Jugend und Gewalt *)

von Bruno Robert Leberciuc, Brasov/Rumänien (Juni 2000)

Die Aggressivität der Jugend von heute ist mehr als offensichtlich und beeinflußt unser tägliches Leben in einer Weise, die uns noch nicht ganz begreiflich erscheint: die kleinen Ganoven von heute werden zu den Verbrechern von morgen! Es ist auch nicht verwunderlich, daß die Jugend so gewaltbereit ist, denn in der Zeitung oder im Fernsehen ist man damit konfrontiert. Die Hemmungen werden durch die Abstumpfung dessen, was man als Gewissen ansieht, abgebaut. Rambo oder Robocop, aber auch Dirty Harry oder Terminator sind zu Vorbildern der Jugend geworden. Die Tausende von Morden und Totschlagsfällen, die jährlich im Fernsehen gezeigt werden, sind alltäglich geworden.

Viele begründen ihre Gewalttätigkeit auch damit, daß die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen ihnen nicht mehr genügen. Programmatisch begründen Jugendliche ihre Gewalttaten mit ihrer politischen Überzeugung. Trotz aller Entschuldigungen bleibt die Gewalt Gewalt und bleiben die Opfer nicht gerecht behandelt.

Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz sind viel zu barmherzig und gehen mit Samthandschuhen mit solchen Tätern um. Sie glauben, daß, wenn sie die Jugendlichen in der Obhut der Familie belassen, eine neue Straftat nicht mehr begangen wird. Täter, die unter 18 Jahren sind, werden mit Milde von der Justiz behandelt, obwohl man jetzt mit Härte ein Exempel statuieren müßte, auch wenn das die Psyche der Jugendlichen tief(gehend) angreifen würde. Es gibt viel zu wenige Mittel für die Prävention der Jugendkriminalität und auch keine konkreten Schritte, um solche Mißstände zu beheben.

In der Schule fängt alles an. Das antiautoritäre Konzept der 70er hat eine Krise im Erziehungssystem hinterlassen. Auf dem Schulhof profiliert sich der künftige Verbrecher. Die erste Rangelei, die ersten Konflikte mit Mitschülern sind entscheidend für die Weiterentwicklung.

Die Schule muß zum Vorbild werden und die Rolle der Lehrer und Pädagogen muß verstärkt werden. Sie müssen keine Polizei- oder Ordnungskräfte werden, sondern nur eine Rolle als Vorbilder und Erzieher ausfüllen. Meistens ist die Interesselosigkeit der Lehrer eine Ursache dafür, daß Jugendliche keine Autorität mehr anerkennen.

In der Bundesrepublik Deutschland ist die Rate der Jugendkriminalität nach 1990 stark gestiegen. In den neuen Bundesländern sind die arbeits- und aussichtslosen Jugendlichen mehr und mehr zur Gewalt bereit. Arbeitslosigkeit kann dafür als eine Ursache angesehen werden. Rechts- oder linksradikale Gewalt ist der Jugend nicht fremd, denn die meisten von ihnen vertreten solche Ansichten.

Die Lösung des Problems wäre eine stärkere Vorbeugung durch soziale und pädagogische Maßnahmen. Eine härtere Bestrafung für Jugendliche ist angebracht, denn die milden Strafen bringen keine Änderung ihres Verhaltens. Man kann nicht die Jugendkriminalität auf 0 senken, aber mit einem entschiedenen Durchgreifen der Institutionen kann sie drastisch gesenkt werden.

Eine der Folgen dieser Mißstände ist auch die Situation, die in den letzten Jahren in der Bundeswehr aufgetreten ist. Da haben Soldaten Vergewaltigungen und Morde vorgetäuscht, was zu einem riesigen Skandal geführt hat.

Meiner Ansicht nach muß man mehr für die Jugend tun. Die zuständigen Institutionen müssen ihre Rolle ernster nehmen und eine stählerne Faust beim Durchgreifen haben. Man muß auch die Verbrechen, die mit Drogen und Jugendlichen zusammenhängen, viel genauer untersuchen, denn die Drogen sind auch an diesem Phänomen beteiligt und teilweise schuld.

HTML: W. Näser 19.6.2000
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*) entstand als schriftliche Arbeit in meiner Übung "Wörter und Wendungen in der aktuellen deutschen Zeitungssprache" (Sommersemester 2000) anläßlich eines thematisch entsprechenden Artikels der "Oberhessischen Presse".