Dr. W. Näser: UE Wörter und Wendungen in aktuellen deutschen
Medientexten (für ausländische Studierende)
Mi 16-18, Biegenstr. 14, HG 207 * Sommersemester 2008
ECTS: 4P (Sigle: DaF/L)
Beginn: 2.4.2008
Anmeldung und besondere Wünsche: bis 1.4.2008 via e-mail
(naeser@staff.uni-marburg.de)
Gegenstand und Ziel der LV sind:
1. Erarbeiten neuer, aktueller Wörter, stilistisch relevanter
Wendungen (Phraseologismen) und wichtiger Strukturen in Grammatik
und Stil anhand ausgesuchter Zeitungs- und anderer Medientexte.
2. grammatisch-stilistische Übungen und Konversation zum
erworbenen Sprachmaterial
3. (nach Möglichkeit) Besuch einer lokalen Tageszeitung.
4. (optional) Bildung von Arbeitsgruppen.
Die behandelten Texte sind ausnahmslos neu und sehr aktuell. Sie werden jeweils
im Plenum gemeinsam gelesen (oder medial präsentiert) und in bezug auf
ihr lexikalisches und phraseologisches Material untersucht; danach sind sie
zu Hause vertiefend nachzubereiten; in der Abschlußklausur werden Fragen
zu den Texten gestellt.
Neu: einige Texte werden versuchsweise auch mittels eines
Text-to-Speech-Systems präsentiert.
Zielgruppe: ausländische Studierende aller Fachrichtungen
Multimedia: PC, Internet, DVB-Tk
Anmelde-Formular
Teilnahmevoraussetzungen: Gute Grundkenntnisse der deutschen
Gegenwartssprache. Kein Anfängerkurs und daher nicht
geeignet für Studierende mit noch gravierenden grammatisch-syntaktischen
Problemen (denen ich dringend entsprechende Kurse und das Sprachlabor
empfehle!)
Leistungsnachweis: für benoteten Schein und 4 ECTS:
regelmäßige aktive Teilnahme, ggf. schriftl.
Hausaufgaben; Klausur
=> zur didaktischen Behandlung von
Zeitungen und Zeitschriften
Übungsplan:
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Mi., 2.4.2008
a) Einführung in die zu behandelnden Medien und meine Website
b) Anmeldung (Ausfüllen des Bogens)
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Mi., 9.4.2008
Aktuelles:
Am Mittwoch, dem 16.4., um 19 Uhr liest Dietmar
Seibert in der Ev. Bücherei
der Thomaskirche (Oberer Richtsberg) aus seinem Roman "Zum Schluß ist
es immer das Herz". Sie sind herzlich willkommen.
Text 1: "Olympischer Fackellauf abgebrochen - An, aus, an,
aus" in: Die Tageszeitung (taz)
v. 8. April 2008, S. 2 (Autorin: Dorothea Hahn, Frankreich-Korrespondentin
der taz; * 1957 in Köln, studierte Politische Wissenschaften in Darmstadt,
Sevilla und Hamburg. Arbeitet seit 1983 als Journalistin und wurde 2001 mit
dem
Deutsch-französischen Journalistenpreis ausgezeichnet).
Worterklärungen: CRS = Compagnies Républicaines de
Sécurité (Französische National-, Bereitschaftspolizei
und Zivilschutz). Der Place du Trocadéro et du 11 Novembre
ist ein Platz im 16. Arrondissement (= Bezirk) von Paris. Kakofonie
(im darunterstehenden Artikel) = Mißklang
.
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Mi., 16.4.2008
Text 2: Interview "Hey, hey Bully!" (zu
Bully
Herbig und seiner Casting-Show zur Verfilmung von
"Wickie und die starken Männer"; in:
rtv 15/2008, S. 4
NB. Auf Befremden stieß bei einigen Teilnehmerinnen die Tatsache, daß
innerhalb der eigentlich für breite Bevölkerungskreise konzipierten
rtv-Beilage der nur relativ kurze Interview-Text viele teils unnötige
(und für manche Spachlerner schwierig auszusprechende)
Fremdwörter enthält, die ich im folgenden alphabetisch
aufliste:
Allround-Könner (= Alleskönner), Behind the Scenes-Show
( = Blick hinter die Kulissen), casten (= für eine
Rolle aussuchen) / Casting (= Darsteller-Auswahl); --Show,
gecoacht (= eingeübt, unterrichtet, trainiert), Managerin
(hier: Assistentin, "rechte Hand"), Headline (=
Schlagzeile), Locations (= Drehorte, Schauplätze), Popstars
(= beliebte Künstler/innen), Pre-Production (= vorbereitende
Arbeiten und Probeaufnahmen), Sketche (= kurze Spielstücke),
Star-Regisseur (= Meister- --), TV-Show (= Fernseh- --); wir
haben kein Zuschauer-Voting (= bei uns stimmen die Zuschauer/innen
nicht mit ab).
Nicht zuletzt wegen ihrer Kürze haben sich, im Zuge
sprachökonomischer Trends, solche Termini durchsetzen können.
Wörter wie Show sind kaum noch zu ersetzen; sie kamen auf, bevor
das Deutsche eine Entsprechung bilden konnte. "Schau" ist zu allgemein und
kann Komposita wie "Tierschau", "Nabelschau", "Tagesschau", "Schausteller"
u.a. bilden. Die in den 50er Jahren des 20. Jhds. in Radio und Fernsehen
beliebten "Bunten Abende" decken die semantische Bandbreite der Show
nur unzureichend ab. Auch würden heute nur noch wenige den (unten
erwähnten) Regisseur durch "Spielleiter" ersetzen, obwohl dieses
deutsche Wort im Theaterwesen zum Fachausdruck wurde. Pre-Production und
das zeitliche Gegenteil Post-Production sind klar definierte
Fachausdrücke und bezeichnen im Medienwesen alle vor- und nachbereitenden
Prozesse bei Film- oder Tonaufnahmen.
Älteren Datums sind a propos (= was ... betrifft, angeht),
Chance (= günstige Gelegenheit), Engagement (hier =
Anstellung), Genre (Art, Gattung), Physiognomie (= individuelle
Gesichtszüge) und Regisseur (= Spiel-, Aufnahmeleiter).
Hausaufgabe: Bitte erstellen Sie eine
Text-Paraphrase, in der
möglichst viele der Fremdwörter durch deutsche Ausdrücke ersetzt
sind.
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Mi., 23.4.2008
Text 3: "Roland Koch lernt in Marburg mehr über den Wandel der
Sprache". In: OP v. 16.4.2k8 [über einen Besuch im Forschungszentrum
"Deutscher Sprachatlas"]. Lesen Sie zum Vergleich bitte auch den Bericht
in der Marburger
Uni-Homepage!
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Mi., 30.4.2008
Text 4: "Bloß nicht entmutigen lassen". In: UNICUM, Das bundesweite
Campus-Magazin, 4/2008, S. 34 f.
Auch und gerade in diesem Text erscheinen wieder Zeit-typische
Angliszismen, so z.B.
E-Commerce (=
"Elektronischer
Handel"),
Embedded
Branding (= Verwendung von Gegenständen und Personen als
Werbeträger), Start-ups (= neue Unternehmensgründungen),
Online-Shop (= über Internet erreichbare Einkaufsmöglichkeit),
Agent (hier = Betreuer, Koordinator von Werbekampagnen),
Promoter (hier = Verbreiter von Werbebotschaften),
Marketing
(= Vermarktung, Absatzwesen),
Website
(= abrufbarer "Auftritt" im Internet),
Business-Plan
(= Geschäfts- Unternehmensplan; Arbeitspapier, das Ziele und Strategien
eines Unternehmens festlegt und alle Voraussetzungen, Vorhaben und
Maßnahmen einschließt; auch Kompositum
Businessplanwettbewerb,
"neudeutsch" auch
NewBizCup) und Abkürzungen wie HR (=
human
resources, in der VWL definiert als die Fähigkeiten und Fertigkeiten
sowie das Wissen, das in Personen verkörpert ist"), IT (=
Informationstechnologie). Offenbar können Jung-Unternehmer heute nur
noch "punkten", wenn sie ihre Firmen-Namen anglo-amarikanisch
"aufmotzen" so wie, in unserem Falle,
Inside Xtreme, wo
"Lifestyle, Entertainment und Sports" vermarktet werden, "Girls Accessories"
und "Men's Fashion" im Angebot sind - alles im Grunde traurige Beispiele
dafür, wie unsere deutsche Sprache mit aller Macht und sehr gezielt
ihrer Ausdruckskraft beraubt wird, was letztendlich dazu führen wird,
daß die derzeitigen Schüler und späteren "Professionals"
kaum noch in der Lage sein werden, ältere, "konventionelle" Texte (oder
gar anspruchsvolle Literatur) zu lesen (und zu verstehen), so das Deutsche
in Deutschland im öffentlichen Leben zur "Fremdsprache" verkommt und,
ganz im Sinne Öttingers
("Oettinger
kann alles außer Deutsch"), nur noch dem Freizeitbereich vorbehalten
ist. Ich halte es im pädagogischen und universitätsdidaktischen
Sinne für unerläßlich, anhand eines Textes wie dem unseren
diesen unaufhaltsamen Wandel drastisch vor Augen zu führen. W.N.
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Mi., 7.5.2008
a) Weil er so schön ist: Sketch "Deutsch für Ausländer".
Der als
LORIOT
bekannt gewordene, einer alten preußischen Adelsfamilie entstammende
Zeichner, Autor und Schauspieler
Vicco von
Bülow gilt als "Grandseigneur" des gepflegten deutschen Humors.
Neben seinen vielen
"Cartoon"-Sketchen
schrieb und drehte er auch zwei Spielfilme:
"Ödipussy"
(1988) und
"Pappa
ante Portas" (1991), in denen er, mit seiner inzwischen verstorbenen
Partnerin
Evelyn
Hamann, natürlich auch die Hauptrollen spielte.
.
b) Text 5: "Abriss der Brauerei ist Millionenprojekt - Für den
Landeshaushalt 2009 hat Marburger Universität mehr als zwei Millionen
Euro beantragt". in: Oberhessische Presse vom 7.5.2k8
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Mi., 14.5.2008
Text 6: "Helmut Kohl hat sich getraut - Ex-Kanzler heiratet
Lebensgefährtin". In: Marburger Neue Zeitung v. 14.5.2k8 (Titel und
innen). Von Gerd Reuter (dpa).
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Mi., 21.5.2008
Text 7: "Nur vom Feinsten - Bei großen Turnieren ist für
die deutsche
NATIONALELF nichts zu teuer.
Egal, ob Unterbringung, Verpflegung oder Training - Superlative sind angesagt".
In: kicker, 19.Mai 2008, S. 90 + 92 => hier
Text in indirekter Rede
Von Steuerlasten und sozialem Abstieg geplagte "Normalbürger" werden
sich die Augen reiben: in diesem von Rainer Franzke, einem der
"Tagebuchschreiber" des kicker, verfaßten Artikel
geht es um astronomisch große Summen. "(...) nie zuvor kostete den
DFB die Teilnahme an einer
Welt- oder
Europameisterschaft mehr als die Endrunde in Österreich
und der Schweiz", heißt es da. Im Anschluß an Wort- und
Sach(er)klärungen ergab sich eine kleine Diskussion. Der fast
unübertreffbare Luxus schade den Vorbereitungen nicht, meinten einige
Teilnehmer/innen.
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Mi., 28.5.2008
Text 8: Aus dem FOCUS Nr. 22 v. 26. Mai 2008 lesen wir heute den Artikel
"Die alte Mitte" (S. 80-85); er beleuchtet anhand von sechs Fallbeispielen
den äußerst bedrohlichen Abstieg der sog. Mittelschicht. Aus dieser
Kompilation habe ich die Einzelhändlerin, den Arzt und
die (nicht fest angestellte) Lehrerin ausgewählt.
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Mi., 04.6.2008 Aktuelle Fernseh-Beiträge:
1. Schwache Mittelschicht, schwache
Demokratie?
Besucher vor dem Berliner
"Reichstag"
äußern sich zum sozialen Abstieg, zu wachsenden Existenzängsten
und politischer Verdrossenheit im deutschen
Mittelstand.
ARD-"Monitor"
Nr. 578 vom 22.5.2k8
2.
"Neues
aus der Anstalt" (politisches Kabarett); Wiederholung der
letzten
Sendung in 3-Sat v.
1.6.2k8 mit
Urban
Priol,
Georg
Schramm und Gästen (Volker Pispers, Rolf Miller und
Ingo
Appelt)
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Mi., 11.6.2008
Text 9: "Überragender Podolski sorgt für einen erfolgreichen
Auftakt". In: "Oberhessische Presse" v. 9. Juni 2008; Autoren: Thomas Niklaus
und Jürgen Zelustek (Beilage zur Fußball-EM)
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Mi., 18.6.2008
Text 10: "Einigen in den Hintern treten" (Interview mit dem ehemaligen
Bundestrainer Berti Vogts), Sport Bild 25/2k8, 18 f.
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Mi., 25.6.2008
Klausur Mit Fragen zu
Wörtern und Wendungen in den Texten 1-10 (bitte
alle Texte nochmal detailliert durchlesen und die letzte Gelegenheit
nutzen, Unbekanntes nachzuschlagen !!!). Da es sich hier (im Gegensatz
zur Landeskunde) um eine
sprachlich orientierte Übung handelt, werden Ihre sprachlichen
Kenntnisse und Fertigkeiten auch Grundlage der Note sein.
Anmerkung: ich habe im Moment genug zu tun mit der Durchsicht
und Bewertung der Klausuren. Daher bitte ich um Verständnis, daß
- von begründeten Ausnahmen abgesehen - entsprechende Email-Anfragen
nicht mehr beantwortet und die Noten erst am kommenden Dienstag und Mittwoch
bekanntgegeben werden. Im übrigen verweise ich auf die hier anklickbaren
Klausur-Lösungen (siehe oben). W.N., 26.6.2k8
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Mi., 02.7.2008
a) zum festlichen Ausklang der Übung und zur Eröffnung
meiner letzten beiden "Lehr-Stunden": aus dem 3. Satz (Scherzo)
von Franz
Schuberts (1797-1828):
Sinfonie Nr. 8 C-Dur (Jubiläumskonzert der Jungen
Marburger Philharmonie, Dirigent Kiril Stankov, Lutherische Pfarrkirche Marburg
22. Juni 2008; Live-Aufnahme W. Näser)
b) Erläuterungen zur Klausur, Schlußbetrachtung, Ausgabe
der Übungsscheine, Termine für Nachprüfungen
----------------- weitere (letztmalige) Semestersprechstunden
---------------------
jeweils 15-17 Uhr in der Wilhelm-Röpke-Straße 6 A, Zimmer
820 (Telefon 28-23508):
Mo., 07.7.2008
Mo., 14.7.2008
Mo., 21.7.2008
Di., 29.7.2008
In diesen Sprechstunden können Sie Nachprüfungen (siehe
Klausur-Lösungen)
ablegen und das im Semester Gelernte weiter vertiefen. Nutzen Sie diese
Chance.
Ich mache alle Betroffenen darauf aufmerksam, daß ab August 2008
weder Nachprüfungen abgehalten noch Scheine ausgestellt werden
können. Email-Anfragen zu den behandelten Themen werden jedoch weiterhin
beantwortet (naeser(at)staff.uni-marburg.de / naeser(at)live.de).
Wird ergänzt. Stand: 2.7.2k8