Wörter und Redensarten, Liste 1
VORBEMERKUNG: Die nachstehenden Wörter und Redensarten
stellte ich 1989 zusammen und, in der Anfangsphase meiner Homepage,
zunächst als eingescannten ASCII-Text ins Netz - leider, wie sich erst
spät herausstellte, mit entsprechenden Umsetzungsfehlern (wofür
ich meine Leser/innen um Nachsicht bitte). Aus diesem Grunde und, weil es
besser und übersichtlicher aussieht, habe ich heute den Text neu gesetzt
sowie einiges korrigiert und ergänzt; allerdings bleiben noch immer
viele RAen ohne erklärenden Zusatz und verweisen auf´Kurt
Krüger-Lorenzens Standardwerk Deutsche Redensarten und was
dahintersteckt (abgek. KrL; Neuaufl.: 2001 = Heyne-Sachbuch 764)
Marburg, den 28. September 2006 W.
NÄSER
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das *A und O 'von griech. Alpha + Omega, Anfang und Ende'
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jdn *abblitzen lassen: bei alten Gewehren blitzte das Pulver häufig
ab, ohne daß der eigentliche Schuß losging
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jdm eine *Abfuhr erteilen: hatte bei einem studentischen Zweikampf einer
der sog. Paukanten so schlimme Säbel- oder Degenhiebe erhalten, daß
er vom Sekundanten abgeführt werden mußte, so sprach man von einer
Abfuhr. KrL 12
Heinz Erhardt (1909-1979) dichtete
zu dieser RA einen Vierzeiler "Chor der Müllabfuhr":
Auf, auf und auf!
Laßt uns von Tonne zu Tonne eilen,
Wir wollen dem Müll
Eine Abfuhr erteilen.
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*abgebrüht sein: angeblich von mhd. briuten 'entjungfern'; Bed.: durch
Erfahrung(en) unempfindlich geworden
-> unbeschriebenes Blatt (es handelt sich in beiden Füllen um sog.
Metaphern, also bildlich gebrauchte Sprachausdrücke)
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*abgefeimt: ein --er Schurke. ahd feim bedeutet 'Schaum'; abgefeimt also
'abgeschäumt, von Schaum und Schmutz gesäubert, rein, echt';
später Bedeutungswandel i.S. von -> Abschaum. ähnlich ->
albern (von ala-wari 'ganz wahrhaftig'), -> Dirne (thiorna 'Jungfrau'),
-> Knecht (kneht 'Anwärter auf den Ritterstand') ->
WAHRIG 1986, 124R
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eine *abgekartete Sache: von lat. charta 'Vertrag, Urkunde, Brief' (daher
auch Brief-, Postkarte, Landkarte!); also eine genau abgesprochene,
mündlich vereinbarte Sache (nach gültigen Rechtsnormen gibt es
auch mündliche Verträge)
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jdm etw. *anhängen: im mittelalterlichen Recht wurde dem Rechtsbrecher
ein anschauliches Zeichen seines Vergehens um den Hals gehängt: "dem
Dieb der gestohlene Gegenstand, Trinkern eine Flasche, zänkischen Weibern
ein Besen und Buhlerinnen Steine von obszöner Gestalt." KrL 15 f. Das
Zurschaustellen von (oft zum Tode verurteilten) Deliquenten mittels
umgehängter Schilder wird noch heute in der VR China praktiziert (WN
29092k6)
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jdm unter die *Arme greifen: beim ritterlichen Zweikampf (dem Turnier) springt
der Knappe bzw. Sekundant so dem Verletzten bei KrL 16 f.; die RA wurde nach
dem 2. Weltkrieg auch Gegenstand eines Witzes: "Warum haben die
Flüchtlinge keine Haare (mehr) unter den Armen? Weil ihnen so oft unter
die Arme gegriffen wurde."
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sich einen *Ast lachen: gemeint ist der (in diesem Sinne als "Fortsatz"
verstandene) Buckel eines Menschen. KrL 17
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*aufgedonnert sein: kommt angeblich von nd. dunner, it. donna 'Dame', also
eigentl. 'wie eine Dame gekleidet' sein KrL 19; a. WAHRIG
1986, 195L, wurde wie vieles andere volksetymologisch von der ebenso
überraschenden wie gewaltigen Wirkung eines Gewitters abgeleitet (vgl.
Donnerkeil, zum Donner nochmal, hess. Gewirrer
häi).
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etw *ausbaden: wie von Hans SACHS bekannt, mußten mehrere
Personen damals dasselbe Bad benutzen; der letzte mußte das schmutzige
Wasser ausgießen und das Bad säubern, also ausbaden. KrL
24 f.
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er ist ein *Ausbund von Tugend: die Kaufleute banden früher ein besonders
gutes Warenmuster außen auf die Packung KrL 25 f.
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*ausmerzen: lt. Kluge-Mitzka, EtWb "überzählige Schafe im
Frühjahr (März) aussondern; Weida 1484: in vogtländischen
rechnungen auf den Martinstag (11.11.) bezogen: 'ausmerten'; lt.
WAHRIG 1986,213L (urspr.) aus der Zucht aussondern; (allg.)
ausscheiden, streichen, tilgen [...] < lat. merx 'Ware'; vielleicht zu
merken, engl. to mark out
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jd. *ausstechen: beim ritterlichen Turnier aus dem Sattel stechen
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jdm einen *Bären aufbinden: eig. v. bar 'Last, Abgabe'; BüR ist
lt. WAHRIG 1986,230 a. 'eisernes Fallgewicht an
Schmiedehämmern und Rammen'; e. Bären anbinden kommt lt.
KrL 26 f. daher, daß Jagdgesellen dem Wirt einen lebendigen Büren
als Pfand für eine Zechschuld an die Theke gebunden haben sollen.
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damit hast du ihm einen *Bärendienst erwiesen: nach einer Fabel vom
Einsiedler und seinem gezühmten Büren wurde der E. im Schlaf
ständig von Fliegen und Mücken geplagt. Der Bär wollte die
Störenfriede erschlagen und tötete mit seiner schweren Pranke zugleich
seinen Herrn. KrL 28
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das hat ihn völlig aus der *Bahn geworfen: wer beim ritterlichen Turnier
aus der Bahn geworfen wurde, hatte den Kampf verloren.
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du solltest das nicht auf die lange *Bank schieben: nach Einführung
des Römischen Rechts wurden in Deutschland auch schriftliche Akten
eingeführt, zu deren Aufbewahrung lange, bankähnliche Truhen
dienten.
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*bankrott machen: < ital. banca rotta. Wurde der Geldwechsler
zahlungsunfühig, zerschlugen ihm die Gläubiger seine Bank (auf
der er die Geldsorten ausgelegt hatte) KrL 29
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*va banque spielen: im Baccarat setzt ein Spieler die ganze Summe, die der
Bankhalter im Spiel hat, gegen die Bank KrL 267, RA 26
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jdm um den *Bart gehen: nach altgerman. Vorstellung war (und bei den Taliban
ist noch heute!) der Bart wichtigster Teil des Männergesichts. Wer diesem
Zeichen der männlichen Würde schmeichelte, wollte damit die Person
ehren. KrL 29
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die streiten sich wieder um das *Kaisers Bart: angeblich eigentlich um den
Geißhaar-Bart! HORAZ hat sich angebl. üb. die Streitfrage belustigt,
ob man Ziegenhaare auch als Wolle bezeichnen dürfe. De lana caprina
rixari 'um Ziegenwolle streiten' wurde (wie vieles andere, so z.B.
blümerant <-bleu mourant oder Hängematte <-
Hamaca) volksetymologisch umgedeutet.
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in *Bausch und Bogen (verurteilen) [rundweg, absolut] GRIMM
DWB 1 (1854): "bei grenzen heiszt bausch die auswärts, boge die
einwärts gehende flüche"; also: im ganzen, nicht ins einzelne gehend;
aus Bausch entwickelte sich das neulat. Kanzleiwort pauschalis; vgl.
Pauschbetrag, Pauschalreise
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*belämmert: von ndl. belemmeren 'verhindern, hemmen' (von lahm) vgl.
'gelähmt von Entsetzen'
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in die *Binsen gehen [verloren, kaputt gehen]: "in der fig. Bedeutung
wahrscheinl. nach der vor dem Hund in die Binsen flüchtenden Wildente"
WAHRIG 1986, 274R
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*Binsenweisheit: selbstverständliche, unbestrittene Behauptung; allgemein
bekannte Wahrheit.
Deutungen: 1. Terenz und Plautus sprechen bereits von "Knoten an einer Binse
suchen" (wo in Wirklichkeit keine sind): nodum in scirpo quaerere.
2. (nach Christoph Martin WIELAND, 18.Jhd.;
KÜPPER 1982) bezogen auf den sagenhaften König Midas,
dem Apoll zur Strafe Eselsohren angezaubert hatte), sein Barbier entdeckte
diese unter der Krone; zum Schweigen verpflichtet, vertraute er - laut
WAHRIG 1986,274R - das Geheimnis den Binsen am Flußufer
an, die es natürlich sofort in alle Winde flüsterten.
KÜPPER wiederum meint, er habe ein Loch in den Boden
gegraben und sein Wissen in den Boden hineingeflüstert; später
seien dort Binsen emporgewachsen und hätten die Kunde weitergeraunt.
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da bleibt einem der *Bissen im Halse stecken: -> ma.liches Gottesurteil
(wie in vielen anderen Fällen Basis volkstümlicher Redensarten!):
der Beschuldigte mußte ein Stück trockenen Brotes oder harten
Käses ohne Flüssigkeit hinunterschlucken. Gelang dies ohne
Schwierigkeiten, war er frei.
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das *Blatt hat sich gewendet: nach einer ersten Deutung bezieht sich die
RA, die schon 1534 in der Vorrede von Sebastian FRANCKs "Weltbuch"
auftaucht, auf das Kartenspiel; andererseits drehen sich zu Johannes,
also am 24. Juni, die Blütter (bes. der Silberpappel), um den Regen
besser durchzulassen KrL 37
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kein *Blatt vor dem Mund nehmen [freiweg sagen]: angeblich nahm man im 16.
Jhd. zur Abdämpfung der Stimme häufig ein Laub- oder Papierblatt
vor den Mund, um eine peinliche Wahrheit nicht so laut hören zu lassen
KrL 36
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*blauer Montag: eig. spez. Ausdruck der Wollfärber: die mit einem sich
an der Luft schnell indigoartig-blaufärbende Wolle wurde den ganzen
Sonntag über im Bad gelassen, um sie montags an der Luft trocknen zu
lassen; so konnten die Gesellen an diesem Tage ausruhen.
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jm etwas durch die *Blume sagen [die Wahrheit schonend s.]
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*Blümchenkaffee: Kaffeetassen aus Meißen waren oft auf dem Grunde
mit einem Blumenmuster geschmückt. Konnte man bei dünnem,
wäßrigen Kaffee die Blumen erkennen, sprach man von Bl. KrL 40
-
mir wird *blümerant: um 1650 von frz. bleu mourant 'matt-,
sterbendblau', einer Modefarbe [a. WAHRIG 1986,283M]. Hatte
man sich an ihr bis zum Unbehagen sattgesehen, verallgemeinerte man diesen
Tatbestand später mit volksetymologischer Umdeutung, so daß
blümerant Ausdruck wurde für 'elende Gemütsverfassung'
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(einen) *Bock haben auf 'Lust haben auf'; in der Jugendsprache seit den 70er
Jahren; bereits bei WAHRIG 1986,285M; Motivation (erotisch?)
unklar.
-> null Bock 'keine Lust'
-
einen *Bock schießen: beim Preisschießen bekam der schlechteste
Schütze oft einen Bock geschenkt
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jn ins *Bockshorn jagen 'unsicher machen, in die Enge treiben'; nach
WAHRIG 1986,285R Herkunft umstritten; könnte als Wortspiel
jedoch darauf anspielen, daß das sich verjüngende Bockshorn
zum Ende hin immer enger wird und schließlich zum Gefängnis für
etwas Kleines, das hineinfällt. Bockshorn könnte auch eine Art
von Instrument sein. WN121289pm DSA
-
*Bocksbeutel: die Weinflasche ist dem Hodensack (Beutel) eines Bockes
nachgebildet; a.bei WAHRIG 1986,285R
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für jn in die *Bresche springen [jdm. in Not beistehen]: frz. bruche
ist die vom Belagerer in die Festungsmauer geschlagene Lücke; die von
den Belagerten gehalten, verteidigt werden mußte. War einer der Verteidiger
gefallen, mußte ein anderer seinen gefährlichen Platz einnehmen,
also in die Bresche springen. KrL 48
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ein *Brett vor dem Kopf haben: hier das Joch des Zugochsen gemeint, der als
bes. dumm galt. KrL 48
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jdm *Brief und Siegel geben für etw: früher wurden Urkunden nach
lat. [documentum] breve 'Brief' genannt; zum Brief gehörte das Siegel
des Ausstellers, ohne den das Schriftstück wertlos war. auch KrL 48
-
in die *Brüche gehen: von Bruch 'Sumpf', vgl. den Oderbruch bei Berlin;
also 'in den Sumpf geraten, umkommen'. Im Ma. war bruch = Strafe. KrL 49.
Man könnte, rein etymologisch, auch Deutung von engl. breeches 'Kniehosen'
annehmen i.S.v. 'in die Hose(n) gehen'
-
saufen wie ein *Bürstenbinder: von bursa 'gemeinsame Kasse' bei
mittelalterlichen Studentenverbindungen; deren Mitglieder hießen bursen,
später Burschen; das Verb burschen, spüter bürsten für
'trinken'; GRIMM DWB 2(1860) erwähnt dazu lat. purgare
'gleichsam die kehle oder das glas ausputzen (552)
-
bei jm auf den *Busch klopfen/schlagen 'jdn auszuhorchen versuchen': v. Busch
'Büschel, Federbusch', der am Hut getragen wurde; Busch ist auch verwandt
mit -> Bausch und -> Böschung. WAHRIG 1986, 309R
-
auf dem *Damm sein: sich vor Sturmfluten geschützt fühlen KrL 61
-
*Dampf haben vor etw.: gaunersprachl. Dampf 'unangenehmes Gefühl' KrL
61; in Anbetracht von idg. *dhem 'stieben, rauchen' u. engl. damp 'Feuchtigkeit'
sowie der dt. RA mir raucht der Kopf könnte auch das Bild des benebelten
oder verschwitzten Kopfes angenommen werden WN 131289am DSA
-
jm den/die *Daumen drücken/halten [Glück wänschen]: der D.
steht hier möglicherweise als pars pro toto für die ganze
Hand, die hier zum Zeichen der Sympathie gedrückt wird WN 121289pm DSA
-
jm einen *Denkzettel geben [die Quittung für erlittenes Unrecht]: zum
einen die Vorladung, amtl. Benachrichtigung (nach hansischem
Recht): s. hierzu CHIROGRAPH(UM): Kerbbrief, -zettel, Spaltbrief,
-zettel: Urkunde, die in doppelter Ausfertigung auf ein Stück Pergament
geschrieben wurde, worauf man irgendein Wort (z.B. Chirographum) zwischen
die Urkunden längs schrieb und das Pergament durch dieses Wort hindurch
zerschnitt. Jede der Parteien erhielt eine Ausfertigung; bei Anfechtung wurde
die Echtheit durch Zusammenlegen bewiesen.
HABERKERN-WALLACH 1,102; in Lateinschulen
Sündenregister der Schüler KrL 68; RA ist ebenso figurativ
wie
-
'er schreibt eine gute Handschrift' = erteilt kräftige, sehr schmerzhafte
Ohrfeigen
-
*Dreck am Stecken haben [viel a.d. Kerbholz haben]
-
keinen *Deut wert sein: der Deut war früher die kleinste holländ.
Münze; < mnd. doyt, anord. dveiti 'geringe Münze', ursprüngl.
'abgehauenes Stück', zu anord. dveita 'abhauen' WAHRIG
1986,341L, KrL 68
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aller guten *Dinge sind drei; von altgerm. thing 'Gericht', wurde bereits
in urkk. des 14. Jhds. zur 'Sache' (entsprechend lat. causa). Wer auch beim
dritten Male der Ladung zum Gericht nicht nachkam, wurde in Abwesenheit
verurteilt.
-
Bedingung: hier 'Ursache eines Ereignisses', ursprünglich Ursache für
das Zusamnmentreten des Things
-> Dienstag: der Tag des Kriegsgottes Ziu mit dem Beinamen Thingsus
'Schützer des Things' (WAHRIG 1986,346L)
-> dingen < ahd. dingön 'vor Gericht verhandeln'
-> jdn *dingfest machen, eig. 'für die Gerichtsverhandlung
festnehmen'
-> verteidigen (von taga-dinc 'für einen Tag anberaumte
Gerichtsverhandlung')
-
ein *Ding drehen: D. ist hier die vor Gericht zu verhandelnde Sache
-
ein *Ding mit Pfiff: Pf. hier 'Kniff, Trick, eigentlicher Reiz einer Sache,
das, was etwas erst vollkommen macht: diese Schleife gibt dem Kleid erst
den richtigen --'; in dieser Bed. zurückgehend auf den Lockpfiff des
Vogelstellers WAHRIG 1986,985R
-
das geht nicht mit rechten *Dingen zu: eig. 'geschieht nicht auf
rechtmäßige Weise, nach rechtsgültigen Normen'
-> vor allen *Dingen 'in der Hauptsache'
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jm blauen *Dunst vormachen 'jdm etw vormachen': nach altem Brauch lassen
Zauberer vor ihren Experimenten oft blauen Dunst aufsteigen, damit die Zuschauer
nicht so genau auf die Finger sehen und hinter das Geheimnis des Tricks kommen
KrL 74 f.
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das *Ei des Kolumbus: beim Festmahl des Kardinals Mendoza für den Admiral
Kolumbus nahm dieser ein Ei und fragte, wer von den Anwesenden dieses auf
die Spitze stellen könne. Als alle verneinten, nahm er das Ei und schlug
ein Ende platt, woraufhin es stand KrL 76S
Heinz Erhardt sieht das Ganze anders:
Als Klum- ... als Kolumbus von seiner Amerikafahrt
Nach Spanien heimkam mit Gold und mit Bart,
Und hochgeehrt und umjubelt schritt
Durch die Hauptstadt des Landes, ich glaube Madrid,
Entdeckte er plötzlich da drüben rechts
Eine hübsche Person femininen Geschlechts.
Bei ihrem Anblick - was war schon dabei -
Entschlüpfte ihm was, und zwar das Wort Ei,
Jetzt sind die Forscher sich darüber klar,
Daß das das Ei des Kolumbus war. |
-
es ist (die) höchste *Eisenbahn [höchste Eile,Zeit]: nach einem
Stück des Berlinischen Volksschriftstellers Adolf Glassbrenner KrL 78
-
das dicke *Ende: für Gewehrkolben, mit dem im Nahkampf zugeschlagen
wird; bei Raufereien wird der Stock umgedreht, weil das dickere Ende
schlagkräftiger ist KrL 78
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das *Ende vom Lied [der schlimme Ausgang e. Sache]: Schluß von
Volksliedern, bes. aber von sog. Moritaten (Küchenlieder) ist häufig
sehr tragisch
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das ist eine *Ente (Zeitungsente): von der Deutung her besonders interessant:
schon bei LUTHER heißt es "so kömpts doch endlich
dahin, das an stat des evangelii und seiner auslegung widerumb von blaw enten
gepredigt wird" (zit bei GRIMM 3(1862),509; KrL 79 geht davon
aus, daß die Ente als unzuverlässige Brüterin bekannt sei,
was ihr wahrscheinlich einen schlechten Ruf eingebracht habe
(unzuverlässiges Brüten/unzuverlässige Nachricht); von den
'blauen Enten' i.S. der unzuverlässigen Nachrichten her ist abgeleitet
'jdm etw blaues vormachen', syn. dazu 'jdm blauen dunst machen' (GRIMM,
ebd.); erst später, im 19. Jhd., kam eine franz. Zeitung auf
mit dem Titel Le Canard enchainée 'Die gefesselte Ente'; es ist nicht
klar, wie dieser Titel motiviert ist, doch führt man den Ausdruck
Zeitungs-ENTE heute fast nur noch auf diesen Titel zurück.
WN 131289am DSA
-
nicht lange *fackeln: von altdt. facken (=ficken) 'hin und her bewegen';
hieraus pejor. fackeln (zändeln von zänden; kränkeln,
blödeln, werkeln, ketteln usw.) -> KrL 81
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den *Faden verlieren 'nicht mehr weiter wissen'/ Leitfaden: Ariadne, Tochter
des Königs MINOS von Kreta, gab ihrem Geliebten Theseus
ein Garnknäuel, damit er aus dem Labyrinth wieder hinausfände.
Als er in dieses hineingeführt wurde, entrollte sich das Garn KrL 81
-
der rote *Faden (engl. red tape 'rotes Band'): in
GOETHE, Wahlverwandtschaften 2,2 angebl. Besonderheit in
Ausstattung der brit. Marine: sämtl. Taue seien mit rotem Faden
durchsponnen, den man nicht herauswinden könne, ohne das Ganze zu
zerstören. Der rote Faden kennzeichne die Taue als Eigentum der Krone
KrL 82
-
das hängt an einem seidenen *Faden: die Schicksalsgöttinnen spinnen
nach german. Vorstellung den Lebensfaden des Menschen: von seiner Stärke
hängt dessen Lebensdauer ab KrL 82
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nach Strich und *Faden: beides sind alte Maßeinheiten: der STRICH
eine "längeneinheit, nach dem zehentmasz der zehnte teil eines
zolles [...]" bzw. bes. in der Marine, 1/12 eines Zolles GRIMM
DWb 19(1957),1521; bezieht sich auf CAMPE 4(1810)
sowie ältere Belege aus dem 18. Jhd.; FADEN (engl.
fathom)
bedeutet urspr. "soviel als ein mann mit ausgestreckten armen umfangen kann"
GRIMM DWb 3(1862); Sinn der RA vielleicht: im großen
und kleinen Maßstab gesehen * Nach KrL kommt die RA aus dem
Webereiwesen und bezeichnet die sich kreuzenden Fadenrichtungen
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was ist bloß in dich ge*fahren? Nach älterer Vorstellung kann
der Teufel in einen Menschen fahren und dessen Geist verwirren; daher auch
'[von etw] besessen sein' KrL 84
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*Farbe bekennen 's. Meinung, An- bzw. Absicht offenlegen': vom Kartenspiel.
-> KrL 86
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*fechten 'betteln': wandernde Handwerksburschen, die das Fechten gelernt
hatten, zogen durch die Lande und zeigten ihre Kunst für Geld und Almosen
als "Fechtbrüder" KrL 86
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etw aus dem *ff verstehen: die Pandekten, ein wesentl. Teil des justinianischen
CORPUS IURIS, wurden unter der Signatur D für
Digesten geführt, die Kürzung D war durchstrichen und sah daher
einem FF sehr ähnlich. Wer den Inhalt der Pandekten meisterte, der verstand
seine Sache also aus dem FF. ff. Sauce oder ähnliches auf der Speisekarte
bedeutet allerdings etw. Anderes, nämlich 'sehr fein'; die
Buchstabenverdoppelung steigert hier ebenso wie ff 'fortissimo' zu f 'forte'#
-
sich mit fremden *Federn schmücken: in der Fabel des Phädrus "Die
Krähe und der Pfau" schmückt sich die Krähe mit Pfauenfedern
KrL 86
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nicht viel *Federlesen(s) machen um etw: vornehmen Herrschaften angeflogene
Federn vom Gewand lesen, um sich dadurch beliebt zu machen KrL 86 f.
-
das ist ein (richtiger) *Federfuchser: 'kleinlicher, am Buchstaben
hängender mensch; Schreiber(ling)'; -fuchser von fucken, facken 'unruhig
hin und herbewegen', hier 'ärgern, peinigen, martern, quälen'.
Also 'Federquäler'. WAHRIG 1986,460R u. 507R; KrL 87.
FUCHS hieß (nach WAHRIG ebd.) auch eine
"Vorrichtung zum Einspannen der Häftlinge bei körperl. Züchtigung
in der Berliner Stadtvogtei"
-> das fuchst 'ärgert' mich
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einem das *Fell über die Ohren ziehen: nach KrL 87 vom Abdecker, nicht
vom Jäger
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*Fersengeld geben 'abhauen, weglaufen, Leine ziehen': zuerst bei BONER, edelstein
(14. Jhd.) GRIMM 3(1862),1546 f.; nach KrL 88 seit 1250 in
der Rechtssprache als "Bußgeld für das rechtswidrige Verlassen
der Ehefrau" u. im german. Volksrecht "Strafgeld für Deserteure"
andere Geld-Wörter und -Redesarten finden Sie
hier
-
sein *Fett wegbekommen: nach KrL 88 a.d. Schweineschlachten
zurückzuführen, wo ein jeder, je nach Mitarbeit und Bedarf, Fett
erhielt.
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bei jm ins *Fettnäpfchen treten 'jds wunden Punkt treffen': KrL 88 f.;
weist darauf hin, daß in erzgebirgischen Bauernhäusern zwischen
Tür und Ofen ein F. stand, mit dessen Inhalt die nassen Stiefel der
Heimkehrenden geschmiert wurden. Wer durch Unachtsamkeit, aus Versehen, das
F. umkippte, zog sich den Unwillen der Hausfrau zu.
-
für jdn die *Hand ins Feuer legen: bei einem mittelaterl. Gottesurteil
mußte der Angeklagte eine Zeitlang die Hand ins Feuer halten; der Grad
der Verbrennung entsprach dem Grad des Verschuldens. Wunden wurden stets
sofort verbunden. Als unschuldig habe nur der gegolten, der in kürzester
Frist wiederhergestellt war. KrL 89
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für jdn durchs *Feuer gehen: der Gang durchs Feuer mit bloßen
Füßen gehört noch heute zu den Riten eingeborener Stümme
und ist bei Fakiren das Ergebnis äußerster meditativer
Selbstversenkung ebenso wie das Liegen auf dem Nagelbrett oder die
Durchbohrung beider Wangen mit einem Metallstab. In unserem Falle
jedoch dürfte eher ein ma.liches Gottesurteil zugrundeliegen.
-
mehrere Eisen im *Feuer haben: der Schmied, der zugleich mehrere E. im Feuer
hat, spart Material, Energie und Zeit. KrL 89
-
sich etw aus den *Fingern saugen: nach altem Aberglaube besitzen die Finger
eine Mitteilungsgabe KrL 91; vielleicht ist aber auch auf den Säugling
abgespielt, der einen Finger, meist den Daumen, in den Mund nimmt und diesen
instinktiv für die Brustwarze seiner Mutter hält.
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jn um den (kleinen) *Finger wickeln [für sich gewinnen]
-
weder *Fisch noch Fleisch: in der Reformationszeit bekannten sich die
Wankelmütigen eindeutig weder zum Katholizismus, der den Freitag zum
Fischtag bestimmte, noch zum Protestantismus, für den es kein Fleischverbot
gibt KrL 91
-
*Fisimatenten: Ausflüchte, Umstände, lose Streiche, Flausen; nach
WAHRIG 1986, 479M von visepatentes (16.Jhd.) aus lat. visae
patentes [litterae] 'ordnungsgemäß verdientes Patent', später
umgedeutet zu 'überflüssige bürokratische Schwierigkeiten';
angebl. beeinflußt von mhd visament 'Zierrat'; eine volkstümlichere,
deshalb aber nicht falschere Deutung geht aus von einem Brauch
französischer Besatzungssoldaten, die heimischen Mädchen zum
Fraternisieren zu überreden: 'Visite ma tent', 'besuch mich in meinem
Zelt'. Beide so grundsätzlich verschiedene Deutungen sind Beweis für
die Schwierigkeit, solchen Redensarten auf den einzig wahren Grund zu kommen.
Man kann sich auch nicht des Verdachtes erwehren, daß solche
Deutungsversuche nicht selten einem gerade herrschenden Zeitgeist unterliegen.
WN 11121989pm RB
-
jdn aufs *Korn nehmen: von Korn 'vorn auf dem Lauf einer Schußwaffe
sitzender Teil der Visiereinrichtung' (gestrichenes Korn nehmen = so zielen,
daß Kimme und Korn genau eine Linie bilden); also 'jdn zur Zielscheibe
seines Spottes machen'; < got kurn, germ. *kurna, idg. *grno-; verwandt
mit -> Kern, kirnen
-
die Flinte ins *Korn werfen [e.S. aufgeben]
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der ist aber eine *Flasche: möglicherweise von ital. fiasco 'Flasche',
das als dt. Fremdwort 'Mißlingen, absolutes Scheitern' bedeutet KrL
90,92
-
die *Flitterwochen: angebl. von mhd. vlittern 'kichern, flüstern, liebkosen'
KrL 93
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*flöten gehen [verloren gehen] < hebr. pelüta 'Entrinnen [des
Betrügers]' wie in -> Pleite WAHRIG 1986,487L; KrL
93; KÜPPER III gibt eine 'fäkalistische' Deutung
a. nd. fleeten 'fließen, harnen'!
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das *fuchst mich: von lat. vexare 'quülen' KrL 94; zur Deutung aus fucken
s.o. -> Federfuchser
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unter der *Fuchtel stehen: F. ist ein unscharfer Degen, dessen Hiebe bes.
schmerzhaft sind KrL 95; vgl. dazu fuchtig 'wütend' KlM, EtWb 222 f.
-
alle *Fänf gerade sein lassen KrL 95
-
auf tönernen *Füßen KrL 96
-
immer wieder auf die *Füße fallen: das tut die Katze; wie auch
immer man sie wirft KrL 97
-
*futsch: vermutlich nur lautmalerisch, nicht fremden Ursprungs, wie KrL 98
und KLM, EtWb ausführen (?); vgl. auch scherzhafte Variation 'futschikato'
-
*Galgenfrist: kurze Gnadenfrist zwischen Verurteilung und Hinrichtung KrL
98, WAHRIG 1986,515R
-
*Galgenhumor -> Galgenstrick, Galgenvogel
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etw ist *gang und gäbe [ist (hier) so üblich, Sitte]: nach ma.lichem
Recht müssen Münzen von rechtem gewicht und genge und gaebe
sein, also 'unter den Leuten umgehend' und 'annehmbar, gut' Lexer I,721 +
857
-
jdm den *Garaus machen: angebl. "nach dem Ruf, mit dem z.B. in Nürnberg
und Regensburg um 1500 das Ende des Tages und die Polizeistunde verkündet
wurden" WAHRIG 1986,518R
-
hinter schwedische *Gardinen kommen [hinter Gitter kommen] KrL 100
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jdm eine *Gardinenpredigt halten: Strafpredigt der Ehefrau hinter dem Bettvorhang
KrL 99; WAHRIG 1986,519L
< mlat. cortina 'Bettvorhang'
-
jdn ins *Gebet nehmen: nach KrL 101 von gebett 'Gebiß'; besser freilich
ins Gebet nehmen 'durch gemeinsames Beten ins Gewissen reden'
-
jm ins *Gehege kommen [mit jm in Konflikt geraten] KrL 102;
WAHRIG 1975, 1669
-
*Geldschneiderei KrL 34, RA Seite 3; kriminelle Unsinne, im Mittelalter
Münzen am Rande zu beschneiden, um kostbares Metall zu gewinnen
-
der ist jetzt *geliefert KrL 103 f.
-
in keinem guten *Geruch stehen: von gerüft 'Ruf', RA S. 10
-
darauf kannst du *Gift nehmen KrL 106
-
etw an die große *Glocke hängen [ausposaunen] KrL 107
-
darüber ist längst *Gras gewachsen KrL 110
-
komm an meine *grüne Seite KrL 111
-
der hat nichts als *Grütze im Kopf KrL 111
-
die hat aber *Haare auf den Zähnen (eigentlich vom sog. Werwolf =
Wolfsmensch) KrL 112
auch hierzu Heinz Erhardt:
Der Löwe hat 'ne Mähne,
Und weiter vorne Zähne.
Jedoch bei der Frau Sanders
Ist das vollkommen anders.
Sie hat - man sieht's beim Gähnen -
Die Mähne auf den Zähnen.
-
ein rechter *Hagestolz 'Junggeselle': von ahd. hagu-stalt 'Besitzer eines
kleineren Waldstücks' KrL 114 f.
-
*Hahn im Korbe sein KrL 115
-
jdm den roten *Hahn auf's Dach setzen KrL 115
-
das hängt mir (kilometerweit) zum *Halse heraus KrL 117
-
unter den *Hammer kommen (bei einer Auktion)
-
da lege ich aber die *Hand drauf / über den halte ich meine *Hand KrL
121
-
für jn die *Hand ins Feuer legen: s.o. ->Feuer
-
das ist ja wirklich *hanebüchen KrL 123: von Hain-, Hage-, Hanebuche
-
jdn *hänseln eig. 'für die Aufnahme in die Hanse reif machen' (und
zwar mit drastischen Handlungen und Zeremonien, wie bei einer sog.
Äquatortaufe) KrL 124
-
jm das *Handwerk legen
-
jdm zeigen, was eine *Harke ist KrL 124 (diese Erklärung ist nicht sehr
schlüssig!)
-
mein Name ist *Hase, ich weiß von nichts KrL 125
-
da liegt der *Hase im Pfeffer
-
unter die *Haube kommen KrL 126
-
der ist einfach abge*hauen: eig. 'hat seine Pfähle und Latten abgehauen,
um seine Zelte abzubrechen' KrL 126
-
eine *Heidenangst haben: eig. eine 'furchtbare, grausame' A. haben KrL 130
-
ein blinder *Hesse: 1541 bei Sebastian FRANCK; KrL 132 f.
-
das ist *hieb- und stichfest: vermutl. von erfahrenen Degenfechtern einerseits,
von Panzerungen andererseits
-
ins *Hintertreffen geraten KrL 134
-
sich in die *Höhle des Löwen wagen KrL 135
-
jdm die *Hölle heiß machen RA 13
-
da ist *Holland in Not KrL 135
-
die hat ihm *Hörner aufgesetzt KrL 136
-
auf dem *Holzweg sein: auf dem Weg, wo nur Holz abgefahren und sonst nichts
Anderes, Wichtiges transportiert wird -> KrL 136
-
das ging mal wieder aus wie das *Hornberger Schießen Krl 137 f. die
Bürger von Hornberg übten so oft Salutschüsse, daß bei
der
Ankunft des Fürsten keine Munition mehr übrig war
-
mit jm ein *Hühnchen zu rupfen haben
-
in *Hülle und Fülle KrL 138
-
da liegt der *Hund begraben: von mhd. hunde stf. 'Beute, Raub': da ist die
Beute versteckt, vergraben, da ist der Kern, das Wesentliche, der Grund der
Sache KrL 139
-
auf den *Hund kommen
-
die *Hundstage (heißesten Spätsommertage) KrL 140
-
am *Hungertuche nagen KrL 142
-
es ist schwer, das alles unter einen *Hut zu bringen KrL 143
-
das geht mir aber entschieden über die *Hutschnur KrL 143 f.
-
das ist nicht der wahre *Jakob KrL 145
-
o *Jemine: entstellt aus O Jesu Domine KrL 145
-
nicht ein *Jota nehme ich zurück: das Jota ist der kleinste griech.
Buchstabe KrL 146
-
nur alle *Jubeljahre kommt der uns besuchen KrL 146
-
ich halte nichts von dem preußischen *Kadavergehorsam: KrL 146
-
*Kainszeichen KrL 147
-
alles über einen *Kamm scheren
-
das ist ja unter aller *Kanone KrL 148
-
etw auf die hohe *Kante legen KrL 148 f. (auf ein hohes Brett, an das man
nicht so einfach heranreichen kann)
-
jn beim/am *Kanthaken nehmen/packen KrL 149
-
der ist mir ein zu unsicherer *Kantonist KrL 149´
-
etw auf seine *Kappe nehmen 'auf seinen Kopf', d.h. auf Gefahr des eigenen
Lebens'; hierzu a. KrL 107, WAHRIG 1975,2033 (RA 10)
-
für jn die *Kastanien aus dem Feuer holen KrL 150
-
einen *Kater haben (Silvester!), auch 'Katzenjammer' KrL 152
-
etw ist für die *Katz
-
die *Katze im Sack kaufen
-
*keilen KrL 153; -> *Keilerei
-
etw auf dem *Kerbholz haben KrL 153
-
mit *Kind und Kegel KrL 154; EtWb 361r (Kegel = mittelaltrl. Ausdruck für
'uneheliche Kinder')
-
die *Kirche im Dorf lassen
-
arm wie eine *Kirchenmaus KrL 184 RA 18
-
in der *Klemme stecken/sitzen
-
jdn über die *Klinge springen lassen KrL 155
-
*klipp und klar KrL 155 eig. 'mit Handschlag bekräftigt'
-
*klar wie Kloßbrühe KrL 155
-
*Knall und Fall [ganz plötzlich, unerwartet]: -- ist die Mauer offen
'so schnell wie auf den Knall der Flinte der Fall des erlegten Wildes folgt'
KrL 155
-
etw übers *Knie brechen KrL 155
-
er hat den gordischen *Knoten gelöst KrL 156
-
damit hast du feurige *Kohlen auf mein Haupt gesammelt KrL 156 f.
-
*Kohldampf; a.d. Soldatensprache; ursprüngl. tautologisch aus rotwelsch
Kohler/Koller und Dampf jeweils in der Bed. 'Hunger'
-- schieben RA 14, KrL 143
-
die beiden *Kontrahenten konnten sich nicht einigen: Kontrahent in
der heutigen Bedeutung 'Gegner' hat nichts mit lat-. contra 'gegen' zu tun,
sondern war ursprünglich ein Vertragspartner, von lat. con-trahere,
con-tractus (dt. Fw. Kontrakt) WN RB 28092k6
-
einen *Korb bekommen / jdm einen Korb geben KrL 157
-> durchfallen, unten durch
-
dabei ging es um *Kopf und Kragen KrL 157
-
auch ein blindes Huhn findet mal ein *Korn
-
jdm einen Becher *kredenzen: eig. 'den Inhalt des Bechers durch Vorkoster
auf Unschädlichkeit hin prüfen und beglaubigen' KrL 158 f.
-
bei jdm in der *Kreide stehen KrL 159
-
*Krethi und Plethi
-
zu *Kreuze kriechen
-
die paar *Kröten machen mich nicht arm: angeblich von Groschen/ Groten
'wenig kaufkräftige Münzen' KrL 160; GRIMM, DWb
11(1873), 2419 ist unsicher über Herkunft
-
das mußt du nicht *krumm nehmen KrL 160 + WN 3/85, RA 16
-
ob das richtig ist, das weiß der *Kuckuck KrL 162
-
den *kürzeren ziehen
-
das geht auf keine *Kuhhaut ->RA 16 (eigentlich: das paßt
auf kein Pergament; das P. war sehr teuer und wurde bisweilen sogar abgeschabt
zur Wiederverwendung)
-
das ging *kunterbunt durcheinander: Volksetymologie aus contra punctum i.S.v.
'vielstimmig' KrL 163
-
können vor *Lachen: "-- sagte der Gehenkte, als er pfeifen sollte" KrL
164
-
da sind wir wieder mal die *Lackierten KrL 164 RA 16
-
für jdn eine *Lanze brechen KrL 165 (aus ritterlichem Turnierspiel)
-
jm durch die *Lappen gehen KrL 165
-
*Larifari KrL 165; WAHRIG 1975,2297 scherzhafte Bildung
aus den italien. solmisierenden Tonbezeichnungen la (=a), re (=d),
fa (=f)
-
wie ein *Lauffeuer (= Fackel-Stafette) verbreitete sich diese Nachricht Kr
166
-
jm den *Laufpaß (ursprüngl. beim Ausscheiden a.d. Militär
gegebener Paß) geben KrL 166
-
jm läuft eine *Laus über die Leber KrL 167
-
frei von der *Leber weg KrL 167
-
vom *Leder ziehen KrL 169 (beim Schärfen eines Messers)
-
bei*leibe (eig. bei Leibe) nicht Kr 169
-
jm auf den *Leim gehen
-
eine lange *Leitung haben
-
zu guter *Letzt / zuguterletzt KrL 169
-
jm die *Leviten lesen: jetzt werden den korrupten Politikern die -- KrL 170
-
jn hinters *Licht führen: so, daß die Lichtquelle nicht das beleuchten
kann, das er gern sehen möchte
-
*lichterloh brennen RA 17L
-
sein *Licht unter den Scheffel stellen: Scheffel ist ein altes Hohlmaß
mit landschaftl. verschiedener Größe (23-223 Liter); danach auch
altes Flächenmaß: wie man mit einem Scheffel voll Körner
besüen kann; in --n einheimsen 'in großen Mengen'. Stellt man
sein Licht unter den --, so wird es durch den -- verdunkelt, also nicht mehr
bemerkbar: man verheimlicht aus Bescheidenheit seine wahren Fähigkeiten
-> WAHRIG 1986,1112L
-
jdn über den *Löffel barbieren RA 17u.
-
auf dem letzen *Loch pfeifen
-
sich nicht *lumpen lassen KrL 177
-
*Lunte riechen KrL 177
-
mach keine *Mätzchen 'Ausflüchte, Kunstgriffe, um Wirkungen
hervorzurufen' [Dim. vom Matthias, Matthäus] WAHRIG 1986,
870R
-
*Makulatur reden RA 18
-
mit *Mann und Maus (untergehen) vgl. GRIMM, DWb 12(1855),1817
d); es existieren keine zuverlässigen Deutungen
-
den *Mantel nach dem Winde hängen RA 18
-
jetzt ist *Matthäi am letzten KrL 183 RA 18
-
*Maulaffen feil halten KrL 184
-
da beißt keine *Maus den Faden ab KrL 185
-
er hat sich *mausig gemacht: eig. 'streitlustig wie ein Falke in der Mauser'
RA 18
-
mach bloß keine *Menkenke -> KrL 186
-
der hat mir übel *mitgespielt: auf das ma.liche Kampfspiel bezogen KrL
186
-
wenn das so weitergeht, werden wir noch in den *Mond gucken: nach dem sog.
Volksglauben werden Menschen, die in den Mond gucken, blöde [mhd. bloede,
broede 'schwach, gebrechlich']
-
nun mal her mit dem Zaster: *Moses und die Propheten KrL 188
-
du kriegst die *Motten! KrL 189
-
*Muckefuck KrL 189
-
sein *Mütchen kühlen an jdm KrL 191
-
das ist doch *Mumpitz KrL 189; WAHRIG 1986,908L: im Berliner
Börsenjargon 'erschreckendes Gerede', eig. vermummte Schreckgestalt,
zu Mumme 'Maske, verkleidete Person' (vgl. Mummenschanz) + mdal. Butz(emann)
'Kobold'
-
das ist nicht auf dich ge*münzt KrL 190
-
Morgenstund hat Gold im *Mund: angeblich auf altdt. munt 'Hand' (vgl.
Mändel) zurückgehend RA 19
-
jdn *mundtot machen: munt 'Macht' soll unwirksam gemacht werden RA 19
-
jdm *nachstellen: gemeint ist 'Fallen stellen' KrL 192
-
den *Nagel (genau) auf den Kopf treffen KrL 192
-
die *Nagelprobe machen KrL 192
-
das brennt mir auf / unter den *Nägeln -> KrL 192
-
das hat er sich alles unter den *Nagel gerissen KrL 193
-
der muß an ihr einen *Narren gefressen haben -> KrL 194
-
sie hat mich andauernd nur an der *Nase herumgeführt KrL 194
-
er hat es mir unter die *Nase gerieben RA 20
-
davon habe ich die *Nase (gestrichen) voll RA 20; Herkunft ungeklärt
-
gestern haben wir uns ordentlich die *Nase begossen RA 20
-
du bist aber ziemlich *naseweis KrL 196
-
das ist ein alter *Nassauer (der lebt aber auf naß) KrL 196
-
der ist gestern fast vor *Neid geplatzt KrL 198
-
das ging mir gewaltig an die *Nieren KrL 199
-
er wurde auf Herz und *Nieren geprüft KrL 199
-
du mußtest das wohl auch noch be*niesen KrL 199
-
die *Oberhand gewinnen/haben
-
*Oberwasser haben KrL 200
-
damit hat er *Öl auf die Wogen gegossen KrL 200 RA 21
-
steh nicht so da wie ein *Ölgötze RA 21
-
es faustdick hinter den *Ohren haben: nach altem Volksglauben hat die
Verschlagenheit ihren Sitz hinter den Ohren KrL 202
-
sich etw hinter die *Ohren schreiben KrL 201 (unzureichende Erklärung!)
-
jdn übers *Ohr hauen KrL 202
-
halt die *Ohren steif KrL 201
-
o.k. KrL 203 (jedoch umstritten, vgl. andere Deutungsversuche, z.B. in
MUTTERSPRACHE, SPRACHDIENST usw.)
-
das stammt noch aus *Olims Zeiten RA 21
-
*paff/Baff sein KrL 204
-
mach doch nicht ein solches *Palaver KrL 204
-
jn auf die *Palme bringen
-
unter dem *Pantoffel stehen
-
das ist nicht von *Pappe KrL 204
-
das ist kein *Pappenstiel KrL 204
-
ich kenne meine *Pappenheimer RA 121
-
jdm in die *Parade fahren KrL 205
-
jdm *Paroli bieten -> KrL 206; EtWb 533L
-
in der *Patsche sitzen KrL 206
-
*Pech haben KrL 207; vgl. -> auf den Leim gehen
-
*Penne 'Schule': von lat. pennale 'Federkasten' KrL 207
-
*Pennbruder: von jidd, pennai 'schlafen' KrL 207
-
ich habe noch etwas in *petto KrL 207
-
du bist eine alte *Petze KrL 207
-
ich glaube, der hat noch was auf der *Pfanne KrL 207
-
hingehen/bleiben, wo der *Pfeffer wächst KrL 208
-
aufgemacht wie ein *Pfingstochse KrL 209 f.
-
das ist ein teures *Pflaster KrL 210
-
du hast mich ange*pflaumt KrL 210
-
jdn *piesacken: v. nd. Ossen-Pesek 'Ochsenziemer, -peitsche' (vgl. a. Pesen
'[Treib-]Riemen') -> KrL 211; WAHRIG 1986,992L gibt hierneben
als weitere Deutung < rotwelsch zu jidd. pisseach 'lahm, krumm': 'jemanden
so zurichten, daß er lahm und krumm daliegt'
-
einen *Pik auf jn haben
-
von der *Pike auf KrL 211
-
*pingelig sein KrL 211
-
*Pleitegeier: von jidd. geier 'Geher'; pleite von hebr. peléta 'Flucht';
also ein 'auf die Flucht Gehender' KrL 211
-
*pomadig KrL 212
-
*popelig sein KrL 212
-
von *Pontius zu Pilatus laufen/geschickt werden
-
*Potemkinsche Dörfer KrL 213 (angeblich sollen es doch keine bloßen
Fassaden gewesen sein!)
-
auf dem *Präsentierteller sitzen KrL 215
-
als *Prügelknabe herhalten KrL 215
-
wie ein begossener *Pudel dastehen
-
das ist der springende *Punkt KrL 216 (oder, wie Heinz Erhardt sagt, "das
hüpfende Komma")
-
bis in die *Puppen: -- haben wir durchgefeiert (Silvester, Karneval, Party)
KrL 216 RA 23
-
*Quacksalber: ursprünglich ein laut (quakend) auf Märkten Salben
anpreisender Arzt KrL 217
-
die *Quintessenz KrL 217
-
ich fühle mich wie ge*rädert KrL 218 RA 24
-
außer *Rand und Band sein: bezieht sich auf ein auseinanderfallendes
Faß; sind Randeinfassung und Bänder gelockert, fallen die
Seitenbretter (Dauben) und Bodenteile auseinander KrL 218
-
jm den *Rang ablaufen -> KrL 219
-
die *Ratten verlassen das sinkende Schiff KrL 219
-
jdm *Rede und Antwort stehen \ o- jdn zur *Rede stellen / KrL 220
-
ein altes *Reff: eig. Segelkürzvorrichtung; ein Schiff mit gerefften
Segeln bietet einen weniger schönen Anblick KrL 220; -> alte Fregatte;
WAHRIG 1986,1048M bietet als 2. Bedeutung 'Rückentrage,
Tragegestell' < ahd. ref vermutl. zu idg. *kereib 'krümmen', verwandt
mit -> Harfe, -> Harpune, -> rümpfen und -> Korb
-
nach allen *Regeln der Kunst KrL 220
-
der *Rest ist für die Gottlosen KrL 221
-
jdm den *Rest geben KrL 221
-
hier/bei mir liegen Sie *richtig KrL 172
-
große *Rosinen im Kopfe haben KrL 221
-
das müssen wir im Kalender *rot anstreichen KrL 221
-
er ist wieder ans *Ruder gekommen KrL 222
-
einen *Rüffel bekommen 'Verweis, Rüge' < nd. Ruffel 'Rauhhobel'
WAHRIG 1986,1083M
-
in den *Sack hauen Krl 223
-
sein *Schäfchen ins trockene bringen: eig. v. Schepken 'Schiffchen';
KrL 227
-
*salbadern KrL 223; nach WAHRIG 1986,1092R Herkunft
ungeklärt!
-
den Kopf in den *Sand stecken KrL 224 (die Strauße tun es aber nicht!)
-
mit jdm *Schabernack spielen KrL 225
-
jdn in *Schach halten KrL 226
-
eine *Scharte auswetzen RA 25
-
um jdn herum*scharwenzeln KrL 228
-
er kann nicht über seinen *Schatten springen KrL 228
-
*scher dich zum Teufel KrL 229
-
aufpassen wie ein *Schießhund: wie ein schießfester Polizeihund
KrL 229; besser Herleitung vom Vorstehhund des Jägers (ab 1700 ff.)
bei KÜPPER 7 (1984)
-
mit allen *Schikanen KrL 230
-
etw im *Schilde führen KrL 230
-
jdn auf den *Schild heben KrL 230
-
der Amts*schimmel KrL 231
-
mit jm *Schindluder treiben KrL 231 (vgl. hess. Schinnaas)
-
jdn beim *Schlafittchen nehmen: Schlafittich 'Rockschoß' < Schlagfittich
'Flügelschwungfedern der Gans 'WAHRIG 1986,1121R; KrL
232 f.
-
im *Schlamassel sitzen: vermutl. von jidd./dt. schlimm + mazol 'schlimmes
Glück' (in Prügung entspr. engl. bad luck, misfortune) KrL
235
-
jdm auf die *Schliche kommen / hinter jds Schliche kommen: < mhd. slich
'leise gleitender Gang'; Schlich nach WAHRIG 1986,1126R a.
'Schleiferschlamm, feinkörniges Erz'. Synonym sind
SCHLICHE und KNIFFE i.S.v. 'raffinierte Techniken,
Methoden'
-
*Schmiere stehen: v. hebr. schemirah 'Bewachung, Beaufsichtigung' KrL 235
; jidd. schmiro 'Bewachung, Wüchter' zu hebr. schamar 'bewachen'
WAHRIG 1986,1132M
-
sich freuen wie ein *Schneekönig: -- ist ostmd. der Zaunkönig;
dessen freudiger Gesang dient als Grundlage dieser RA; ->
WAHRIG 1986,1135R
-
jm ein *Schnippchen schlagen; < frnhd. schnipp 'schnelle Bewegung einer
Schere', a. 'Schnalzer mit dem Mittelfinger' (als Ausdruck
gutmütig-hämischer Schadenfreude) WAHRIG 1986,1137
MR
-
einen *Schnitzer machen 'Fehler begehen'; keine Deutung bei
WAHRIG 1986,1138LM; Schnitzer vermutl. für 'mit einem
scharfen Gegenstand beigebrachte Verletzung oder Zerstörung' WN 131289am
DSA; KÜPPER 7(1984) deutet es als 'einen fehlerhaften
Schnitt (beim Holzschnitzen) tun und dadurch das Werk verderben'
-
Das ist mir (völlig) *schnuppe 'gleichgültig, egal': nach
WAHRIG 1986,1138R eine Berliner RA aus dem 19. Jhd. mit der
Bed. 'das ist mir so gleichgültig wie eine SCHNUPPE
'verkohltes Dochtende' < mnd. snu(p)pe zu snuppen 'schnupfen', "weil das
Säubern des Kerzendochtes dem Naseputzen ähnlich ist"
-
etw geht/klappt wie am *Schnürchen: vermutl. 'als wenn man Marionetten
an den Schnüren tanzen lüßt'; nach
KÜPPER 7(1984) auch von Richtschnur der Maurer
-
jm die Schuld in die *Schuhe schieben: Motivation dieser alliterierenden
RA (3x sch-) unklar; vermutl. als Hindernis, weil dann die Füße
beengt sind und man nur noch unbequem und unter Schmerzen laufen kann WN
131289am DSA
-
jm die kalte *Schulter zeigen: vermutl. die rechte, dem Herzen fernere und
deshalb als kälter angesehene WN 131289am DSA; lt. OED II(1933) ab 1816
(Walter SCOTT) die RA to show sb the cold shoulder;
wurde im 19. Jhd. nach KÜPPER 7(1984) ins Dt.
übernommen
-
mir *schwant etwas: im Ravensberger Idiotikon von 1790 heißt es bereits
'et schwanet mi' = ich ahne es
-
*Schwein haben 'Glück haben': nach KrL 242 vom Kartenspiel des 16. Jhds.
her: Auf der höchsten Karte, dem Schellendaus oder -as (daher 'ei der
Daus'!) war ein Schwein abgebildet; das AS hieß im dt. Kartenspiel
DAUS oder SAU; nach KÜPPER, Illustriertes Lexikon der
dt. Umgangssprache 7(1984),2595 gab es früher, bei Wettspielen,
Schützenfesten u.ü. als Trostpreis für den letzten Sieger
ein Schwein, daher der Name der seit 1800 ff. belegten RA
-
*Sperenzchen machen: v. mlat. sperantia '(hinhaltende, trügerische)
Hoffnung', angebl. volksetymolog. kontaminiert (vermengt) mit 'sperren' i.S.v.
'hin-, aufhalten'
-
sich etw hinter den *Spiegel stecken
-
den *Spieß umkehren/umdrehen KrL 245
-
*Spießbürger: ursprünglich ein mit einem Spieß bewaffneter
Bürger einer mittelalterlichen Kleinstadt KrL 245 f.
-
etw *springen lassen
-
jdm auf die *Sprünge helfen KrL 246 f.
-
über jdn den *Stab brechen KrL 247
-
bei der *Stange bleiben KrL 248, RA 28 o.
-
jdm die *Stange halten RA 27 u.
-
sich aus dem *Staub(e) machen KrL 248 f.
-
dem werde ich es noch *stecken KrL 249
-
aus dem *Stegreif KrL 249 (mhd. stegreif = Steigbügel)
-
der *Stein des Anstoßes
-
bei jm einen *Stein im Brett haben
-
*Stein und Bein schwören: st. und b. sind Symbole der Festigkeit (hier:
des Charakters); -> KÜPPER 7(1984)
-
jn im *Stich lassen KrL 251,RA 28
-
*Stichproben nehmen RA 28 u.
-
einen *Stiefel vertragen können
-
jm geht etw gegen den *Strich
-
der *Sündenbock KrL 256; nach 3. Mose 16, 21 f.: "Da sol denn Aaron
seine beide hende auff sein heubt legen / vnd bekennen auff jn alle missethat
der kinder Jsrael / vnd alle jre vbertrettung / in alle jren sunden / vnd
sol sie dem Bock auff das Heubt legen / vnd jn durch einen Man der furhanden
ist / in die wüsten lauffen lassen / das also der Bock alle jre missethat
auff jm in eine wildnis trage / vnd lasse jn in die wüste." (Luther-Bibel
1545)
-
*Süßholz raspeln 'schöntun, jdm den Hof machen'; bei Hans
SACHS (1494-1576) heißt es 'süßes Holz ins
Maul nehmen' i.S. von 'süße= wohlklingende Rede'; nach
KÜPPER 8(1984),2809 ist die RA vermutl. studentischerseits
im 19. Jhd. geprügt worden; es ist jedoch nicht klar, weshalb
'süßes Holz' und 'raspeln' zur Prügung der RA verwandt wurden
und ob es sich nicht vielleicht um eine Art der Verarbeitung von Zuckerrohr
handelt. WN 131289pm DSA
-
etw aufs *Tapet bringen: Tapet = 'Bespannung von Konferenztischen' < frz.
tapis [mlat. tapetum] 'Wandteppich' WAHRIG 1986,1263M
-
ein *Techtelmechtel 'Liebschaft' anfangen mit jdm: < österr. dechtlmechtl
'geheimes Einverständnis', vielleicht aus ital. teco meco 'ich mit dir,
du mit mir' = 'unter vier Augen' WAHRIG 1986,1268 LM; RA 29
o.
-
das *Tischtuch zerschneiden zwischen -- KrL 260
-
*Torschlußpanik: bis ins 19. Jhd. hinein mußten abends die Stadttore
geschlossen werden; wer fremd war, mußte bis dahin die Stadt verlassen
haben und konnte in Panik geraten, wenn er vor dem bereits verschlosssenen
Tor ankam. KrL 261
-
im *Tran sein KrL 262, RA 29
-
ein *Treppenwitz; von frz. esprit d'escalier; Einfall, den man erst beim
Weggang (a.d. Treppe) hat; -- der Weltgeschichte KrL 262 (nach e. Buch von
W.L. Hertslet, 1839-1898)
-
einen *Türken bauen 'etw. vortäuschen' KrL 265 RA 29
-
bis zum *TZ KrL 265, RA 29
-
jdn *überführen RA 29
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jdn *veräppeln: v. jidd. eppel 'nichts'
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*verballhornen KrL 268
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sich in etw. *verbeißen KrL 270
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sich *verfranzen KrL 270
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jd zu etw *verknacken 'verurteilen, einsperren' KrL 270 RA 26
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*verschütt gehen: us nd. schütten 'einsperren' RA 29
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sich *verzetteln KrL 271
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jdn für *vogelfrei erklüren: eine alte sog. Friedloserklärung;
der Leichnam des so Geächteten war den Vögeln zum Fraße
freigegeben KrL 272
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jm auf den *Wecker fallen 'nervös machen, anhaltend belästigen':
syn. -> jdm auf den Geist (neuerdings auch: den Keks) gehen; jdm auf die
Nerven fallen, auf den Nerv gehen, jdn nerven (du nervst [mich]); Wecker
als Sinnbild des Alarmrufes, der Alarmierung hier bildlich für
'höchste Alarmbereitschaft der Nerven'; a.d.W. fallen auch i.S.v. 'beim
Fallen den Alarmknopf (Wecker) betätigen'; WECKER nennt
man nümlich auch eine Alarmklingel, z.B. die Klingel des Telefons.
WAHRIG gibt keine Deutung
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der *Zankapfel KrL 283
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sich ins *Zeug legen 'ins Geschirr legen wie ein landwirtschaftliches Zugtier'
KrL 286
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eine *Zigarre bekommen/jm eine Zigarre verpassen 'Verweis, Rüge, Anpfiff':
KÜPPER 8(1984) gibt soldat. Herkunft an. Vermutl. iron.
RA, weil das Geschenk einer Zigarre z.B. an Bedienstete oder Gäste immer
als Beweis von Gastfreundschaft bzw. Huld angesehen wurde.
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auf keinen grünen *Zweig kommen: der gr.Z. (vgl. auch den Zunamen
Grünzweig) ist Sinnbild der Fruchtbarkeit, des Gedeihens; RA
existiert lt. KÜPPER 8(1984) bereits seit Ende des 15.
Jhds.(c)
(c) W. Näser 1989 ff. Neu gesetzt 28.9.2006. Änderungen, Korrekturen
und Ergänzungen vorbehalten.