Dr. Wolfgang Näser: UE "Deutsche Sprache und Literatur im 20. Jahrhundert" (für Ausländer)
WS 2005/2006 * Mi 16-18, HG 207

Beginn: 26.10.2005       -> Anmeldeformular

Anmeldung: bis 25.10.2k5 via e-mail (naeser@staff.uni-marburg.de)
Studiengänge / Module: DaF/L

Kurzbeschreibung: Das 20. Jahrhundert wurde geprägt durch einen vielfältigen, tiefgreifenden Wandel in fast allen Bereichen. Der Motorflug, die mit komplizierten navigatorischen Verfahren arbeitende moderne Seeschiffahrt, die Motorisierung, Flexibilisierung und Automation in Leben und Arbeit, elektronische Kommunikationsformen (Funk, Telex, Fax usw.) und Massenmedien wie Rundfunk und Fernsehen, die bis in alle Feinheiten vordringende Ton- und Bilddokumentation, eine hochkomplexe apparative Medizin, die bemannte Raumfahrt, der Computer, die Digitalisierung fast aller Lebensbereiche und schließlich das Internet formten dieses Jahrhundert ebenso wie zwei Weltkriege, die unsägliches Leid über die gesamte Menschheit brachten und Abermillionen von Opfern forderten. Dieses seit Beginn unserer modernen Zeitrechnung wichtigste Jahrhundert äußert sich auch und gerade vornehmlich in Sprache und Literatur, des Chaos und Zerstörung überlebenden Ausdrucks einer Kultur, die nach Vollkommenheit strebt und der Überwindung menschlicher Irrwege in einer besseren Zukunft.

Auf dieser Basis verfolgt unsere Veranstaltung das Ziel, ausländischen Studierenden die vielfältigen Formen und den tiefgreifenden Wandel der deutschen Sprache und Literatur im 20. Jahrhundert nahezubringen; als Beispiele hierfür dient ein im Frühjahr 2002 begonnenes, bis zur Gegenwart reichendes Corpus, in dessen Texten Persönlichkeiten aus Kunst, Musik, Literatur, Wissenschaft, Politik und anderen Bereichen zu Wort kommen. Ausgewählte Texte werden im Plenum gelesen und besprochen (und als Aufgabe nachbereitet), andere können in Arbeitsgruppen behandelt und ggf. in Referaten präsentiert werden.

Teilnahmevoraussetzungen: Gute Grundkenntnisse der deutschen Gegenwartssprache (kein Anfängerkurs), Bereitschaft zu produktiver Mitarbeit
Leistungsnachweis
: 4 ECTS + Note für qualifizierte Teilnahme, 2 ECTS (ohne Note) für sonstige regelmäßige Teilnahme

Regelmäßige Anwesenheit und pünktliches Erscheinen sind unbedingte Voraussetzung.

Übungsplan:

  1. Mi., 26.10.2k5:
    a) Musik zur Einstimmung: Ludwig van Beethoven (1770-1827): Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 (e 1800): 4. Satz (Junge Marburger Philharmonie, Kerry Jago; Lutherische Pfarrkirche 3.7.2k5, Aufn. W. Näser)
    "Wie schon im ersten und dritten Satz ist auch im letzten die Konstituierung der Grundtonart verzögert. Beethoven komponiert eine siebentaktige Einleitung (Adagio), die zunächst den Dominantton G im Tutti exponiert. Es folgt die schrittweise Zusammensetzung eines langen Auftaktes zu einem leichten Sonatenrondo (Allegro molto e vivace), dessen Entstehung schon in den frühen 90er Jahren des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Beschwingt und unkompliziert klingt die Sinfonie aus." (Zitat aus: http://www.kritische-musik.de/noframes/beethoven-sinf.shtm)
    b) Anmeldung; Einführung in Ziele und Methoden der Übung
  2. Mi., 2.11.2k5
    "Die Frauenkirche wird geweiht: Blick nach oben - Dresden ist gerührt und feiert" (von Reiner Burger, FAZ 31.10.2k5)
  3. Mi., 9.11.2k5
    Kästner, Erich (1899-1974): Drei Gedichte (1927-1930; gelesen: 1 und 2)
  4. Mi., 16.11.2k5
    a) Musik: Juan Carlos Jobim (1927-1994): Wave (Gustl Mayer, Tenor-Sax + lokale Jazzer im Captain Ahab's Culture Club, Cuxhaven, 17.3.2004; Live-Aufn. W. Näser) => Hörprobe
    b) Text: Mayer, Gustl (* 1936) Worte zum Jazz
  5. Mi., 23.11.2k5
    a) Musik: Johann Sebastian Bach (1685-1750): Brandenburgisches Konzert Nr. 1, Satz 3; Prager Bachorchester, Matinée Stiftsruine Bad Hersfeld 20.8.2k; mp3/128 kBps aus Aufn. W. Näser)
    b) Text: Carl Zuckmayer (1896-1977), aus: Über die musische Bestimmung des Menschen (1970)
    in: Ein voller Erdentag. Betrachtungen, S. 118-120
  6. Mi., 30.11.2k5
    a) Musik: Samuel Webbe (1740-1816): You gave me your heart / Benjamin Cooke (1734-1793): As now the shades of eve; UniChor Marburg, Ltg. Wolfgang Schult, Universitätskirche 13.7.2k5 (Aufn. W. Näser)
    b) Zuckmayer, Über die musische Bestimmung: Fortsetzung der Textarbeit. Wortschatz, Idiomatik, Stil, Paraphrasierung des Textes, Diskussion zum Thema
  7. Mi., 07.12.2k5
    a) Musik aus der Marburger Elisabethkirche: Johann Sebastian Bach (1685-1750), Weihnachtsoratorium BWV 248, Kantate 1, Arie "Großer Herr und starker König" (Marburg, Elisabethkirche, 6.12.1998; Markus Volpert, Baß; Daniel Schäbe, Trompete, Studenten-Sinfonieorchester Marburg, Leitung: Bezirkskantor Jochen Kaiser; Tonaufnahme W. Näser)
    b) Nachkriegsdeutschland, seine Sprache und Kultur im Aufbruch:
    Die wilden 60er Jahre (aus einer hr3-Fernsehsendung vom 4. Dezember 2005, 21 Uhr, mit Karl-Heinz Stier)
  8. Mi., 14.12.2k5
    Weihnachten mit Loriot (aus Sketchen des deutschen Humoristen Vicco von Bülow)
  9. Mi., 21.12.2k5
    Weihnachten im Krieg. Aus den Erinnerungen zum Heiligen Abend 1914 an der Ypern-Front (Flandern, Belgien) von Kurt Zehmisch. (FAKT, 2.8.2k4); vergl. dazu auch den Film "Merry Christmas"
  10. Mi., 11.1.2k6
    a) Musik: Johann Strauß (Sohn, 1825-1899): "Künstlerleben" (a.d. Neujahrskonzert des Dvorák-Sinfonieorchesters Prag, Audimax der Philipps-Universität, 9.1.2k6; Ltg.: Siegfried Heinrich; Aufn.: W. Näser)
    b) Autorenlesung: Christine Brückner (1921-1996) in der Marburger Universitätsbibliothek (26. April 1985, Live-Aufn. W. Näser)
    1. zur Entstehung der "Pönichen-Romane" (Trilogie: Jauche und Levkojen [1976, 314 S.]/ Nirgendwo ist Poenichen [1977, 317 S.] / Die Quints [1985, 320 S.])
    2. Kapitel 22 aus "Jauche und Levkojen"
    3. Das 9. Kapitel aus: "Die Quints" (damals im Entstehen begriffen; mit Reminiszenzen an Marburg)
    Erläuterungen:
    Pönichen
    : fiktiver Ortsname im ehemals deutschen Pommern (Bild links aus: http://www.polishroots.org/genpoland/pommern.htm)
    Levkojen (Bild rechts): Matthiola incana, "blühen zwischen Juli und September, werden ca. 35 cm hoch, verbreiten einen schönen Duft und variieren in der Blüte von Pastellfarben bis hin zu intensiven Farbtönen." (http://www.blumensamen-shop.de/shop/Levkojen.htm)
    Hermann Löns (1866-1914) verfaßte Romane aus der niedersächsischen Bauernwelt "Der letzte Hausbur" und "Dahinten in der Heide", "Aus Wald und Heide", "Mein blaues Buch", "Das Zweite Gesicht", "Mein buntes Buch", "Heidebilder", und Gedichte (-> Sämtliche Werke in acht Bänden, hg. v. Friedrich Castelle, Leipzig 1923)
    Maikäfer flieg: Volkslied aus "Des Knaben Wunderhorn", hg. von Clemens Brentano (1778-1842) und Achim von Arnim (1781-1831), 3 Bde.(1806-1808), Bd. 1, S. 46; überliefert aus Niedersachsen und Hessen (Maikäfer flieg. / Dein Vater ist im Krieg. / Die Mutter ist im Pommerland, / Pommerland ist abgebrannt. / Maikäfer flieg.)
    Quintessenz: was als Ergebnis das Wesentliche, Wichtigste einer Sache ausmacht; hier als Wortspiel auf Aussprüche der Quint-Familie bezogen
  11. Mi., 25.1.2k6    
    a) Musik: a) Musik: Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791): Ouvertüre und Arie des Sarastro "In diesen heiligen Hallen" aus der "Zauberflöte" (Live-Aufnahmen und PC-Edition: W. Näser 1999-2000)
    b) Mann, Thomas (1875-1955; Lit.-Nobelpreis 1929): Aus Tonio Kröger (1899/1903; => Original-Lesung)
  12. Mi., 01.2.2k6
    a) Musik: Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847): Sinfonie Nr. 3 a-Moll ("Schottische"), op. 56, 4. Satz: Allegro vivacissimo (1842; Junge Marburger Philharmonie, Ltg. Kerry Jago, Stadthalle Marburg, 29.1.2k6; Tonaufn. und Bearb. W. Näser)
    b) Klüger, Ruth (* 1931): Die Lager. Aus: Weiter leben. Eine Jugend (1991)
  13. Mi., 08.2.2k6
    a) Musik: Johann Sebastian Bach (1685-1750): Eingang (Recitativo) und Schluß (Choral) der Solo-Kantate "Der Friede sei mit dir" BWV 158 (Thomas Gropper, Bariton; Dvorák-Sinfonieorchester Prag, Ltg. Siegfried Heinrich; Aula der Waldorfschule Marburg 11.1.2k5; Aufn. W. Näser)
    b) Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) zum Gedenken: "Liebe ist stark wie der Tod". Phoenix-Dokumentation 4.2.2k6, 17:30 (Screenshot rechts; vgl. Haftbericht, 1944/45)
    ----------------- mündliche Prüfungen *) ----------------------
  14. Mi., 15.2.2k6
    a) Sprachlicher Humor: Heinz Erhardt (1909-1979)
    b) Zusammenfassung und Rückblick. Ausgabe der Übungsscheine *)

Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern danke ich für ihr Interesse und ihre Mitarbeit. Auch nach dem Ende der Veranstaltung bin ich für Sie da. Sollten Sie also noch Fragen oder Anregungen haben, schreiben Sie mir bitte. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.
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*) nur für diejenigen, die ihre Scheine bis Mitte oder Ende Februar benötigen

Stand: 15.2.2k6