Dr. Wolfgang Näser: UE "Landes- und Kulturkunde des Deutschen" (für
Ausländer)
WS 2002/2003 * Do 16-18, HG 207
Die beliebtesten Wörter des 20. Jds. und ihre Rolle in der deutschen
Kultur
(Bild: aus www.goethe.de; Erklärungen von W. Näser)

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    AIDS n. (Akronym aus acquired immune deficiency
    syndrome): spielt als bisher unheilbare Krankheit (seit rund 18 Jahren)
    auch in Deutschland eine groiße Rolle.
  
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    Apartheid f. (afrikaans) 'getrennte Entwicklung' der Rassen in
    Südafrika, nach der Freilassung Nelson Mandelas aufgehoben 1991; Mandela
    wurde 1994 Staatspräsident. Während der A. galt auch für
    Deutschland das gegen die RSA verhängte Handels-Embargo.
  
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    Atombombe f.: in den USA 1945 von Robert T. Oppenheimer (zu Ende)
    entwickelte Massenvernichtungswaffe, die, erstmals im August d.J. "erfolgreich"
    gegen Japan eingesetzt (Hiroshima, Nagasaski, über 300.000 Tote), den
    von Deutschland eingeleiteten 2. Weltkrieg endgültig beendete. Aufgrund
    seines polit. Status wurde Deutschland von Herstellung und Besitz v. Atomwaffen
    ausgeschlossen, doch lagern solche in beträchtlichen Mengen auf dt.
    Gebiet in Stützpunkten der ehemaligen Besatzungsmächte. Eine weitere
    Problematik ergibt sich aus dem Betrieb von Kernkraftwerken, deren
    (als waffenfähiges Material mißbrauchbare!) Brennstäbe in
    speziellen "Castor"-Transporten unter stärkster Bewachung
    regelmäßig zu speziellen Wiederaufbereitungsanlagen geschafft
    werden müssen. Der von den USA (seit Oktober 2001) angestrebte Krieg
    gegen den Irak verfolgt u.a. das Ziel, den Diktator Saddam Hussein und sein
    Land so zu entwaffnen, daß dort keine Massenvernichtungswaffen (also
    auch A-Bomben) hergestellt werden können. Ein solcher Krieg kann jedoch
    nur "ultima ratio" (wenn letztes Wort überhaupt berechtigt ist) sein,
    zuvor sind alle Mittel einer friedlichen Konfliktlösung anzuwenden.
  
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    Autobahn f.: mindestens 2 x zweispurige Schellstraße;
    nach Plänen der 20er Jahre erstmals unter Hitler gebaut.
  
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    Automatisierung f.: selbsttätige Abwicklung von Tätigkeiten
    im industriellen und verwaltungstechnischen Bereich; nach Vorformen
    (Hollerith-Verfahren, USA und DL) seit ca. 1950 mit elektronischen
    Rechnern und Prozeßsteuergeräten. Die Automatisierung
    hat auch in Deutschland viele Millionen von Arbeitslosen "produziert".
  
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    Beat m.: stark rhythmusorientierte Form der Pop-Musik, seit
    Anfang der 60er Jahre aufgekommen mit den Beatles, den Rolling
    Stones u.a.
  
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    Beton m.: im Häuser- und Brückenbau verwendete,
    schnellhärtende Masse aus Wasser, Sand und Zement
  
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    Bikini m.: aus zwei sehr kleinen Teilen (BH, Höschen)
    bestehender Bade-"Anzug" für Damen, seit ca. 1950 in Mode.
  
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    Blockwart m.: war im sog. 3. Reich verantwortlich für die politische
    "Betreuung" und Beobachtung privater Wohneinrichtungen
  
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    Bolschewismus m.: mit der sog. Oktoberrevolution (1917) in
    Sowjetrußland geschaffenes, diktatorisches kommunistisch-sozialistisches
    System.
  
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    Camping n.: Freizeitgestaltung mit Zelten und Wohnwagen
  
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    Comics m.pl. (Kurzform von comic strips): aus den USA übernommene
    Bildergeschichten in Form karikierender Zeichnungen mit "Sprechblasen"
  
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    Computer m.: programmierbarer elektronischer Rechner (früher
    auch Elektronengehirn genannt), zunächst (ab 1945) als
    Großrechner (Mainframe) mit Röhren, ab ca. 1960 mit Halbleitern
    realisiert und seit 1981 als sog. P(ersonal)C(omputer) als
    kleine stationäre oder tragbare Einheit auch für den persönlichen
    Gebrauch
  
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    Demokratisierung f.: von außen gesteuerte Umwandlung von Dikaturen
    in Systeme, die einer vom Volke ausgehenden Willensbildung unterliegen.
  
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    Demonstration f.: mehr oder weniger spontaner oder organisierter
    massenhafter Protest gegen soziale oder politische Mißstände
  
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    Demoskopie f.: gesteuerte wissenschaftliche Beobachtung sozialer
    Lebensformen, Meinungen und Trends durch repräsentative Umfragen und
    deren  statistische Auswertung
  
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    Deportation f.: gewaltsame Verschleppung aus der Heimat in fremde
    Länder oder Gebiete
  
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    Design n.: künstlerischer Entwurf für das Aussehen von
    Gegenständen im alltäglichen und kulturellen Bereich
  
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    Doping n.: Leistungssteigerung im sportlichen Bereich mit Hilfe
    unzulässiger Medikamente (z.B. Anabolica), früher fast
    ausschließlich ganz legal in diktatorischen Systemen (Sowjetunion,
    DDR u.a.), mit zunehmender Kommerzialisierung des Sports auch in westlichen
    Ländern. Stark Doping-gefährdet war kürzlich auch die Tour
    de France, an der sich auch deutsche Teams wie das der Telekom
    (ehemals: Deutsche Bundespost, Bereich Fernmeldewesen) beteilig(t)en.
  
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    Dritte Welt f.: euphemistische Bezeichnung für sozial, kulturell
    und wirtschaftlich unterentwickelte Länder, die auf finanzielle
    und methodisch-didaktische Entwicklungshilfe angewiesen sind; nach
    seiner wirtschaftlichen Wiedergesundung (ab 1955) hat Deutschland in großem
    Maße solche Hilfe geleistet.
  
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    Drogen f.pl.: bei regelmäßiger Anwendung zur Sucht
    führende Rauschmittel (Haschisch, Opium, Heroin u.a.; neuerdings:
    Ecstasy) zur künstlichen Steigerung des menschl. Wohlbefindens
  
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    Eiserner Vorhang m.: (früher) unüberwindbare Grenze zwischen
    zwei politisch unvereinbaren Systemen (Freiheit + Kapitalismus / vs. Diktatur
    + Kommunismus); die verminte und mit Stacheldraht und Wachttürmen bewehrte
    DDR-Grenze bildete bis zur => Wende den EV mitten in Europa.
  
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    Emanzipation f.: soziale, politische, rechtliche und
    bildungsmäßige Gleichstellung der ehemals benachteiligten
    Frauen
  
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    Energiekrise f.: aufgrund knapper Ölreserven (erstmals 1972;
    autofreie Sonntage!) auftretender wirtschaftlich-zivilisatorischer
    Notstand
  
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    Entsorgung f.: Euphemismus (beschönigende Bezeichnung) für
    das Wegschaffen von Abfall, Müll aller Art aus
    Privathaushalten, öffentlichen Einrichtungen und industriellen Anlagen.
    Mit dem sog. Grünen Punkt kam in Deutschland ein professionelles
    Entsorgungswesen auf, das heute viele Millionen Euro an Umsatz erwirtschaftet.
    Zur E. gehört auch das Verbrennen von Abfall: eine entsprechende
    Anlage befindet sich z.B. direkt an der Autobahn-Abfahrt
    Bremerhaven-Mitte. Das Wort E. wird neuerdings auch zynisch verwendet
    für die zwangsweise "Freisetzung" besonders älterer Arbeitskräfte
    in Verwaltung und Industrie.
  
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    Faschismus m. (von lat. fasces 'Liktorenbündel'): vom italienischen
    Dikator Benito Mussolini (dem Duce) installiertes
    rechtspolitisch-despotisches System, das Hitler als Vorbild diente.
  
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    Fernsehen n.: System hochfrequenter, drahtloser Übermittlung
    von Bild und Ton, in Deutschland erstmals 1936 zur Live-Übertragung
    der Olympischen Spiele. Nach dem Kriege seit 1952. Dieses Kommunikationsmedium
    hat wie kein anderes auch das deutsche Kulturleben der zweiten
    Jahrhunderthälfte geprägt und beeinflußt und in nicht wenigen
    Haushalten die frühere Lese-Kultur (Bücher = "Fernsehen im Kopf")
    und "interaktive" Geselligkeit fast völlig oder ganz verdrängt.
    Das Fernsehen wurde zur informativen "Einbahnstraße". Während
    noch um 1960 das deutsche Fernsehen als das beste der Welt bezeichnet wurde,
    ist es, vor allem durch amerikanische Einflüsse (US-Spielfilme und -Serien
    machen rund 90% aus!), vier Jahrzehnte später größtenteils
    zur Dauerberieselung verkommen und hat auch das "Dampf-Radio" fast völlig
    verdrängt. 
    Die gegenwärtige TV-Landschaft gliedert sich in die zur ARD
    zusammengefaßten öffentlich-rechtlichen Landes-Sender (mit
    regionalen 3. Programmen) und das ZDF, die sich sämtlich aus Gebühren
    und Werbung finanzieren, und die privaten Sender (RTL, RTL2, RTL +,
    Sat 1, Pro 7, Kabel 1 usw.), die ausschließlich auf Werbe-Einnahmen
    angewiesen sind. Neuerdings gibt es auch reine Bildungs- und
    Informationsprogramme wie den "Ereignis-Kanal" Phoenix und das Programm BR-Alpha
    sowie den gewalt- und werbefreien Kinderkanal, der nach 19 Uhr unter
    dem deutsch-franz. Label "arte" weitersendet. 
    Die Dritten Programme (z.B. HR 3, BR 3, WDR 3) bieten regionale
    Informationen, aber auch hochwertige Bildungsprogramme (Schulfernsehen,
    Kulturfilme) und auch künstlerisch wertvolle Spielfilme, die oft
    zweisprachig (Original + Synchronisation) ausgestrahlt werden; ab und zu
    kommen auch Konzerte (mit hochwertigem Stereo-Ton) hinzu. Das Programm 3-Sat
    wird mit deuschen, österreichischen (ORF) und schweizerischen (SRG)
    Beiträgen gestaltet. 
    Alle Sender und Programme sind jetzt auch über Kabel und
    via Satellit (Astra 1 B, Eutelsat u.a.) zu empfangen, neuerdings teilweise
    auch digital. Das hochauflösende HDTV (high definition television) konnte
    sich nicht durchsetzen, dafür aber zunehmend das
    Euro-Breitbildformat 16:9, wofür spezielle Empfänger nötig
    sind, die jedoch immer billiger werden. Durch den Heim-Videorecorder
    ist - seit fast einem Vierteljahrhundert - das Aufzeichnen und beliebig
    häufige Wiedergeben beliebter Sendungen zum "Volkssport" geworden;
    Videotheken befinden sich im kleinsten Dorf. Neben dem Videoband erlangt
    die sog. DVD (digital versatile disc) zunehmende Beliebtheit. Diese Scheibe
    im CD-Format kann auch längere Spielfilme (wie z.B. den 3-stündigen
    "Director's Cut" von Wolfgang Petersens DAS
    BOOT) und sogar zusätzliche Informationen und
    Dokumentarbeiträge ("the making of...") speichern. Mit den Videotheken
    und den DVDs, aber - seit etwa 10 Jahren - auch den "regulären" Programmen
    ist leider auch der Anteil an
    gewaltverherrlichenden
    Produktionen stark gestiegen, was für Kinder, Heranwachsende und
    Jugendliche eine extreme Gefährdung darstellt, besonders wenn sie an
    Nachmittagen ohne Aufsicht und in den frühen Abendstunden solche
    "Action-Filme" konsumieren.
    Der sog. Videotext, den es seit ca. 20 Jahren gibt, sendet
    in der Austastlücke zwischen den Einzelbildern (25/sec.)
    zusätzliche Informationen, die als niedrig auflösende, im
    Empfänger zwischengespeicherte einfache Standbilder präsentiert
    werden. 
    Deutschland ist Mitglied der EBU (European Broadcasting Union) und
    der Eurovision und nimmt in deren Rahmen jährlich teil am Grand
    Prix de la Chanson. 
    Aus den USA "importiert" wurde das (per Kabel oder Satellit ausgestrahlte)
    "Pay-TV", wofür spezielle Decoder und Zugänge ("Premiere") nötig
    sind. Für die meist aus der Gewalt-, Erotik- und Porno-Szene stammenden
    aktuellen Programme muß einzeln oder pauschal gezahlt werden.
    Seit einigen Jahren laufen auch Versuche, über Satellit
    Internet-Seiten zum Betrachten (Browsen) und Programme zum Herunterladen
    (Download) anzubieten; auch hierfür muß extra bezahlt werden und
    sind spezielle Zusatzeinrichtungen (Decoder, Tastaturen) nötig.
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    Film m.: das (konventionell) auf Zelluloid oder (seit Beginn der
    Video-Ära) auf Magnetband oder Digitalplatte bereitgestellte Medium
    bietet längere oder kürzere Sequenzen belehrenden oder unterhaltenden
    Charakters; alle Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung werden
    genutzt. Laufen lernten die Bilder schon im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts;
    die Stummfilme erreichten in den 20er Jahren höchstes Niveau, bis sie,
    noch vor 1930, von den ersten Tonfilmen ("The Jazz Singer") abgelöst
    wurden. Joseph von Sternbergs "Blauer
    Engel", die UFA-Verfilmung von Heinrich Manns "Professor Unrat" mit Emil
    Jannings und der verführerisch schönen, jungen Marlene Dietrich
    in den Hauptrollen, war 1930 ein erster Höhepunkt. Im 30. Reich (1933-1945)
    und auch in der DDR (1949-1990) entstanden viele mittelmäßige
    Revue- und andere Unterhaltungsfilme, vereinzelt aber auch hervorragende
    Produktionen (wie der DEFA-Film "Der Untertan" mit Werner Peters).
    "Des Teufels General" (1955), "Hunde,
    wollt ihr ewig leben - Stalingrad" (1958) und "Nacht fiel über Gotenhafen"
    (1959) waren Mitte der 50er Jahre sehr eindringliche Versuche, (in
    Westdeutschland) aus unmittelbarem eigenem Erleben heraus (und nicht aus
    zweiter Hand wie spätere Verfilmungen) die jüngste Vergangenheit
    zu bewältigen. Als technisches Medium diente der Film auch zur Aufnahme
    (nicht live gesendeter!) Fernsehspiele ("Gaslicht"), filmischer
    Eigenproduktionen und Serien ("Stahlnetz", "Familie Hesselbach" u.a.)
    in den Kinderjahren des deutschen Nachkriegs-Fernsehens. Nach vereinzelten
    Vorläufern wie "Ganovenehre" (Karin Baal, Mario Adorf; 1966) erfaßte
    etwa gleichzeitig mit der 68er Studentenbewegung und Oswalt Kolles
    "Aufklärung" die sexuelle Freizügigkeit auch den deutschen Film
    ("Graf Porno...", "Schulmädchenreport" usw.); härter und
    kompromißloser ging es in den Filmen Rainer Werner Faßbinders
    zur Sache, die später Kult-Status erlangten. "Das Boot" machte ab 1982
    in Fernsehen und Lichtspielhäusern Furore. Mit den sog. Cinemax-Kinos
    zogen (auch in Marburg) zuvor in den USA entwickelte räumliche Verfahren
    der Bild- und Tonpräsentation auch in deutsche Filmtheater ein. Seitdem
    vereinzelt deutsche Regisseure, Kameraleute, Effekt-Spezialisten
    und Schauspieler den Weg nach Hollywood geschafft haben,
    ist - an der Schwelle zum 3. Jahrtausend - die deutsche Filmkunst erneut
    im Gespräch.
  
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    Fließband n. Aus den USA (Ford, T-Modell) nach Europa gekommen,
    hielt diese rationelle Methode kontinuierlicher Fertigung und Montage in
    den 30er Jahren auch Einzug in deutschen Fabriken. In der Bedeutung
    'ständig, dauernd, ohne Unterlaß, in einem fort' wurde "am
    Fließband" zur deutschen Redewendung.
  
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    Flugzeug n. Nach Ideen Leonardo da Vincis (1452-1519) und Versuchen
    im 19. Jahrhundert (zuletzt
    Otto
    Lilienthal, 1848-1896) konstruierter Apparat für menschliche
    Flüge, die motorisiert erstmals von Orwille und Wilbur
    WRIGHT 1903 realisiert wurden. Jagdflugzeuge hatten 1918 schon
    bis 400 PS und flogen schneller als 200 km/h, auch gab es schon
    Passagier-Luftfahrt, die in den 30er Jahren zur selbstverständlichen
    Einrichtung wurde. Der blaue oder bewölkte Hiummel ist heute ohne die
    sog. Kondenstreifen hoch fliegender Flugzeuge undenkbar.
  
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    Freizeit f. ein Luxus, der mit Reduktion der Arbeitszeit und wachsendem
    Wohlstand erst im 20. Jahrhundert möglich wurde: das bedeutet(e) auch
    einen tiefgreifenden sozialen Wandel - nicht jeder kann mit der Freizeit
    etwas Sinnvolles anfangen; auch die scheinbar ins Unermeßliche wachsende
    Freizeit-Industrie (Tourismus, Spiele usw.) kann dem nur begrenzt
    abhelfen. Bundeskanzler Helmut Kohl erregte 1993 großes Mißfallen,
    als er, den Deutschen mangelnde Opferbereitschaft unterstellend, das Land
    als "kollektiven Freizeitpark" bezeichnete.
  
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    Friedensbewegung f. Sie wurde faktisch von Berta von
    Suttner (1843-1914) gegründet,
    die schon mit ihrem Roman "Die Waffen nieder!" [1892-1899] Aufsehen erregte
    und nach Erhalt des Friedensnobelpreises ihre Auffassungen am 18.4.1906 vor
    dem Nobel-Komitee des Storthing zu Christiania verdeutlichte. Im Zusammenhang
    mit dem
    Vietnam-Krieg
    (1959-1975) und der Studentenrevolte (1968 ff.) erwachte auch in DL die
    Friedensbewegung zu neuem Leben und fand in den sog.
    Ostermärschen
    und im Engagement von Persönlichkeiten wie Martin
    Niemöller, Heinrich
    Böll und Petra
    Kelly einen Höhepunkt. Die mit
    deutscher Beteiligung geführten Kriege am Golf (1991), in
    Jugoslawien (1999) und
    Afghanistan (seit Ende 2001) stießen auf wenig
    Widerstand, da aus sozio-politischen Gründen die Friedensbewegung zunehmend
    ihre Kraft einbüßte.
  
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    Führer m. Ein erstmals von dem italienischen Diktator Benito
    Mussolini (1883-1945) als duce beanspruchter Titel, dann, ab dem
    30.1.1933, von
    Adolf
    Hitler (1889-1945) und später als "el máximo
    líder (de la Revolución)" auch von
    Fidel Castro (*1927). Das Kompositum
    Staats|führer wird dagegen heute sehr oft in den Medien verwendet
    ("Chinesische Staatsführer treffen Albright"; "das Informelle Treffen
    der Staatsführer in Shanghai";
    "Verschwörungen
    von Regierungsangestellten mit dem Ziel, ausländische Staatsführer
    zu töten" usw.). In dem 1992 entstandenen Film
    "Schtonk - Der Film zum Buch vom Führer" (auch auf
    DVD; mit Uwe Ochsenknecht als Fälscher "Prof.Dr." Fritz Knobel
    [= Konrad Kujau] und Götz George als Journalist Hermann
    Willié [= Gerd Heidemann]) nimmt
    Helmut Dietl "den Skandal um die 1983 im
    "Stern" veröffentlichten
    angeblichen Hitler-Tagebücher aufs Korn, prangert unsere
    Leichtgläubigkeit an und zeigt, dass der Hitler-Kult auch heute noch
    viele fasziniert" (D. Wunderlich).
  
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    Fundamentalismus m. kompromißloser, intoleranter Radikalismus
    in religiösen und politischen Doktrinen und Praktiken; heute
    überwiegend in bezug auf muslimische Religion und Organisationen gebraucht.
  
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    Gen
    n. Baustein innerhalb der sog.
    Desoxyribon[uclein]s[äure], Träger einer
    Erbinformation. Grundlage der
    Gentechnik
    ist, "dass jedes Gen aus seiner Ursprungs-DNA herausgeschnitten, und
    auch wieder mit anderen Stücken zusammengesetzt werden kann".
  
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    Globalisierung f. "die Zunahme internationaler Wirtschaftsbeziehungen
    und - Verflechtungen und das Zusammenwachsen von Märkten für
    Güter und Dienstleistungen über die Grenzen einzelner Staaten hinaus,
    wobei internationale Kapitalströme und die Diffusion neuer Technologien
    eine große Rolle spielen" (Zitat und Weiteres
    hier).
    Die G., der in den beteiligten Ländern durch sog. "Elefentanhochzeiten"
    (= industriellen Fusionen) und einen immer erbitterteren Konkurrenzkampf
    und dubiose Börsen-Manipulationen
    (Bilanzfälschungen
    u.a.) viele tausende von Arbeitsplätzen zum Opfer fallen, stößt
    im Zeitalter des
    Turbo-Kapitalismus
    zunehmend auf Widerspruch;
    Globalisierungsgegner wurden/werden bisweilen mit harten
    Polizeimaßnahmen bekämpft.
  
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    Holocaust m. seit G. Greens im Auftrage der NBC 1978 gedrehtem und
    von Marvin Chomsky ("Mannix", "Hawaii Fünf-Null" u.a.) inszeniertem
    Film
    (im
    Dt. Fernsehen am 22., 23., 25. und 26. Januar 1979) auch in Deutschland
    zum Begriff geworden für die bes. seit der
    Wannsee-Konferenz
    (20.1.1942) unter
    Reinhard Heydrich und
    Adolf Eichmann als
    "Endlösung"
    industriell betriebenen Massenvernichtung von Millionen von Juden. Inzwischen
    gibt es viele Holocaust-Gedenkstätten, so in
    Deutschland,
    Israel und den
    USA, wo die Geschichte des H. sogar teilweise als Schulfach gelehrt wird.
    Mit seinem Buch "Die Holocaust-Industrie" (2001) die
    Instrumentalisierung und Vermarktung des H. angreifend, erregte
    der amerikanisch-jüd. Schrifststeller
    Norman
    Finkelstein großes Aufsehen.
  
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    Image n. nach 1945 für das weitgehend vom Äußeren
    ("Outfit") und dem allgemeinen Lebensstil ("Lifestyle") geprägte menschliche
    Erscheinungsbild; heute in vielen mündl. und schriftl.
    Sprachäußerungen (z.B. "wenn er raucht und trinkt, schadet das
    seinem Image"). Politiker wie Bundeskanzler Gerhard Schröder
    und Außenminister Joseph ("Joschka") Fischer haben (teure)
    Image-Berater.
  
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    Inflation f. [eigentl. 'Aufblähung'] Geldentwertung durch Ansteigen
    des Nennwertes, entweder langsam (schleichend) oder, wie in Deutschland 1923,
    lawinenartig (1 Stück Brot für 1 Million Mark); durch diese Inflation
    verloren viele ihre gesamten Ersparnisse; andere nutzten das Elend ihrer
    Mitmenschen aus und erschlichen sich so wertvolle Immobilien, Schmuck- und
    Kleidungsstücke usw.
  
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    Information f. durch Fortschritte im Zeitungswesen und bahnbrechende
    Erfindungen wie Rundfunk (Deutschland ab 1923), Fernsehen
    (Olympische Spiele 1936, "Volksfernseher" 1939), Fernschreiben (1928),
    Computer (1945), Satellitentechnik (1957), Internet
    (Arpanet 1969) und digitale Datenträger (CD ab 1982) wurde
    das 20. Jhd. zum Jahrhundert der Information, die seit der Installation
    geostationärer Satelliten (ab ca. 1985) nun weltweit in Echtzeit
    verfügbar ist - von der simplen Zeichenkette eines Wortes bis hin
    zur breitbandigen Übertragung von Bild und Ton. Im privaten, kommerziellen
    und militärischen Bereich (Logistik, Taktik, Aufklärung, Spionage)
    werden täglich Billionen von Informationen übermittelt; Hauptproblem
    ist hier, die Spreu vom Weizen zu trennen, also das Wichtige vom Irrelevanten
    zu scheiden. Manfred Steffens zeigte schon 1971 in seinem Buch "Das
    Geschäft mit der Nachricht", daß in Zeitungsredaktionen ca. 95
    Prozent aller über Ticker (Fernschreiber) hereinkommenden Informationen
    nach willkürlichen Kriterien ausgesondert werden; heute stellt
    sich dieses Problem in tausendfacher Dimension - nicht zuletzt auch im Bereich
    von Wissensmanagement und -aneignung.
  
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    Jeans pl. eng geschnittene, teils mit Nieten versehene lange
    Hose aus strapazierfähiger Baumwolle, meist in dunklerem Mittelblau
    gehalten, aber auch grau
    ("stone washed") oder schwarz. Die ersten Jeans gab es in
    den vom Goldrausch besessenen USA um 1850. Der 20jährige
    Levi
    Strauss aus dem fränkischen
    Buttenheim reiste
    damals nach San Francisco, um als Handelsreisender sein Glück zu machen.
    Die Goldschürfer benötigten für ihren harten Job robuste
    Beinkleider; Strauss erkannte seine Chance und stieg aufs Schneiderhandwerk
    um. Der Prototyp seiner neuen Hose, die legendäre Levi's 501, gilt noch
    heute weltweit als am meisten getragenes Bekleidungsstück und wurde
    Synbol einer neuen Kultur (=> www.goldsucher.de). "Jeans" kommt eigentlich
    von Genua. "Die oberitalienische Hafenstadt war Umschlagplatz für Waren
    aus aller Welt. Darunter auch Baumwolle aus Arabien sowie Indigo, ein gerade
    entdeckter pflanzlicher Farbstoff, aus Java und Bengalen importiert. In den
    Armensiedlungen der Stadt sowie in den Dörfern der Umgebung wurde
    fleißig gewebt, gesponnen und gefärbt. Die Reichen bekamen Samt
    und Seide, Grobes fürs Volk. Der Handel mit Textilien blühte. 1567
    tauchte erstmals der Begriff Geanes fustian" (geanes = genuisisch,
    fustian = arabisch Baumwolle) auf, fanden die Forscher heraus. Damit wurde
    ein derbes Bekleidungsstück bezeichnet, das vor allem für die
    Landbevölkerung und die Seefahrer vorgesehen war. Der Stoff wurde mit
    Indigo blau gefärbt." (ebd.) In Deutschland wurden die Blue Jeans ab
    ca. 1950 modern und seitdem teils Status-Symbol, teils Kult-Objekt.
 
Wird fortgesetzt * (c) W. Näser, MR * Begonnen 8.11.2k2, Stand
19.11.2k