Dr. Wolfgang Näser: UE "Deutsche Landes- und Kulturkunde" (für Ausländer)
WS 2003 * Di 16-18, HG 207

Beginn: 21. Oktober 2003

Kurzbeschreibung

  1. Methode und Ziel: Markante Daten zur Literatur, Musik, bildenden Kunst, Geographie und den wichtigsten Institutionen Deutschlands werden anhand von Texten und medialen Präsentationen (Audio, Video) vermittelt und - je nach Interesse und Möglichkeit - durch den Besuch regionaler Museen und anderer Einrichtungen vertieft. Hierbei auch Erarbeitung themenbezogener Wörter und Wendungen, vor allem durch Nachbereitung und Diskussion. Sporadische Hausaufgaben; Arbeitsgruppen möglich.
  2. Teilnahmevoraussetzungen: Gute Grundkenntnisse der deutschen Gegenwartssprache (kein Anfängerkurs), Interesse an landes- und kulturkundlichen Themen und Bereitschaft zu produktiver Mitarbeit;
  3. Leistungsnachweis: 4 ECTS + Note für qualifizierte Teilnahme, 2 ECTS (ohne Note) für sonstige regelmäßige Teilnahme
  4. Arbeitsgrundlagen:
    a) Texte und audiovisuelle Präsentationen (in den Plenarsitzungen)
    b) Online-Texte (=> Links) zur Vor- und Nachbereitung
    Regelmäßige Anwesenheit und pünktliches Erscheinen sind unbedingte Voraussetzung.

Anmeldeformular

Zum Inhalt:

Ergänzend zu den Veranstaltungen im WS 2k2 und SS 2k3 auszugsweise Behandlung von (teilweise neuen, der gesellschaftlichen Entwicklung gemäßen) Aspekten der deutschen Landes- und Kulturkunde mit Einbezug des Marburger Kulturlebens. Einer der Schwerpunkte liegt auf der Musik als wichtigem Kulturgut; daher wird hier (anstelle einer Zwischenpause) traditionsgemäß die jeweilige Doppelstunde mit Auszügen aus eigenen Live-Konzertaufnahmen eingeleitet.

--> Weitere Informationen und Links enthält die Dokumentation der Lehrveranstaltung im WS 2k2.

Übungsplan:

  1. Di., 21.10.2k3
    a) Musikbeispiel: J.S. Bach (1685-1750), Eingangs-Chor a.d. "Magnificat" D-Dur BWV 243 (Live-Aufn. W. Näser, MR 18.4.1995);
    b) Anmeldung; c) Einführung in Ziele und Methoden der Übung
  2. Di., 28.10.2k3
    a) Musikbeispiel zum Reformationstag (31.10.): F. Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847): Sinfonie Nr. 5 D-Dur op. 107 "Reformations-Sinfonie", Satz 4 (nach Martin Luthers 1529 entstandenem Text "Ein feste Burg ist unser Gott"; Auszug d. Live-Aufnahme W. Näser, Bad Hersfeld 26.7.1997);
    b) Was ist Kultur? (Klärung des Begriffs, Wandtafel-Stichwörter: Verhalten des Menschen (-> savoir vivre); Alltagsleben, -kultur; Gewohnheiten, Sitten und Bräuche; Unterhaltung (Entertainment); Theater /Musik /Literatur /Film (Kino, TV), Bildende Kunst; Entwicklung des Geistes; Traditionen, Kultur- und Sittengeschichte eines Landes, Denkweise(n), ästhetisches Bewußtsein; beobachtete Phänomene: z.B. Mülltrennung (-> Duales System Deutschland), LKW-Maut (-> Toll Collect), Deutschland als Durchgangsland, Pufferstaat));
    c) Vorstellung meiner Homepage (in bezug auf Materialien zur Übung, vor allem die Links);
    d) Die deutschen Bundesländer; e) Schaubilder zur politischen und kulturellen Situation Deutschlands
  3. Di., 4.11.2k3

    a) Musikbeispiel: 2 deutsche Volkslieder, gesungen vom Kodály-Chor Hamburg in der Stephanuskirche Egestorf (Lüneburger Heide; Tonaufnahme W. Näser 21.9.2k3; dazu Bild oben);
    b) Die deutschen Dialekte (mit Tonbeispielen)
  4. Di., 11.11.2k3
    a) Musikbeispiel: Robert Schumann (1810-1856): "Singet nicht in Trauertönen" op. 98a/7 (Text: J.W. von Goethe, 1749-1832) und "Aufschwung" aus den Phantasiestücken op. 12 für Klavier (aus einem Liederabend mit Franziska Gottwald (Mezzosopran) und Heiko Reintzsch (Klavier) am 6. November 2003 in der Stiftsschule St. Johann Amöneburg (Tonaufnahme und Foto re.: W. Näser)
    b) Streiflichter: zum 9. und 11. November (Versailles 1918, Reichspogromnacht, Mauerfall; Beginn des Karnevals, der "fünften Jahreszeit"; Kurzreferate möglich)
    c) Themenschwerpunkt: Deutschland im Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg am Beispiel der hist. Filmdokumentation "Hamburg damals (1955-1959) [mit einem Beitrag über den damaligen Amateurfunk]", Norddeutsches Fernsehen 3, 7.11.2k3
  5. Di., 18.11.2k3
    a
    ) Musikbeispiel: Jazz mit Gustl Mayer (Live-Aufn. W. Näser, Cuxhaven 12.3.2002) als Beispiel der Jazz-Rezeption in der deutschen Kultur des 20. Jhds.
    b)
    Nachbereitung von "Hamburg damals"; kultureller Wandel und aktuelle Probleme im Nachkriegsdeutschland (Überblick; Begriffe: z.B. Hafenarbeiter, [der auch im Niederländ. verwendete Ausdruck] Stempelgeld, DGzRS, Wirtschaftswunder, die 68er, Report /Monitor /Frontal 21 [als TV-Magazine], Hunsrück /MR-Richtsberg [im Zusammenhang mit der Integration von Zuwanderern])
    c
    ) die beliebtesten Wörter des 20. Jds. und ihre Rolle in der deutschen Kultur (siehe hierzu auch: Wortschatzlexikon: Wörter des Tages, Uni Leipzig; Beispiele: Leibwächter >Bodyguard, Mannequin >Model, Deal > lohnndes Geschäft, Wellness > gutes Allgemeinbefinden, die Kids müssen Fun haben)
  6. Di., 25.11.2k3
    a) Musikbeispiel: J.S. Bach (1685-1750), Konzert für 2 Violinen und Orchester BWV 1043, Satz 1 Vivace (Werner Heutling und Hans-Jürgen Richter, Violine; Kammerorchester der Jungen Marburger Philharmonie, Matthäuskirche MR-Ockershausen 23.11.2k3, Aufn. W. Näser)
    "Werner Heutling wirkte als Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Er gab Meisterkurse in Deutschland, Schweden und Japan. Als Solist spielte er unter Dirigenten wie Jochum, Schmidt-Isserstedt, Münchinger, Böhm und Kempe. Als Primarius des Heutling-Quartetts spielte er zahlreiche Schallplattenaufnahmen ein, darunter sämtliche Streichquartette von Mozart und Schubert. Werner Heutling ist Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse." (Quelle: http://www.kirche-in-marburg.de/r10/aktuell/).
    b) spontane Diskussion zum Thema Bildung / Freiheit / Eigenverantwortung
    c) auszugsweise Lesung / Erläuterung: Texte gegen den Krieg. Friedensbewegung und Friedenswille im Deutschland des 20. Jahrhunderts
  7. Di., 2.12.2k3
    a) Musikbeispiel: Ralf Grössler: "Gloria" und "Credo" aus der Gospelmesse Missa Parvulorum Dei (Lutherische Pfarrkirche Marburg 30.11.2k3; Joanne Bell, Solo; Gospelchor Joy of Life der Kurhessischen Kantorei Marburg; Kammerensemble in Swing-Besetzung; Leitung Kantorin Sabine Barth; Tonaufn. und Proben-Foto W. Näser);
    b) Das besondere Verhältnis der Deutschen zu den USA: kulturelle und lexikalische Einflüsse seit 1945 (Stichwörter: Jazz; Berlin-Luftbrücke 1948/49 im Kalten Krieg; Besuch von J.F. Kennedy 1963; dt. Medien und US-Kultur, auch in der DDR; der 11.9.2k1 und die "uneingeschränkte Solidarität" usw.; Vorstellung der Web-Adresse http://www.dhm.de/lemo/ als "virtuelles Geschichtsbuch des 20. Jahrhunderts")
  8. Di., 9.12.2k3
    a) Musikbeispiel: J.S. Bach: Weihnachtsoratorium BWV 248, Kantate 1: Eingangschor "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage" / Baß-Arie "Großer Herr und starker König" und Schlußchoral (Ralf Döring, Baß; Vokalensemble Marburg, Kammerorchester Schloß Werneck, Dirigent Rolf Beck; Luther. Pfarrkirche Marburg, 22.12.1984; Tonaufnahme W. Näser)
    b) Weihnachtsvorbereitungen und ihr kultureller Niederschlag in Deutschland (Beobachtungen, Wortschatz)
  9. Di., 16.12.2k3
    a) Zwei Träger lokaler Musik-Kultur: Der Marburger Bachchor (Ltg. Nicolo Sokoli) mit seinem Adventskonzert "Nun komm, der Heiden Heiland" (Lutherische Pfarrkirche 14.12.2003) und der Marburger Konzertchor (Leitung: Siegfried Heinrich) mit J.S. Bachs Weihnachtsoratorium (St. Peter und Paul 15.12.2003; rechts: Probenfoto W. Näser) als Träger der lokalen Musik-Kultur: hierzu Ausschnitte meiner Tondokumentation.
    b) J.S. Bachs Weihnachtsoratorium als saisonales Kultur-Ereignis: kompositorische und sprachliche Gestaltung; hierzu ergänzend die Text-Synopse "Weihnachtsevangelium [nach Lukas 2] alt und neu" (Martin Luther 1545 / Stuttgarter 1975).
  10. Di., 13.1.2k4
    (a) Musikbeispiel: Adeles Lied "Mein Herr Marquis" aus der "Fledermaus" von Johann Strauß (Sohn, 1825-1899) und Ungarischer Tanz Nr. 1 g-Moll v. Johannes Brahms (1833-1897) aus dem Neujahrskonzert des Dvorák-Sinfonieorchesters Prag (Lt. Siegfried Heinrich) vom 7. Januar 2k2 in der Stadthalle Marburg (Aufn. W. Näser; Bild rechts: Foto vom Konzert am 13.1.2k4)
    (b) Besprechung der schriftl. Arbeiten; (c) Daten zur dt. Geschichte, Landeskunde und Kultur auf der Grundlage multimedialer PC-Bestände, Teil 1: Fischer Weltalmanach, Dt. Historisches Museum (ab 9.1.2k4 im restaurierten historischen Berliner Zeughaus).
  11. Di., 20.1.2k4
    (a) Musikbeispiele: Joh. Strauß, Sohn (1825-1899): "Annen-Polka", op. 117 (entstanden 1852; zu dieser Melodie sang später der international bekannte "Schwejk"-Darsteller Fritz Muliar: "Der Böhm in mir") und Johann Strauß, Vater (1804-1849): "Radetzky-Marsch" (1848): Dvorák-Sinfonieorchester Prag, Siegfried Heinrich, 13.1.2k4, Tonaufn. W. Näser, -> Foto rechts * Erläuterungen zum Walzer in der Musikgeschichte
    (b) Multimediales zu Deutschland, Teil 2: MS-Encarta (Daten zur Geographie, sozialen Lage, Politik, Geschichte mit Bildern, Videos und histor. Tonaufnahmen)
  12. Di., 27.1.2k4
    Musik und Sprache im digitalisierten Kulturleben
    (a) Ottorino Respighi (1879-1936; hatte später Kontakt mit Max Bruch), Concerto Gregoriano (1921; Auszug): Matthias Erbe, Violine*), Junge Marburger Philharmonie (Lutherische Pfarrkirche Marburg, 29. Juni 2k3, Aufn. W. Näser). Präsentiert wird die Aufnahme mit einem für deutsche Nachriegs-Innovationskraft typischem Beispiel, dem Anfang der 90er Jahre im Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen als Ziel optimaler Audio-Kompression entwickelten sog. MP3-Format (hier: 128 kbps), wofür Karlheinz Brandenburg, Bernhard Grill und Harald Popp den Deutschen Zukunftspreis 2000 erhielten. Was diese Technologie zu leisten vermag, verdeutlicht in unserer Präsentation eine für die Digitalisierung des Lebens ebenfalls typische Anwendung, der winzige sog. USB-Stick-Player (Foto hier).
    (b) Themenschwerpunkt: "Klassischer" deutscher Humor I: Vicco von Bülowsalias LORIOT (kurze Sketch- und Filmausschnitte aus der DVD-Edition)
  13. Di., 3.2.2k4
    a) Musikbeispiel: Antonin Dvorák (1841-1904): Cellokonzert; Schluß Satz 1 (Junge Marburger Philharmonie; Jorin Jorden, Cello; Kerry Jago, Dirigent; Stadthalle Marburg, 1.2.2k4; Tonaufn. u. Foto rechts. W. Näser)
    b) Themenschwerpunkt: Die "Senioren" in Deutschland - als Konsumenten (Freizeit, Urlaub, "Residenzen") und im Rahmen des "demographischen" und volkswirtschaftlichen Kalküls (Renten, Gesundheitswesen). Oder: der Charakter eines Staates offenbart sich darin, wie er mit seinen "Alten" umgeht °). Wir vergleichen die deutschen Verhältnisse mit anderen Ländern und diskutieren.
    Links:
    Altenpflege in Deutschland
    Wohnen im Alter - Altenhilfe in Deutschland
    Arbeiterwohlfahrt
    Literatur:
    Altenpflege in Deutschland. Bestandsaufnahme und Perspektiven. bearbeitet von Gisela Ross-Strajhar, IZ Sozialwissenschaften: Bonn 2003, 202 Seiten, ISSN 1616-3893
  14. 10.2.2k4
    (a) Musikbeispiel: Bundesjazzorchester (Proben-Ausschnitt MR, Audimax 2.7.1999; Aufn. W. Näser)
    (b) Themenschwerpunkt: Persönlichkeiten und Werte im modernen Deutschland: am Beispiel von Prof. Susanne Porsche (TV-Produzentin und Unternehmensberaterin, "Kinder wollen Werte"), Dr. Richard Munz (Chirurg; DRK-Einsatzleiter bei Katastrophen, wohnt in Lahntal bei Marburg), Bibi Johns (Sängerin und Schauspielerin), Susanne Birkenstock (Jungunternehmerin und Designerin), Rufus Beck (Schauspieler und Rezitator) und Joja Wendt (Pianist und Komponist), die in der NDR-Talkshow "Hermann und Tietjen" v. 6.2.2k4 zu Wort kamen
  15. 17.2. 2k4
    (a) Musikbeispiel: als festlicher Ausklang J.S. Bach, Osteroratorium BWV 249, Schlußchor (Marburg, Lutherische Pfarrkirche 19.4.1995; Die Polnischen Nachtigallen, Prager Bachorchester, Siegfried Heinrich; Aufn. W. Näser)
    (b) Deutscher Humor II: Heinz Erhardt (1909-1979), dem das Südwest Fernsehen (SWR 3) eine Sendung zum 95. Geburtstag widmete
    (c) Ausgabe der Übungs-Scheine (und - trotz Karnevals-Session - allgemeine Trauer, daß die Übung zu Ende ist)

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*)  Matthias Erbe erhielt den ersten Violinunterricht mit 10 Jahren (in Frankenberg, Kassel und am [Peter-Cornelius-] Konservatorium in Mainz. 1992 Mitglied des Jugend-Sinfonieorchesters des Landes Hessen, 1993 im Bundesjugendorchester. 1995 Violinstudium an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar bei Karl-Georg Deutsch; Künstlerisches Diplom. Weitere Studien dort bei Ulrich Beetz (Abegg-Trio) und Norbert Brainin (Amadeus-Quartett). Jan. 2001 Stipendiat der Rotary Stiftung, Aufbaustudium am Conservatory of Music in San Francisco: Violine bei Ian Swensen und Kammermusik bei Marc Sokol (Concord String Quartet)
°) "Das Klima sozialer Kälte spiegelt sich in unserem Sprachgebrauch. Im neusten Duden sind als Unworte des Jahres für 1996 »Rentnerschwemme« und für 1998 »sozialverträgliches Ableben« notiert. Es scheint sich bei uns eine absolut unerträgliche Euthanasiefreundlichkeit breit zu machen, so als ob die furchtbaren Verbrechen der Nazizeit nie geschehen wären. Behinderte, Kranke und Alte wären die ersten Opfer eines Rückfalls in die Barbarei." (aus: Hans-Erich Jürgens, Selbstbestimmung und Würde im Alter. Eröffnungsansprache zum 7. Vormundschaftsgerichtstag. Erkner, 2000. (alle Hervorhebungen von mir, W.N.)

Meinen lieben Teilnehmerinnen danke ich für sehr fleißige und qualifizierte Mitarbeit und wünsche ihnen von ganzem Herzen weiterhin alles Gute und ein glückliches und gesundes Jahr 2004.

(c) W. Näser, MR, 12/2k2 * Stand: 19.2.2k4