Chronologie (m)einer Medien-Arbeit

Unter anderem verfolgt nachstehende Aufstellung den Zweck zu dokumentieren, daß es in den fünfziger und sechziger Jahren in puncto Technik-Entwicklung und Technik-Konfrontation langsamer zuging als an unserem Fin de siècle, wo - besonders auf dem Computer-Sektor - der technisch-technologische Fortschritt nach Monaten gemessen wird und wo das Tempo der persönlichen Karriere zum entscheidenden, wenn nicht einzigen Beurteilungskriterium avanciert.

Während es sich damals oft erst der Abiturient leisten konnte, mit selbstverdientem Geld technische Träume zu realisieren, adaptiert heute eine zunehmend ebenso verwöhnte wie überforderte (und gelangweilte) Kids-Generation Fluch und Segen einer allumfassend-digitalen Informations- und Multimedia-Freizeitwelt vom Kindergarten an: der fünfzehnjährige PC-Yuppie, das geldgesegnete Wunderkind im Nadelstreifen wäre damals undenkbar gewesen, als die noch nicht um ihre Jugend betrogenen Kinder diese Zeit genießen konnten und genug Muße hatten, ihre Umwelt, auch und gerade die technische, in didaktisch vernünftiger Zeit und in begrüßenswerter Breite zu erkunden.

Die Beschäftigung mit Informations-Medien aller Art (besonders aber den elektronischen) durchzog, prägte mein Leben. Als typisches Kriegs-Kind machte ich erst am Ende der Grundschulzeit mit einem seltsamen Gerät namens Magnetophon Bekanntschaft, einem geöffneten Koffer mit sich drehenden Spulen, aus dessen Lautsprecher das ertönte, was unser Lehrer mittels eines sogenannten Mikrophons von unseren Stimmen aufgenommen hatte; erst als knapp Vierzehnjähriger konnte ich vernehmen, wie erstaunlich gut sich ein Schulchor mit einem tragbaren Tonbandkoffer "mitschneiden" ließ; der Traum vom ersten eigenen Tonbandgerät erfüllte sich erst dann, als ich mit knapp sechzehn Jahren, vom sozialen Zuschnitt her ein ganz normaler und durchschnittlicher Schüler, in der letzten Mittelstufenklasse den Unterricht unseres kleinen Englischlehrers "genoß". Und so konnte, mangels Game-Boy, Multimedia-PC, Techno und Kabel-TV, eine - durch ausgezeichnete Lehrer schon recht früh mitgeprägte - Entwicklung ihren Gang nehmen, deren Anfänge ich aus zeitgeschichtlichen Gründen hier mitskizzieren möchte.

MR, im Mai 1998      WOLFGANG NÄSER

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1952  
wie andere gleichaltrige Jungen mit dem Wenigen, das man hat, eifrig bastelnd, erbaue ich einen "Plattenspieler"; auf feststehender Basis werden die alten (Schellack-)Platten mit der Hand gedreht und von einem richtigen "Tonarm" mittels einer mechanischen "Tondose" gut hörbar abgespielt. Alte Grammophon-Nadeln gibt es genug.

1954  
Im neuen Neckermann-"Phono-Super" befindet sich ein moderner Plattenspieler, der auch die neuen 17-cm-Singles (45 U/min.) und Langspielplatten (33 U/min.) abspielen kann. UKW, die "Welle der Freude", eröffnet eine neue Hör-Dimension, besonders mit den aufkommenden 3-D-Radios, die ich bei reicheren Mitmenschen bewundere. Die Berliner "Insulaner" sind Deutschlands beliebteste Rundfunk-Serie. Hinter Schaufensterscheiben und in den Zimmern reicher Familien flimmert die Fernsehübertragung der Fußballweltmeisterschaft in Bern über die kleinen Schwarzweiß-Bildschirme. Peter Frankenfeld begründet mit seinem großkarierten Jackett und seinem hintergründig-schlagfertigen Humor die Tradition der TV-Showmaster. Mit dem allmorgentlich live aus einer anderen Stadt vom HESSISCHEN RUNDFUNK übertragenen "Frankfurter Wecker" kommt er auch in das noch kleine, verschlafen wirkende Arolsen. Auf einem Podium vor der Schul-Turnhalle dirigiert Willy Berking das große HR-Tanzorchester.

1956  
Ein großer Schritt für einen noch kleinen Jungen: das erste (Grundig-)Fernsehgerät in der Familie; zur Einweihung gibt es als Eurovisions-Übertragung Grace Kellys Hochzeit mit Fürst Rainier von Monaco; "Gaslicht" wird als Kriminal-Fernsehspiel berühmt.
Der Musikdirektor nutzt ein Medium: von dem mit 19 cm/s laufenden Grundig-Tonbandgerät TK 8 hören wir live aufgenommene (zur Kontrolle "mitgeschnittene") Darbietungen unseres Schul-Chores.

1958  
Anhand von Friedrich Herzfelds Lexikon der Musik erstelle ich eine umfangreiche Komponisten-Kartei und gewinne erste wertvolle Erkenntnisse in dokumentarischer Hinsicht. Aus mir zugänglichen Quellen erschließe ich den Werdegang einer Schallplatte vom ersten Tonband-"Mitschnitt" über die Matrizierung (Vater-/Mutter-/Sohn-"Shell") bis zur Pressung. Ich erinnere mich an eine damalige (1958/59), ziemlich heftige Diskussion während der Bus-Rückfahrt von einer Schul-Exkursion: man wollte mir partout nicht glauben, daß am Anfang jeder modernen Schallplattenproduktion immer auf Tonband aufgenommen wurde (die kurze modische Rückwendung zum Direktschnitt kam erst später).

1959

1960

1961

1962

1963/4

1965

1966

1967

1968

1969

1970

1971

1972

1973

1974

1975

1976

1977

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1979

1980

1981

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1983

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1985

1986

1987

1988  

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1990

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2000

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