UE Deutsche Landes- und Kulturkunde (für ausländische
Studierende), Dr. Wolfgang Näser, Sommersemester 2008
Di 16-18, Biegenstr. 14, HG 207
ECTS: 4P (Sigle: DaF/L)
Beginn: 1.4.2008
Wünsche und Anregungen: via e-mail (naeser@staff.uni-marburg.de)
Bitte beachten (und besuchen) Sie meine Sprechstunde: Mo 15-17
h, W.-Röpke-Str. 6 (PhilFak, Turm A), Zi. 820
Ziel und Inhalt: 1. Markante Daten zur Literatur, Musik, bildenden
Kunst, Geographie und den wichtigsten Institutionen Deutschlands werden anhand
von Texten und medialen Präsentationen (Audio, Video) vermittelt und
- je nach Interesse - durch den Besuch regionaler Museen und anderer
Einrichtungen vertieft.
2. Erarbeitung themenbezogener Wörter und Wendungen, vor allem durch
Nachbereitung und Diskussion. Arbeitsgruppen möglich.
Seit dem WS 2002/3 durchgeführt,
hatte meine "Landeskunde" neben allgemeinen Themen (z.B. Bundesländer,
Bildung, Medien) immer besondere Schwerpunkte. In unserer Übung geht
es (wieder) um die Rolle der ("klassischen") Musik, wird kulturell
Marburg im Mittelpunkt stehen, werden (auch brisante,) aktuelle Probleme
unseres Landes zur Sprache kommen (Regierungsbildung in Hessen, Rolle
Deutschlands in Europa, Frauen
in Waffen / Auslandseinsätze; Bildung und Ausbildung, Soziales);
neben der viel diskutierten Integration von Migranten (->
Marburg-Richtsberg) geht
es auch um die noch in Deutschland herrschenden Ideen, Sitten und Bräuche
der abendländisch-christlichen Kultur.
Auch werde ich wieder moderne audiovisuelle Möglichkeiten (wie DVB-T)
einbeziehen und die Rolle der
Mundarten berücksichtigen.
Sofern es unsere Zeit erlaubt, werde ich eine weiter verbesserte Methode
der Flugsimulation zur virtuellen
Präsentation deutscher Landschaften (und ihrer konstitutiven Elemente)
vorstellen. Als Beispiel der deutschen Museumskultur dient das wohl einzigartige
Aeronauticum in Nordholz
(siehe unten).
Zielgruppe: ausländische Studierende aller Fachrichtungen
Multimedia: PC, Internet, DVB-T
Anmelde-Formular * Weitere
Informationen hier
Multimedia: PC, Internet, DVB-T
Teilnahmevoraussetzungen: Gute Grundkenntnisse der deutschen
Gegenwartssprache und Interesse an landes- und kulturkundlichen Themen. Ich
weise hier ausdrücklich darauf hin, daß es sich
1. um eine sehr arbeitsintensive Veranstaltung und
2. um keinen Anfänger-Kurs handelt.
Regelmäßiger, pünktlicher Besuch und aktive Teilnahme sind
unbedingt erforderlich.
Leistungsnachweis: Klausur am Semesterende
Arbeitsgrundlage: Texte und Präsentationen
Übungsplan:
-
Di., 1.4.2k8
a) Musik: Georg Friedrich Händel: (1685-1759): "Halleluja" aus
dem "Messias" (1741). Arcis-Vocalisten München (Einstudierung: Prof.
Thomas Gropper), Tschech. Instrumental-Ensemble auf alten
Instrumenten, Dirigent: Siegfried
Heinrich.
St. Albert (Bertramstr.,
gegenüber dem Hess. Rundfunk), Frankfurt, 11.4.2k7
(Live-Aufnahme W. Näser)
b) Einleitendes zur Übung; Website
c) Anmeldung (Ausfüllen des Bogens)
-
Di., 8.4.2k8
a) Aktuelles:
1. Am Mittwoch, dem 16.4., um 19 Uhr liest Dietmar
Seibert in der Ev. Bücherei
der Thomaskirche (Oberer Richtsberg) aus seinem Roman "Zum Schluß ist
es immer das Herz". Sie sind herzlich willkommen.
2. Die politische Situation in unserem Bundesland ist noch immer ziemlich
verworren; Roland Koch amtiert weiter als Geschäftsführender
Ministerpräsident, es gibt keine regierungsfähige Mehrheit,
auch das Schicksal der Studiengebühren bleibt ungewiß.
Angeblich wollen ca. 65 Prozent der Hessen Neuwahlen.
3. Unklar ist auch das Ausmaß der Teilnahme offizieller deutscher
Sportfunktionäre und deutscher Sportler/innen an den
Olympischen
Spielen von Beijing. Man wolle ihnen keinesfalls selbständige
politische Meinungsäußerungen verbieten, verlautete noch heute
im
ZDF-Morgenmagazin.
4. Nach langer Zeit gibt es eine (bescheidene, dennoch umstrittene)
Renten-Erhöhung: ab dem 1. Juli um 1,1 Prozent. Das ist nicht
mehr als der berühmte "Tropfen auf den heißen Stein".
b) Musik:
Herbert
von Karajan wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Einst
jüngster
Generalmusikdirektor
Deutschlands, konkurrierte er mit dem gleichermaßen erfolgreichen
Wilhelm
Furtwängler (1886-1954), nach dessen Tod er die Leitung der
Berliner
Philharmoniker übernahm. Nach Jahren voller Schmerz und
körperlichem Siechtum starb er am 16. Juli 1989 in
Anif
(Österreich). Als ebenso kompromißloser wie eigenwilliger
Perfektionist achtete er stets auf Werktreue und optimalen Klang (5 LPs "HiFi
Karajan") und begrüßte 1981/82 enthusiastisch die Einführung
der Compact Disk. Auch liebte er schnelle Autos, besaß die
Privatpilotenlizenz bis hin zur Musterberechtigung für seinen Business-Jet
Dassault Falcon 10. Karajan, der in allen wichtigen Konzertsälen der
Welt brillierte, hinterließ über 1.000 wegweisende Aufnahmen.
Zum "Geburtstagsfest für Herbert von Karajan" brachte der
deutsch-französische TV-Sender
arte am 5. April
aus dem Konzertsaal des
Wiener
Musikvereins Ludwig van
Beethovens
Violinkonzert
D-Dur op 61, gespielt von
Anne-Sophie
Mutter (* 1963, siehe auch
hier)
und den Berliner Philharmonikern unter dem langjährigen Assistenten
Karajans, dem japanischen Dirigenten
Seiji
Ozawa. Die mit 13 Jahren von Karajan entdeckte und sehr geförderte
Künstlerin bezeichnete in einem Pausen-Interview das von ihr meisterhaft
interpretierte Werk als schwierigstes der Geigenliteratur und "Mount Everest",
der immer wieder erklommen werden wolle.
Beethoven wurde zu einem der wichtigsten deutschen Komponisten durch seine
(in völliger Taubheit komponierte)
Neunte
Sinfonie in d-Moll op. 125, deren 4. Satz mit Soli und Chor
Friedrich
Schillers Ode an die Freude
musikalisch umsetzt. Sein so schwieriges und anspruchsvolles Violinkonzert
bleibt indessen nicht den berühmten Interpret/innen und großen
Konzertsälen vorbehalten, sondern wurde in den letzten 20 Jahren auch
mehrmals in unserer Region aufgeführt: u.a. am 15. Januar 1992
in Marburg von Wolfgang Jungraithmayr und dem Sinfonieorchester der
Akademisch-musikalischen Studentenverbindung "Fridericiana" (unter Markus
Meier), am 14. Juni 1992 in Gießen von
Matthias Wollong und dem von Brigitte Schön geleiteten
Orchester der Justus-Liebig-Universität und am 27. Juni 2004
in Marburg von
Karl
Sousa und der von dem erst 26-jährigen Neuseeländer Kerry Jago
geleiteten Jungen
Marburger Philharmonie. Von diesen Konzerten, die ich live mitgeschnitten
habe, wähle ich das letzte, quasi als Beispiel des in der
Universitätsstadt Marburg herrschenden hohen kulturellen und
künstlerischen Niveaus. Wir hören - ausnahmsweise in voller Länge
- die Sätze 2 (Larghetto - attacca) und 3 (Rondo (Allegro)
in meiner kopfbezogenen OSS-Aufnahme.
c) Deutschland: Daten und Fakten (1); siehe auch:
Wikipedia
/
Statistik
(auch
hier und
Lernkarte /
Landkarten-Spiele)
Obige Karte aus einer früheren
D-Info ((c) 1996 ff. Buhl Data GmbH) zeigt neben den
Ländern
und deren Hauptstädten die Haupt-Postleitgebiete (= Erstziffern der
5-stelligen Postleitzahlen).
1. Daten: 82.438 Mio. Ew. (31.7.2k7); Hauptstadt Berlin
(3.415.742 Ew. am 30.11.2k7). Ew.); Ausländer: ca. 7,256 Mio (Ende 2k6),
davon 1.714 Mio. Türken; Spätaussiedler: ca. 4,5 Mio. (davon ca.
52 Prozent "Rußlanddeutsche"); längste Flüsse: Rhein:
1.320 km, entspringt westl. Chur; durchfließt drei Länder; oftmals
in Literatur und Liedern
("Einmal am
Rhein") erwähnt; schiffbar ab
Rheinfelden
(CH); Elbe: 1 170 km, Quellflüsse entspringen im (tschech.)
Riesengebirge; schiffbar ab Pardubice [östl. Prag], passiert zahlreiche
kulturell wichtige Städte, z.B.
Dresden = "Elb-Florenz"
(wo im Oktober 2k5 die
Frauenkirche
neu
geweiht wurde),
Meißen (->
Porzellan,
Bauhaus-Kolleg),
Torgau (hier treffen sich
am 25.4.1945 erstmals sowjet. und amerikan. Kriegstruppen),
Wittenberg
(Martin Luther 1517:
95
lateinische Thesen an der
Schloßkirche),
Dessau
(Junkers-Flugzeugwerke;
Ju 90 "Der
große Dessauer"), Magdeburg (Otto von Guericke 1650:
"Magdeburger Halbkugeln"), Oder, Donau.
2. Zu Deutschlands kulturellen Errungenschaften (Kunst,
Architektur, Literatur, Musik, Philosophie) zählen auch
a) viele bahnbrechende Erfindungen, z.B. der Buchdruck
mit beweglichen Lettern (Johannes
Gutenberg,
um 1450), die Taschenuhr (Peter
Henlein
1504), die este europäische Porzellanherstellung (Johann Friedrich
Böttger
u. Ehrenfried Walther
von Tschirnhaus, Dresden / Meißen 1708), das
Lithographie-Verfahren (Alois
Senefelder
1796), die Buchdruck-Schnellpresse (Friedrich
Koenig
1811), das Veloziped (Karl Freiherr von
Drais
1817), der Verbrennungsmotor (Nikolaus August
Otto,
Rudolf
Diesel),
das Automobil (Karl
Benz),
die Elektrotechnik (Werner von
Siemens),
das Telefon (Philipp
Reis
1860/61), der moderne Kühlschrank (Carl
von
Linde 1876), der Magnetzünder (Robert
Bosch
1887/97), die erste praxistaugliche Elektro-Lokomotive (W. von Siemens
1879), der elektrodynamische Lautsprecher (W. von Siemens 1878), die
Zeilensetzmaschine
("Linotype",
Ottmar
Mergenthaler
1886), das Gleitflugzeug (Otto
Lilienthal,
ab 1891), der zusammenfaltbare Fallschirm (Käthe
Paulus
1893), das Kalorimeter, der Gas-Badeofen und der
Durchlauferhitzer
(Hugo
Junkers
1882/93), das Motorrad (Alois
Wolfmüller
1894), der erste brauchbare Filmprojektor (Oskar
Messter
1896), die Fotokamera mit Schlitzverschluß (Ottomar
Anschütz
1888), die Kathodenstrahlröhre (Karl Ferdinand
Braun
1897), das automatisch schmutzlösende Waschmittel
(Persil,
Henkel-Konzern 1907), die Ortung mit Radiowellen ("Telemobiloskop",
Christian
Hülsmeyer
1904), der selbstschwingende (weil rückgekoppelte)
Hochfrequenz-Oszillator (Alexander
Meißner
1913); das mechanische (Paul
Nipkow
1884) und elektronische Fernsehen (Manfred
von
Ardenne 1930), das Tonfilm-Verfahren (Hans Vogt, "Laboratorium
für Kinematographie" des
"Triergon", ab 1919), die Chiffriermaschine
Enigma (Arthur
Scherbius
1918), der Ultrakurzwellenfunk (Abraham
Esau
1925), das Elektronenmikroskop (Ernst
Ruska
und Max Knoll
1931) und Feld-Elektronenmikroskop (Erwin Wilhelm
Müller
1936), die Kunstoff-Faser Perlon (Paul
Schlack
1938), das Tonbandgerät
("Magnetophon",
1935; erste HiFi-Stereo-Tonbandaufnahme durch die
Reichsrundfunkgesellschaft 1943); das Kondensator-Mikrofon (1928,
Georg
Neumann),
das Strahl- Triebwerk (Hans Joachim
Papst
von Ohain 1936) und
Düsenflugzeug
(Ernst
Heinkel
1939), der (druckluftbetätigte)
Schleudersitz
(Ulf Weiß-Vogtmann; serienmäßig ab 1940 in der
He
219), der öffentliche Fernseh-Sprechdienst
(Bildtelefon,
Berlin-Nürnberg-München 1938), der programmgesteuerte Computer
(Konrad Zuse,1940), die
Flüssigkeitsrakete (A4/V2,
Wernher
von Braun 1942 nach Vorentwürfen von Hermann
Oberth
1917, der 1923 auch ein sog. Ionentriebwerk erfand, und Eugen
Sänger
1930, der ca. 1940 den sub-orbitalen Bomber
Silbervogel
und 1961 einen von Junkers weiterentwickelten
Raumgleiter konzipierte), die Magnetschwebebahn
(Hermann
Kemper
1934), das Langspielplatten-Schneideverfahren mit variabler
Füllschrift (durch den bekannten Schriftsteller und Redakteur
Eduard
Rhein
1948/49), der
Dreh- und
Kreiskolbenmotor (Felix
Wankel
1957), die vollautomatische Fotokamera (Agfa
Optima
1959), das
PAL-Farbfernsehen
(Walter
Bruch,
1962/63), die
MP3-Kompression
(Karl-H. Brandenburg u.a., ab 1982) u.a.
.
b) ebenfalls zahlreiche Entdeckungen und wissenschaftliche
Neuerungen, so z.B. die ortspunktgestützte deutsche
Sprachgeographie (Georg
Wenker
1876), die Röntgenstrahlen (Wilhelm Conrad
Röntgen
1895), die moderne Pathologie (Rudolf
Virchow
1858), die
Lichtquantenhypothese
(aufgrund der Forschungen von Heinrich Hertz) und die
Relativitätstheorie (Albert
Einstein 1905), die moderne
Chirurgie (Ferdinand
Sauerbruch,
ab 1908), der Herzkatheter (Werner
Forßmann
1931); die
Kernspaltung
(Otto Hahn und Fritz Straßmann 1938): Herausragend auch der
Agrochemiker
Justus
von Liebig (1803-1873), dem wir mehrere heute unverzichtbare Erfindungen
verdanken (z.B. den
Fleischextrakt,
das
Backpulver
und den
Mineraldünger).
Der Mikrobiologe Robert
Koch
(1843-1910) entdeckte 1876 den Erreger des Milzbrandes, 1882 den der
Tuberkulose (->
Tuberkulin-Test)
und 1884 den der Cholera. Paul
Ehrlich
(1854-1915) begründete die Chemotherapie und entwickelte eine
medikamentöse Behandlung gegen Syphilis. Emil Adolf von
Behring
(1854-1917), fand 1891 ein Serum gegen Diphtherie, wurde Ordinarius
in Marburg und errichtete dort ab 1903 im Stadtteil Marbach ein großes
Unternehmen,
in dem Impfstoffe auch gegen Tetanus, Dysenterie ("Ruhr"),
Gasbrand
und
Cholera produziert
wurden.
Christoph Ludwig
Hoffmann
unternahm 1782 in Burgsteinfurt erste Versuche mit optisch-mechanischer
Telegraphie. (Georg Simon
Ohm
(1789-1854) untersuchte die Proportionalität zwischen Strom
und Spannung in einem elektrischen Leiter (U/I = R) und fand
so das Maß des (elektrischen)
Widerstands.
Heinrich
Hertz
(1857-1894) entdeckte die elektromagnetischen Wellen und übertrug sie
1886 von einem Sender zu einem Empfänger. Hermann von
Helmholtz
(1821-1894) formulierte 1847 das Gesetz von der
Erhaltung
der Energie, erfand 1850 das
Ophthalmoskop
zur Augenspiegelung und 1857 das
Telestereoskop.
Der sog.
Helmholtz-Resonator
zeigte sich als wichtig u.a. für die Berechnung und Konstruktion von
Orgelpfeifen. Max
Planck
(1858-1947), nach dem später eine Reihe bedeutender
Institute
(auch eines in
Marburg) benannt
wurden, begründete die Quantenphysik, zu der auch Werner
Heisenberg
(1901-1976) mit seiner
Unschärfe-Relation beitrug. Als einer der letzten
Universalgelehrten gilt der Physiker Carl Friedrich von
Weizsäcker (1912-2007); zwar entwickelte er Anfang
der 40er Jahre die Theorie einer
Plutoniumbombe,
vertrat jedoch später als
Naturphilosoph
einen radikalen Pazifismus als das christlich einzig Mögliche
und die Einheit von Wissenschaft und politischer Moral.
28 deutsche Physiker, 29 deutsche Chemiker und
20 deutsche Mediziner und Psychologen erhielten den
Nobelpreis.
.
Während heute, im beginnenden 21. Jahrhundert, ein uneingeschränkter
Turbo-Kapitalismus um sich greift und mit dem Ziel menschenfeindlicher
Profitmaximierung ein rigider Abbau von Sozialleistungen stattfindet, offenbart
sich rückschauend ein vorbildliches soziales Engagement deutscher
Unternehmer in der Anfangszeit der Industrialisierung. Schon 1854
führte Alfred
Krupp
(1812-1887) eine Betriebskrankenkasse für seine Arbeiter ein. Sie
umfaßte ein Krankengeld, das Honorar für den
Fabrikarzt, Ausgaben für Medikamente und ein
Sterbegeld. Krupp führte auch eine Betriebsrente für
die Arbeiter ein im Falle von Arbeitsunfähigkeit, die durch zwei
Fabrikärzte festgestellt worden war, und bei einer
Mindestbeschäftigungsdauer von 20 Jahren. Robert
Bosch
führte bereits 1906 als einer der ersten in Deutschland die
achtstündige Arbeitszeit ein. Schon Ende des 19. Jahrhunderts
entstanden
Arbeitersiedlungen,
z.B. die
Zechenkolonien
im Ruhrgebiet.
3. Länder-Stereotypen
(Vorurteile):
was die Hessen angeht, sind sie angeblich stur (=beharrlich,
hartnäckig, starrsinnig), das läßt sich ebensowenig
verallgemeinern wie die Behauptung, es gebe eine Mundart namens "Hessisch".
Andere St. betreffen die angeblich "hinterwäldlerischen", biertrinkenden,
urwüchsigen Bayern (in bayr. Klöstern stand die Wiege der
deutschen Schreibkultur!), die "tüchtigen" und "sparsamen", ja oft auch
"geizigen" Schwaben ("schaffe, schaffe, Häusle baue, verrecke"),
die rheinischen "Frohnaturen", die wortkargen, "maulfaulen" ("moin,
moin") und unzugänglichen Norddeutschen (auf dem wenig
abwechslungsreichen flachen Lande sieht man schon freitags, wer einen
am Montag besuchen kommt), die "dösigen" Ostfriesen, über
die man
Witze
macht, die schalkhaft-listigen Westfalen, die gewitzten
Sachsen, die nicht auf den Mund gefallenen, "schlagfertigen"
Berliner ("Schnauze mit Herz") usw. Die
Schlesier,
sagte man früher, trügen ihr Herz auf der Zunge. Diese
Stereotypen basieren auf Stammes-Eigenschaften, Sitten und Bräuchen
(z.B.
Karneval)
und (mundartlichen) Sprachmerkmalen und sind heute nur noch begrenzt haltbar,
befindet sich doch das zunehmend "multikulturelle", ethnisch "durchmischte",
weltoffene Deutschland in einem rasanten Umbruch. ->
Ethno-Lexeme
und -phraseologismen (W. Näser 9/98)
Links: "So sind die Deutschen" (Auswahl)
1.
Behauptungen
und Witze
2.
"Zeit"-Artikel
vom Februar 1963
3.
"Die Deutschen kommen zurück"
4.
Was ist typisch deutsch?
5.
Mehr
als Bratwurst und Bier (siehe auch
hier)
6.
DaF-Unterrichtseinheit
7. Das Erste:
Online-Test
.
-
Di., 15.4.2008
a) Musik: Der
UniChor
Marburg (aus dem Semesterabschlußkonzert vom 6.2.2k8; Live-Aufn.
W. Näser)
b) Intermezzo: Filmische Eindrücke aus dem
Park von Rauischholzhausen (29.3.2k8, Video W.
Näser)
c) Deutschland: Fortsetzung vom 8. April.
d) Deutsche Gegenwartsprobleme:
-
wachsende wirtschaftliche Abhängigkeit im Zuge des Globalismus,
-
hohe reale Arbeitslosigkeit, besonders in neuen
Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt
-
hoher Anteil an Geringverdienern (= weniger als ca. 5 Euro / Stunde):
lt. ZDF-Morgenmagazin v. 18.4.2k8 (8:02) 22 % der Arbeitnehmer/innen
(damit nur wenig unter dem Prozentsatz der USA)
-
rund 1 Million Obdachlose;
-
private Überschuldung / Insolvenzen aufgrund (durch
Werbung "angeheizter") überhöhter Lebensansprüche (in "normalen"
Arbeitnehmerhaushalten mehrere Privatautos, luxuriöse Wohnungseinrichtungen
und Medienausstattungen mittels "Finanzierung"),
-
mangelnde Achtung und Pflege der eigenen Muttersprache (hohes
Grammatik-Defizit, siehe
PISA-Tests)
auch seitens verantwortlicher Politiker (siehe
"Oettinger
kann alles außer Deutsch"), kritiklose Amerikanisierung von
Sprache und Kultur in den
Medien und sogar im schulischen Bereich,
-
mangelnde Vermittlung
musischer
und künstlerischer Unterrichtsfächer (viele Stunden fallen aus)
-
inkonsistentes Bildungs-System durch
Föderalismus
-
mediale Reizüberflutung mit hohem
Gewaltanteil (daraus resultierend
wachsende Jugendgewalt) und kollektiver Verdummung,
-
Orientierungslosigkeit, Werteverlust (neuerdings sogar an der Börse);
-
Nationalismus, faschistoide Tendenzen und (auch frauenfeindliche) Intoleranz
in Parallelgesellschaften (z.B.
Necmettin
Erbakan;
"Graue
Wölfe" =
türkische
Ultra-Nationalisten mit deutschem Paß) u.a..
e) Eigene Beobachtungen der Teilnehmer/innen in unserem Lande: entsprechen
sie den oben angeführten Stereotypen? (ggf. auch per
Email mitteilen!.
f) Erinnerung: Am Mittwoch, dem 16.4., um 19 Uhr liest
Dietmar Seibert in der Ev.
Bücherei der Thomaskirche (Oberer Richtsberg) aus seinem Roman "Zum
Schluß ist es immer das Herz". Sie sind herzlich willkommen.
==> Hier
Tondokumentation
der Lesung
.
-
Di., 22.4.2008
a) Musik: der
Marburger
Bachchor (aus: "The Messiah" in der Lutherischen Pfarrkirche Marburg,
10. Juli 2005. Begleitet wird der Chor vom renommierten Barock-Orchester
L'Arpa
festante (München), die Leitung hat
Nicolo
Sokoli; Live-Tonaufnahme W. Näser)
b) Aktuelles:
-
Der geschäftsführende Ministerpräsident des Landes Hessen,
Roland Koch, besuchte
am 15. April das
Forschungszentrum
"Deutscher Sprachatlas", zeigte sich sehr beeindruckt und sprach von
einem "Leuchtturm geisteswissenschaftlicher Forschung in Hessen" (s.
Uni-Homepage
und OP-Artikel vom 16.4.2k8, den wir in der morgigen Übung lesen
werden)
-
Die Pläne für ein neues BKA-Gesetz treffen auf Kritik: Um die Gefahr
von Terroranschlägen abzuwenden, sollen Beauftragte des
Bundeskriminalamts ungefragt
nicht nur Mikrofone ("Wanzen"), sondern auch Kleinst-Kameras in
verdächtigen Wohnungen anbringen können. Das widerspricht eklatant
der im
Grundgesetz Artikel 13 garantierten
Unverletzlichkeit
der Wohnung und ist ein weiterer Schritt hin zum totalen
Überwachungsstaat
(vgl. OP-Artikel v. 19.4.2k8).
-
Arm
durch Arbeit? Jeder Fünfte hierzulande ist ein "Billigjobber". Mit
6,5 Millionen
Geringverdienern steht damit Deutschland kurz vor
"amerikanischen Zuständen" (vgl. die
Welt v. und OP v. 19.4.2k8).
Im Zuge dessen beklagt z.B. die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die seit dem
Jahre 2000 um 10 bis 20 Prozent gesunkenen
Reallöhne.
"Vor Streife noch Taxi fahren - Polizisten brauchen Nebenjobs", ist ein
OP-Artikel v. 19.4.2k8 überschrieben.
c)
60 Jahre Hessen (hr3 TV, 25.11.2k6), Teil 1. Am 1.
Dezember 1946 trat die
Verfassung
des Landes Hessen in Kraft (hierzu auch
Wikipedia)
-
In den kurzen Filmausschnitten, die wir uns ansahen, berichteten Zeitzeugen
wie z.B. die damals sehr bekannte Schlagersängerin Maria
Mucke(-Grünefeldt) über die schweren Jahre des Wiederaufbaus nach
der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands im Mai 1945.
.
-
Di., 29.4.2008
a) Musik: der
Marburger
Bachchor (s. oben) singt das
"Dies Irae"
aus Wolfgang Amadeus
Mozarts
"Requiem"
d-Moll
KV
626 (Luth.
Pfarrkirche Marburg, 16.3.1986, Live-Aufnahme W. Näser; Dirigent
ist Prof. Wolfram Wehnert, der den Chor bis Ende 2001 leitete). Neben Johann
Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven gilt der auch durch seine
"Zauberflöte" weithin bekannt
gewordene Mozart weltweit als einer der wichtigsten Komponisten des
deutsch-österreichischen Kulturkreises (damit erübrigt sich wohl
endgültig die gelegentlich in dieser Lehrveranstaltung gestellte Frage,
ob denn M. ein "deutscher Komponist" sei).
b) Aktuelles:
-
Der (in
"Frontal 21" vom 29.4.2k8 respektlos zu den
"Populisten"
gezählte) nordrhein-westfälische Ministerpräsident Dr.
Jürgen
Rüttgers'
fordert, die
Renten für langjährig
Beitrag zahlende Geringverdiener anzuheben; dies
stößt bei der Bevölkerung auf weite
Zustimmung, in der
Großen
Koalition aus CDU,
CSU und
SPD jedoch
größtenteils auf Ablehnung.
Andererseits wäre (lt. repräsentativer Umfragen) jeder zwei Rentner
bereit, zugunsten der Jungen (deren Altersvorsorge
problematisch
ist) auf die mit 1,1 Prozent mehr als bescheidene Erhöhung zu
verzichten. Ist eine solche Haltung verständlich,
wenn man bedenkt, daß a) durch jahrzentelange Propagierung
des "schicken"
Single-Daseins
die deutsche
Bevölkerungs-Struktur
immer alterslastiger wurde und im Zuge eines rücksichtslosen
Egoismus ("erstmal leben und Spaß haben, alles andere ist egal")
und durch ausbeuterische Arbeitsverhältnisse
(Kurzarbeit,
perspektivlose
Zeitarbeit
"auf Abruf", Maximalnutzung aus Praktikantenstellen,
Dumping-Löhne
mit Staatszuschuß) wenig
Alters-Rücklagen
gebildet wurden, b) im Zuge des sog.
Generationenvertrags
(im
Umlageverfahren)
viele Rentner mehrere Jahrzehnte fleißig gearbeitet,
Rentenbeiträge gezahlt und damit die ältere Generation
finanziert haben und c) angesichts der hierzulande
wachsenden
Altersarmut
schon viele Renten unterhalb des
Sozialhilfe-Niveaus
liegen?
Für skandalös halten jedoch viele die Forderung der
Deutschen Bundesbank,
erst ab einem Alter von
68,5 Jahren Rente zu zahlen, "um die Kassenlage zu
stabilisieren". Das ist in ihren Augen pure Ausbeutung (schufte
[lang], sterbe [bald darauf], erspare [dem Staat deine Rente]).
-
Die
Deutsche
Bahn soll teilweise
privatisiert
werden, um aus
Aktien-Verkäufen
und gewinnmaximierenden Maßnahmen zusätzliches Kapital für
"nötige Investitionen" zu erzielen; das ist
umstritten,
nicht zuletzt weil viele vermuten, daß darunter die betriebliche Sicherheit
(Unterhaltung,
Sicherheit,
Wartung)
leidet: die auf technischer Nachlässigkeit beruhende Katastrophe von
Eschede
sowie das jüngste ICE-Unglück
bei
Fulda sind warnende Beispiele.
-
Nach einem Beschluß der
rot-roten
Koalition in Berlin
soll der historisch
(Luftbrücke) und kulturgeschichtlich wichtige Flughafen
Tempelhof
(Flugsimulator-Screenshot unten)
im Herbst geschlossen werden. Ein (juristisch nicht bindender!)
Volksentscheid
(Wowereit hierzu) hat dies nicht verhindern können.
c) 60 Jahre Hessen: Teil 2 (1986-2005, aus der DVD-Dokumentation des
Hessischen
Rundfunks). Schwerpunkte der kurzgefaßten Berichte lagen auf den
Nachwirkungen der
Reaktorkatastrohe
von Tschernobyl (1986), der
Öffnung
der ehemaligen "Zonengrenze" (1989/90) und der Wahl
Petra
Roths zur ersten Oberbürgermeisterin der Banken-Metropole
Frankfurt (1995).
.
-
Di., 6.5.2008
Die heutige Sitzung wurde mit Hilfe der reichhaltigen
Multimedia-Ressourcen
des Hörsaals (Quellen in []) entsprechend abwechslungsreich gestaltet:
.
a) [ext. PC]
Flugsimulation (FS): von Marburgs
"Richtsberg" bis zum
Verkehrslandeplatz
Schönstadt
(mit Hinweis auf die Aktivitäten des 1909 in den "Kinderjahren" der
Aviatik gegründeten
Kurhessischen Vereins für
Luftfahrt. Hier treffen sich vor allem an den Wochenenden
Luftfahrtbegeisterte aus allen Bevölkerungsschichten, um ihrem "Hobby"
zu frönen und in gemeinsamer Arbeit (Wartung, Instandsetzung, Aus- und
Weiterbildung, Flugbetrieb) Kameradschaft und Hilfsbereitschaft zu
praktizieren.
.
b) [CD-R] Musik: Jazz mit Gustl
Mayer (Jazz-Club Cavete
29.6.2k4, Live-Tonaufn. W. Näser). Als innovativste Musik-Gattung des
20. Jahrhunderts erlebte der aus den USA stammende Jazz nach 1945 eine
Hochblüte auch in Deutschland. Der international bekannte Tenorsaxophonist
Gustl Mayer, der schon mit 19 Jahren 1955 die erste Jazz-Sendung des noch
jungen deutschen Fernsehens bestritt, gilt als einer der wenigen noch lebenden
Kenner der gesamten Geschichte und aller Stilarten des Jazz.
.
c) [Mikro] Aktuelles:
1.
Bundespräsident
Horst
Köhler soll nach neuesten
Spekulationen eine zweite Amtszeit erhalten.
2. "e-Commerce" (elektronischer Handel) und Postzustellung in Deutschland:
ein Fallbeispiel.
3.
"10 Millionen Deutschen droht der soziale Abstieg"
(Zeitungsmeldungen v. 5.5.2k8).
4. Täter-Kultur in Absurdistan: Laut eines Beschlusses
des
Oberlandesgerichts
Frankfurt erhält der Kindesmörder
Magnus
Gäfgen eine staatliche
Kostenbeihilfe
für einen Prozeß gegen das Land Hessen. Er verlangt mehr als 10.000
Euro (!)
"Schmerzensgeld",
weil er angeblich von einem Beamten mit Gewalt bedroht worden sei. In der
fraglichen Vernehmung ging es um ein Versteck, in das er die Leiche des von
ihm entführten und vier Tage zuvor umgebrachten elfjährigen Jakob
von Metzler verbracht hatte. Der Prozeß werfe die Frage auf, ob dieser
Mörder beim Verhör "in seiner Menschenwürde" verletzt worden
sei. Der im Juli 2003 verurteilte Gäfgen konnte in seiner
Schwalmstädter Haft das Erste juristische
Staatsexamen
ablegen und 2005 ein Buch
"Allein mit Gott Der Weg zurück" publizieren
(hierzu die FAZ:
"Ehrt eure großen Mörder"). Sollte er - wider
Erwarten - nach fünfzehn Jahren frei kommen und inzwischen auch das
Zweite Staatsexamen abgelegt haben, gäbe es in unserem Lande dann einen
Kidnapper und Mörder, der "Recht sprechen" würde.
Anm. Punkt (4) löste eine kurze Diskussion aus. Teilnehmer/innen
berichteten, daß auch in anderen Ländern Strafgefangene Ausbildungen
und Examina absolvieren könnten; sinnvoll sei das vor allem in
Zweifelsfällen, in denen die Schuld der Deliquenten nicht zweifelsfrei
bewiesen werden konnte.
.
d) [DVD]: Sketch "Deutsch für Ausländer". Der als
LORIOT
bekannt gewordene, einer alten preußischen Adelsfamilie entstammende
Zeichner, Autor und Schauspieler
Vicco von
Bülow gilt als "Grandseigneur" des gepflegten deutschen Humors.
Neben seinen vielen
"Cartoon"-Sketchen
schrieb und drehte er auch zwei Spielfilme:
"Ödipussy"
(1988) und
"Pappa
ante Portas" (1991), in denen er, mit seiner inzwischen verstorbenen
Partnerin
Evelyn
Hamann, natürlich auch die Hauptrollen spielte.
.
e) FS: Über dem
Rheintal bei
Düsseldorf (zur Ergänzung der Sitzung vom 8.4.). Der
drei Länder (CH, D, NL) durchfließende Rhein gehört
zu den wichtigsten Verkehrswegen Deutschlands. Das Rheintal ist eine
unserer reichhaltigsten und "geschichtsträchtigsten" Kulturlandschaften.
Der vor 81 Jahren eröffnete, heute an der
A
44 liegende Flughafen
Düsseldorf International (DUS / EDDL) wurde,
nach der Brandkatastrophe von 1996, im Rahmen des Projekts "airport 2000
plus" weiter modernisiert und gilt mit einem Fluggast-Aufkommen von
17,83 Millionen (i.J. 2007) als einer der wichtigsten regionalen
Großfllughäfen Deutschlands.
.
f) [www, int.
PC]: Kultur
in Marburg (siehe
auch hier)
Das mit nur rund 80.000 Einwohnern (incl. Studenten) relativ kleine Marburg
bietet außergewöhnlich reichhaltige kulturelle Möglichkeiten
oder, wie es beim Internationalen Ferienkurs 1980 unser brasilianischer Gast
Carlos Alberto Tordino (damals Ingenieur und Gruppenleiter bei VW
do Brasil in São Paulo) formulierte: "Alles, was ich brauche, finde
ich in Marburg."
g) FS: Die Nordsee-Insel
Helgoland
(assoziativ: "Oberstadt" = "Oberland"); hier schrieb August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben 1841 das
"Lied
der Deutschen"
----------------- Ich wünsche meinen Teilnehmer/innen ein frohes
Pfingstfest
-----------------------
.
-
Di., 13.5.2008
a) Aktuelles:
1. Gedenken: a) Mit der bedingungslosen
Kapitulation am 8. und 9. Mai 1945 beendete Deutschland
den von seinem Boden ausgegangenen
Zweiten
Weltkrieg. Rußland feiert den Sieg über Nazi-Deutschland wie
zu Sowjet-Zeiten (ZDF-Bericht v. 9.5., 19:11 Uhr)
b) Am Abend des 10. Mai 1933 wurden an vielen Orten
Bücher
verbrannt.
2. Der Benzin-Preis durchbricht in Deutschland erstmals die "magische"
Grenze von 1,50 Euro (pro Liter). Mehr als 60 % fließen in den
Staats-Haushalt.
3.
"Die Gier der Privilegierten": Nachdem die
Diäten
der Bundestagsabgeordneten erst vergangenen November erhöht worden waren,
hat die Berliner
"Große Gehalts-Koalition" in der Debatte vom 9.5.
eine erneute Diätenerhöhung gefordert (das ergibt zusammen 16
%). Die endgültige Abstimmung ist in drei Wochen. Die Gehälter
der Kanzlerin, der Minister und der Staatssekretäre sollen ebenfalls
steigen. Große Teile der Bevölkerung und auch viele Abgeordnete
sind damit nicht einverstanden. "Wer an der Krippe sitzt, segnet sich zuerst",
sagt schon ein altes Sprichwort.
4. "Der deutsche
Schlager":
Ausstellung im Bonner
Haus der Geschichte.
Arbeit für den Frieden
b) (Video:) "Musik hat eine versöhnende Kraft".
Daniel
Barenboim, seit 1992 künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor
der
Staatsoper
Unter den Linden in Berlin, erläutert im
ZDF-Morgenmagazin vom 9.5. die Prinzipien seiner musikalischen
Friedensarbeit (vt2, 20" ff.)
c) "O Freunde, nicht diese Töne": kurzer Ausschnitt (5'
20" ff.) aus dem 4. Satz
von Ludwig van Beethovens (1770-1827)
9.
Sinfonie d-Moll (mit der Vertonung von
Friedrich
Schillers Ode an die Freude)
in der von Siegfried Heinrich geleiteten Aufführung vom 25.6.2002 im
(neu ausgestatteten) Auditorium maximum der Philipps-Universität
(Live-Tonaufn.W. Näser)
d) Nie wieder Krieg (?): Das Nachkriegs-Deutschland und seine besondere
Verantwortung
.
-
Di., 20.5.2008
a) (Heute mal ausnahmsweise keine live aufgenommene Klassik,
sondern:) Deutsche "Songs" im Kontrast:
1. "Wir sind die Pioniere...": aus einer Sendung der
"Stimme der DDR" (ehemals "Deutschlandsender") v. 13. Januar
1980 (Archiv W. Näser)
2. Deutsche Pop-Interpreten der Gegenwart:
Die
Söhne Mannheims,
Rosenstolz,
Ina
Müller,
Roger
Cicero,
Heinz
Rudolf Kunze und
Die
Fantastischen Vier)
.
b) Aktuelles: 1. Das geistliche und weltliche Oberhaupt Tibets,
der Dalai
Lama (72), besucht Deutschland und wirbt für die kulturelle und
religiöse Autonomie seines Volkes; u.a. trifft er mit seinem Freund,
dem hessischen Ministerpräsidenten
Roland
Koch zusammen. Außer der Ministerin für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung, Frau Heidemarie
Wieczorek-Zeul,
war kein Mitglied der deutschen Regierung bereit, den Dalai Lama zu
empfangen.
2. Die Berichterstattung der deutschen Massenmedien behandelt
ausführlich die furchtbaren Schäden des
Erdbebens
in China.
3. "Ohne staatliche Hilfen wäre jeder Vierte arm": Nach
jüngsten Medienberichten (19. und 20.5.2k8) hat sich die "Schere zwischen
Arm und Reich in Deutschland" weiter geöffnet: nach Bundesarbeitsminister
Olaf
Scholz (SPD) gälten 13 Prozent der Bundsbürger/innen als arm
(d.h. unter 781 Euro netto monatl. verdienend), weitere 13 Prozent würden
durch soziale Maßnahmen wie Kindergeld oder Arbeitslosengeld II "vor
dem Abrutschen in Armut bewahrt". Außerdem, so Scholz, wachse der
Niedriglohn-Sektor
besorgniserregend. Er fordert gesetzlich garantierte Mindestlöhne. Das,
so führende Vertreter der CDU, sei aber falsch; Mindestlöhne
würden "Arbeitsplätze vernichten".
4. Krankenversorgung: aufgrund gravierender
Budget-Einschränkungen sehen sich die Kassen-Ärzte nicht mehr in
der Lage, in allen Fällen zu helfen. Schon vor Ende des jeweiligen Quartals
sind die Budgets der Krankenkassen erschöpft und können daher keine
Rezepte mehr ausgestellt werden. Daher nutzen die Ärzte diese
Zeiträume, um ihren Urlaub zu nehmen (Morgenmagazin 20.5.2k8).
5. Das Autofahren wird sich noch weiter verteuern: Finanzminister
Peer
Steinbrück
plant eine ab 2009 gültige "Strafsteuer" von 1,25 Euro pro 100
Kubikzentimetern
Hubraum
für die insgesamt 16,4 Millionen PKWs der
Abgasnormen
(Schadstoffklassen) Euro 2 und Euro 3. Das soll bis 2013 ca. 26 Millionen
Euro erbringen.
.
c) Die deutschen Mundarten
(1)
.
-
Di., 27.05.2008
a) Eingangs-Duett aus
Johann
Sebastian Bach's Bauernkantate BWV 212 (1742; Text: Christian
Friedrich Henrici (genannt Picander): "Mer hahn
en neue Oberkeet" (1.5.2k4 anläßlich der Einweihung des
Johann-Sebastian-Bach-Hauses
in Bad Hersfeld;
Live-Tonaufn. W. Näser)
Mer hahn en neue Oberkeet
An unsern Kammerherrn.
Ha(r) gibt uns Bier, das steigt ins Heet,
Das ist der klare Kern.
Der Pfarr' mag immer böse tun;
Ihr Speelleut, halt' euch flink!
Der Kittel wackelt Mieken schun,
Das klene luse Ding. |
Wir haben eine neue
Obrigkeit
In unserem
Kammerherrn.
Er gibt uns Bier, das steigt ins Haupt,
Das ist der klare Kern.
Der Pfarrer mag immer böse tun,
Ihr
Spielleut',
seid bereit!
Der Kittel wackelt der Mieke schon,
Das kleine lose Ding. |
b) Aktuelles:
1. Schwache Mittelschicht, schwache
Demokratie?
Besucher vor dem Berliner
"Reichstag"
äußern sich zum sozialer Abstieg, zu wachsenden Existenzängsten
und politischer Verdrossenheit im deutschen
Mittelstand.
ARD-"Monitor"
Nr. 578 vom 22.5.2k8
2. Jedes sechste Kind in Deutschland wachse "in armen Verhältnissen
auf", resümiert das Forschungsinstitut
Prognos
aus einer im Auftrag des
Bundesfamilienministeriums
durchgeführten Recherche. Dennoch gehöre Deutschland zu den
europäischen Ländern mit der geringsten Kinderarmut (die höchsten
Quoten seien in Großbritannien, Spanien und Italien anzutreffen).
Beunruhigendes "hausgemachtes Elend" offenbart dagegen eine
UNICEF-Studie:
a) bei Minderjährigen in Deutschland nehmen chronische
Krankheiten, Übergewicht und
Verhaltensauffälligkeiten zu (unerwähnt die
Ursachen: gesteigerter Mediengenuß, einseitige
Ernährung, mangelnde Zuwendung (immer mehr Eineltern-"Familien"),
Flucht aus dem realen Leben (und eigener Verantwortung) in virtuelle
PC-Welten); b) etwa 17 Prozent der Migranten-Kinder
machen keinen Schulabschluß (ebenfalls unerwähnt, daß in
den wachsenden "Parallelgesellschaften" oft "kulturelle" und religiöse
Ursachen dafür verantwortlich sind und es in "Sozialhilfe-Dynastien"
den Eltern oft an "sozialer Kompetenz" zu verantwortungsvoller Erziehung
fehlt); c) in keinem anderen Industrieland gibt es so viele Raucher
unter den Jugendlichen (verantwortlich sind Gruppenzwänge,
mißverstandene Emanzipationsprinzipien und Medieneinflüsse;
außerdem können tägliche Ausgaben von 4 Euro für Zigaretten
pro Kind schon eine gewisse "Armut" hervorrufen).
3. Universitätsprofessorin
Gesine Schwan (s. auch
hier)
wird von der SPD einstimmig zur Gegenkandidatin Horst Köhlers bei der
Bundespräsidentenwahl 2009 nominiert (lt. Nachrichten vom 27.5.2k8).
Da sie für einen Wahlsieg die Stimmen der
Linkspartei
benötigt, gibt es
Streit in der Großen Koalition.
4. Auf dem Berliner Flughafen
Schönefeld
(EDDB / SXF), der später zum Großflughafen
Berlin-Brandenburg International ausgebaut werden soll,
wird heute die
Internationale
Luftfahrtausstellung von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel eröffnet.
Eine Hauptattraktion der "Air Show" ist das derzeit größte
Verkehrsflugzeug der Welt, der
Airbus
A 380,
dessen Kabinenausrüstung in
Hamburg-Finkenwerder
vorgenommen wird (zu deutschen Airbus-Werken siehe
hier).
.
c) Die deutschen Mundarten
(2) Hörbeispiele aus allen deutschen Sprachlandschaften
.
-
Di., 3.6.2008
a) Jazz in Deutschland II: Das
Bundesjazzorchester
(Leitung: Peter
Herbolzheimer;
aus einem Konzert im Auditorium maximum der Philipps-Universität am
2. Juli 1999)
.
b) Aktuelles:
1. Anläßlich des
Telefon-Abhörskandals
in der
Deutschen
Telekom sehen viele Deutsche die im
Grundgesetz (Art. 1-19) verankerten
Bürgerrechte
in Gefahr.
2. Zur Ablösung des norwegischen Kontingents entsendet heute
die Bundeswehr eine sog. Schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force) in
den Norden Afghanistans und wird am Hindukusch somit erstmalig als Kampftruppe
tätig (dazu ein Interview des Verteidigungsminiusters Dr.
Franz-Josef Jung
im
ZDF-Morgenmagazin).
Nach 26 gefallenen Deutschen müssen man nun verstärkt mit weiteren
toten und verletzten Soldaten rechnen.
3. Heute vor zehn Jahren ereignete sich das
ICE-Zugunglück
von Eschede (hierzu das
ZDF-Morgenmagazin)
4. die in Frankfurt am Main ansässige
Europäische
Zentralbank feiert am 1. Juni ihr 10-jähriges Bestehen.
5. Seit Wochen fordern deutsche Bauern
höhere
Milchpreise: mindestens kostendeckende
43 Cent pro Liter.
6. "Eine Schule für 325 Kinder aus 25 Nationen": die
Astrid-Lindgren-Schule auf dem Marburger
"Richtsberg" besteht seit 40
Jahren (OP-Meldung v. 2.6.2k8)
.
c) Museen in Deutschland: Einzigartig
in Deutschland ist das
Aeronauticum in
Nordholz bei
Cuxhaven.
Ungeschnittenes Video (W. Näser 2/2k8) von einem Museumsbesuch
im Februar 2008 (mit Statements des Fördervereins-Vorsitzenden Manfred
Mittelstedt und der Museumsleiterin Dr. Anja Dörfer).
Nordholz war im
Ersten
Weltkrieg Sitz des größten deutschen Luftschiffhafens. Das
Aeronauticum dokumentiert die eindrucksvolle Geschichte des unter dem
Grafen
Zeppelin begonnenen und auch von Prof.
Johann
Schütte betriebenen
Luftschiff-Baus,
der sich mit der Katastrophe von
Lakehurst (1937) seinem tragischen
Ende zuneigte. In seinem Jubiläums-Jahr 2007 erhielt das Aeronauticum
am 26. September den Förderpreis der
VGH-Stiftung
Hannover für das von Dr. Dörfer initiierte
museumspädagogische Konzept "Kinder wandeln auf Spuren der Luftfahrtpioniere
- abenteuerlicher Einsatz in luftiger Höhe".
.
-
Di., 10.6.2008
ACHTUNG: Die heutige Sitzung
fällt leider wegen Krankheit (Stimmbandkatarrh) aus. Bitte
nutzen Sie die unten angegebenen Links zum "E-Learning"!
a) "Uf dem Anger" aus
Carl Orffs
"Carmina
Burana" (Bad Hersfeld, Stuftsruine, Juni 1997; Live-Aufnahme W.
Näser)
b) Aktuell: USA-Präsident George W. Bush besucht Deutschland
und trifft sich heute abend mit Kanzlerin Dr. Angela Merkel
c) Medien (siehe dazu
hier) und Politik in
Deutschland.
zu letzterem siehe: Sind die Deutschen
"mündige
Bürger"?
Ausgewählte Links zur Information:
-
Di., 17.6.2008
a) Aus dem
Madrigal-Konzert
des Marburger Bach-Chors am 14. Juni 2008 im Fürstensaal des
Landgrafenschlosses
Marburg::
1. "Tanzen
und Springen" und "Feinslieb, du hast mich gfangen" von Hans Leo
Haßler
(1564-1612)
2.
"Tourdion" von Pierre
Attaignant
(ca. 1494-1552) Live-Tonaufnahmen (c) W. Näser
b) "Multikulti" auf dem Marburger Richtsberg: Bauchtanz im Gemeindezentrum
während des Flohmarkts am 14. Juni 2008 (Video: W. Näser)
.
c) Aktuelles:
1. Im gestrigen Vorrrunden-"Endspiel" besiegte die deutsche
Fußballmanschaft den Gastgeber Österreich knapp mit 1:0. Der mit
gemessenen 121 km/h unhaltbare Freistoß-Treffer kam von Kapitän
Michael
Ballack. Auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und 5 Bundesminister
waren zugegen.
2.
17.
Juni: Ausgelöst von Protesten gegen höhere Arbeitsnormen, kam
es vor 55 Jahren in Berlin und in rund 700 anderen Städten und
Gemeinden der ehemaligen "DDR" zu einem Volksaufstand, der von sowjetischen
Panzern blutig niedergeschlagen wurde. Bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober
1990 war der 17. Juni deutscher Nationalfeiertag. Leider ist dieses für
die deutsche Geschichte eminent wichtige Ereignis heute nur noch wenigen
Menschen bekannt; jüngste Untersuchungen der
Freien Universität
Berlin belegen dies. Wie
Markus Meckel im heutigen
ZDF-Morgenmagazin betonte, ist es hier mit dem
"öffentlichen Gedenken" nicht weit her. Vielerorts fiele an deutschen
Schulen der Geschichtsunterricht zur ehemaligen DDR weg, und so bekämen,
wenn überhaupt, die meisten jungen Menschen ihre Kenntnisse nur aus
verharmlosenden Filmen wie
"Sonnenallee"
oder
"Good
bye Lenin", wo der als Karikatur präsentierte kommunistische
Unrechtsstaat als zwar ein wenig vertrottelt, aber durchweg
liebenswürdig und sogar sozial dargestellt werde.
.
d) Schulsystem und (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten
in Deutschland (siehe auch
hier)
.
-
Di., 24.6.2008
Klausur
Anmerkung: ich habe im Moment genug zu tun mit der Durchsicht
und Bewertung der Klausuren. Daher bitte ich um Verständnis, daß
- von begründeten Ausnahmen abgesehen - entsprechende Email-Anfragen
nicht mehr beantwortet und die Noten erst am kommenden Dienstag und Mittwoch
bekanntgegeben werden. Im übrigen verweise ich auf die hier anklickbaren
Klausur-Lösungen (siehe oben). W.N., 26.6.2k8
.
-
Di., 01.7.2008
a)
Franz
Schubert (1797-1828): Aus dem vierten Satz seiner
Sinfonie Nr. 8 C-Dur (Jubiläumskonzert der Jungen
Marburger Philharmonie, Dirigent Kiril Stankov, Lutherische Pfarrkirche Marburg
22. Juni 2008; Live-Aufnahme W. Näser)
b) Schlußbetrachtung, Ausgabe der Übungsscheine,
Terminfragen
.
----------------- weitere (letztmalige) Semestersprechstunden
---------------------
jeweils 15-17 Uhr in der Wilhelm-Röpke-Straße 6 A, Zimmer
820 (Telefon 28-23508):
Mo., 07.7.2008
Mo., 14.7.2008
Mo., 21.7.2008
Di., 29.7.2008
In diesen Sprechstunden können Sie Nachprüfungen (siehe
Klausur-Lösungen)
ablegen und das im Semester Gelernte weiter vertiefen. Nutzen Sie diese
Chance.
Ich mache alle Betroffenen darauf aufmerksam, daß ab August 2008
weder Nachprüfungen abgehalten noch Scheine ausgestellt werden
können. Email-Anfragen zu den behandelten Themen werden jedoch weiterhin
beantwortet (naeser(at)staff.uni-marburg.de / naeser(at)live.de).
Wird ergänzt. Stand: 1.7.2k8