Dr. Wolfgang Näser: UE "Landes- und Kulturkunde des Deutschen" (für Ausländer)
WS 2002/2003 * Do 16-18, HG 207

Die beliebtesten Wörter des 20. Jds. und ihre Rolle in der deutschen Kultur
(Bild: aus www.goethe.de; Erklärungen von W. Näser)



  1. AIDS n. (Akronym aus acquired immune deficiency syndrome): spielt als bisher unheilbare Krankheit (seit rund 18 Jahren) auch in Deutschland eine groiße Rolle.
  2. Apartheid f. (afrikaans) 'getrennte Entwicklung' der Rassen in Südafrika, nach der Freilassung Nelson Mandelas aufgehoben 1991; Mandela wurde 1994 Staatspräsident. Während der A. galt auch für Deutschland das gegen die RSA verhängte Handels-Embargo.
  3. Atombombe f.: in den USA 1945 von Robert T. Oppenheimer (zu Ende) entwickelte Massenvernichtungswaffe, die, erstmals im August d.J. "erfolgreich" gegen Japan eingesetzt (Hiroshima, Nagasaski, über 300.000 Tote), den von Deutschland eingeleiteten 2. Weltkrieg endgültig beendete. Aufgrund seines polit. Status wurde Deutschland von Herstellung und Besitz v. Atomwaffen ausgeschlossen, doch lagern solche in beträchtlichen Mengen auf dt. Gebiet in Stützpunkten der ehemaligen Besatzungsmächte. Eine weitere Problematik ergibt sich aus dem Betrieb von Kernkraftwerken, deren (als waffenfähiges Material mißbrauchbare!) Brennstäbe in speziellen "Castor"-Transporten unter stärkster Bewachung regelmäßig zu speziellen Wiederaufbereitungsanlagen geschafft werden müssen. Der von den USA (seit Oktober 2001) angestrebte Krieg gegen den Irak verfolgt u.a. das Ziel, den Diktator Saddam Hussein und sein Land so zu entwaffnen, daß dort keine Massenvernichtungswaffen (also auch A-Bomben) hergestellt werden können. Ein solcher Krieg kann jedoch nur "ultima ratio" (wenn letztes Wort überhaupt berechtigt ist) sein, zuvor sind alle Mittel einer friedlichen Konfliktlösung anzuwenden.
  4. Autobahn f.: mindestens 2 x zweispurige Schellstraße; nach Plänen der 20er Jahre erstmals unter Hitler gebaut.
  5. Automatisierung f.: selbsttätige Abwicklung von Tätigkeiten im industriellen und verwaltungstechnischen Bereich; nach Vorformen (Hollerith-Verfahren, USA und DL) seit ca. 1950 mit elektronischen Rechnern und Prozeßsteuergeräten. Die Automatisierung hat auch in Deutschland viele Millionen von Arbeitslosen "produziert".
  6. Beat m.: stark rhythmusorientierte Form der Pop-Musik, seit Anfang der 60er Jahre aufgekommen mit den Beatles, den Rolling Stones u.a.
  7. Beton m.: im Häuser- und Brückenbau verwendete, schnellhärtende Masse aus Wasser, Sand und Zement
  8. Bikini m.: aus zwei sehr kleinen Teilen (BH, Höschen) bestehender Bade-"Anzug" für Damen, seit ca. 1950 in Mode.
  9. Blockwart m.: war im sog. 3. Reich verantwortlich für die politische "Betreuung" und Beobachtung privater Wohneinrichtungen
  10. Bolschewismus m.: mit der sog. Oktoberrevolution (1917) in Sowjetrußland geschaffenes, diktatorisches kommunistisch-sozialistisches System.
  11. Camping n.: Freizeitgestaltung mit Zelten und Wohnwagen
  12. Comics m.pl. (Kurzform von comic strips): aus den USA übernommene Bildergeschichten in Form karikierender Zeichnungen mit "Sprechblasen"
  13. Computer m.: programmierbarer elektronischer Rechner (früher auch Elektronengehirn genannt), zunächst (ab 1945) als Großrechner (Mainframe) mit Röhren, ab ca. 1960 mit Halbleitern realisiert und seit 1981 als sog. P(ersonal)C(omputer) als kleine stationäre oder tragbare Einheit auch für den persönlichen Gebrauch
  14. Demokratisierung f.: von außen gesteuerte Umwandlung von Dikaturen in Systeme, die einer vom Volke ausgehenden Willensbildung unterliegen.
  15. Demonstration f.: mehr oder weniger spontaner oder organisierter massenhafter Protest gegen soziale oder politische Mißstände
  16. Demoskopie f.: gesteuerte wissenschaftliche Beobachtung sozialer Lebensformen, Meinungen und Trends durch repräsentative Umfragen und deren  statistische Auswertung
  17. Deportation f.: gewaltsame Verschleppung aus der Heimat in fremde Länder oder Gebiete
  18. Design n.: künstlerischer Entwurf für das Aussehen von Gegenständen im alltäglichen und kulturellen Bereich
  19. Doping n.: Leistungssteigerung im sportlichen Bereich mit Hilfe unzulässiger Medikamente (z.B. Anabolica), früher fast ausschließlich ganz legal in diktatorischen Systemen (Sowjetunion, DDR u.a.), mit zunehmender Kommerzialisierung des Sports auch in westlichen Ländern. Stark Doping-gefährdet war kürzlich auch die Tour de France, an der sich auch deutsche Teams wie das der Telekom (ehemals: Deutsche Bundespost, Bereich Fernmeldewesen) beteilig(t)en.
  20. Dritte Welt f.: euphemistische Bezeichnung für sozial, kulturell und wirtschaftlich unterentwickelte Länder, die auf finanzielle und methodisch-didaktische Entwicklungshilfe angewiesen sind; nach seiner wirtschaftlichen Wiedergesundung (ab 1955) hat Deutschland in großem Maße solche Hilfe geleistet.
  21. Drogen f.pl.: bei regelmäßiger Anwendung zur Sucht führende Rauschmittel (Haschisch, Opium, Heroin u.a.; neuerdings: Ecstasy) zur künstlichen Steigerung des menschl. Wohlbefindens
  22. Eiserner Vorhang m.: (früher) unüberwindbare Grenze zwischen zwei politisch unvereinbaren Systemen (Freiheit + Kapitalismus / vs. Diktatur + Kommunismus); die verminte und mit Stacheldraht und Wachttürmen bewehrte DDR-Grenze bildete bis zur => Wende den EV mitten in Europa.
  23. Emanzipation f.: soziale, politische, rechtliche und bildungsmäßige Gleichstellung der ehemals benachteiligten Frauen
  24. Energiekrise f.: aufgrund knapper Ölreserven (erstmals 1972; autofreie Sonntage!) auftretender wirtschaftlich-zivilisatorischer Notstand
  25. Entsorgung f.: Euphemismus (beschönigende Bezeichnung) für das Wegschaffen von Abfall, Müll aller Art aus Privathaushalten, öffentlichen Einrichtungen und industriellen Anlagen. Mit dem sog. Grünen Punkt kam in Deutschland ein professionelles Entsorgungswesen auf, das heute viele Millionen Euro an Umsatz erwirtschaftet. Zur E. gehört auch das Verbrennen von Abfall: eine entsprechende Anlage befindet sich z.B. direkt an der Autobahn-Abfahrt Bremerhaven-Mitte. Das Wort E. wird neuerdings auch zynisch verwendet für die zwangsweise "Freisetzung" besonders älterer Arbeitskräfte in Verwaltung und Industrie.
  26. Faschismus m. (von lat. fasces 'Liktorenbündel'): vom italienischen Dikator Benito Mussolini (dem Duce) installiertes rechtspolitisch-despotisches System, das Hitler als Vorbild diente.
  27. Fernsehen n.: System hochfrequenter, drahtloser Übermittlung von Bild und Ton, in Deutschland erstmals 1936 zur Live-Übertragung der Olympischen Spiele. Nach dem Kriege seit 1952. Dieses Kommunikationsmedium hat wie kein anderes auch das deutsche Kulturleben der zweiten Jahrhunderthälfte geprägt und beeinflußt und in nicht wenigen Haushalten die frühere Lese-Kultur (Bücher = "Fernsehen im Kopf") und "interaktive" Geselligkeit fast völlig oder ganz verdrängt. Das Fernsehen wurde zur informativen "Einbahnstraße". Während noch um 1960 das deutsche Fernsehen als das beste der Welt bezeichnet wurde, ist es, vor allem durch amerikanische Einflüsse (US-Spielfilme und -Serien machen rund 90% aus!), vier Jahrzehnte später größtenteils zur Dauerberieselung verkommen und hat auch das "Dampf-Radio" fast völlig verdrängt.
    Die gegenwärtige TV-Landschaft gliedert sich in die zur ARD zusammengefaßten öffentlich-rechtlichen Landes-Sender (mit regionalen 3. Programmen) und das ZDF, die sich sämtlich aus Gebühren und Werbung finanzieren, und die privaten Sender (RTL, RTL2, RTL +, Sat 1, Pro 7, Kabel 1 usw.), die ausschließlich auf Werbe-Einnahmen angewiesen sind. Neuerdings gibt es auch reine Bildungs- und Informationsprogramme wie den "Ereignis-Kanal" Phoenix und das Programm BR-Alpha sowie den gewalt- und werbefreien Kinderkanal, der nach 19 Uhr unter dem deutsch-franz. Label "arte" weitersendet.
    Die Dritten Programme (z.B. HR 3, BR 3, WDR 3) bieten regionale Informationen, aber auch hochwertige Bildungsprogramme (Schulfernsehen, Kulturfilme) und auch künstlerisch wertvolle Spielfilme, die oft zweisprachig (Original + Synchronisation) ausgestrahlt werden; ab und zu kommen auch Konzerte (mit hochwertigem Stereo-Ton) hinzu. Das Programm 3-Sat wird mit deuschen, österreichischen (ORF) und schweizerischen (SRG) Beiträgen gestaltet.
    Alle Sender und Programme sind jetzt auch über Kabel und via Satellit (Astra 1 B, Eutelsat u.a.) zu empfangen, neuerdings teilweise auch digital. Das hochauflösende HDTV (high definition television) konnte sich nicht durchsetzen, dafür aber zunehmend das Euro-Breitbildformat 16:9, wofür spezielle Empfänger nötig sind, die jedoch immer billiger werden. Durch den Heim-Videorecorder ist - seit fast einem Vierteljahrhundert - das Aufzeichnen und beliebig häufige Wiedergeben beliebter Sendungen zum "Volkssport" geworden; Videotheken befinden sich im kleinsten Dorf. Neben dem Videoband erlangt die sog. DVD (digital versatile disc) zunehmende Beliebtheit. Diese Scheibe im CD-Format kann auch längere Spielfilme (wie z.B. den 3-stündigen "Director's Cut" von Wolfgang Petersens DAS BOOT) und sogar zusätzliche Informationen und Dokumentarbeiträge ("the making of...") speichern. Mit den Videotheken und den DVDs, aber - seit etwa 10 Jahren - auch den "regulären" Programmen ist leider auch der Anteil an gewaltverherrlichenden Produktionen stark gestiegen, was für Kinder, Heranwachsende und Jugendliche eine extreme Gefährdung darstellt, besonders wenn sie an Nachmittagen ohne Aufsicht und in den frühen Abendstunden solche "Action-Filme" konsumieren.
    Der sog. Videotext, den es seit ca. 20 Jahren gibt, sendet in der Austastlücke zwischen den Einzelbildern (25/sec.) zusätzliche Informationen, die als niedrig auflösende, im Empfänger zwischengespeicherte einfache Standbilder präsentiert werden.
    Deutschland ist Mitglied der EBU (European Broadcasting Union) und der Eurovision und nimmt in deren Rahmen jährlich teil am Grand Prix de la Chanson.
    Aus den USA "importiert" wurde das (per Kabel oder Satellit ausgestrahlte) "Pay-TV", wofür spezielle Decoder und Zugänge ("Premiere") nötig sind. Für die meist aus der Gewalt-, Erotik- und Porno-Szene stammenden aktuellen Programme muß einzeln oder pauschal gezahlt werden.
    Seit einigen Jahren laufen auch Versuche, über Satellit Internet-Seiten zum Betrachten (Browsen) und Programme zum Herunterladen (Download) anzubieten; auch hierfür muß extra bezahlt werden und sind spezielle Zusatzeinrichtungen (Decoder, Tastaturen) nötig.
  28. Film m.: das (konventionell) auf Zelluloid oder (seit Beginn der Video-Ära) auf Magnetband oder Digitalplatte bereitgestellte Medium bietet längere oder kürzere Sequenzen belehrenden oder unterhaltenden Charakters; alle Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung werden genutzt. Laufen lernten die Bilder schon im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts; die Stummfilme erreichten in den 20er Jahren höchstes Niveau, bis sie, noch vor 1930, von den ersten Tonfilmen ("The Jazz Singer") abgelöst wurden. Joseph von Sternbergs "Blauer Engel", die UFA-Verfilmung von Heinrich Manns "Professor Unrat" mit Emil Jannings und der verführerisch schönen, jungen Marlene Dietrich in den Hauptrollen, war 1930 ein erster Höhepunkt. Im 30. Reich (1933-1945) und auch in der DDR (1949-1990) entstanden viele mittelmäßige Revue- und andere Unterhaltungsfilme, vereinzelt aber auch hervorragende Produktionen (wie der DEFA-Film "Der Untertan" mit Werner Peters). "Des Teufels General" (1955), "Hunde, wollt ihr ewig leben - Stalingrad" (1958) und "Nacht fiel über Gotenhafen" (1959) waren Mitte der 50er Jahre sehr eindringliche Versuche, (in Westdeutschland) aus unmittelbarem eigenem Erleben heraus (und nicht aus zweiter Hand wie spätere Verfilmungen) die jüngste Vergangenheit zu bewältigen. Als technisches Medium diente der Film auch zur Aufnahme (nicht live gesendeter!) Fernsehspiele ("Gaslicht"), filmischer Eigenproduktionen und Serien ("Stahlnetz", "Familie Hesselbach" u.a.) in den Kinderjahren des deutschen Nachkriegs-Fernsehens. Nach vereinzelten Vorläufern wie "Ganovenehre" (Karin Baal, Mario Adorf; 1966) erfaßte etwa gleichzeitig mit der 68er Studentenbewegung und Oswalt Kolles "Aufklärung" die sexuelle Freizügigkeit auch den deutschen Film ("Graf Porno...", "Schulmädchenreport" usw.); härter und kompromißloser ging es in den Filmen Rainer Werner Faßbinders zur Sache, die später Kult-Status erlangten. "Das Boot" machte ab 1982 in Fernsehen und Lichtspielhäusern Furore. Mit den sog. Cinemax-Kinos zogen (auch in Marburg) zuvor in den USA entwickelte räumliche Verfahren der Bild- und Tonpräsentation auch in deutsche Filmtheater ein. Seitdem vereinzelt deutsche Regisseure, Kameraleute, Effekt-Spezialisten und Schauspieler den Weg nach Hollywood geschafft haben, ist - an der Schwelle zum 3. Jahrtausend - die deutsche Filmkunst erneut im Gespräch.
  29. Fließband n. Aus den USA (Ford, T-Modell) nach Europa gekommen, hielt diese rationelle Methode kontinuierlicher Fertigung und Montage in den 30er Jahren auch Einzug in deutschen Fabriken. In der Bedeutung 'ständig, dauernd, ohne Unterlaß, in einem fort' wurde "am Fließband" zur deutschen Redewendung.
  30. Flugzeug n. Nach Ideen Leonardo da Vincis (1452-1519) und Versuchen im 19. Jahrhundert (zuletzt Otto Lilienthal, 1848-1896) konstruierter Apparat für menschliche Flüge, die motorisiert erstmals von Orwille und Wilbur WRIGHT 1903 realisiert wurden. Jagdflugzeuge hatten 1918 schon bis 400 PS und flogen schneller als 200 km/h, auch gab es schon Passagier-Luftfahrt, die in den 30er Jahren zur selbstverständlichen Einrichtung wurde. Der blaue oder bewölkte Hiummel ist heute ohne die sog. Kondenstreifen hoch fliegender Flugzeuge undenkbar.
  31. Freizeit f. ein Luxus, der mit Reduktion der Arbeitszeit und wachsendem Wohlstand erst im 20. Jahrhundert möglich wurde: das bedeutet(e) auch einen tiefgreifenden sozialen Wandel - nicht jeder kann mit der Freizeit etwas Sinnvolles anfangen; auch die scheinbar ins Unermeßliche wachsende Freizeit-Industrie (Tourismus, Spiele usw.) kann dem nur begrenzt abhelfen. Bundeskanzler Helmut Kohl erregte 1993 großes Mißfallen, als er, den Deutschen mangelnde Opferbereitschaft unterstellend, das Land als "kollektiven Freizeitpark" bezeichnete.
  32. Friedensbewegung f. Sie wurde faktisch von Berta von Suttner (1843-1914) gegründet, die schon mit ihrem Roman "Die Waffen nieder!" [1892-1899] Aufsehen erregte und nach Erhalt des Friedensnobelpreises ihre Auffassungen am 18.4.1906 vor dem Nobel-Komitee des Storthing zu Christiania verdeutlichte. Im Zusammenhang mit dem Vietnam-Krieg (1959-1975) und der Studentenrevolte (1968 ff.) erwachte auch in DL die Friedensbewegung zu neuem Leben und fand in den sog. Ostermärschen und im Engagement von Persönlichkeiten wie Martin Niemöller, Heinrich Böll und Petra Kelly einen Höhepunkt. Die mit deutscher Beteiligung geführten Kriege am Golf (1991), in Jugoslawien (1999) und Afghanistan (seit Ende 2001) stießen auf wenig Widerstand, da aus sozio-politischen Gründen die Friedensbewegung zunehmend ihre Kraft einbüßte.
  33. Führer m. Ein erstmals von dem italienischen Diktator Benito Mussolini (1883-1945) als duce beanspruchter Titel, dann, ab dem 30.1.1933, von Adolf Hitler (1889-1945) und später als "el máximo líder (de la Revolución)" auch von Fidel Castro (*1927). Das Kompositum Staats|führer wird dagegen heute sehr oft in den Medien verwendet ("Chinesische Staatsführer treffen Albright"; "das Informelle Treffen der Staatsführer in Shanghai"; "Verschwörungen von Regierungsangestellten mit dem Ziel, ausländische Staatsführer zu töten" usw.). In dem 1992 entstandenen Film "Schtonk - Der Film zum Buch vom Führer" (auch auf DVD; mit Uwe Ochsenknecht als Fälscher "Prof.Dr." Fritz Knobel [= Konrad Kujau] und Götz George als Journalist Hermann Willié [= Gerd Heidemann]) nimmt Helmut Dietl "den Skandal um die 1983 im "Stern" veröffentlichten angeblichen Hitler-Tagebücher aufs Korn, prangert unsere Leichtgläubigkeit an und zeigt, dass der Hitler-Kult auch heute noch viele fasziniert" (D. Wunderlich).
  34. Fundamentalismus m. kompromißloser, intoleranter Radikalismus in religiösen und politischen Doktrinen und Praktiken; heute überwiegend in bezug auf muslimische Religion und Organisationen gebraucht.
  35. Gen n. Baustein innerhalb der sog. Desoxyribon[uclein]s[äure], Träger einer Erbinformation. Grundlage der Gentechnik ist, "dass jedes Gen aus seiner Ursprungs-DNA herausgeschnitten, und auch wieder mit anderen Stücken zusammengesetzt werden kann".
  36. Globalisierung f. "die Zunahme internationaler Wirtschaftsbeziehungen und - Verflechtungen und das Zusammenwachsen von Märkten für Güter und Dienstleistungen über die Grenzen einzelner Staaten hinaus, wobei internationale Kapitalströme und die Diffusion neuer Technologien eine große Rolle spielen" (Zitat und Weiteres hier). Die G., der in den beteiligten Ländern durch sog. "Elefentanhochzeiten" (= industriellen Fusionen) und einen immer erbitterteren Konkurrenzkampf und dubiose Börsen-Manipulationen (Bilanzfälschungen u.a.) viele tausende von Arbeitsplätzen zum Opfer fallen, stößt im Zeitalter des Turbo-Kapitalismus zunehmend auf Widerspruch; Globalisierungsgegner wurden/werden bisweilen mit harten Polizeimaßnahmen bekämpft.
  37. Holocaust m. seit G. Greens im Auftrage der NBC 1978 gedrehtem und von Marvin Chomsky ("Mannix", "Hawaii Fünf-Null" u.a.) inszeniertem Film (im Dt. Fernsehen am 22., 23., 25. und 26. Januar 1979) auch in Deutschland zum Begriff geworden für die bes. seit der Wannsee-Konferenz (20.1.1942) unter Reinhard Heydrich und Adolf Eichmann als "Endlösung" industriell betriebenen Massenvernichtung von Millionen von Juden. Inzwischen gibt es viele Holocaust-Gedenkstätten, so in Deutschland, Israel und den USA, wo die Geschichte des H. sogar teilweise als Schulfach gelehrt wird. Mit seinem Buch "Die Holocaust-Industrie" (2001) die Instrumentalisierung und Vermarktung des H. angreifend, erregte der amerikanisch-jüd. Schrifststeller Norman Finkelstein großes Aufsehen.
  38. Image n. nach 1945 für das weitgehend vom Äußeren ("Outfit") und dem allgemeinen Lebensstil ("Lifestyle") geprägte menschliche Erscheinungsbild; heute in vielen mündl. und schriftl. Sprachäußerungen (z.B. "wenn er raucht und trinkt, schadet das seinem Image"). Politiker wie Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joseph ("Joschka") Fischer haben (teure) Image-Berater.
  39. Inflation f. [eigentl. 'Aufblähung'] Geldentwertung durch Ansteigen des Nennwertes, entweder langsam (schleichend) oder, wie in Deutschland 1923, lawinenartig (1 Stück Brot für 1 Million Mark); durch diese Inflation verloren viele ihre gesamten Ersparnisse; andere nutzten das Elend ihrer Mitmenschen aus und erschlichen sich so wertvolle Immobilien, Schmuck- und Kleidungsstücke usw.
  40. Information f. durch Fortschritte im Zeitungswesen und bahnbrechende Erfindungen wie Rundfunk (Deutschland ab 1923), Fernsehen (Olympische Spiele 1936, "Volksfernseher" 1939), Fernschreiben (1928), Computer (1945), Satellitentechnik (1957), Internet (Arpanet 1969) und digitale Datenträger (CD ab 1982) wurde das 20. Jhd. zum Jahrhundert der Information, die seit der Installation geostationärer Satelliten (ab ca. 1985) nun weltweit in Echtzeit verfügbar ist - von der simplen Zeichenkette eines Wortes bis hin zur breitbandigen Übertragung von Bild und Ton. Im privaten, kommerziellen und militärischen Bereich (Logistik, Taktik, Aufklärung, Spionage) werden täglich Billionen von Informationen übermittelt; Hauptproblem ist hier, die Spreu vom Weizen zu trennen, also das Wichtige vom Irrelevanten zu scheiden. Manfred Steffens zeigte schon 1971 in seinem Buch "Das Geschäft mit der Nachricht", daß in Zeitungsredaktionen ca. 95 Prozent aller über Ticker (Fernschreiber) hereinkommenden Informationen nach willkürlichen Kriterien ausgesondert werden; heute stellt sich dieses Problem in tausendfacher Dimension - nicht zuletzt auch im Bereich von Wissensmanagement und -aneignung.
  41. Jeans pl. eng geschnittene, teils mit Nieten versehene lange Hose aus strapazierfähiger Baumwolle, meist in dunklerem Mittelblau gehalten, aber auch grau ("stone washed") oder schwarz. Die ersten Jeans gab es in den vom Goldrausch besessenen USA um 1850. Der 20jährige Levi Strauss aus dem fränkischen Buttenheim reiste damals nach San Francisco, um als Handelsreisender sein Glück zu machen. Die Goldschürfer benötigten für ihren harten Job robuste Beinkleider; Strauss erkannte seine Chance und stieg aufs Schneiderhandwerk um. Der Prototyp seiner neuen Hose, die legendäre Levi's 501, gilt noch heute weltweit als am meisten getragenes Bekleidungsstück und wurde Synbol einer neuen Kultur (=> www.goldsucher.de). "Jeans" kommt eigentlich von Genua. "Die oberitalienische Hafenstadt war Umschlagplatz für Waren aus aller Welt. Darunter auch Baumwolle aus Arabien sowie Indigo, ein gerade entdeckter pflanzlicher Farbstoff, aus Java und Bengalen importiert. In den Armensiedlungen der Stadt sowie in den Dörfern der Umgebung wurde fleißig gewebt, gesponnen und gefärbt. Die Reichen bekamen Samt und Seide, Grobes fürs Volk. Der Handel mit Textilien blühte. 1567 tauchte erstmals der Begriff „Geanes fustian" (geanes = genuisisch, fustian = arabisch Baumwolle) auf, fanden die Forscher heraus. Damit wurde ein derbes Bekleidungsstück bezeichnet, das vor allem für die Landbevölkerung und die Seefahrer vorgesehen war. Der Stoff wurde mit Indigo blau gefärbt." (ebd.) In Deutschland wurden die Blue Jeans ab ca. 1950 modern und seitdem teils Status-Symbol, teils Kult-Objekt.

Wird fortgesetzt * (c) W. Näser, MR * Begonnen 8.11.2k2, Stand 19.11.2k