. 507R; KrL 87. FUCHS hieß (nach WAHRIG ebd.) auch eine "Vorrichtung zum Einspannen der Häftlinge bei körperl. Züchtigung in der Berliner Stadtvogtei"
    -> das fuchst 'ärgert' mich
  74. einem das *Fell über die Ohren ziehen: nach KrL 87 vom Abdecker, nicht vom Jäger
  75. *Fersengeld geben 'abhauen, weglaufen, Leine ziehen': zuerst bei BONER, edelstein (14. Jhd.) GRIMM 3(1862),1546 f.; nach KrL 88 seit 1250 in der Rechtssprache als "Bußgeld für das rechtswidrige Verlassen der Ehefrau" u. im german. Volksrecht "Strafgeld für Deserteure"
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  76. sein *Fett wegbekommen: nach KrL 88 a.d. Schweineschlachten zurückzuführen, wo ein jeder, je nach Mitarbeit und Bedarf, Fett erhielt.
  77. bei jm ins *Fettnäpfchen treten 'jds wunden Punkt treffen': KrL 88 f.; weist darauf hin, daß in erzgebirgischen Bauernhäusern zwischen Tür und Ofen ein F. stand, mit dessen Inhalt die nassen Stiefel der Heimkehrenden geschmiert wurden. Wer durch Unachtsamkeit, aus Versehen, das F. umkippte, zog sich den Unwillen der Hausfrau zu.
  78. für jdn die *Hand ins Feuer legen: bei einem mittelaterl. Gottesurteil mußte der Angeklagte eine Zeitlang die Hand ins Feuer halten; der Grad der Verbrennung entsprach dem Grad des Verschuldens. Wunden wurden stets sofort verbunden. Als unschuldig habe nur der gegolten, der in kürzester Frist wiederhergestellt war. KrL 89
  79. für jdn durchs *Feuer gehen: der Gang durchs Feuer mit bloßen Füßen gehört noch heute zu den Riten eingeborener Stümme und ist bei Fakiren das Ergebnis äußerster meditativer Selbstversenkung ebenso wie das Liegen auf dem Nagelbrett oder die Durchbohrung beider Wangen mit einem Metallstab. In unserem Falle jedoch dürfte eher ein ma.liches Gottesurteil zugrundeliegen.
  80. mehrere Eisen im *Feuer haben: der Schmied, der zugleich mehrere E. im Feuer hat, spart Material, Energie und Zeit. KrL 89
  81. sich etw aus den *Fingern saugen: nach altem Aberglaube besitzen die Finger eine Mitteilungsgabe KrL 91; vielleicht ist aber auch auf den Säugling abgespielt, der einen Finger, meist den Daumen, in den Mund nimmt und diesen instinktiv für die Brustwarze seiner Mutter hält.
  82. jn um den (kleinen) *Finger wickeln [für sich gewinnen]
  83. weder *Fisch noch Fleisch: in der Reformationszeit bekannten sich die Wankelmütigen eindeutig weder zum Katholizismus, der den Freitag zum Fischtag bestimmte, noch zum Protestantismus, für den es kein Fleischverbot gibt KrL 91
  84. *Fisimatenten: Ausflüchte, Umstände, lose Streiche, Flausen; nach WAHRIG 1986, 479M von visepatentes (16.Jhd.) aus lat. visae patentes [litterae] 'ordnungsgemäß verdientes Patent', später umgedeutet zu 'überflüssige bürokratische Schwierigkeiten'; angebl. beeinflußt von mhd visament 'Zierrat'; eine volkstümlichere, deshalb aber nicht falschere Deutung geht aus von einem Brauch französischer Besatzungssoldaten, die heimischen Mädchen zum Fraternisieren zu überreden: 'Visite ma tent', 'besuch mich in meinem Zelt'. Beide so grundsätzlich verschiedene Deutungen sind Beweis für die Schwierigkeit, solchen Redensarten auf den einzig wahren Grund zu kommen. Man kann sich auch nicht des Verdachtes erwehren, daß solche Deutungsversuche nicht selten einem gerade herrschenden Zeitgeist unterliegen. WN 11121989pm RB
  85. jdn aufs *Korn nehmen: von Korn 'vorn auf dem Lauf einer Schußwaffe sitzender Teil der Visiereinrichtung' (gestrichenes Korn nehmen = so zielen, daß Kimme und Korn genau eine Linie bilden); also 'jdn zur Zielscheibe seines Spottes machen'; < got kurn, germ. *kurna, idg. *grno-; verwandt mit -> Kern, kirnen
  86. die Flinte ins *Korn werfen [e.S. aufgeben]
  87. der ist aber eine *Flasche: möglicherweise von ital. fiasco 'Flasche', das als dt. Fremdwort 'Mißlingen, absolutes Scheitern' bedeutet KrL 90,92
  88. die *Flitterwochen: angebl. von mhd. vlittern 'kichern, flüstern, liebkosen' KrL 93
  89. *flöten gehen [verloren gehen] < hebr. pelüta 'Entrinnen [des Betrügers]' wie in -> Pleite WAHRIG 1986,487L; KrL 93; KÜPPER III gibt eine 'fäkalistische' Deutung a. nd. fleeten 'fließen, harnen'!
  90. das *fuchst mich: von lat. vexare 'quülen' KrL 94; zur Deutung aus fucken s.o. -> Federfuchser
  91. unter der *Fuchtel stehen: F. ist ein unscharfer Degen, dessen Hiebe bes. schmerzhaft sind KrL 95; vgl. dazu fuchtig 'wütend' KlM, EtWb 222 f.
  92. alle *Fänf gerade sein lassen KrL 95
  93. auf tönernen *Füßen KrL 96
  94. immer wieder auf die *Füße fallen: das tut die Katze; wie auch immer man sie wirft KrL 97
  95. *futsch: vermutlich nur lautmalerisch, nicht fremden Ursprungs, wie KrL 98 und KLM, EtWb ausführen (?); vgl. auch scherzhafte Variation 'futschikato'
  96. *Galgenfrist: kurze Gnadenfrist zwischen Verurteilung und Hinrichtung KrL 98, WAHRIG 1986,515R
  97. *Galgenhumor -> Galgenstrick, Galgenvogel
  98. etw ist *gang und gäbe [ist (hier) so üblich, Sitte]: nach ma.lichem Recht müssen Münzen von rechtem gewicht und genge und gaebe sein, also 'unter den Leuten umgehend' und 'annehmbar, gut' Lexer I,721 + 857
  99. jdm den *Garaus machen: angebl. "nach dem Ruf, mit dem z.B. in Nürnberg und Regensburg um 1500 das Ende des Tages und die Polizeistunde verkündet wurden" WAHRIG 1986,518R
  100. hinter schwedische *Gardinen kommen [hinter Gitter kommen] KrL 100
  101. jdm eine *Gardinenpredigt halten: Strafpredigt der Ehefrau hinter dem Bettvorhang KrL 99; WAHRIG 1986,519L
    < mlat. cortina 'Bettvorhang'
  102. jdn ins *Gebet nehmen: nach KrL 101 von gebett 'Gebiß'; besser freilich ins Gebet nehmen 'durch gemeinsames Beten ins Gewissen reden'
  103. jm ins *Gehege kommen [mit jm in Konflikt geraten] KrL 102; WAHRIG 1975, 1669
  104. *Geldschneiderei KrL 34, RA Seite 3; kriminelle Unsinne, im Mittelalter Münzen am Rande zu beschneiden, um kostbares Metall zu gewinnen
  105. der ist jetzt *geliefert KrL 103 f.
  106. in keinem guten *Geruch stehen: von gerüft 'Ruf', RA S. 10
  107. darauf kannst du *Gift nehmen KrL 106
  108. etw an die große *Glocke hängen [ausposaunen] KrL 107
  109. darüber ist längst *Gras gewachsen KrL 110
  110. komm an meine *grüne Seite KrL 111
  111. der hat nichts als *Grütze im Kopf KrL 111
  112. die hat aber *Haare auf den Zähnen (eigentlich vom sog. Werwolf = Wolfsmensch) KrL 112
    auch hierzu Heinz Erhardt:
    Der Löwe hat 'ne Mähne,
    Und weiter vorne Zähne.
    Jedoch bei der Frau Sanders
    Ist das vollkommen anders.
    Sie hat - man sieht's beim Gähnen -
    Die Mähne auf den Zähnen.
  113. ein rechter *Hagestolz 'Junggeselle': von ahd. hagu-stalt 'Besitzer eines kleineren Waldstücks' KrL 114 f.
  114. *Hahn im Korbe sein KrL 115
  115. jdm den roten *Hahn auf's Dach setzen KrL 115
  116. das hängt mir (kilometerweit) zum *Halse heraus KrL 117
  117. unter den *Hammer kommen (bei einer Auktion)
  118. da lege ich aber die *Hand drauf / über den halte ich meine *Hand KrL 121
  119. für jn die *Hand ins Feuer legen: s.o. ->Feuer
  120. das ist ja wirklich *hanebüchen KrL 123: von Hain-, Hage-, Hanebuche
  121. jdn *hänseln eig. 'für die Aufnahme in die Hanse reif machen' (und zwar mit drastischen Handlungen und Zeremonien, wie bei einer sog. Äquatortaufe) KrL 124
  122. jm das *Handwerk legen
  123. jdm zeigen, was eine *Harke ist KrL 124 (diese Erklärung ist nicht sehr schlüssig!)
  124. mein Name ist *Hase, ich weiß von nichts KrL 125
  125. da liegt der *Hase im Pfeffer
  126. unter die *Haube kommen KrL 126
  127. der ist einfach abge*hauen: eig. 'hat seine Pfähle und Latten abgehauen, um seine Zelte abzubrechen' KrL 126
  128. eine *Heidenangst haben: eig. eine 'furchtbare, grausame' A. haben KrL 130
  129. ein blinder *Hesse: 1541 bei Sebastian FRANCK; KrL 132 f.
  130. das ist *hieb- und stichfest: vermutl. von erfahrenen Degenfechtern einerseits, von Panzerungen andererseits
  131. ins *Hintertreffen geraten KrL 134
  132. sich in die *Höhle des Löwen wagen KrL 135
  133. jdm die *Hölle heiß machen RA 13
  134. da ist *Holland in Not KrL 135
  135. die hat ihm *Hörner aufgesetzt KrL 136
  136. auf dem *Holzweg sein: auf dem Weg, wo nur Holz abgefahren und sonst nichts Anderes, Wichtiges transportiert wird -> KrL 136
  137. das ging mal wieder aus wie das *Hornberger Schießen Krl 137 f. die Bürger von Hornberg übten so oft Salutschüsse, daß bei der
    Ankunft des Fürsten keine Munition mehr übrig war
  138. mit jm ein *Hühnchen zu rupfen haben
  139. in *Hülle und Fülle KrL 138
  140. da liegt der *Hund begraben: von mhd. hunde stf. 'Beute, Raub': da ist die Beute versteckt, vergraben, da ist der Kern, das Wesentliche, der Grund der Sache KrL 139
  141. auf den *Hund kommen
  142. die *Hundstage (heißesten Spätsommertage) KrL 140
  143. am *Hungertuche nagen KrL 142
  144. es ist schwer, das alles unter einen *Hut zu bringen KrL 143
  145. das geht mir aber entschieden über die *Hutschnur KrL 143 f.
  146. das ist nicht der wahre *Jakob KrL 145
  147. o *Jemine: entstellt aus O Jesu Domine KrL 145
  148. nicht ein *Jota nehme ich zurück: das Jota ist der kleinste griech. Buchstabe KrL 146
  149. nur alle *Jubeljahre kommt der uns besuchen KrL 146
  150. ich halte nichts von dem preußischen *Kadavergehorsam: KrL 146
  151. *Kainszeichen KrL 147
  152. alles über einen *Kamm scheren
  153. das ist ja unter aller *Kanone KrL 148
  154. etw auf die hohe *Kante legen KrL 148 f. (auf ein hohes Brett, an das man nicht so einfach heranreichen kann)
  155. jn beim/am *Kanthaken nehmen/packen KrL 149
  156. der ist mir ein zu unsicherer *Kantonist KrL 149´
  157. etw auf seine *Kappe nehmen 'auf seinen Kopf', d.h. auf Gefahr des eigenen Lebens'; hierzu a. KrL 107, WAHRIG 1975,2033 (RA 10)
  158. für jn die *Kastanien aus dem Feuer holen KrL 150
  159. einen *Kater haben (Silvester!), auch 'Katzenjammer' KrL 152
  160. etw ist für die *Katz
  161. die *Katze im Sack kaufen
  162. *keilen KrL 153; -> *Keilerei
  163. etw auf dem *Kerbholz haben KrL 153
  164. mit *Kind und Kegel KrL 154; EtWb 361r (Kegel = mittelaltrl. Ausdruck für 'uneheliche Kinder')
  165. die *Kirche im Dorf lassen
  166. arm wie eine *Kirchenmaus KrL 184 RA 18
  167. in der *Klemme stecken/sitzen
  168. jdn über die *Klinge springen lassen KrL 155
  169. *klipp und klar KrL 155 eig. 'mit Handschlag bekräftigt'
  170. *klar wie Kloßbrühe KrL 155
  171. *Knall und Fall [ganz plötzlich, unerwartet]: -- ist die Mauer offen 'so schnell wie auf den Knall der Flinte der Fall des erlegten Wildes folgt' KrL 155
  172. etw übers *Knie brechen KrL 155
  173. er hat den gordischen *Knoten gelöst KrL 156
  174. damit hast du feurige *Kohlen auf mein Haupt gesammelt KrL 156 f.
  175. *Kohldampf; a.d. Soldatensprache; ursprüngl. tautologisch aus rotwelsch Kohler/Koller und Dampf jeweils in der Bed. 'Hunger'
    -- schieben RA 14, KrL 143
  176. die beiden *Kontrahenten konnten sich nicht einigen:  Kontrahent in der heutigen Bedeutung 'Gegner' hat nichts mit lat-. contra 'gegen' zu tun, sondern war ursprünglich ein Vertragspartner, von lat. con-trahere, con-tractus (dt. Fw. Kontrakt)  WN RB 28092k6
  177. einen *Korb bekommen / jdm einen Korb geben KrL 157  
    -> durchfallen, unten durch
  178. dabei ging es um *Kopf und Kragen KrL 157
  179. auch ein blindes Huhn findet mal ein *Korn
  180. jdm einen Becher *kredenzen: eig. 'den Inhalt des Bechers durch Vorkoster auf Unschädlichkeit hin prüfen und beglaubigen'  KrL 158 f.
  181. bei jdm in der *Kreide stehen KrL 159
  182. *Krethi und Plethi
  183. zu *Kreuze kriechen
  184. die paar *Kröten machen mich nicht arm: angeblich von Groschen/ Groten 'wenig kaufkräftige Münzen' KrL 160; GRIMM, DWb 11(1873), 2419 ist unsicher über Herkunft
  185. das mußt du nicht *krumm nehmen KrL 160 + WN 3/85, RA 16
  186. ob das richtig ist, das weiß der *Kuckuck KrL 162
  187. den *kürzeren ziehen
  188. das geht auf keine *Kuhhaut ->RA 16  (eigentlich: das paßt auf kein Pergament; das P. war sehr teuer und wurde bisweilen sogar abgeschabt zur Wiederverwendung)
  189. das ging *kunterbunt durcheinander: Volksetymologie aus contra punctum i.S.v. 'vielstimmig' KrL 163
  190. können vor *Lachen: "-- sagte der Gehenkte, als er pfeifen sollte" KrL 164
  191. da sind wir wieder mal die *Lackierten KrL 164 RA 16
  192. für jdn eine *Lanze brechen KrL 165 (aus ritterlichem Turnierspiel)
  193. jm durch die *Lappen gehen KrL 165
  194. *Larifari KrL 165; WAHRIG 1975,2297  scherzhafte Bildung aus den italien. solmisierenden Tonbezeichnungen la (=a), re (=d), fa (=f)
  195. wie ein *Lauffeuer (= Fackel-Stafette) verbreitete sich diese Nachricht Kr 166
  196. jm den *Laufpaß (ursprüngl. beim Ausscheiden a.d. Militär gegebener Paß) geben KrL 166
  197. jm läuft eine *Laus über die Leber KrL 167
  198. frei von der *Leber weg KrL 167
  199. vom *Leder ziehen KrL 169 (beim Schärfen eines Messers)
  200. bei*leibe (eig. bei Leibe) nicht Kr 169
  201. jm auf den *Leim gehen
  202. eine lange *Leitung haben
  203. zu guter *Letzt / zuguterletzt KrL 169
  204. jm die *Leviten lesen: jetzt werden den korrupten Politikern die -- KrL 170
  205. jn hinters *Licht führen: so, daß die Lichtquelle nicht das beleuchten kann, das er gern sehen möchte
  206. *lichterloh brennen RA 17L
  207. sein *Licht unter den Scheffel stellen: Scheffel ist ein altes Hohlmaß mit landschaftl. verschiedener Größe (23-223 Liter); danach auch altes Flächenmaß: wie man mit einem Scheffel voll Körner besüen kann; in --n einheimsen 'in großen Mengen'. Stellt man sein Licht unter den --, so wird es durch den -- verdunkelt, also nicht mehr bemerkbar: man verheimlicht aus Bescheidenheit seine wahren Fähigkeiten -> WAHRIG 1986,1112L
  208. jdn über den *Löffel barbieren RA 17u.
  209. auf dem letzen *Loch pfeifen
  210. sich nicht *lumpen lassen KrL 177
  211. *Lunte riechen KrL 177
  212. mach keine *Mätzchen 'Ausflüchte, Kunstgriffe, um Wirkungen hervorzurufen' [Dim. vom Matthias, Matthäus] WAHRIG 1986, 870R
  213. *Makulatur reden RA 18
  214. mit *Mann und Maus (untergehen) vgl. GRIMM, DWb 12(1855),1817 d); es existieren keine zuverlässigen Deutungen
  215. den *Mantel nach dem Winde hängen RA 18
  216. jetzt ist *Matthäi am letzten KrL 183 RA 18
  217. *Maulaffen feil halten KrL 184
  218. da beißt keine *Maus den Faden ab KrL 185
  219. er hat sich *mausig gemacht: eig. 'streitlustig wie ein Falke in der Mauser' RA 18
  220. mach bloß keine *Menkenke -> KrL 186
  221. der hat mir übel *mitgespielt: auf das ma.liche Kampfspiel bezogen KrL 186
  222. wenn das so weitergeht, werden wir noch in den *Mond gucken: nach dem sog. Volksglauben werden Menschen, die in den Mond gucken, blöde [mhd. bloede, broede 'schwach, gebrechlich']
  223. nun mal her mit dem Zaster: *Moses und die Propheten KrL 188
  224. du kriegst die *Motten! KrL 189
  225. *Muckefuck KrL 189
  226. sein *Mütchen kühlen an jdm KrL 191
  227. das ist doch *Mumpitz KrL 189; WAHRIG 1986,908L: im Berliner Börsenjargon 'erschreckendes Gerede', eig. vermummte Schreckgestalt, zu Mumme 'Maske, verkleidete Person' (vgl. Mummenschanz) + mdal. Butz(emann) 'Kobold'
  228. das ist nicht auf dich ge*münzt KrL 190
  229. Morgenstund hat Gold im *Mund: angeblich auf altdt. munt 'Hand' (vgl. Mändel) zurückgehend RA 19
  230. jdn *mundtot machen: munt 'Macht' soll unwirksam gemacht werden RA 19
  231. jdm *nachstellen: gemeint ist 'Fallen stellen' KrL 192
  232. den *Nagel (genau) auf den Kopf treffen KrL 192
  233. die *Nagelprobe machen KrL 192
  234. das brennt mir auf / unter den *Nägeln -> KrL 192
  235. das hat er sich alles unter den *Nagel gerissen KrL 193
  236. der muß an ihr einen *Narren gefressen haben -> KrL 194
  237. sie hat mich andauernd nur an der *Nase herumgeführt KrL 194
  238. er hat es mir unter die *Nase gerieben RA 20
  239. davon habe ich die *Nase (gestrichen) voll RA 20; Herkunft ungeklärt
  240. gestern haben wir uns ordentlich die *Nase begossen RA 20
  241. du bist aber ziemlich *naseweis KrL 196
  242. das ist ein alter *Nassauer (der lebt aber auf naß) KrL 196
  243. der ist gestern fast vor *Neid geplatzt KrL 198
  244. das ging mir gewaltig an die *Nieren KrL 199
  245. er wurde auf Herz und *Nieren geprüft KrL 199
  246. du mußtest das wohl auch noch be*niesen KrL 199
  247. die *Oberhand gewinnen/haben
  248. *Oberwasser haben KrL 200
  249. damit hat er *Öl auf die Wogen gegossen KrL 200 RA 21
  250. steh nicht so da wie ein *Ölgötze RA 21
  251. es faustdick hinter den *Ohren haben: nach altem Volksglauben hat die Verschlagenheit ihren Sitz hinter den Ohren KrL 202
  252. sich etw hinter die *Ohren schreiben KrL 201 (unzureichende Erklärung!)
  253. jdn übers *Ohr hauen KrL 202
  254. halt die *Ohren steif KrL 201
  255. o.k. KrL 203 (jedoch umstritten, vgl. andere Deutungsversuche, z.B. in MUTTERSPRACHE, SPRACHDIENST usw.)
  256. das stammt noch aus *Olims Zeiten RA 21
  257. *paff/Baff sein KrL 204
  258. mach doch nicht ein solches *Palaver KrL 204
  259. jn auf die *Palme bringen
  260. unter dem *Pantoffel stehen
  261. das ist nicht von *Pappe KrL 204
  262. das ist kein *Pappenstiel KrL 204
  263. ich kenne meine *Pappenheimer RA 121
  264. jdm in die *Parade fahren KrL 205
  265. jdm *Paroli bieten -> KrL 206; EtWb 533L
  266. in der *Patsche sitzen KrL 206
  267. *Pech haben KrL 207; vgl. -> auf den Leim gehen
  268. *Penne 'Schule': von lat. pennale 'Federkasten' KrL 207
  269. *Pennbruder: von jidd, pennai 'schlafen' KrL 207
  270. ich habe noch etwas in *petto KrL 207
  271. du bist eine alte *Petze KrL 207
  272. ich glaube, der hat noch was auf der *Pfanne KrL 207
  273. hingehen/bleiben, wo der *Pfeffer wächst KrL 208
  274. aufgemacht wie ein *Pfingstochse KrL 209 f.
  275. das ist ein teures *Pflaster KrL 210
  276. du hast mich ange*pflaumt KrL 210
  277. jdn *piesacken: v. nd. Ossen-Pesek 'Ochsenziemer, -peitsche' (vgl. a. Pesen '[Treib-]Riemen') -> KrL 211; WAHRIG 1986,992L gibt hierneben als weitere Deutung < rotwelsch zu jidd. pisseach 'lahm, krumm': 'jemanden so zurichten, daß er lahm und krumm daliegt'
  278. einen *Pik auf jn haben
  279. von der *Pike auf KrL 211
  280. *pingelig sein KrL 211
  281. *Pleitegeier: von jidd. geier 'Geher'; pleite von hebr. peléta 'Flucht'; also ein 'auf die Flucht Gehender' KrL 211
  282. *pomadig KrL 212
  283. *popelig sein KrL 212
  284. von *Pontius zu Pilatus laufen/geschickt werden
  285. *Potemkinsche Dörfer KrL 213 (angeblich sollen es doch keine bloßen Fassaden gewesen sein!)
  286. auf dem *Präsentierteller sitzen KrL 215
  287. als *Prügelknabe herhalten KrL 215
  288. wie ein begossener *Pudel dastehen
  289. das ist der springende *Punkt KrL 216 (oder, wie Heinz Erhardt sagt, "das hüpfende Komma")
  290. bis in die *Puppen: -- haben wir durchgefeiert (Silvester, Karneval, Party) KrL 216 RA 23
  291. *Quacksalber: ursprünglich ein laut (quakend) auf Märkten Salben anpreisender Arzt KrL 217
  292. die *Quintessenz KrL 217
  293. ich fühle mich wie ge*rädert KrL 218 RA 24
  294. außer *Rand und Band sein: bezieht sich auf ein auseinanderfallendes Faß; sind Randeinfassung und Bänder gelockert, fallen die Seitenbretter (Dauben) und Bodenteile auseinander KrL 218
  295. jm den *Rang ablaufen -> KrL 219
  296. die *Ratten verlassen das sinkende Schiff KrL 219
  297. jdm *Rede und Antwort stehen \ o- jdn zur *Rede stellen / KrL 220
  298. ein altes *Reff: eig. Segelkürzvorrichtung; ein Schiff mit gerefften Segeln bietet einen weniger schönen Anblick KrL 220; -> alte Fregatte; WAHRIG 1986,1048M bietet als 2. Bedeutung 'Rückentrage, Tragegestell' < ahd. ref vermutl. zu idg. *kereib 'krümmen', verwandt mit -> Harfe, -> Harpune, -> rümpfen und -> Korb
  299. nach allen *Regeln der Kunst KrL 220
  300. der *Rest ist für die Gottlosen KrL 221
  301. jdm den *Rest geben KrL 221
  302. hier/bei mir liegen Sie *richtig KrL 172
  303. große *Rosinen im Kopfe haben KrL 221
  304. das müssen wir im Kalender *rot anstreichen KrL 221
  305. er ist wieder ans *Ruder gekommen KrL 222
  306. einen *Rüffel bekommen 'Verweis, Rüge' < nd. Ruffel 'Rauhhobel' WAHRIG 1986,1083M
  307. in den *Sack hauen Krl 223
  308. sein *Schäfchen ins trockene bringen: eig. v. Schepken 'Schiffchen'; KrL 227
  309. *salbadern KrL 223; nach WAHRIG 1986,1092R Herkunft ungeklärt!
  310. den Kopf in den *Sand stecken KrL 224 (die Strauße tun es aber nicht!)
  311. mit jdm *Schabernack spielen KrL 225
  312. jdn in *Schach halten KrL 226
  313. eine *Scharte auswetzen RA 25
  314. um jdn herum*scharwenzeln KrL 228
  315. er kann nicht über seinen *Schatten springen KrL 228
  316. *scher dich zum Teufel KrL 229
  317. aufpassen wie ein *Schießhund: wie ein schießfester Polizeihund KrL 229; besser Herleitung vom Vorstehhund des Jägers (ab 1700 ff.) bei KÜPPER 7 (1984)
  318. mit allen *Schikanen KrL 230
  319. etw im *Schilde führen KrL 230
  320. jdn auf den *Schild heben KrL 230
  321. der Amts*schimmel KrL 231
  322. mit jm *Schindluder treiben KrL 231 (vgl. hess. Schinnaas)
  323. jdn beim *Schlafittchen nehmen: Schlafittich 'Rockschoß' < Schlagfittich 'Flügelschwungfedern der Gans 'WAHRIG 1986,1121R; KrL 232 f.
  324. im *Schlamassel sitzen: vermutl. von jidd./dt. schlimm + mazol 'schlimmes Glück' (in Prügung entspr. engl. bad luck, misfortune) KrL 235
  325. jdm auf die *Schliche kommen / hinter jds Schliche kommen: < mhd. slich 'leise gleitender Gang'; Schlich nach WAHRIG 1986,1126R a. 'Schleiferschlamm, feinkörniges Erz'. Synonym sind SCHLICHE und KNIFFE i.S.v. 'raffinierte Techniken, Methoden'
  326. *Schmiere stehen: v. hebr. schemirah 'Bewachung, Beaufsichtigung' KrL 235 ; jidd. schmiro 'Bewachung, Wüchter' zu hebr. schamar 'bewachen' WAHRIG 1986,1132M
  327. sich freuen wie ein *Schneekönig: -- ist ostmd. der Zaunkönig; dessen freudiger Gesang dient als Grundlage dieser RA; -> WAHRIG 1986,1135R
  328. jm ein *Schnippchen schlagen; < frnhd. schnipp 'schnelle Bewegung einer Schere', a. 'Schnalzer mit dem Mittelfinger' (als Ausdruck gutmütig-hämischer Schadenfreude) WAHRIG 1986,1137 MR
  329. einen *Schnitzer machen 'Fehler begehen'; keine Deutung bei WAHRIG 1986,1138LM; Schnitzer vermutl. für 'mit einem scharfen Gegenstand beigebrachte Verletzung oder Zerstörung' WN 131289am DSA; KÜPPER 7(1984) deutet es als 'einen fehlerhaften Schnitt (beim Holzschnitzen) tun und dadurch das Werk verderben'
  330. Das ist mir (völlig) *schnuppe 'gleichgültig, egal': nach WAHRIG 1986,1138R eine Berliner RA aus dem 19. Jhd. mit der Bed. 'das ist mir so gleichgültig wie eine SCHNUPPE 'verkohltes Dochtende' < mnd. snu(p)pe zu snuppen 'schnupfen', "weil das Säubern des Kerzendochtes dem Naseputzen ähnlich ist"
  331. etw geht/klappt wie am *Schnürchen: vermutl. 'als wenn man Marionetten an den Schnüren tanzen lüßt'; nach KÜPPER 7(1984) auch von Richtschnur der Maurer
  332. jm die Schuld in die *Schuhe schieben: Motivation dieser alliterierenden RA (3x sch-) unklar; vermutl. als Hindernis, weil dann die Füße beengt sind und man nur noch unbequem und unter Schmerzen laufen kann WN 131289am DSA
  333. jm die kalte *Schulter zeigen: vermutl. die rechte, dem Herzen fernere und deshalb als kälter angesehene WN 131289am DSA; lt. OED II(1933) ab 1816 (Walter SCOTT) die RA to show sb the cold shoulder; wurde im 19. Jhd. nach KÜPPER 7(1984) ins Dt. übernommen
  334. mir *schwant etwas: im Ravensberger Idiotikon von 1790 heißt es bereits 'et schwanet mi' = ich ahne es
  335. *Schwein haben 'Glück haben': nach KrL 242 vom Kartenspiel des 16. Jhds. her: Auf der höchsten Karte, dem Schellendaus oder -as (daher 'ei der Daus'!) war ein Schwein abgebildet; das AS hieß im dt. Kartenspiel DAUS oder SAU; nach KÜPPER, Illustriertes Lexikon der dt. Umgangssprache 7(1984),2595 gab es früher, bei Wettspielen, Schützenfesten u.ü. als Trostpreis für den letzten Sieger ein Schwein, daher der Name der seit 1800 ff. belegten RA
  336. *Sperenzchen machen: v. mlat. sperantia '(hinhaltende, trügerische) Hoffnung', angebl. volksetymolog. kontaminiert (vermengt) mit 'sperren' i.S.v. 'hin-, aufhalten'
  337. sich etw hinter den *Spiegel stecken
  338. den *Spieß umkehren/umdrehen KrL 245
  339. *Spießbürger: ursprünglich ein mit einem Spieß bewaffneter Bürger einer mittelalterlichen Kleinstadt KrL 245 f.
  340. etw *springen lassen
  341. jdm auf die *Sprünge helfen KrL 246 f.
  342. über jdn den *Stab brechen KrL 247
  343. bei der *Stange bleiben KrL 248, RA 28 o.
  344. jdm die *Stange halten RA 27 u.
  345. sich aus dem *Staub(e) machen KrL 248 f.
  346. dem werde ich es noch *stecken KrL 249
  347. aus dem *Stegreif KrL 249 (mhd. stegreif = Steigbügel)
  348. der *Stein des Anstoßes
  349. bei jm einen *Stein im Brett haben
  350. *Stein und Bein schwören: st. und b. sind Symbole der Festigkeit (hier: des Charakters); -> KÜPPER 7(1984)
  351. jn im *Stich lassen KrL 251,RA 28
  352. *Stichproben nehmen RA 28 u.
  353. einen *Stiefel vertragen können
  354. jm geht etw gegen den *Strich
  355. der *Sündenbock KrL 256; nach 3. Mose 16, 21 f.: "Da sol denn Aaron seine beide hende auff sein heubt legen / vnd bekennen auff jn alle missethat der kinder Jsrael / vnd alle jre vbertrettung / in alle jren sunden / vnd sol sie dem Bock auff das Heubt legen / vnd jn durch einen Man der furhanden ist / in die wüsten lauffen lassen / das also der Bock alle jre missethat auff jm in eine wildnis trage / vnd lasse jn in die wüste." (Luther-Bibel 1545)
  356. *Süßholz raspeln 'schöntun, jdm den Hof machen'; bei Hans SACHS (1494-1576) heißt es 'süßes Holz ins Maul nehmen' i.S. von 'süße= wohlklingende Rede'; nach KÜPPER 8(1984),2809 ist die RA vermutl. studentischerseits im 19. Jhd. geprügt worden; es ist jedoch nicht klar, weshalb 'süßes Holz' und 'raspeln' zur Prügung der RA verwandt wurden und ob es sich nicht vielleicht um eine Art der Verarbeitung von Zuckerrohr handelt. WN 131289pm DSA
  357. etw aufs *Tapet bringen: Tapet = 'Bespannung von Konferenztischen' < frz. tapis [mlat. tapetum] 'Wandteppich' WAHRIG 1986,1263M
  358. ein *Techtelmechtel 'Liebschaft' anfangen mit jdm: < österr. dechtlmechtl 'geheimes Einverständnis', vielleicht aus ital. teco meco 'ich mit dir, du mit mir' = 'unter vier Augen' WAHRIG 1986,1268 LM; RA 29 o.
  359. das *Tischtuch zerschneiden zwischen -- KrL 260
  360. *Torschlußpanik: bis ins 19. Jhd. hinein mußten abends die Stadttore geschlossen werden; wer fremd war, mußte bis dahin die Stadt verlassen haben und konnte in Panik geraten, wenn er vor dem bereits verschlosssenen Tor ankam. KrL 261
  361. im *Tran sein KrL 262, RA 29
  362. ein *Treppenwitz; von frz. esprit d'escalier; Einfall, den man erst beim Weggang (a.d. Treppe) hat; -- der Weltgeschichte KrL 262 (nach e. Buch von W.L. Hertslet, 1839-1898) 
  363. einen *Türken bauen 'etw. vortäuschen' KrL 265 RA 29
  364. bis zum *TZ KrL 265, RA 29
  365. jdn *überführen RA 29
  366. jdn *veräppeln: v. jidd. eppel 'nichts'
  367. *verballhornen KrL 268
  368. sich in etw. *verbeißen KrL 270
  369. sich *verfranzen KrL 270
  370. jd zu etw *verknacken 'verurteilen, einsperren' KrL 270 RA 26
  371. *verschütt gehen: us nd. schütten 'einsperren' RA 29
  372. sich *verzetteln KrL 271
  373. jdn für *vogelfrei erklüren: eine alte sog. Friedloserklärung; der Leichnam des so Geächteten war den Vögeln zum Fraße freigegeben KrL 272
  374. jm auf den *Wecker fallen 'nervös machen, anhaltend belästigen': syn. -> jdm auf den Geist (neuerdings auch: den Keks) gehen; jdm auf die Nerven fallen, auf den Nerv gehen, jdn nerven (du nervst [mich]); Wecker als Sinnbild des Alarmrufes, der Alarmierung hier bildlich für 'höchste Alarmbereitschaft der Nerven'; a.d.W. fallen auch i.S.v. 'beim Fallen den Alarmknopf (Wecker) betätigen'; WECKER nennt man nümlich auch eine Alarmklingel, z.B. die Klingel des Telefons. WAHRIG gibt keine Deutung
  375. der *Zankapfel KrL 283
  376. sich ins *Zeug legen 'ins Geschirr legen wie ein landwirtschaftliches Zugtier' KrL 286
  377. eine *Zigarre bekommen/jm eine Zigarre verpassen 'Verweis, Rüge, Anpfiff': KÜPPER 8(1984) gibt soldat. Herkunft an. Vermutl. iron. RA, weil das Geschenk einer Zigarre z.B. an Bedienstete oder Gäste immer als Beweis von Gastfreundschaft bzw. Huld angesehen wurde.
  378. auf keinen grünen *Zweig kommen: der gr.Z. (vgl. auch den Zunamen Grünzweig) ist Sinnbild der Fruchtbarkeit, des Gedeihens; RA existiert lt. KÜPPER 8(1984) bereits seit Ende des 15. Jhds.(c)

(c) W. Näser 1989 ff. Neu gesetzt 28.9.2006. Änderungen, Korrekturen und Ergänzungen vorbehalten.