Neue Übungssätze zum Perfekt und Imperfekt

Wolfgang NÄSER, Marburg, Juli 2000

  1. Im Kosovo-Krieg wird jeden Tag das Anderthalbfache des Jahresetats einer mittleren deutschen Universität verbombt und verschossen.
  2. Nur wenige Wissenschaftler engagieren sich gegen den Krieg.
  3. In einer TV-Meldung heißt es, die Bundeswehr müsse sich noch zwanzig Jahre weiter im Kosovo engagieren.
  4. Am Jahresende haben viele Angst vor dem Y2k-Problem. Doch in der Silvesternacht erweisen sich alle Befürchtungen als unbegründet.
  5. Im Juli 1997 kaufe ich den ersten CD-Brenner und arbeite damit bis Anfang des nächsten Jahres. Dann wird der Brenner defekt, ich ersetze ihn durch ein externes Gerät von HP.
  6. Im September 1997 brenne ich die erste eigene Audio-CD; diese Platte enthält Ausschnitte aus eigenen Live-Aufnahmen.
  7. Ich lade heute eine Menge Dateien aus dem Netz herunter und speichere sie dann auf einer CD-R ab.
  8. Nach drei Monaten Geiselhaft kehrt Renate Wallert in die Heimat zurück.
  9. Kurz nach ihrer Ankunft wird sie vom Bundeskriminalamt "betreut", dann geht sie für einen halben Tag ins Krankenhaus und befindet sich kurz nach ihrer Entlassung an einem unbekannten Ort; da hat sie endlich Ruhe vor den unerbittlichen Journalisten.
  10. Überraschend wird im Bundesrat die lang umkämpfte Steuer-Reform angenommen. Wer davon betroffen ist, weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll.
  11. Jugendkriminalität und Gewalt nehmen rapide zu.
  12. Ein 49jähriger Extrem-Sportler durchschwimmt im Juli den Rhein vom Ursprung bis zur Nordsee.
  13. Wir passieren Kassel und Hannover, biegen bei Walsrode ab, geraten dann in einen langen Stau und kommen zwei Stunden verspätet in Cuxhaven an.
  14. Viele Kreuzfahrt-Luxusliner werden in Papenburgs Meyer-Werft gebaut. Umweltschützer wenden sich dagegen, daß Ems und Kanal verbreitert werden müssen, um den dicken Pötten die Durchfahrt zu ermöglichen.
  15. Viele Frachtschiffe passieren heute die Kugelbake, auch ein rostiger Seelenverkäufer, der langsam Richtung Osten vorbeizieht.
  16. Das U-Boot-Archiv wird durch ein wertvolles Exponat ergänzt.
  17. Als ich das Museum verlasse, habe ich starke Kopfschmerzen; doch der Besuch hat sich gelohnt.
  18. Es fängt schon wieder an zu regnen, als ich zurückgehe.
  19. Viele muntere Vögel singen in den Bäumen, als ich das Wäldchen durchquere.
  20. Im Hotel angekommen, bestelle ich mir einen Ostfriesen-Tee, der von einer reizenden jungen Dame serviert wird.
  21. "Hart Backbord", befiehlt der Kapitän und kann so noch knapp der Katastrophe entgehen.
  22. Lebhafter Funkverkehr dringt an mein Ohr, als ich mich dem Seenotrettungskreuzer nähere, der im Yachthafen vor Anker liegt.
  23. Mein Bekannter im T-Punkt zeigt mir, wie man das neue Handy für den Sondertarif umprogrammiert.
  24. In der Fußgängerzone neben dem Schleusenpriel spielt ein junger Russe meisterhaft auf einem Akkordeon.
  25. Das Kaufhaus wird schon wieder umgebaut.
  26. An der Eingangstür stoße ich mir den Kopf; ich sollte besser aufpassen.
  27. Drinnen ist es sehr muffig und heiß; die Klimaanlage arbeitet nicht richtig.
  28. Als ich mit der Rolltreppe hochfahre, sehe ich auf der Gegenseite einen Bekannten.
  29. In der Computerabteilung gibt es nichts Neues, das enttäuscht mich.
  30. Viele Spiele- und Musik-CDs werden weit unter Preis verramscht; das ist eigentlich eine Ohrfeige für die, die sie hergestellt haben.
  31. Die Verkäuferin fragt erstaunt, warum ich Unterhosen ausgerechnet im Urlaub kaufe.
  32. Die Wände des Restaurants, das sich im Obergeschoß befindet, zieren großformatige Fotos aus dem alten Cuxhaven.
  33. Es ist so kalt und windig, daß ich eigentlich keine (große) Lust habe, heute zur "Alten Liebe" zu gehen, doch besiege ich meinen inneren Schweinehund, denn ein solcher Gang ist gut für die Lungen.
  34. Am Sonntagnachmittag um Drei wirkt die Fußgängerzone wie ausgestorben; ich bedaure, daß ich nicht im Hotel geblieben bin. Morgen, nehme ich mir vor, bleibe ich bei einem solchen Schietwetter lieber drin und lasse es mir bei Tee und Kuchen gut gehen.
  35. Im Museums-U-Boot stoße ich mir schon am ersten Kugelschott den Kopf. Dennoch gehe ich weiter, ich werde nicht enttäuscht, denn im Inneren erwarten mich zahlreiche technische Details, von denen ich nichts gewußt habe.
  36. Der Schleichfahrt-Motor ist durch mehrere Riemen mit der Schraubenwelle gekoppelt. Ich habe so etwas noch nie gesehen.
  37. Imposant wirkt die riesige E-Maschine, die nicht weniger als 2.500 PS abgibt. Das Typ-XXI-Boot hat zwei davon.
  38. Der kompakte U-Boot-Diesel wird durch ein Ladeluftgebläse auf höhere Leistung gebracht.
  39. Auf dem nocht nicht restaurierten Lastkahn klettert eine Ratte ins Freie und sonnt sich, während auf der Wiese davor zahlreiche Schwäne um Futter betteln.
  40. In der "Seuten Deern" ist das Restaurant geöffnet. Ich gehe die knarrende Treppe hinunter, trinke Tee und tanke neue Energie, denn ich will noch das Schiffahrtsmuseum besichtigen.
  41. Kaum stehe ich auf dem Deich, da prasselt ein fürchterlicher Regen los; ich laufe so schnell, wie ich kann, zum Bus zurück, doch ist das ganze linke Hosenbein durchnäßt, als ich innen Platz nehme.
  42. Verdammte Nordsee, denke ich, doch eine halbe Stunde später ist das Hosenbein schon wieder trocken.
  43. Die Woehl-Orgel in St. Petri klingt warm und voll; Herr Moser aus München spielt darauf Mussorgskijs "Bilder einer Ausstellung", und ich habe das Vergnügen, dies auf Band zu verewigen.
  44. Es ist doch immer dasselbe: wenige Tage nach der Ankunft packt einen das Reizklima, man fühlt sich matt und wäre am liebsten wieder zu Hause. Dann braucht es etwas Geduld, bis man die Seeluft so richtig genießen kann.
  45. Wir können heute nicht in Rauischholzhausen essen, weil Ruhetag ist; ich telefoniere herum, um ein anderes Restaurant zu finden.
  46. Im kleinen Teich schwimmt ein einsamer Schwan, neben ihm tummeln sich zahlreiche Enten.
  47. Der Kies knirscht unter den Sohlen, als wir uns der kleinen Brücke nähern.
  48. "Vorsicht!" sage ich noch, doch da passiert es schon, ich kann es nicht verhindern.
  49. Hinterher, meint sie, ist man immer klüger.
  50. Draußen ist es heiß, die Sonne strahlt voll in den Übungsraum, wir schwitzen mächtig; ich schalte die Klimaanlage ein, doch jetzt zieht es, einige husten.
  51. Ich gehe langsam die Treppe hinunter und spreche mit einer Studentin aus meiner Übung. "Haben Sie keine Angst", sage ich, "Sie werden es schon schaffen."
  52. Wir müssen heute eine Klausur schreiben, mir bleibt nichts anderes übrig.
  53. In der letzten Sitzung besprechen wir die Klausur, alle bekommen ihren Schein und zum Schluß hören wir das wunderbare "Gratias agimus tibi" aus Puccinis "Messa di Gloria" in der Marburger Aufführung vom 10. Juli 1984.
  54. "Hören Sie öfter Radio", empfehle ich meinen Studenten und wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute. Es fällt mir schwer, mich von diesen liebenswerten jungen Menschen zu trennen.
  55. In der Vorlesungsfreien Zeit kommen noch einige in meine Sprechstunde.
  56. Seit seiner Einführung im Jahre 1981 erlebt der PC einen unglaublichen Fortschritt.
  57. Meine Tochter kauft im Supermarkt einen Computer, darüber wundere ich mich sehr.
  58. Im Jahr 2000 kommen die ersten 1-GHz-Rechner in die Regale.
  59. Der Rechner ist so heiß, daß ich ihn abschalten muß.
  60. Im Rechenzentrum lasse ich zwei neue Speicher-Bausteine einsetzen und kaufe einen neuen Ventilator für das Schaltnetzteil.
  61. Innerhalb einer Stunde empfange ich mit dem Offline Explorer über 200 MB an Daten. Nach drei Stunden sind so viele Files beisammen, daß es schwer ist, sie auf einem einzigen Datenträger zu speichern.
  62. Die rot-grüne Regierung tut viel für Schwule und Lesben, die nun auch ehe-ähnliche Partnerschaften eingehen sollen. Viele, die die Ehe in Gefahr sehen, sind damit nicht einverstanden.
  63. Ich sehe vom Wohnzimmerfenster aus, wie hundert Meter weiter unten auf dem Parkplatz ein Auto in Flammen aufgeht.
  64. Die Baumaßnahme "Am Richtsberg" wird diese Woche abgeschlossen, deshalb ist die Straße eine Woche lang gesperrt.
  65. Der Marktfrühschoppen verläuft diesmal ohne Störungen.
  66. Ich durchfahre das Kalbstor, dann geht es steil hinab, ich passiere die Kugelkirche und wende mich dann hinauf zur Lutherkirche, wo ich mit Mühe und Not noch einen Parkplatz finde. Es regnet stark, ich bleibe noch ein wenig im Wagen sitzen, bevor ich die Geräte herausnehme und hineingehe. Drinnen wird schon eifrig geprobt, lauter Chorgesang dringt ins Freie.
  67. Ich steuere nur vorsichtig aus, damit die Dynamik nicht zu stark beschnitten wird.
  68. Den Limiter verwende ich seit Ostern 1990 auch im Zusammenhang mit DAT-Aufnahmen.
  69. Nach drei Stunden ist die Sopranistin so heiser, daß ihr Gesang als Kakophonie bezeichnet werden kann.
  70. Der Meister spielt heute auf einer kleinen Orgel, sie hat nur zwei Manuale und wenige Register. Dennoch gelingt es ihm, Bachs Präludium in farbenreicher Pracht erstrahlen zu lassen.
  71. Die Orgel-Vesper dauert heute zwei Stunden, doch niemandem wird es langweilig, weil das Programm sehr abwechslungsreich ist und viele unbekannte Werke gespielt werden.
  72. Zu Hause erstelle ich vom DAT-Band eine erste Audio-CD, dann lese ich diese im PC ein. Die einzelnen Stücke werden dort zu *.wav-Dateien, die ich teilweise editiere, bevor ich aus allen Teilen die endgültige Master-CD kopiere.
  73. Im 250. Todesjahr von Johann Sebastian Bach werden allerorten seine bedeutenden Werke aufgeführt.
  74. Trotz der Straßenkarte und des Stadtplans habe ich Mühe, mich in Gießen zurechtzufinden.
  75. Der Dirigent ruft bei uns zu Hause an, doch bin ich schon unterwegs.
  76. In der Petruskirche erklingt das "Magnificat", zuvor spielt Jens Amend ein Orgelwerk.
  77. Auch nach der feierlichen Weihe wird an Gerald Woehls Orgel in der Thomaskirche noch fleißig weitergearbeitet.
  78. Zuerst lasse ich in der Werkstatt die gesamte Bremsanlage erneuern, dann wird in einer anderen ein Loch im Motorraum zugeschweißt, schließlich fahre ich nach Lohra und führe das Fahrzeug dort zur Hauptuntersuchung vor.
  79. Um halb Fünf bin ich wieder in Marburg. Ich stehe vor der Pfarrkirche und freue mich auf das Konzert. In der Oberstadt mache ich noch einige Besorgungen und nehme wenig später die Junge Marburger Philharmonie auf.
  80. Max Bruchs "Kol Nidrei" wird so wunderbar interpretiert, daß uns in Schauer über den Rücken läuft.
  81. Ungeduldig warten wir auf den vierten Satz von Dvoráks "Neuer Welt" und werden nicht enttäuscht, denn das Orchester gibt sein Bestes und entführt uns in strahlende Klangwelten.
  82. Nach dem Konzert gibt es stehende Ovationen; der Beifall will nicht enden.
  83. Nach einigem Zögern entschließt sich der Dirigent, ein Stück des letzten Satzes als Zugabe zu wiederholen.
  84. Es ist verheerend, wie die deutsche Mannschaft spielt; die EM scheint wohl niemanden etwas anzugehen.
  85. Der Teamchef tritt kurz nach dem Debakel zurück; viele meinen, das geschehe zwei Jahre zu spät.
  86. Dessen unbeschadet, macht Bierhoff weiterhin im Fernsehen eifrig Reklame.
  87. Das Marburger Stadtfest, die "3 tm", fällt dieses Jahr ins Wasser.
  88. Immer, wenn mir danach ist, schreibe ich einen Aphorismus.
  89. Ich will diesen Tatbestand in einen schlichten Satz kleiden; das ist nicht einfach.
  90. Die Bibliothek ist am Freitag nur bis 15 Uhr geöffnet.
  91. Ich habe heute meine Magnetkarte vergessen; deshalb kann ich nichts kopieren.
  92. Ich exzerpiere fünf Seiten, dann bekomme ich stechende Schmerzen in der rechten Hand und muß aufhören.
  93. Ich lade eine komplette Web-Site; dabei entstehen auf der Festplatte hunderte von Verzeichnissen, weil ich vergessen habe, dies per Option auszuschließen.
  94. Auch nach über 12 Jahren PC-Erfahrung kann ich im Internet jeden Tag etwas Neues lernen.
  95. Die rote Kontroll-LED verrät mir, daß gerade etwas auf der Festplatte abgespeichert wird.
  96. Plötzlich fängt es wieder an zu rattern; der Explorer koppelt sich neu ein und lädt eine Menge von Dateien herunter.
  97. Ich mache heute einige interessante Erfahrungen und nehme mir vor, diese in der Homepage zu dokumentieren.
  98. Es dauert lange, mehrere hundert Verzeichnisse mit allen Daten, die darin enthalten sind, von einem Laufwerk aufs andere zu überspielen.
  99. Der freundliche Herr im Rechenzentrum ist mir behilflich; zusammen suchen wir einen Lüfter aus; er schließt ihn an und testet, ob er leise genug läuft und ob seine Förderleistung meinen Ansprüchen genügt.
  100. Ich baue den neuen, kräftigen Ventilator ein; dieser sorgt dafür, daß es im Inneren des PC-Gehäuses kühl bleibt.
  101. Schumacher fährt ganze hundert Meter, bekommt dann einen Schubs von Riccardo Zonta, dreht sich und muß das Rennen aufgeben. Später im Interview meint er, er wolle dem jungen Kollegen keine Schuld geben, so etwas könne jedem passieren.
  102. Viele sind vom Rennverlauf enttäuscht und räumen Ferrari keine Chance mehr ein. Dieser Rennstall, meinen sie, könne keine zuverlässigen Autos bauen.
  103. Als der Mechaniker hört, daß Heidfeld den Wagen schon wieder ins Kiesbett gesetzt hat, läßt er vor Wut den Drehmomentschlüssel fallen.
  104. Hakkinen, der, sich selber applaudierend, die Ziellinie passiert, meldet sich in diesem Rennen eindrucksvoll zurück.
  105. Kein deutscher Fahrer sieht das Ziel, alle scheiden aus. Doch alle bekunden, daß sie trotzdem gern in Österreich Urlaub machen würden.
  106. Die Mercedes-Fahrer starten in Hockenheim mit nochmals verbessertem Triebwerk.
  107. Hakkinen und Coulthard wollen diesmal Ferraris Punktestand überholen.
  108. Wenn es in Hockenheim regnet, ist alles offen: nahezu jeder kann gewinnen.
  109. Das Frühstücksfernsehen berichtet, daß immer mehr Patienten Medikamente im Internet bestellen.
  110. Viele rufen an, andere senden Faxe und e-mails, der Moderator hat Mühe, alle diese Botschaften zu koordinieren.
  111. Am 25.7.2000 stürzt eine 25 Jahre alte "Concorde" der Air France auf ein Hotel im Pariser Vorort Gonesse ab.
  112. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kehrt am 1. August 2000 zur alten Rechtschreibung zurück.
  113. Nach zwei Jahren duckmäuserischer Untätigkeit melden sich "Kritiker" der Schreibreform zurück und äußern ihren "Unmut".
  114. Viele Lehrer sind noch im Auslandsurlaub und wissen nichts vom mutigen Vorpreschen der FAZ.
  115. Spiegel-Reporter Lorenz wird 25 Tage auf Jolo festgehalten und Ende Juli freigelassen. Die verbrecherischen Entführer bekommen dafür 1 Million Dollar.
  116. Am 27.7.2000 explodiert an einem Düsseldorf S-Bahnhof eine Bombe und tötet das ungeborene Kind einer 20jährigen.

Aufgaben:

  1. Setzen Sie obenstehende Sätze ins
    * Perfekt
    *
    Imperfekt, wo es geht; beachten Sie dabei auch die Zeitenfolge (Vorzeitigkeit).
  2. Schlagen Sie alle unbekannten Wörter und Wendungen nach, erstellen Sie eine Wortliste. Welche Themenbereiche sind vertreten? Würde es sich lohnen, den Wortbestand nach Sachgruppen anzuordnen / Wortfelder zu erarbeiten? Wenn ja, welche weiteren Wörter / Begriffe fallen Ihnen dazu noch ein?

Wird ergänzt. Alle Beispielsätze (c) W. Näser * Stand: 28.7.2000