Dr. Wolfgang Näser: Wörter und Wendungen in aktuellen deutschen Zeitungstexten * SS 1998
Text 2: Auszüge aus der OBERHESSISCHEN PRESSE vom 7. und 8. Mai 1998
[7.5.1998]
[1] Marburger Uni-Senat wirft
Regierung Täuschung vor
Kritik an finanziellen Einschränkungen
Marburg. Hessens Landesregierung spart nach Ansicht des Marburger
Hochschulsenats die Universitäten
kaputt.
Sie habe allerdings nicht den Mut, das Schrumpfen der Universitäten
als politisches Ziel zu benennen, kritisierte der Senat in einem am Mittwoch
veröffentlichten Protest-Beschluß gegen neue, von der
Landesregierung verordnete Sparmaßnahmen. Das Gremium
wirft der Regierung ein "großes Täuschungsmanöver"
vor, habe sie doch nach den Studentenprotesten im Herbst für
dieses Jahr mehr Mittel für die Hochschulen versprochen. Der
Beschluß wurde vom Senat der Universität bei einer
Enthaltung ohne Gegenstimmen verabschiedet.
"Die Philipps-Universität nimmt mit Unverständnis und Verbitterung zur Kenntnis, daß die Landesregierung den Hochschulen weitere schwerwiegende finanzielle Einschränkungen auferlegt", heißt es in dem Beschluß. Nachdem der Marburger Hochschule Anfang April die bereits während der Studentenproteste zugesagten Mittel eines Sonderprogramms für Bibliotheken in Höhe von 1,2 Millionen Mark in Aussicht gestellt worden seien, zeige sich jetzt, daß diese Zuwendungen offensichtlich durch zusätzliche Kürzungen im Personalhaushalt mittels Stellensperre erwirtschaftet werden sollten.
Der Senat rechnet vor, daß die von Wiesbaden über die
Besetzungssperre geforderten 760 "Sperrmonate" rund 63 Stellen
und damit rund 5,5 Millionen Mark Einsparungen beinhalten. "Damit
werden gegenüber 1997 sogar noch weitere 1,7 Millionen Mark abgezogen",
klagt der Senat. Den 17500 Marburger Studierenden stünden zwar einige
zusätzliche Bücher zur Verfügung, auf der anderen Seite
verlören sie jedoch in wesentlich größerem Umfang
Lehrkapazität und Betreuungspersonal. Die
Philipps-Universität werde damit, wie auch die anderen hessischen
Hochschulen, zunehmend finanziell ausgehungert und in ihrer
Funktionsfähigkeit schwer beeinträchtigt. "Unmittelbar
gefährdet sind Lehrveranstaltungen und Praktika,
Forschungsarbeiten und das Offenhalten von Bibliotheken", heißt es.
Der seit Jahren bereits immer stärker werdende finanzielle Druck hat
bereits laut Senat die nationale und internationale
Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Universitäten schwer
beinträchtigt.
[8.5.1998]
[2] Marburg. 21000 Mark hat die Marburger CDU 1996 für
Geschenke, Werbung und Reisen ausgegeben - abgerechnet
über die Fraktionskasse.
von Andreas Lukesch
In einem internen Bericht des Marburger
Rechnungsprüfungsamtes, der der OP vorliegt,
beanstanden die Prüfer Aufwendungen der Marburger
CDU-Fraktion in Höhe von insgesamt 20933,62 Mark, die nicht
über die Fraktionskasse hätten abgerechnet werden dürfen.
Darunter finden sich mehr als 12000 Mark an Werbekosten und etwa 4000 Mark
Flug- und Nebenkosten einer Reise von Oberbürgermeister Dietrich
Möller mit vier Stadtverordneten nach Maribor.
Sämtliche Fraktionen erhalten monatlich aus der Stadtkasse vom Büro
des Stadtverordnetenvorstehers 500 Mark pauschal plus 250 Mark pro
Stadtverordnetem. Der CDU-Fraktion wurden somit 1996 insgesamt 60000
Mark überwiesen.
Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung sind laut Rechnungsprüfungsamt fraktionsübergreifend keine Seltenheit. CDU-Geschäftsstellenleiterin Gisela Schultheiß sieht im Ergebnis der Rechnungsprüfung ein Problem mangelhafter Richtlinien: "Wir wußten damals nicht genau, was wir aus den Fraktionszuschüssen bezahlen dürfen. Jetzt sind wir schlauer, 1997 ist uns das nicht mehr passiert."
Am Nachmittag trafen sich nach Polizeiangaben rund 150 künftige
Schulabgänger auf dem Marktplatz und stießen mit
Sekt und Bier auf den Schluß der schriftlichen Prüfungen
an.
Gegenüber der OP sagten einige Abiturienten des Gymnasium Philippium,
sie bedauerten die geringe Beteiligung der Schulabgänger an der
Marktplatz-Feier.
Bei der Marburger Polizei gingen mehrere Beschwerden wegen Lärms und zerbrochener Glasflaschen ein, "doch besondere Vorkommnisse gab es nicht", so eine Polizeisprecherin. Ordnungsamtschef Dieter Oberländer kommentierte: "Die Feier ist so abgelaufen wie in den vergangenen Jahren".
Beendet ist die Schulzeit der "abituri" (lateinisch für: "diejenigen, die weggehen werden") jedoch erst Mitte Juni: Da müssen sie die mündlichen Prüfungen bestehen.
AUFGABEN:
Vorläufige Wortliste (unbearbeitet)
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