Wider das Schubladen-Denken - für eigene
Meinung und Verantwortung
Dr. Wolfgang Näser, Marburg 1996 ff.
Abgesehen davon, daß sich hinsichtlich meiner Ausführungen
möglicherweise das eine oder andere heraus- bzw. hineininterpretieren
läßt, möchte ich an dieser Stelle klarstellen und betonen,
daß meine kritischen Ausführungen zum
Bonner Sparpaket, zur
Rechtschreibreform oder zum
Kosovo-Krieg nicht zum Anlaß
genommen werden sollten, meine Worte bzw. mich, den Verfasser, für
irgendwelche radikalen Denkansätze zu vereinnahmen bzw. mich vor einen
wie immer gearteten rechts- bzw. linksradikalen Karren zu spannen. Denn ich
bin nach wie vor
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für eine im Geiste der Freundschaft und des
Verständnisses vorgehende Ausländerpolitik (denn
Ausländer bereichern unseren Horizont und weltweite Freundschaft verhindert
Kriege), damit auch
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für weltweite Toleranz in bezug auf Ideologien,
Religionen und sonstige Denkansätze, sofern diese nicht
das Ziel haben, freiheitlich-demokratische und auf Toleranz aufbauende Systeme
zu zerstören
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für uneingeschränkten, staatlich optimal geförderten,
weltweiten Kulturaustausch auf allen Ebenen
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für ein ressentiment-freies, zukunftsorientiertes Zusammenarbeiten
aller Völker und Staaten
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für weltweite Ächtung und Verfolgung von
Menschenrechtsverletzungen, auch wenn diese religiös verbrämt
werden, deshalb auch
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für weltweiten Kampf gegen staatliche und religiös-ideologische
Unterdrückung, gegen Gewalt, Apartheid, Rassismus
(auch sogenannte "ethnische Säuberungen"), Vertreibung
und Genozid
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für eine global an einheitlichen moralischen und ethischen Kriterien
orientierte Geschichtsschreibung. Wenn es irgendwo Unrecht gibt, dann
darf dieses in keinem Falle mit einer opportunistischen Elle gemessen werden!
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für politische Wahrhaftigkeit und wissenschaftliche
Redlichkeit (Menschlichkeit = oberste Maxime)
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für eine in wichtigen Fragen (z.B. Lohnfortzahlung, Rechtschreibreform,
Kriegsteilnahme, Einwanderung usw.) plebiszitär handelnde
Demokratie
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für eine global einheitliche, den Bedürfnissen politisch
Verfolgter entsprechende Asylpolitik
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für eine Einwanderungspolitik, die integrations- und arbeitswilligen
Immigranten eine von sozialen Budgets unabhängige Erwerbstätigkeit
und damit eine eigenverantwortliche Zukunft ermöglicht.
Andererseits bin ich dagegen, daß
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fremde Länder betreffende religiöse und soziale Konflikte auf
deutschem Boden ausgetragen werden (dazu gehören auch die unsere
innere Sicherheit gefährdenden Anschläge und Autobahnblockaden
kurdischer Extremisten)
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fremde Geheimdienste und Regierungen terroristische Anschläge,
gleich gegen wen, auf deutschem Boden unternehmen und daß solche
Anschläge womöglich aus opportunistischen Gründen (z.B.
Handelsbeziehungen) unter den Teppich gekehrt werden
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junge Menschen hierzulande nicht einmal ein Jahr ihres Lebens dafür
aufbringen wollen, etwas für das Gemeinwohl ihres Landes zu
tun - sei es als Soldaten, im Wehrersatzdienst oder in Form eines
freiwilligen sozialen Jahres. Totalverweigerer und Nihilisten
handeln asozial. Sie lieben im Grunde nur sich selbst, und die
Mitmenschen sind ihnen egal. Wer nicht hinausgeht und etwas für andere
tut, wer nicht zum Wohle der Gemeinschaft tätig wird, der kann nichts
bewirken und nichts verbessern. Wären alle dermaßen egoistisch,
nihilistisch und gleichgültig, dann gäbe es auch keine
Hilfsorganisationen wie zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger oder Menschen, die sich wie z.B. der Schauspieler
Karl-Heinz BÖHM um die Linderung der Not in Afrika kümmern.
Auch wenn die gegenwärtige Situation mit ihrem kaum mehr nachvollziehbaren
Wandel in eine neue, unbarmherzige, unmenschliche, nur dem Egoismus und dem
schnellen Gewinn verpflichtete Gesellschaft zu führen scheint, sollten
wir uns weiterhin bewußt sein, welch hohen Stellenwert gerade jetzt
Mitmenschlichkeit und Gemeinsinn einnehmen und daß gerade sie die besten
Garanten dafür sein können, daß wir nicht völlig in
eine von weltweitem Hyper-Kapitalismus und menschenfeindlichem Utilitarismus
geprägte Barbarei abdriften.
(c) W. Näser, MR * 3. (neu gesetzte und ergänzte) Fassung MR 9.3.2001
(zuletzt 28.11.1996)