Von Wolfgang Näser, Marburg
Im Gegensatz zum DOS-konformen, 'pflegeleichten' Windows 3.11
läßt sich, wie viele Anwender in den letzten fünf Jahren
leidvoll erfuhren, das ebenfalls modulare, jedoch ungleich kompliziertere
Windows 95 nicht ohne weiteres per Kopie sichern und
zurückschreiben. Das liegt zum einen an den sog. langen Dateinamen,
zum anderen an bestimmten Dateien (*.dat, *.gid), die irgendwo versteckt
(+ hid) im System hocken und in der Regel *) von DOS nicht gelesen werden,
sowie anderen (*.lnk), deren Plazierung (Allokation) kritisch ist. Es
genügt nicht, im betreffenden Laufwerk (volume) der Betriebspartition
das gesamte \windows auf einen Sicherungsdatenträger zu kopieren und
auf dem DOS-Wege durch Zurückschreiben zu restaurieren. Werden dabei
wichtige Dateien bzw. Directories vergessen, so läuft Windows 95 nicht
an, der User wird gebeten, es neu zu installieren, und dies wiederum erfordert
gerade bei der ersten Systemvariante 95 A ein hohes Maß an Interaktion
und eine Präsenz aller für bestimmte Hard- und Software nötigen
Installations- bzw. Treiberdisketten.
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*) xcopy <Datei> /h kopiert allerdings alle verborgenen und
als +sys deklarierten Dateien (-> Windows 95, Tech. Referenz, S. 1195)
Ein Fortschritt würde darin liegen, das anwenderspezifisch
konfigurierte (customized) Windows 95 als System-Paket zu sichern und
Möglichkeiten des verlustfreien Rückschreibens zu finden, bei dem
Anläßlich eines hartnäckigen Parity-Boot-Virus und
der Notwendigkeit, eine in vielen Schritten optimal konfigurierte Festplatte
ab ovo neu zu bespielen, erprobte ich einen methodischen Ansatz, der
sich bisher in zwei Fällen (16.9./19.9.99) als praktikabel erwies.
Zielvorgabe war bzw. ist, eine komplette Windows-95-A-Installation zu
sichern und ohne Neueinrichten auf das entsprechende Laufwerk
so zurückzuschreiben, daß sich das Windows 95 starten und
sofort betreiben läßt. Kern der Systemsicherung sind die
variablen Daten (vor allem die Registrierdatenbank
system.dat), die den jeweiligen aktuellen Stand der anwenderspezifischen
Konfiguration dokumentieren. Für eine solche Sicherung benötigen
wir
Die jeweilige Sicherungs-CD dokumentiert die zu einem bestimmten Zeitpunkt vorliegende Anwenderkonfiguration mit allen individuellen Betriebsdaten. Jede Sicherung erfolgt auf einer eigenen Single-Session-CDR. Haben Sie in einem Jahr dreimal gesichert, so liegen Ihnen also 3 Windows-95-Arbeitspakete vor, die sich jeweils komplett zurückschreiben lassen. So können Sie z.B. bestimmte Konfigurationen, mit denen Sie nur selten arbeiten, archivieren und bei Bedarf zu neuem Leben erwecken.
Eine zusätzliche Service-CD enthält konstante Daten
und Programme, mit denen Sie jedes gesicherte Win-95-Gesamtpaket
unabhängig von dessen Version zurückschreiben und damit im
Schnellverfahren reaktivieren und ggf. ergänzende Prüfungen
durchführen können:
Vor der Sicherung Ihres Win-95-Pakets löschen Sie zunächst unter
DOS mit XTree Gold (-> Global View) auf der gesamten Partition alle
auf 'null Bytes' gesetzten Dateien und möglichst
auch alle *.tmp. Von Win 95 aus aktivieren Sie dann z.B. den Easy CD Creator
und schreiben (als single session, s.o.) auf die
Sicherungs-CD
Ist Ihre Festplatte irgendwann so virenverseucht, daß sie repartitioniert und reformatiert werden muß, oder wollen Sie auf einer neuen Festplatte im Schnellverfahren ein arbeitsfähiges Win-95-Paket einrichten, so bietet, sofern alle Details beachtet werden, die CDR-Rücksicherung eine ebenso elegante wie zeitsparende Alternative zur interaktiven Neu-Installation von der Original-CD oder gar von Disketten: vor allem jedoch dann, wenn die Installations-CD defekt ist und Sie keine Sicherungskopie besitzen oder wenn Ihnen bestimmte abzufragende Installationsdaten abhanden gekommen sind.
Zur Rückeinspielung von Windows 95 verfahren Sie so:
------- Zurückschreiben von Win 95 / Vorbereiten des System-Boots-----------
--------------------------- System-Reboot ------------------------
------- Win 95 nachkonfigurieren u. (registrierte) Anwendungen einkopieren -------
Da sich in der [korrekt] zurückgeschriebenen \win95a\system.dat (s. auch unten) Ihre Registrierdaten befinden, können Sie ohne Neu-Installation und -registrierung alle Anwendungsprogramme dann starten, wenn alle Pfadangaben und Links denen der originalen Win-95-Installation entsprechen (wie sinnvoll es ist, system.dat und user.dat als protokollarische Module zu sichern und in das System zu re-integrieren, habe ich bereits im Haupttext geschildert).
Schwierigkeiten treten dann auf, wenn Ihre Partition mehrere Logische Laufwerke (Volumes) besitzt und Sie bestimmte Anwendungen im falschen Volume plazieren. Dann startet zwar das Programm, Sie müssen es aber ggf. neu registrieren. Schreiben Sie Ihr \win95 ins falsche Volume zurück, geht nichts mehr, weil im Win-Gesamtpaket alle Pfade und Links und vor allem die Registrierdatenbank auf das originale Volume verweisen.
Wird ein Treiber angemahnt, so geraten Sie nicht in Panik: löschen Sie
die entsprechende Pfadangabe entweder in system.ini oder schreiben
Sie von Ihrer Sicherungs-CD (oder einer anderen) das entsprechende Directory
mit dem Treiber zurück.
Mit der hier beschriebenen Verfahrensvariante (a) wurde erstmals am 16.9.99 eine nach Virenbefall neu eingerichtete Festplatte (1 GB, Ez-Drive-Partition, Volumes C,D,E,F,G) für alternatives Win 3.11 und Win 95A restauriert und am 19.9.99 nach der Variante (b), d.h. ausschließlich mit dem DOS-Navigator 1.4.2, von derselben Sicherungs-CD eine nur 540MB große, ebenfalls in C,D,E,F,G partitionierte HD durch selektives (auszugsweises) Kopieren (und nachträgliches 'Verschlanken') für Spar-Varianten beider Betriebssysteme eingerichtet. Weitere Versuche sind geplant, evtl. neue Resultate werden hier mitgeteilt. In diesem Zusammenhang wäre auch zu untersuchen, ob sich ein fertig konfiguriertes Win-95-Paket (A oder B) etwa per Laplink Pro zwischen zwei mit nur 350-MB-Platte und 486DX50-CPU arbeitenden Notebooks (Thinkpad 755C) übertragen und dann auf dem Tochtergerät aktivieren ließe.
Bitte beachten Sie bei derartigen Sicherungen die urheberrechtlichen Bestimmungen. Sicherungs-CDs verstehen sich als Verfahrens-Dokumentationen und dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden. Denken Sie daran, daß Ihre Sichrungs-CD in Gestalt der Registrier-Datenbank wertvolle persönliche Betriebsdaten enthält, und schützen Sie die CD vor Mißbrauch und Wegnahme (in diesem Zusammenhang sollte man auch darüber nachdenken, wie größere Mengen von On- oder Offline-Rechnern in Firmen und Behörden besser zu sichern [und vor externem Zugriff zu schützen] wären).
Verwenden Sie Win 95 B und arbeiten Sie nicht mit FAT 32, so können Sie wie oben beschrieben sichern und müssen im Falle (a) ihre frische Festplatte danach zunächst für Win 95 A und mit Win 3.11 einrichten; unter Win 3.11 schreiben Sie alle Directories und Dateien zurück, booten dann neu von Diskette aus, übertragen die geänderten System- und sonstigen Dateien auf C:\ bzw. C:\DOS und löschen dann C:\WINDOWS, falls Sie dort enthaltene Module (z.B. Treiber) und Programme (z.B. WRITE) nicht mehr benötigen. Im Falle (b) arbeiten Sie lediglich mit dem DOs-Navigator, der danach auf der Festplatte verbleibt und sogar unter Windows 95 B weiter funktioniert.
Nach einem Neustart müßte Ihr Windows 95 B anlaufen, sofern alle aus C:\ und dem Win-95-Betriebslaufwerk gesicherten Dateien korrekt (d.h. vollständig und an den richtigen Ort) zurückgeschrieben und keine Datei-Attribute und Dateinamen verändert wurden.
21.9.99
Soweit festgestellt werden konnte, arbeitet der DOS-Navigator (DN 1.4.2 und
1.50) auch in dem mit FAT 32 arbeitenden Windows 98. Wenn Sie dessen
win.com in win98.com umbenennen, zeigt sich nach dem Booten
der altbekannte DOS-Prompt (C:\) und können Sie auch in dieser
ungewöhnlichen Umgebung nostalgischen Betriebstechniken frönen,
d.h., sofern das CD-Laufwerk aktiv ist, von dort aus mit DN beliebige Dateien
(auch +hid / +sys) auf die Festplatte übertragen - und dort verarbeiten.
Eine ganze Menge nützlicher DOS-Utilities können Sie dort auch
einsetzen und z.B. mit Qedit größere ASCII-Texte editieren.
Im Gegensatz zum überragenden Win Commander (s.o.), der auch unter Win 98 brav seinen Dienst verrichtet, kann der DOS-Navigator nur dann in Archive (ZIP, ARJ usw.) hineinsehen, wenn Sie jedesmal den zugehörigen [integrierten] Packer deklarieren, dann aus solchen Archiven ausgewählte Dateien extrahieren und an einen definierten Ort kopieren. Inwiefern ein wie oben geschildertes Gesamtsystem-Zurückschreiben aus umfangreichen [CD-]Archiven möglich ist, muß noch erprobt werden (zu PKUNZIP vs. UNZIP s. Haupttext).
Zurückschreiben können Sie nur unter dem Betriebssystem, mit dem Sie gesichert haben. Haben Sie per Windows Commander Ihr Windows 98 als Directory unkomprimiert, d.h. ungepackt, auf die CD gesichert, so dürfte von dort aus auch mit dem DOS-Navigator ein Zurückschreiben des kompletten hierarchischen Systems möglich sein, vorausgesetzt, Sie haben zuvor nach dem initialen Disketten-Boot (s.o.) die Festplatte durch <sys c:> mit dem korrekt auf FAT 16 oder FAT 32 zugeschnittenen Win-98-DOS bespielt; bevor Sie die Festplatte zum ersten Mal unter echten Win-98-Bedingungen booten, müssen auch die zuvor gesicherten Sonder-Dateien (system.1st u.a.) zurückgeschrieben sein; auch der Dos-Navigator sollte sich auf der Platte befinden. Sie sollten zunächst nur bis zum DOS-Prompt hochfahren, damit Ihnen dieser Prozeß erhalten bleibt, falls mit dem Win-98-Start etwas (noch) nicht klappt und Sie daher - von DOS aus - irgendwelche Modifikationen oder Ergänzungen vornehmen müssen.
22.9.99
Verwenden Sie Windows NT 4.0, so sollten Sie in regelmäßigen
Abständen auch dieses als anwenderspezifisch konfiguriertes Paket auf
CD-ROM sichern und dabei nicht vergessen, die im Root befindlichen,
auf Ihre Installation bezogenen Sonder-Dateien miteinzubeziehen. Sollte Ihr
Windows NT dann eines Tages zusammenbrechen und re-installiert werden
müssen, so können Sie sich vielleicht in der oben geschilderten
Weise helfen.
8.1.2003
Auch Windows 2000 und 2003 (incl. der Server-Familien) lassen
sich entsprechend sichern und zurückschreiben. Wichtig sind hierbei
die Bereiche "Dokumente und Einstellungen" (documents and settings)
sowie C:\windows\system32\config\, die mit allen Einträgen
bzw. Dateien zu sichern sind (was, wie in
bsarbtip.htm beschrirben,
nur mit einem zweiten OS möglich ist). Da es sich hier - vor allem in
\windows\ - um sehr komplexe Strukturen und hunderte von Dateien handelt,
empfieht es sich, das Ganze zu "zippen" und dann - mit einem geeigneten
Dateiverwaltungsprogramm (optimal dem windows bzw. total
commander) auf eine CD zu brennen. Da Sie unter NTFS nicht ohne
weiteres von Fremdlaufwerken und mit beliebigen Betriebssystemen booten (und
zurückschreiben) können, sollten Sie bei allen Installationen das
File-System prophylaktisch FAT 32 verwenden.
Ohne Gewähr. Änderungen und Ergänzungen vorbehalten.
(c) Dr. Wolfgang Näser, Marburg
Stand: 8.1.2003